Kapitel 92 – Balkongespräch


Claudia setzte Philipp an der Säbener Straße ab. Sie starrte stur geradeaus und so gab es nicht mal einen Abschiedskuss. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie ihn überhaupt gebracht hatte. Und warum? Weil er sich heute Nacht an sie gekuschelt hatte, wodurch sie wach geworden war. Allerdings murmelte er nicht ihren Namen, sondern Holgers.
Danach durfte er dann auch aufs Sofa umziehen für den Rest der Nacht. Philipp seufzte als er den Koffer aus dem Kofferraum holte und diesen wieder zuknallen ließ. Sofort trat seine Frau aufs Gas. Er hatte versucht es ihr zu erklären, sich irgendwie rauszureden, aber sie wollte alles nicht hören.


„Du siehst ja super gelaunt aus.“


Philipp hob den Kopf und sah Mario Götze, der auf ihn zukam. „Noch so jemand, der begeistert ist, dass ich nun einer von euch bin.“


Kopfschüttelnd schmunzelte Philipp und begrüßte ihn mit einer kurzen Umarmung. „Quatsch. Ich finds super, dass du hier bist.“


Sie redeten etwas und es kam ihm ganz gelegen, wenn er ehrlich war, so konnte er sich direkt ablenken. Und das nicht nur von Claudia, denn als er dem Trüppchen, was auf den Bus, der sie zum Flughafen bringen sollte, näherkam, sah er ihn direkt. Holger war schon da. Ein Lächeln, was sich nicht entscheiden konnte, ob es freudig oder traurig sein sollte, schlich sich auf seine Lippen.


Just in dem Moment kam aber auch der Bus vorgefahren und er löste den Blick von dem Jüngeren. Generell wurde er jetzt von allen möglichen Leuten begrüßt, immerhin hatte man sich einige Wochen nicht gesehen. Philipp war dem ganz dankbar. Er wusste immer noch nicht, wie er Holger unter die Augen treten sollte. Vor allem nicht nach dieser Nacht.


Dadurch, dass Thomas ihn und all die anderen noch kräftig unterhielt, bekam Holger gar nicht mit, wann Philipp ankam. Nur beim Einsteigen in den Bus erkannte er den Kapitän und spürte, wie die Aufregung, die eben noch etwas abgeflacht war, wieder bewusst spürbar war. Der Innenverteidiger war erleichtert, dass er ziemlich weit weg von Philipp im Teambus saß. Am liebsten würde er ja neben Mario sitzen, aber da jeder seinen festen Platz hatte, blieb ihm nur der Fensterplatz neben Jerome in der Mitte des Busses. Beide setzten sich aber zügig die Kopfhörer auf und dröhnten sich mit Musik zu, was Holger ganz gelegen kam. Er wollte jetzt gar nicht reden, wie es ihm ging und was es neues gab. Außer, dass er dem Mannschaftskapitän nicht mehr unter die Augen treten konnte, gab es wirklich nichts interessantes zu erzählen. Holgers Blick ging aus dem Fenster, als sie gerade Richtung Autobahn fuhren. Allerdings interessierten ihn nicht die Häuser oder die Gegend, sondern schenkte lieber der Spiegelung Beachtung. Er versuchte den braunen Haarschopf zu erkennen, aber die Darstellung war zu schlecht, weswegen er den Kopf wieder nach vorne drehte und Philipp einige Reihen vor sich erkannte, der neben Daniel saß. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Alles wirkte so wie immer. Auch kam er sich in diesem Moment nicht einmal so vor, als wäre er verletzt und würde ewig nicht spielen können. Er fühlte sich seit langem wieder zugehörig zu seinem Team. Und noch mehr zu Philipp, von dem er sich regelrecht dazu zwingen musste seinen Blick abzuwenden.


Als sie am Flughafen angekommen waren, hatte die SMS-Nachricht längst Holgers Handy verlassen und schickte sie an Marios Smartphone. Es war kindisch und auch albern, aber er wollte nicht, dass Philipp ihn zur Seite ziehen würde. Und das würde er nicht, solange jemand anderes dabei war, der das mitbekommen könnte.


Er folgte neben Mario der Mannschaft zum Check-in, klärte alle Formalitäten, dabei warf er immer wieder einen unauffälligen Seitenblick nach links und nach rechts, um Philipp zu erspähen.


„Der redet doch grad mit Thommy und den anderen“, merkte Mario leicht grinsend an.


Holger fand es etwas weniger amüsant. „Ich will einfach jetzt nicht mit ihm reden... das ist so unangenehm.“


Mario nickte verständnisvoll. „Das versteh ich ja, aber Philipp und du seid beide erwachsen. Ihr könnt und müsst auch beide damit umzugehen lernen. Oder soll das jetzt solange so weitergehen, bis Philipp in den Ruhestand geht?“


„Nein, natürlich nicht“, seufzte er. Das würde Holger auch gar nicht packen, so lange auf den Kapitän zu verzichten.


