Kapitel 120 - Bis hierher und viel weiter


 

D-darf ich dich lieben?“


„Was?“, fragte Philipp leise flüsternd. Dass er irritiert war, sah man Philipp direkt an. Sein Herz schlug augenblicklich schneller, was Holger zwangsläufig spüren musste, da dort seine Hand auch lag. Aber das war ihm egal. Vielmehr ging es darum, wie er das zu verstehen hatte. Hatte Holger Zweifel, weil man als Profifußballer nicht schwul sein durfte? Oder war es, weil er Familie hatte und er nicht schuld sein wollte, wenn seine Ehe zerbrechen würde? Oder ging es darum, dass er dachte, Philipp würde das nicht wollen? Als würde er nicht wollen, dass er ihn liebte… Moment. Durfte er das etwa als Liebesgeständnis auffassen? Er wusste ja, dass Holger starke Gefühle hatte, vielleicht ahnte er auch, dass er sogar von Liebe sprechen konnte, aber es ahnen oder wissen, war dann auch etwas anderes. Holger liebte ihn. Darum ging es doch jetzt in der Frage, oder?
Auf einmal kam ihm ein noch ganz anderer Gedanke. Wollte Holger mit ihm schlafen? War das der Sinn dahinter? Nur halt schöner verpackt als manch andere es vielleicht gesagt hätten. Gott, das wäre aber…


Die Zeit, in der alles so ruhig war, war grauenhaft für Holger. Er lag da nur an Philipp gekuschelt und hoffte, dass er ihn jetzt nicht zurückweisen würde. Er hatte große Angst davor, dass er sein eigenes Herzklopfen nicht von Philipps unterscheiden konnte. Holger hörte lediglich das Schlagen seines Herzens und das Ticken der Uhr an der Wand, das ihn schier verrückt machte. Das Zusammenspiel war aber auch beunruhigend, so als ginge es gerade um sein Leben. Aber war das nicht gerade jetzt der Fall? Philipps Reaktion betraf sein Leben. Es würde ihn niederschmettern, wenn sich der Kapitän angeekelt von ihm abwenden würde, nur weil er mit seinen Gefühlen nicht hinterm Berg halten konnte. Konnte es jemals falsch sein jemanden zu lieben? Selbst, wenn derjenige seine Gefühle nicht erwiderte, war das doch ein Kompliment und vollkommen legitim so für jemanden zu empfinden. Jemanden stand zweifelsfrei für Philipp, da gab es keinerlei Diskussionen mehr zwischen Holgers Kopf und seinem Herz.
Ihm kam der Gedanke Philipp als Gegenzug vorzuwerfen, dass er selber Schuld war, dass der Blonde solch Gefühle für ihn entwickelte. Warum war er nur so, wie er war? Er hatte ihn mit seiner Art verzaubert und ihn förmlich dazu gezwungen sich in ihn zu verlieben. Wenn er da nur an sein Lächeln dachte, seine beinahe niedliche Art Interviews zu geben und sich dabei unentwegt imaginäre Strähnchen hinters Ohr zu streichen und seine unerschütterlich positive Einstellung, sich niemals abweisen oder zurückstoßen zu lassen. Es kamen aber noch andere Argumente dazu. Seine Küsse machten süchtig, vor allem die auf seiner Stirn, die immer mit dem Streicheln über seinen Kopf verbunden waren.
Erstaunt stellte er dann fest, dass er genau das wieder tat. Holger öffnete die Augen, löste seine Haltung aber nicht auf, sondern starrte ins Schwarze, da seine Sicht durch Philipps Schulter beinahe komplett eingeschränkt war.


Philipp atmete tief ein. „Holger, wie meinst du das?“ Es brachte alles nichts. Er musste fragen, sonst wurde er wahnsinnig. Vermutlich war es doch etwas ganz anderes und er verstand es nur falsch oder so.