Mehr als nur einmal ging der Blick zu Holger. Philipp fragte sich, was in dem Innenverteidiger wohl vorging. Und er fragte sich, was in ihm vorging, was er wohl dachte und wie er sich gerade fühlte. Er fragte sich auch, was in ihm selber vorging. Die Aktion von heute Nacht verwirrte ihn. Vor allem aber sorgte sie dafür, dass er im Flugzeug erst mal einschlief. Nachdem Claudia ihn aus dem Bett geschmissen hatte, hatte er kein Auge mehr zu gemacht. Und so öffnete er sie erst als Thomas leicht an seiner Schulter rüttelte und ihm mitteilte, dass sie gleich landen würden.


Der Mannschaftsbus wartete schon vor dem Flughafen und lud Gepäck und Spieler direkt ein. Ein bisschen was lag noch vor ihnen, bevor sie endlich im Hotel waren. Es war früher Nachmittag und alle freuten sich darauf endlich in der Anlage anzukommen und am besten direkt den Pool auszuprobieren. Heute stand keine Einheit mehr auf dem Plan. Lediglich ein Treffen am Nachmittag, wo keiner wusste, was das sollte und eine kleine Besprechung nach dem Abendessen. War auch genug für den Anfang.
Im Bus ergriff Pep das Wort. Er hatte Probleme sich mit einigen deutschen Worten auszudrücken, aber er bemühte sich. Er begrüßte alle kurz, erinnerte sie noch mal an das Treffen in der Lobby um 16:00 Uhr und verkündete die Zimmerverteilung. Er erklärte, dass alles beim Alten bleiben würde und zählte nur die Veränderungen und die Neuzugänge auf.


Philipp dachte schon das wäre es gewesen als Pep auf ihn zukam. Er sprach Englisch mit ihm, um sich besser auszudrücken. Vermutlich hätte er chinesisch reden können oder russisch, er brauchte nur einen Namen hören, um zu verstehen, was er sagen wollte. Okay, zwei Namen. Einer, der ihm sagte, wer sein Zimmergenosse sein würde und der andere zur Erklärung, warum es so gewählt war. Holger und Jupp.


Holger hatte sich gerade die Kopfhörer nach Peps Ansprache wieder aufsetzen wollen, als er mit ansehen musste, dass dieser mit Philipp ein Gespräch begann. Worum es wohl ging? Auf die Distanz würde er das nie und nimmer hören können, da sich auch noch andere Kollegen im Bus unterhielten.


Philipps Herz schlug ihm bis zum Hals und er nickte bloß, nahm es so hin, lächelte seinen Trainer sogar leicht an, aber in seinem Kopf drehte sich alles. Leichte Panik kam in ihm hoch. Er wollte doch irgendwann mit Holger reden und dann konnte sich jeder in seinem Zimmer zurückziehen… aber so? Na herzlichen Glückwunsch… damit hatte er nun so gar nicht gerechnet. Was hatte Jupp da auch seine Finger im Spiel? Oder hatte er Pep nur darin bekräftigt? Philipp wusste es nicht. Er hatte gar nicht richtig zugehört, wenn er ehrlich war. Nachdem der Name des Innenverteidigers gefallen war, hatte er nicht mehr richtig zugehört.
Er wagte es auch gar nicht sich umzudrehen, um zu gucken, wie Holger auf die Neuigkeit reagierte, wenn Pep sie ihm denn jetzt auch noch im Bus mitteilte, immerhin fuhren sie gerade die Einfahrt zu der Hotelanlage hoch.


Seufzend startete Holger einen Song auf seinem Handy, als er wieder erstaunt aufsehen musste, nachdem Jerome ihn am Arm gestoßen hatte. Pep stand nun vor ihm, lächelte freundlich und erklärte ihn mit nur wenigen Worten auf englisch, dass er kein Einzelzimmer bekommen würde. Die erste Frage, die ihm über die Lippen kam, war, ob das Hotel nicht eigentlich groß genug sein müsste, damit jeder Spieler ein eigenes bekommen konnte. Pep schüttelte lachend den Kopf und erwähnte Jupp. Jupp, der es anscheinend besser fand, wenn Holger nah an der Mannschaft war und sich nicht ins Zimmer alleine zurückziehen konnte. Er ahnte schon, was das zu bedeuten hatte...


„...with Philipp“, beendete der spanische Trainer seinen Satz, wodurch ihm sämtliche Gesichtszüge entgleisten. Mit Philipp in einem Zimmer. Jupps Wunsch. Pep erklärte ihm noch, dass der vorherige Trainer der festen Überzeugung war, dass die Nähe zu Philipp ihm gut tun würde. Langsam aber sicher fragte sich Holger, was Jupp eigentlich von ihren gemeinsamen Erlebnissen wusste. Hatte Philipp doch noch mehr erzählt, als er vor ihm zugeben wollte? Oder war das einfach die langjährige Trainer- und auch Lebenserfahrung Jupps?
Beides lag im Bereich des Möglichen.
Jetzt war ihm aber klar, was Pep auch zu Philipp gesagt haben musste. Was dieser wohl jetzt denken würde? Ob er glaubte, dass Holger sich das absichtlich ausdachte, um ihm näher zu sein? Hoffentlich nicht... der Blonde wäre ja selber gerne in einem Einzelzimmer gewesen. Anderseits, und das konnte er wirklich nicht abstreiten, gab es da auch einen Teil in ihm, der sich darauf freute. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie er es jedes Mal genoss neben Philipp einzuschlafen und da er davon ausging, dass es nur ein Bett in diesem Zimmer gab, würde es womöglich auch so kommen. Nur musste er deshalb den Plan verwerfen ihm die ganze Zeit über aus dem Weg zu gehen...

„Willst du nicht aussteigen?“, grinste Jerome ihn an. Holger hatte gar nicht realisiert, dass der Bus bereits parkte.


„Doch“, grinste er leicht und folgte seinem Mannschaftskollegen.


Mit dem Gepäck wurde ihm natürlich geholfen, da er schon Probleme genug hatte aus dem Bus auszusteigen ohne hinzufallen. Als er wieder festen Boden berührte, erschien Mario direkt neben ihm und legte ihm einen Arm um die Schulter. Zog ihn so etwas heran und flüsterte ihm aufmunternd etwas zu.


„Das kriegen wir schon zusammen hin. Du wirst sehen, das wird.“ Holger lächelte schwach. „Ich bin mit ihm in einem Zimmer.“


Mario schien erstaunt und warf einen Blick auf das riesige Anwesen. „Hat das einen speziellen Grund?“ Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Holger oder Philipp danach verlangten.


„Jupp scheint seine Finger im Spiel zu haben. Es würde mir gut tun... nein, Philipp würde mir gut tun.“
Was eben nun mal auch eine Tatsache war, die sich nicht abstreiten ließ. Diese Meinung vertrat auch Mario.



Irgendwie war er wie in seiner eigenen Welt, wie im Rausch. Er reagierte zwar auf Leute, antwortete ihnen, aber wusste im nächsten Moment nicht mehr, was er gesagt hatte, geschweige denn, mit wem er gesprochen hatte. Seine Gedanken drehten sich einzig und allein um Holger.
In der Lobby wurden die Schlüssel verteilt und alle verschwanden erst mal auf ihre Zimmer. Natürlich bekamen er und Holger zwei Schlüssel, also konnte er sich seinen nehmen und direkt verschwinden. Aber was brachte das? Er würde Holger ja so oder so sehen. Auf dem Zimmer. Ihrem Zimmer.


Holger ließ sich Zeit bis er ins Zimmer ging. Erst hatte er Philipp beobachtet, der sich den Schlüssel holte und sofort in Richtung der Zimmer verschwand. Danach stand der Blonde noch etwas unbeholfen in der Lobby, wollte das erste Zusammentreffen hinauszögern, bis er feststellte, wie albern er sich verhielt.


Philipp schloss auf und trat ein. Natürlich war es ein großes Doppelbett. Aber das Zimmer war hell, freundlich, eher in rot gehalten und hatte einen kleinen Balkon. Er entschied sich für die Bettseite, die weiter von der Tür und dem Bad weg war, damit es Holger nicht so weit hatte. Außerdem hatte er es so näher zum Balkon. Die Tür dorthin öffnete er auch direkt. Er hatte plötzlich das Gefühl als würde er in diesem kleinen Zimmer ersticken. Bloß blieb das stumpfe Gefühl, dass sich um seine Brust schnürte und ihm den Atem raubte. Wovor hatte er Angst? Er hatte doch lange genug Zeit gehabt, sich zu überlegen, was er Holger sagte… bloß war er zu keinem Ergebnis gekommen. Ob er ihm Fragen stellen würde? Ob er Erwartungen hatte?
Vielleicht sollte er wirklich einfach darauf warten, dass Holger durch diese Tür kam. Dann konnten sie weitersehen. Oder auch nicht…


Irgendwann musste Holger nunmal in das Doppelzimmer zu Philipp. Er schluckte schwer, als er vor der Tür ankam und die Klinke berührte. Wie würde der erste Blickkontakt werden? Die Frage beantwortete er sich, in dem er die Tür vorsichtig aufschob und sie leise hinter sich schloss. Philipp erblickte er sofort am Balkonfenster.


„Hey“, grüßte er ihn verhalten und versuchte sich an einem erfreuten Lächeln. Aber es war nicht gespielt, es war echt. Holger freute sich schließlich auch mit Philipp das Zimmer zu teilen. Wenn da nur nicht diese eine ungeklärte Sache zwischen ihnen stünde.


Philipp zuckte erschrocken zusammen als er die Tür hörte und traute sich nicht sich umzudrehen. Erst als Holger ihn grüßte, wandte er sich um. Er lächelte ihm entgegen. Trotz allem. „Hey.“ Philipp schaffte es sogar ihm ebenfalls ein Lächeln zu schenken. Er versuchte sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.


„Ich war ganz schön überrascht, als ich davon erfahren hab, dass wir uns ein Zimmer teilen“, erklärte er, um gleich von sich zu weisen, dass er für diese Einteilung verantwortlich war. Er stellte seinen Koffer beim Schrank ab und marschierte zum Bett, um dort sein Handgepäck abzustellen. Er zog den Reißverschluss der Tasche auf und war dankbar, dass er sich nun auf das Auspacken konzentrieren konnte, anstatt den Kapitän ansehen zu müssen. Er spürte nämlich wieder, wie ihm heiß wurde und sein Gesicht bestimmt erneut eine leichte Röte zierte.