Wie? Er wusste nicht, wie er es meinte? Wie konnte man es denn verstehen? Konnte er sich also doch noch rausreden?


Eine seiner Hände strich ihm durch die Haare. Philipp schielte auf den Kopf herab, der an seiner Halsbeuge lehnte. Diese Position mochte er irgendwie, aber in dieser Situation hätte er ihm lieber ins Gesicht geguckt, um seine Reaktion zu sehen. Philipp beschlich nämlich die Angst, dass Holger den Schwanz einziehen und abwinken würde. Aber er sollte inzwischen wissen, dass ein Philipp Lahm ziemlich hartnäckig sein konnte. Und vor allem jetzt.


Nun fiel Holger ein, wie man den Satz noch deuten konnte und entschied sich dafür, dass er dann doch die andere Variante bevorzugte. Er würde ihm jetzt sicher nicht weiß machen, dass er mit ihm schlafen wollte. Nicht, dass er es kategorisch ablehnte. Ganz im Gegenteil, aber jetzt würde es den Moment zerstören.
Holger löste eine Hand von der Brust und suchte blind nach seinem Gegenstück, um ihre Finger miteinander zu verschränken. Dies gab ihm Sicherheit, genau wie die unzähligen Male, die Philipp seine Hand ergriffen hatte, nur um zu zeigen, dass er da war, egal wie er sich zuvor, oder wieder einmal aufgeführt hatte.


Einen kurzen Moment passierte gar nichts. Geduldig wartete Philipp ab. Er wollte Holger ja nicht drängen. Dieser reagierte aber dann doch. Er griff nach seiner Hand und verschränkte sie. Kurz drückte Philipp zu, um zu symbolisieren, dass es okay war und dass er da war. Er wollte ihm einfach etwas Bestätigung geben. Die Frage war nur Bestätigung wofür?


Ganz langsam, enorm zögerlich entfernte Holger den Kopf von Philipps Schulter, schaffte es kaum aber seinem fragenden Blick standzuhalten. Würde er es akzeptieren, wenn er jetzt einfach schwieg, um einer möglichen Zurückweisung entgehen zu können? Nein, würde er nicht. Nicht der Philipp, den er kannte und in den er sich nun mal verliebt hatte.


Zwar konnte Philipp jetzt wieder in Holgers Gesicht sehen, aber der Jüngere wich den Blicken stetig aus. Wieder drängte der Kapitän ihn aber nicht. Holger sollte selber den Zeitpunkt bestimmen, wann er es ihm sagen konnte. Unter Druck und Zwang ging das nicht gut, das wusste Philipp selber. Aber er konnte auch nicht leugnen, dass er endlich eine Antwort auf die Frage haben wollte. Regelrecht aufgeregt wartete er auf eine Antwort.


Ich kann gar nichts mehr dagegen tun“, gab Holger murmelnd zu verstehen, gerade so, dass man ihn noch verstehen konnte, was er sagte. Immer nur für einen kurzen, flüchtigen Moment schaute er in Philipps Augen und wandte den Blick dann wieder ab. Mal zur Seite, mal nach unten. Mal schloss er die Augen auch ganz.


Philipp verstand Holger schlecht, aber er war sich sicher, dass er die Worte richtig verstanden hatte. Die Frage war jetzt, wogegen er nichts tun konnte. Gegen seine Gefühle? Wollte er sich gerade rechtfertigen? Philipps Gedanken überschlugen sich schon wieder.


Will ich auch nicht.“ Nach diesen Worten riss der Jüngere sich einmal zusammen und nahm all seinen Mut zusammen, der noch übrig geblieben war, um Philipp in die Augen zu sehen. „I-ich liebe dich.“


Der Blick, der ihm geschenkt wurde, ließ ihn für einen Moment den Atem anhalten. Kurz fragte Philipp sich noch, gegen was er nichts tun wollte, als er die Antwort präsentiert bekam. Philipps Augen weiteten sich. Obwohl er ja irgendwie schon damit gerechnet hatte, kam es total unerwartet und überrumpelte ihn total.
Erst jetzt merkte er, dass er den Atem angehalten hatte und atmete tief ein. Holgers Blick war regelrecht durchdringend, aber er offenbarte ihm auch etwas. Der Jüngere sagte die Wahrheit. Nicht, dass er daran gezweifelt hatte, aber Philipp glaubte in seinen Augen zu lesen, dass er ihn wirklich liebte.