Philipp nickte langsam. „Ja, ich auch. Ich hatte nicht damit gerechnet. Wer kommt aber auch auf die Idee, dass sich Jupp noch einmischt?“ Philipp versuchte es scherzhaft, aber irgendwie kam er sich selber blöd dabei vor. Genau wie er sich blöd vorkam, als er Holger so genau beim Auspacken beobachtete. In Gedanken war er schon weiter. Wie sie abends im Bett liegen würden und schlafen wollten. Philipp wusste jetzt schon, dass er das nicht konnte. Allein der Gedanke daran ließ sein Herz unnatürlich schnell gegen seinen Brustkorb schlagen.

Er fühlte sich selbst verkrampft an als er sich um seinen Koffer kümmerte. Er öffnete ihn, nahm direkt den Kulturbeutel und brachte ihn ins Bad. Dort sah er in den Spiegel und erschrak vor sich selber. Er sah aus als hätte er einen Geist gesehen… das sollte er schleunigst ablegen.
Er nahm den Blick von seinem Spiegelbild und ging zurück ins Zimmer. Widerwillig nahm er sich eine Schrankhälfte und packte seine Kleidung dort rein. Alles in ihm schrie danach, dass er das nicht konnte. Ein Zimmer gemeinsam mit Holger. In Philipp wuchs die Idee, dass er Mario fragen würde, ob sie tauschen würden. Der würde sich doch sicher freuen und er wusste über alles Bescheid. Er konnte für Holger da sein. Philipp konnte es immer noch nicht. So traurig es auch war.


Holger freute sich über das Lächeln, auch wenn sich etwas Sorge bei ihm einschlich, als er Philipps bleiche Gesichtsfarbe erkannte. War ihm etwa schlecht geworden? Wegen der Zimmeraufteilung? Betreten senkte er den Kopf. Bestimmt lag es an ihm, an was denn auch sonst? Am Fliegen oder an der Busfahrt mit Sicherheit nicht.
„Er fühlt sich womöglich noch für uns verantwortlich“, gab der Innenverteidiger murmelnd zur Antwort. Seine Schultern zuckte dabei fast schon gleichgültig. Holger kramte geräuschvoll in der Tasche, wodurch ihm seltsamerweise auffiel, dass es sonst keine Nebengeräusche im Raum gab. Er riskierte es aber nicht aufzusehen. Jeder Blickkontakt war für ihn schrecklich unangenehm, weswegen er es einfach so hinnahm und alles wichtige aus seinem Handgepäck räumte. Plötzlich stockte er in seiner Bewegung. Ganz unten hatte er ja Philipps Shirt eingepackt. Sollte er es ihm jetzt zurückgeben? Das erschien ihm nicht richtig. Er brauchte es doch irgendwie, wenn er schon auf den echten Philipp verzichten musste, dann wenigstens das Shirt, dass ihm so schöne, aber auch traurige Erinnerungen bescherte. Den Gedanken daran es ihm zu geben, verwarf er deshalb also.
Als der Blonde das Handgepäck neben das Bett auf den Boden stellte, stellte er fest, dass Philipp ins Badezimmer verschwand. Auch als er das Zimmer betrat, sagte er nichts mehr. Sie hüllten sich beide in Schweigen, als hätten sie sich nichts zu sagen. Obwohl es so viel unausgesprochenes zwischen ihnen gab. War es nicht auch in Vail so gewesen, dass sie sich gegenseitig anschwiegen? Aber da war es wegen der Verletzung. Philipp hatte Angst etwas falsches zu sagen, aber womöglich war es jetzt genauso.


Philipp nickte bloß, wusste nicht mal ob Holger das sah. Aber er hatte sicher Recht. Es würde zu Jupp passen, dass er sich verantwortlich fühlte. Irgendwie war das ja auch schön, aber… in diesem Moment einfach unpassend. Wobei „unpassend“ auch nicht das richtige Wort war. Es war einfach scheiße. Ganz einfach. Nicht mehr und nicht weniger. Es war richtig scheiße.


In Gedanken überlegte er sich, was er Mario erzählen würde. Irgendwie musste er ihn davon überzeugen, dass er mit Holger das Zimmer teilen musste.


Holger hingegen wollte den Kapitän nicht verschrecken und hatte so ein Gefühl, dass er es bei jedem Wort, das er sagen würde, nur noch schlimmer machte. Er konnte nicht anders, auch wenn er sich damit selber ins Aus katapultierte, doch die Frage brannte ihm förmlich auf der Zunge. „Nervt... also s-stört es dich, dass wir uns ein Zimmer teilen müssen?“ Fragend schaute er auf den Rücken, der ihm zugewandt wurde. Ängstlich wartete er auf eine Antwort. Obwohl er darauf gefasst war, dass ein bitteres „Ja“ erklingen würde. Verletzen würde es ihn letztendlich trotzdem.