Holger stellte mit unruhigem Gefühl fest, dass Philipps Augen sich nach seinem Liebesgeständnis weiteten. War es also doch falsch Nägel mit Köpfen zu machen? Er war ratlos, aber irgendwie fühlte er sich erleichtert, dass er es endlich ausgesprochen hatte. Philipp hatte doch nun mal ein Recht darauf zu erfahren, wie groß seine Gefühle für ihn waren. Er sollte wissen, dass er ihn liebte.


Philipp erwiderte den Blick, sagte aber erst mal nichts. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Er wusste auch nicht, was er fühlen sollte. Das kam so unerwartet irgendwie. Philipp wusste auch, dass Holger womöglich nur eins hören wollte. Aber das konnte er ihm nicht sagen. Er wollte ihn nicht anlügen und so stark waren seine Gefühle nun mal nicht. Waren sie doch nicht, oder? Philipp war verwirrt. Er wusste mit einem Mal auch nicht mehr, was das für die Zukunft heißen würde. Aber änderte das wirklich so viel, oder machte er gerade aus einer Mücke einen Elefanten? Philipp wusste es nicht. Er wusste so vieles gerade nicht. Aber ihm war klar, dass er reagieren musste. Gefühlt schwieg er schon seit Stunden.


Philipp machte die Situation gerade grauenhaft für Holger. Er sah ihn nur stumm entgegen, ohne die Miene zu verziehen oder auch nur den Anflug eines Lächeln anzudeuten.


Der Kapitän schloss kurz seine Augen, atmete tief durch und öffnete den Mund. Er wollte etwas sagen, aber er wusste nicht was. Der Mund schloss sich wieder. Er suchte Holgers Blick und wusste in dem Moment eine bessere Antwort.


Das Tüpfelchen auf dem i war für Holger dann, als Philipp seinen Mund öffnete, aber doch nichts dazu sagte.

Unbeholfen wandte er den Blick ab, da er sich sichtlich ausgeliefert fühlte. Vor allem aber von seinen Gefühlen. Die fragten ihn nicht, ob sie so stark hätten werden dürfen. Ob das für Holger zum Problem werden würde und er damit umgehen konnte.

Der Kapitän beugte sich vor und küsste Holger zärtlich. Ganz sanft bewegte er seine Lippen gegen die des Jüngeren. Und doch sollte er es nicht falsch verstehen.


Philipp küsste ihn und da Holger den Blick gesenkt hatte, sah es aus, als hätte er seine Augen geschlossen. Er verstand den Grund für den Kuss nicht. Ablehnung sah für ihn jedenfalls anders aus, aber richtig darüber freuen, konnte er sich nicht. Sein Körper und sein Kopf waren viel zu angespannt dafür.


Vorsichtig löste der Ältere den Kuss, suchte wieder den Blick in die blauen Meere.
„Warum solltest du mich nicht lieben dürfen?“ Auch, wenn er nicht verstand, wie das eigentlich passieren konnte, er würde ihn nie dafür verurteilen oder deswegen verstoßen. Niemand konnte etwas für seine Gefühle und irgendwie fühlte Philipp sich auch geehrt.


Was erwartete Philipp für eine Antwort? Holger wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, um seine Nachfrage zu erklären. Sie bezog sich doch im Grunde nur darauf, dass er den Älteren nicht verschrecken wollte, wenn er ihm mitteilte, dass er ihn liebte. Es war mehr vorsorglich, falls ihm ein ''Ich liebe dich'' doch irgendwann mal herausrutschte. Und das wäre definitiv passiert, so wie sie momentan miteinander umgingen.


Es gab da eben nur ein Problem. Er liebte Holger nicht. Er mochte ihn, sehr sogar, aber Liebe war das nicht. Oder noch nicht? Er wusste es nicht und konnte es einfach auch nicht beeinflussen.
„Holger“, fing Philipp an, „ich… mir fehlen selten die Worte.“ Er grinste schief, obwohl das nicht wirklich lustig war. Aber ihm fehlten wirklich die Worte. Er wusste nicht, was er sagen sollte, aber er war es Holger schuldig, dass er darauf reagierte.

Das… das fühlt sich gut an.“ Die Wärme, die sich in ihm ausgebreitet hatte bei den Worten, wurde ihm erst jetzt so richtig bewusst. Bei den ganzen Gedanken hatte er nicht einen Moment inne gehalten und auf sein Herz gehört, was aufgeregt und regelrecht freudig durch seine Brust sprang.


Holger schwieg und lauschte stumm den Worten von Philipp, der sich doch damit auch seine eigene Frage beantwortete. Es freute ihn, dass er ein gutes Gefühl in ihm hervorrufen konnte, umso ärgerlicher war es, dass Philipps Worte im Gegenzug weniger dafür sorgten, dass er behaupten könnte, dass es sich gut anfühlte.


„Aber… ich kann diese Worte so nicht erwidern. Das heißt nicht, dass du mir nichts bedeutest, versteh das nicht falsch. Ich hab dich gern, Holger, sehr sogar.“ Sanft lächelte der Ältere und gab ihm wieder einen kleinen Kuss. Dann suchte er wieder den Blick in diese atemberaubenden Augen.


Es wäre zu schön gewesen, wenn er die Worte hätte erwidern können. Wenn auch nur ansatzweise, oder das Versprechen, dass es noch so werden könnte. Dass er dabei war sich ihn zu verlieben, aber stattdessen betonte er, dass er ihn gern hatte.


Philipp wartete auf eine Antwort oder eine Reaktion. Er hatte Angst, dass er durch das, was er gesagt hatte, den Innenverteidiger vor den Kopf gestoßen hatte. Das hatte er nie gewollt. Nur er wusste nicht, wie man damit umging, wenn man geliebt wurde, aber die Gefühle nicht erwiderte. Zumindest nicht so stark, wie es derjenige gerne wollte und vielleicht sogar auch verdient hatte.


Holger presste die Lippen zusammen. Er hatte auch Mario und Basti gern, was nicht gleichzusetzen damit war, dass er gerne seine Lippen auf deren Münder schmiegen würde. Konnte er nicht wenigstens sagen, dass er ihn lieb hatte? Das war kein so großes Wort wie Liebe an sich. Aber doch hätte sich Holger ein wenig darüber freuen können. Während Philipp sanft zu lächeln versuchte, blickte ihm der Jüngere wie ein angeschossenes Reh entgegen. Schmerzhaft zog sich sein verliebtes Herz zusammen, wogegen er sich selber dazu ermahnte sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich andere Worte erhofft hätte. Philipp hatte ja nichts falsches gemacht. Für Gefühle, oder eher nicht existierende Gefühle konnte er nichts, weswegen Holger ihm keinen Vorwurf machen würde. Er wollte Liebe auch nicht erzwingen, obwohl er Philipps Liebe gerne für sich beansprucht hätte. Dass er voller Stolz das Wissen mit sich rumtragen konnte, dass sein Herz nur für ihn schlug.

Es brauchte keine Worte. Philipp konnte Holger ansehen, was er mit seinen Worten angerichtet hatte. Es schmerzte. Das hatte er nie gewollt. Nie hatte er Holger verletzten wollen, aber es war klar gewesen. Keiner von beiden konnte etwas dafür, da die Gefühle nun mal so waren, ohne, dass sie es wollten.