Die Frage von Holger riss ihn aus seinem Konzept. Er stockte und musste die Frage erst mal verarbeiten. Eigentlich müsste er die Frage bejahen, sonst würde er sich ja keine Alternative suchen mit Mario. Und doch schüttelte er den Kopf und drehte sich um. Er lächelte leicht. „Nein. Wir haben ja schon oft das Zimmer geteilt. Ich kann mir schlimmere Zimmergenossen vorstellen.“ Generell zumindest. Gerade aber wohl nicht. Gerade war wirklich Holger das Schlimmste, was passieren konnte. Aber er konnte ihm das nicht sagen. Er konnte ihm nicht sein zerbrechliches Herz zerreißen. Er konnte ihm nicht wehtun. Wobei er das doch mit dieser Lüge auch tat, wenn das rauskommen würde, oder? Eigentlich war er ein Arsch, wenn man es objektiv betrachtete. Er log hier rum und würde sich hinter seinem Rücken jemanden suchen, der tauschen würde. Philipp hoffte sogar inständig, dass Mario Verständnis hatte und mit ihm den Tausch einging. Anders wusste er nicht, wie das gehen sollte. Holger wühlte ihn einfach zu sehr auf.


Philipps Worte klangen in Holgers Ohren nicht sehr begeistert von der Tatsache, dass sie die Zeit in Trentino Nacht für Nacht im gemeinsamen Bett schlafen mussten. Das Lächeln ließ ihn aber trotz der unbegeisterten Antwort etwas hoffen, dass er nur müde von der anstrengenden Reise war. „Okay, ich dachte mir, dass es dir ja vielleicht unangenehm sein könnte, weil... also, nur -“ Holger verhaspelte sich total und stammelte unsicher. Warum konnte er es nicht einfach nach einem Nicken gut sein lassen und entschied sich dafür noch etwas zu sagen? Jetzt war er selber Schuld, dass er sich stotternd von Philipp abwenden musste.


Philipp sah bei den Worten auf, aber Holger drehte sich bloß weg und ließ den Satz offen. Hätte er ihn sich nicht schenken können? Er wollte da nicht drauf eingehen, nicht weiter lügen. Wobei… unangenehm war ihm ja nicht die Tatsache, dass Holger ihn liebte, sondern die Tatsache, dass er damit nicht umgehen konnte. Oder belog er sich gerade selber? Das stand ja nun mal schon irgendwie im Zusammenhang. Ach war das kompliziert.
Der Kapitän beschloss die Aussage einfach zu ignorieren. Das war doch für beide das Beste. So packte Philipp einfach weiter seinen Koffer auf. Zumindest das Nötigste. Er hoffte ja, dass er ihn bald wieder packen konnte. Am besten gleich noch direkt.


„Was macht denn Julian?“, interessierte er sich, während er einige Schritte zurück tapste und sich vorsichtig auf der Kante des Bettes niederließ. Holger war darum bemüht Normalität zwischen ihnen einkehren zu lassen. Das wäre für den Anfang wirklich wichtig, da der Jüngere wusste, dass dieses beklommene Schweigen ihn irgendwann erdrücken würde.


Die Frage zu seinem Sohn ließ ihn aufhorchen. Themenwechsel, damit keine Stille einkehrte oder war das ernsthaftes Interesse?
„Ihm geht es ganz gut. Er läuft immer noch überall mit dem blauen Elefanten hin.“ Das Lächeln legte sich wie von selbst auf Philipps Lippen. Wie konnte er denn auch nicht lächeln, wenn er von seinem Sohn sprach? Er war wirklich sein Ein und Alles.


„Das freut mich“, gab Holger ehrlich zurück und grinste bei dem Gedanken an den blauen Elefanten. „Süß, wie er an Pata hängt.“ So hieß das Stofftier doch, oder? Ihm blieb das Lächeln auf Philipps Gesicht nicht verborgen... wieso konnte er nicht so ein Lächeln bei ihm auslösen? Diese Ehre gebührte wohl nur Julian und Claudia. Niemals Holger.

„Hast du dich schon für eine Bettseite entschieden? Mir ist das eigentlich egal.“ Nachdenklich schaute er auf das große Doppelbett und fragte sich, ob Philipp seine Frage falsch verstehen könnte. Der Kapitän könnte seine Worte so interpretieren, dass es ihm sowieso egal war, weil er sich an ihn kuscheln würde. Ein wirklich schöner Gedanke die Nächte über in Trentino ungestört in Philipps starken Arme zu verbringen. Nach der Erkenntnis, dass er sich in ihn verliebte, würde das nie wieder so sein ohne, dass sich Philipp bedrängt fühlen würde.
Er konnte ja noch nicht ahnen, was dieser in seinem hübschen Köpfchen plante, um die Nächte mit ihm zu vermeiden.


Wieder holte Holger ihn aus seinen Gedanken. „Ich dachte ich nehme die am Balkon, dann hast du es nicht so weit zu den Türen“, erklärte Philipp und schloss den Schrank wieder. Eigentlich war das wieder eine Lüge. Ja, er hatte es sich wirklich anfangs so gedacht, aber eigentlich ging er davon aus, dass er nicht in diesem Bett schlafen würde. Nicht eine einzige Nacht. Allerdings sollte er das schnell in die Wege leiten, sonst würde er Holger nur noch mehr enttäuschen, oder? „Aber mir ist es eigentlich auch egal, such dir was aus.“


„Gute Idee... danke“, antwortete er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Aber sonderlich begeistert war es nicht. Zu komisch waren diese Momente, wenn man bedachte, wie nah sie sich an manchen Tagen schon waren. Sie waren sich sogar vertrauter, als er ihn immer wieder abwies und zurückstieß. Allerdings fand er es zuvorkommend, dass Philipp ihm die andere Bettseite überließ. War es, weil er sich um ihn sorgte? Oder er interpretierte zu viel hinein und er hätte es für jeden anderen auch so gemacht.