Philipps Worte hatten ihn in die grausame Wirklichkeit zurückkatapultiert, nachdem er ihn erst in den siebten Himmel geküsst und gestreichelt hatte.
Aber sollte er dem nicht auch etwas positives abgewinnen? Philipp war nicht abgeneigt, stieß ihn nicht zurück, weil er ihm gestanden hatte, dass er ihn aufrichtig liebte. Auch wenn er im ersten Moment überrumpelt wirkte.


Aber das Wissen half nichts, wenn es um Enttäuschung ging. Und Philipp hatte Holger enttäuscht. Er musste es nicht sagen, er konnte sogar sein Gesicht vor ihm verbergen, es war nur natürlich. Es war menschlich. Vor allem dann, wenn man verliebt war. Die Hoffnungen in der Liebe waren oft groß und umso schmerzhafter war es, wenn sie enttäuscht wurden. So wie jetzt.


Holger lächelte leicht und legte seinen Arm um Philipp, zog ihn dichter heran, während er sich sich wieder an ihn kuschelte. Seine Stirn lehnte er an die Brust des Älteren, sodass ihm sein Gesicht verborgen blieb. Es war ihm im Moment wirklich lieber, wenn er ihn nicht ansehen musste. Es war abstrakt, aber Holger suchte Schutz bei Philipp, obwohl er es war, der ihn mit seinen Worten verunsicherte.


Philipp wusste nicht genau, wie er Holger Reaktion deuten sollte. Nichts, dass er etwas dagegen hatte ihn noch deutlicher zu spüren, aber er konnte es einfach nicht einschätzen. Vielleicht sollte er aber einfach auch noch mehr dazu sagen. Er wollte sich nicht rechtfertigen, er wollte es nur leichter machen für Holger. Auch, wenn das wohl ziemlich schwer war.

Seine Hand fuhr durch die weichen Haare und er neigte den Kopf, hauchte einen Kuss darauf. „Es tut mir leid, dass ich dir nicht sagen kann, was du gerne hören willst“, flüsterte er leise. „Ich sage dir aber gerne, so oft du willst, dass ich dich lieb habe. Denn das habe ich. Sehr sogar.“ Bei dem Satz lächelte er sogar. Philipp konnte dabei lächeln. Für ihn machte es keinen Unterschied, ob er sagte, dass er ihn gern oder lieb hatte.


Sogleich, als Philipps Stimme erklang, schloss Holger die Augen. So als ob er dadurch nichts mehr hören würde, aber so war es nicht. Dazu müsste er sich schon die Ohren zuhalten. Er hatte erwartet, dass der Kapitän es durch weitere Erklärungsversuche nur schlimmer machen konnte, doch dem war nicht so. Das Streicheln beruhigte den doch sehr aufgewühlten und auch verschreckten Innenverteidiger. Eigentlich war aber eine Entschuldigung unangebracht, schließlich konnte Philipp nichts dafür, dass er ihn nicht liebte. Auch, wenn Holger sich das wünschen würde. Es war zu viel. Zu große Erwartungen erfüllten sich in den seltensten Fällen. Holger hätte aber auch nicht mehr daran geglaubt, dass er jemals mit Philipp hier liegen würde, der ganz offiziell von seinen Gefühlen wusste.


Philipp ahnte nicht mal, dass Holger eben jene Worte gerade ganz genau studiert hatte. Für ihn zeigten beide Sätze, dass er Gefühle für Holger besaß. Gefühle, von denen er nicht wusste, wie groß sie werden würden. Gefühle, von denen er nicht wusste, ob er sagen konnte, dass er dabei war sich in Holger zu verlieben.

Dieser Gedanke kam ihm nämlich auch. Eigentlich musste es so sein, oder? Er war dabei sich zu verlieben. Alles andere wäre absurd. Alles andere würden diese Gefühle, die er hatte nicht erklären. Immerhin waren da Gefühle, die weit über eine Freundschaft hinaus gingen. Oder gab es da noch mal ein Zwischending? Aber war nicht „dabei sich zu verlieben“ das Zwischending? Was sollte sonst da noch sein? Oder hatte er nur Angst die Gefühle etwas weiter zu definieren. Hatte Philipp Angst vor seinen eigenen Gefühlen?

Holger hatte da etwas ausgelöst, worüber er jetzt wirklich intensiv nachdachte. Was würde es für ihn persönlich bedeuten, wenn er zugab, dass er dabei war sich zu verlieben? Gab er Holger damit direkt einen höheren Stellenwert? In Bezug auf seine Ehe auch? Das waren wirklich gute Fragen. Fragen, auf die Philipp gerne eine Antwort hätte, aber nicht wusste, wie er sich die geben sollte. Es war verzwickt.


Zögerlich hob Holger den Kopf an und sein Blick konnte in Philipps Gesicht huschen, nur um dann wieder wegzusehen.


Holger sah ihn immer mal wieder an, konnte seinen Blick aber nie lange aufrecht erhalten. Philipp zwang ihn auch zu nichts. Er wartete ruhig ab, gab ihm alle Zeit, die er brauchte. Er wollte bloß eine Reaktion haben. Er wollte wissen, wie es dem Jüngeren jetzt damit erging. Die Tatsache, dass er sich an ihn gekuschelt hatte, konnte er nicht so recht deuten und das machte ihn mehr oder weniger wahnsinnig.


Trotzdem fanden sich seine Lippen ganz kurz auf denen des Kapitäns wieder.


Der Kuss überraschte den Kapitän, der vollkommen in Gedanken vertieft war. Trotzdem übte er ebenfalls Druck aus.


Die kurze, aber nachdrückliche Erwiderung seines Kusses tat Holger unglaublich gut. Gerade jetzt, wo er versuchte wieder an Sicherheit zu gewinnen. Er wollte sich doch wohl fühlen und nicht traurig, enttäuscht oder total angespannt sein.


Zu mehr als der Erwiderung kam Philipp nicht, denn da waren die Lippen von seinen schon wieder verschwunden.


Kannst du es mir jetzt sagen?“, bat Holger und kuschelte sich derweil wieder an den Älteren. Es war ihm peinlich und unangenehm, darum zu bitten, aber gerade würde ihm das gut tun. Er wollte nicht, dass Ablehnung und Enttäuschung sich in seinem Körper ausbreiteten und ihm sein Lächeln raubten. Er wollte glücklich sein und Philipps Nähe genießen, den er zusätzlich nach unten ziehen würde, wenn er nicht mehr lächelte.

Angespannt und auch aufgeregt war er vor allem aber nach seiner Bitte. Würde Philipp sie ihm erfüllen können, ihm wirklich sagen können, dass er ihn lieb hatte? Oder würde er ihn eher fragen, warum er sich so verhielt? Wie er jetzt von Liebe sprechen konnte. Holger war sich seiner Liebe zu Philipp bewusst, er würde seine Worte nicht zurücknehmen. Er liebte Philipp.

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Kommentare: 1
  • #1

    Julia - 28 (Sonntag, 22 März 2015 22:45)

    Hallo :)
    Er hält den armen Holger hin...
    Obwohl er so viel Mut zusammen genommen hat um Philipp von seinen Gefühlen zu sagen...
    Das er nicht sofort sagen kann das er ihn liebt ist ja ok aber er hat ja noch nicht mal irgendwie den Gedanken Holger zu lieben.
    Und das ist in gewisser Maßen nicht in Ordnung er hält ihn hin und Mario hat zu Philipp noch gesagt das er ihn nicht das Herz brechen soll...
    Vllt wird er ja noch Gefühle für Holger bekommen die über das lieb haben hinaus gehen?
    Naja wir werden sehen.

    LG Julia :)