Philipp sah ihn an. Holger saß auf diesem Bett und irgendwie… plötzlich hatte Philipp Zweifel. War er es Holger nicht schuldig, dass er es zumindest versuchte? Er war doch sonst auch niemand, der vor Problemen davon lief. Ja, eine Nacht. Diese erste Nacht würde ein Test sein. Eine Nacht würde er ja wohl überleben, oder? Vielleicht war es auch gar nicht schlimm und er konnte wirklich die gesamte Zeit mit Holger hier verbringen. Der Kapitän lächelte leicht und trat auf den Balkon.


Holger wusste nicht warum, aber er sah die stumme Aufforderung darin ihm zu folgen.


Holger trat also ebenfalls auf den Balkon, was ihn nicht sonderlich wunderte. Er sah aber lieber wieder raus in den Himmel und kniff die Augen zusammen bei der blendenden Sonne. Es war herrliches Wetter und er schaffte es sogar den Streit, den er zuvor mit Claudia gehabt hatte, auszublenden.

„Es ist echt schön hier“, stellte Philipp fest und war um Normalität bemüht. „Guck doch mal, da hinten ist ein Pool.“ Aber ihm fiel etwas ein, weswegen er sich unschlüssig umdrehte. „Darfst du eigentlich schwimmen?“


Seine Frage bestätigte es nur, weswegen der Innenverteidiger sich neben ihn stellte und zum Pool sah. „Soll ich sogar“, erzählte er schmunzelnd. Der Widerstand des Wassers und das Gefühl von Schwerelosigkeit würde sich positiv auf die Gelenke auswirken, hieß es. „Neben einigen Stunden auf dem Fahrrad-Ergometer soll ich auch die Zeit nutzen um zu schwimmen und meine Übungen zu machen.“ Den Rest der Zeit würde er wohl ausruhen und der Mannschaft beim Training zusehen, damit er wichtige Eindrücke sammeln konnte, wie Pep sie trainierte. Ob er seinen Blick wenigstens dort von dem kleinen Kapitän lassen könnte? Diese Aufgabe würde interessant werden, soviel stand fest.


„Wir könnten ja auch jetzt schon mal das Wasser testen“, bot er ihm an, obwohl er sich im nächsten Moment wieder einmal fragte, was sein Kopf sich jetzt wieder dabei dachte. Sein Kopf wahrscheinlich sowieso nichts, nur sein Mund sprach das wieder viel zu schnell aus. Egal, ob er einwilligte, Holger würde aus dem Zimmer verschwinden. Das war ja nicht auszuhalten, wie er sich hier um Kopf und Kragen redete!



Philipp sollte seiner Frau schreiben, dass er gut angekommen war. Gerade wollte er den Balkon wieder verlassen, um das Handy zu holen als er Holgers Frage vernahm. Überrascht sah er ihn an. Er wollte mit ihm schwimmen gehen? Eigentlich war es nichts schlimmes, aber er dachte gerade daran, dass sie ja oben ohne sein würden und wie das Wasser aus ihren Haaren perlen würde…
„Okay, ich muss mich nur eben bei Claudia melden, damit sie sich keine Sorgen macht.“ Dann ging er direkt wieder rein. Er könnte sich auf die Zunge beißen! Was sollte das denn jetzt? Wollte er ihm damit klarmachen, dass da immer noch seine Frau in seinem Leben war? Aber so war es ja auch. Das wusste Holger ja auch… er schüttelte kurz seinen Kopf. Er sollte aufhören nachzudenken.
Aus seinem Handgepäck holte er das Handy, wählte sich ins W-Lan des Hotels ein und schrieb seiner Frau eine kurze Nachricht bei WhatsApp:


//Grüße aus Italien! Wir sind gut angekommen und erkunden jetzt erst mal das Hotel. Gib Juli einen Kuss von mir. Phil//


Ja, die Nachricht war distanziert, aber was sollte er denn schreiben? Er wusste ja, dass sie sauer auf ihn war und da wollte sie kein „ich liebe dich“ oder ähnliches lesen. Traurig lächelte er und legte das Handy beiseite, ehe er sich umwandte und Holger suchte.


Holger zeigte sich überrascht, als Philipp einwilligte. Er rechnete wirklich mit einer Ablehnung, die ihm in dieser Situation beinahe lieber gewesen wäre. Dann hätte er den Kapitän vorerst meiden können, aber so … Holger spürte, wie ihm heiß wurde, als er alleine am Balkon verweilte. Sie würden beide nur in Badehosen bekleidet sein. Nicht unbedingt vorteilhaft, wenn man versuchte seine Gefühle für die andere Person, die nicht existieren durften, unter Kontrolle zu bringen.
Allerdings drängte sich ablenkend zu den unangenehmen Gedanken eine Frage in den Vordergrund. Betonte Philipp extra, dass er seiner Ehefrau schreiben musste? Damit Holger Bescheid wusste, dass da nie mehr sein konnte, weil er verheiratet war? Aber die ganzen Küsse aufs Haar... wieso fühlten die sich so gut an? Warum machte er das immer wieder, wenn es doch rein gar nichts zu bedeuten hatte? Oder steigerte er sich in diese netten Gesten hinein und bildete sich zu viel darauf ein? Philipp wollte bestimmt einfach nur für ihn da sein.


„Also schwimmen?“ Wobei ihm nicht danach war, wenn er ehrlich war.

Holger erwiderte den Blick, aber er erkannte den traurigen Ausdruck auf seinem Gesicht, den er wohl zu verbergen versuchte. Ihm lag auf der Zunge, dass er doch einfach sagen konnte, wenn er doch nicht mitwollte. „Ich will dich nicht zwingen“, stellte er klar. „Einen Babysitter brauche ich mittlerweile ja nicht mehr.“ Holger lächelte leicht, wollte den ernst aus der Situation nehmen und auf Philipps Gesicht ein Lächeln sehen. Zumindest ansatzweise.


Ob Holger wohl je einen Babysitter gebraucht hatte? War es nicht mehr Philipp, den er gebraucht hatte? Oder waren die Gefühle erst währenddessen entstanden? Wenn er ehrlich war, interessierte ihn das, aber er würde nicht fragen.


Holger ging zu seinem Koffer und nahm sich ein großes Badetuch heraus, ehe er zur Tür marschierte und die Hand an die Klinke legte. Abwartend drehte er sich wieder zu Philipp. Entweder er würde ihm nun folgen oder doch noch ablehnen. Auch, wenn es in Ordnung für ihn wäre, wenn der Kapitän ablehnte, wusste er doch, dass er die gemeinsame Zeit mit Philipp genießen würde. Das war ein Wissen, das er nicht hinterfragen oder daran zweifeln würde. So schwer es auch zwischen ihnen momentan ablief, so sehr brauchte Holger den Älteren mal wieder um sich herum.


„Warte, ich ziehe mich erst um“, Philipp machte sich an seinem Schrank zu schaffen. Ihm kam die Frage auf, ob er sich vor Holgers Augen umziehen sollte. Es war albern darüber nachzudenken, oder? Nie hatte er damit ein Problem, aber jetzt… Holger hatte Gefühle für ihn, begehrte dementsprechend ihn und seinen Körper. Es war komisch.

Holger nickte und seufzte stumm. Keine Ablehnung, was auch irgendwie gut war. Würden sie gleich wieder so umgehen wie vor diesem einen Tag der Erkenntnis? Der Blonde hoffte es so sehr, dass es so sein würde, aber wenn er realistisch war, würde dem nicht so sein. Es konnte nicht wieder normal zwischen ihnen werden, solange er immer noch diese mehr als freundschaftlichen Gefühle für ihn hegte.


Als er aufhörte sich dem Schrank zu widmen, war die unbegeisterte Mimik eigenartigerweise verschwunden.


Philipp wandte sich wieder um und war um ein fröhliches Lächeln bemüht. „Ich muss auch noch kurz auf Toilette, wenn du willst, kannst du vorgehen.“ Dann schnappte er sich seine Badeshorts und verschwand im Bad ohne eine Antwort abzuwarten. Er sperrte ab, lehnte sich an die Tür und atmete tief durch. Philipp kam sich dämlich vor, aber jetzt war es eh zu spät.


„Okay“, nickte Holger, drückte die Klinke nach unten, damit die Tür aufsprang. Philipp hingegen verschwand ins Badezimmer, was ihm eigentlich auch klar war. Er hatte nicht erwartet, dass er sich vor ihm umzog. Seufzend verließ er den Raum und schlenderte den Weg zu den Außenanlagen entlang. Vor ihm lag das glitzernde Wasser des Pools, auf den sein vorfreudiger Blick gerichtet war.


Philipp ging wirklich kurz auf die Toilette, ehe er sich seine Badehose anzog und einen Blick in den Spiegel warf. Ob er wohl in Holgers Augen hübsch war? Oder sexy? Er fuhr mit einer Hand seine Wange entlang. Mochte er ihn lieber mit mehr oder weniger Bartwuchs? Claudia mochte beides… er schüttelte den Kopf. Was fragte er sich da eigentlich?
Philipp nahm seine Kleidung und verließ das Bad wieder.



Der leichte Geruch von Chlor stieg Holger in die Nase, als er näher heran trat und die Spiegelung seiner selbst betrachtete. War das ein Gesicht, in das Philipp überhaupt verlieben konnte? Nein, es war männlich... er interessierte sich ausschließlich für Frauen. Seufzend drehte er sich um und marschierte zu den Liegestühlen, auf dem er sein großes Badetuch ausbreitete und sich sein Shirt vom Körper zog. Danach streifte er sich die Schuhe ab und zog sich die Jeans vorsichtig aus. Es war richtig ruhig und leer hier, was ihn wunderte. Normalerweise wäre Thomas doch der erste, der ohne Rücksicht auf Verluste in den Pool sprang. Manchmal trug er dabei auch noch seine Kleidung.
Holger war aber ganz froh, dass er jetzt nicht hier war, er könnte sich sowieso nicht auf seine Späße konzentrieren. Viel zu sehr schwirrte der Gedanke an Philipp in seinem Kopf herum und füllte alle Räume aus. Eigentlich sollte er genervt davon sein, aber da sich jedes Mal ein angenehmes Gefühl in ihm breit machte, wenn er ihm nur ein ehrliches Lächeln schenkte, konnte er sich nicht beschweren.
Fragend schwenkte er den Blick zwischen Pool und Liegestuhl, ehe er einige Schritte voran trat, um sich eine Sicht auf die Durchgangstür des Hotels zu ermöglichen. Philipp war noch nicht zu erkennen, weswegen er beschloss auf ihn zu warten und sich derweil auf die Liege zu legen, um im Sonnenlicht zu baden. In diesem Moment wurde Holger klar, dass er sich lieber für den Pool entscheiden hätte sollen, anstatt sich hinzulegen, denn er kam im Flugzeug und auch im Bus nicht dazu etwas Kraft in Form von Schlaf zu tanken, weswegen sich die Müdigkeit jetzt stark bemerkbar machte. Schwerfällig fielen seine Augenlider zu.


Er war also schon gegangen, was ihn irgendwie nicht wunderte. Philipp suchte sich noch ein Handtuch und legte es sich um die Schultern, ehe er in seine Flip Flops schlüpfte und mit dem Schlüssel das Zimmer verließ. Auf dem Weg nach unten überlegte er, dass Sonnencreme angebracht gewesen wäre, aber umdrehen wollte er jetzt auch nicht mehr.


Als er den Pool ansteuerte, sah er, dass Holger schon auf der Liege lag. Er wollte ihm schon etwas zurufen, als er merkte, dass er schlief oder zumindest döste. Auf jeden Fall waren die Augen geschlossen. Leise setzte er sich auf die Liege neben ihn und beobachtete Holger, starrte sich regelrecht an ihm fest und studierte die feinen Gesichtszüge. Die dunklen Augenbrauen, die langen Wimpern, die teilweise noch unreinen Hautstellen und die weichen Lippen. Sie waren doch weich, oder? Soweit er das bisher merken konnte, waren sie das. Unbewusst fuhr er sich selber mit der Zunge über seine Lippen, während der Blick weiter ging über das markante Kinn, die muskulöse Brust und die durchtrainierten Bauchmuskeln. Der Blick ging sogar weiter über die Shorts und die Beine. Bei dem Knie blieben sie kurz hängen. Ob das alles so passiert wäre, wenn das Kreuzband nicht noch mal gerissen wäre? Er hatte noch keine Antwort auf die Frage, wann Holger Gefühle entwickelt hatte, deswegen konnte er sich auch diese Frage nicht beantworten. Vielleicht wäre es nie so weit gekommen und sie wären einfach weiter ganz normale Freunde und Holger würde glücklich mit der Mannschaft trainieren können.
Seine Augen suchten wieder Holgers Gesicht und irgendwie musste er lächeln. Philipp konnte es sich selbst nicht erklären, aber er lächelte bei Holgers Anblick. Allerdings zwang er sich selber dazu den Blick wieder abzuwenden als ihm klar wurde, wie sehr er sich hier festgestarrt hatte. Das war doch nicht normal.


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Kommentare: 3
  • #1

    Lesley (Montag, 03 November 2014 06:43)

    Hallo ihr zwei!

    Nun schreibe ich euch auch endlich mal wieder ein Review... Irgendwie habe ich es in letzter Zeit nicht geschafft *schäm*

    Das war echt wieder mal ein tolles Kapitel! Es lag ja irgendwie nahe, dass sich beide "zufällig" ein Zimmer teilen. Ich finde, es klasse, wie Philipp sich langsam seinen Gefühlen bewusst wird, obwohl er sie noch nicht wirklich einordnen kann... Ein bisschen schwer von Begriff ist er ja schon...

  • #2

    Engel (Montag, 03 November 2014 20:51)

    Hey :)
    Ihr habt ja gleich im ersten Absatz einen Hammer raus gehauen ^^
    Phil kuschelt sich an Claudia und murmelt Holgers Namen
    Klasse Philipp
    Weltklasse
    Ich finde Holger echt Super tapfer
    Er hält sich gut
    Philipp hat, glaube ich, wirklich ein Problem damit, dass er sich selbst so anstellt
    Er ist aber auch ein wenig naiv
    Aber langsam kommt er ja doch drauf :)
    Ich freu mich schon mega auf das neue Kapitel. Ich glaube, dass Trainingslager könnte viel versprechend werden

  • #3

    Mailiw Alba (Montag, 03 November 2014 21:33)

    Wuhu! Das war ja ein spannendes Kapitel und ein auf und ab der Emotionen!
    Ich bin begeistert! Ich freu mich auf mehr und kann fast gar nichts sagen, denn das
    Kapitel war einfach der Hammer :) :)

    Nächstes Mal las ich ne längere Nachricht hier ;)

    Mailiw