Kapitel 106 – Immer auf den Kleinen



„Ich verschwinde dann eben im Bad, ja? Ich warte aber noch auf dich, damit wir zusammen runtergehen können, ja?“

„Okay“, stimmte Holger nickend zu und lockerte die Umarmung etwas, traute es sich sogar noch ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen.


Leicht nickte Philipp als Holger zustimmte, dass es okay war, wenn er ins Bad ging. „Ich beeile mich auch“, versprach er, lächelte über den Kuss auf seiner Stirn.
Es war so unwirklich. So neu und seltsam, aber auch so vertraut und schön. Er würde sich sicher daran gewöhnen. Doch wie sehr? Philipp sollte sich Gedanken machen wegen Claudia...und er würde Holger fragen, was er Mario sagen wollte. Was wäre ihm selber lieber? Die Wahrheit hätte seine Vorteile, so könnten sie über die Situation reden. Philipp brauchte das bestimmt mal. Auch wenn Mario ihm sicher keine Entscheidung abnehmen konnte.


Eine Weile betrachtete Holger stumm die Badezimmertür, die Philipp hinter sich zugemacht hatte, ehe er sich sich vom Schrank frische Wäsche herausholte und sich abwartend auf dem Bett niederließ.


Im Bad putzte Philipp sich eben die Zähne, rasierte und wusch sich. Danach schlüpfte er in frische Kleidung. Das alles dauerte keine zehn Minuten. Dann kam er schon wieder hervor.


Es dauerte nicht einmal eine geschätzte viertel Stunde da trat der Ältere wieder aus dem Badezimmer. Was Holger als erstes ins Auge stach, war das glattrasierte Gesicht des Kapitäns. Er mochte es so irgendwie lieber, nur hatte er das bisher nicht geäußert. Es stand ihm aber auch nicht zu sich in das Aussehen von Philipp zu mischen. Er war ja auch perfekt so wie er war.


So, du kannst rein.“


Mit einem leichten Grinsen im Gesicht erhob sich Holger und trottete ins Badezimmer.


Philipp sah Holger kurz nach. Das Grinsen hatte ihn etwas irritiert, aber schließlich ließ es ihn einfach nur lächeln. Er schob es auf ihr neues Verhältnis, was sie jetzt hatten. Er war schön den Jüngeren so glücklich zu sehen. Philipp war einfach auch nur unsagbar froh, dass er jetzt verstanden hatte, was los war. Viel länger hätten das wohl weder er, noch Holger ausgehalten.


Sofort warf Holger einen Blick in den Spiegel. Obwohl er noch etwas müde aussah, wirkte er deutlich glücklicher als am Vortag. Dieser Abend hatte alles so schnell zum Positiven verändert.
Damit Philipp aber nicht zu lange warten musste, beeilte sich auch Holger, um schnell fertig zu werden.


Der Kapitän wandte sich seinem Handy zu, beantwortete einige Nachrichten und als E-Mails, während er auf Holger wartete.


Nach über 15 Minuten trat auch Holger wieder ins Hauptzimmer. Das Anziehen hatte doch etwas mehr Zeit beansprucht als gedacht.


Als dieser wieder zu ihm kam, stand er vom Bett auf und ging zu ihm.


„Danke, dass du gewartet hast.“ Der Blonde zog die Tür hinter sich zu. Irgendwie war es anders auf den wartenden Philipp zu sehen. Das Wissen, dass er jetzt zu ihm gehen konnte und seine Lippen berühren durfte, ohne Angst zu haben, war neuartig. Aber es war toll und es würde auch so bleiben. Für Holger definitiv und er wünschte es sich, dass der Kapitän es ähnlich sah.

„Ist doch selbstverständlich“, lächelte Philipp und blieb vor ihm stehen. Für einen Moment sahen sie sich einfach nur in die Augen. Philipp mochte dieses tiefe Blau nur zu gerne. Aber er wurde abgelenkt. Sein Blick fiel auf Holgers Lippen.


Auch wenn Holger es nicht für selbstverständlich ansah, sagte er nichts dagegen. Nur das Lächeln, das sein Gesicht in dem Moment nicht mehr verlassen wollte. Nicht mehr verlassen konnte. Nicht, wenn Philipp von selber seine Nähe suchte. Das heilte alle Verletzungen, die er ihm mit dem abweisenden Verhalten zugefügt hatte. Aber wie viele Wunden, sogar körperliche, hatte Holger Philipp beschert? Schnell zwang er sich den Gedanken an die Vergangenheit beiseite zu schieben. Es gehörte nicht mehr hin. Es war ein Teil von ihnen, aber sollte nicht mehr dominieren und ihr jetziges Handeln bestimmen.


Langsam hob Philipp seine Hand und fuhr gedankenverloren darüber. Er mochte diese Lippen, denn sie küssten gut.


Neugierig verfolgte er Philipps Hand mit seinem Blick, ließ ihn dann aber über seine Lippen streichen, während er selber in dem hübschen Farbmix seiner Augen versank. Es genügte ihn seine Hand zu spüren, nicht satt sehen konnte er sich dagegen an seinen Augen. Sein Blick strahlte so viel Wärme aus, dass Holger sich in seiner Nähe unsagbar wohl fühlen konnte. Philipp hatte immerhin schon seine schlimmsten Seiten miterlebt, also sollte er jetzt die guten erfahren dürfen! Das war nur fair, in Holgers Augen.


„Ein Kuss und dann ab zum Frühstück?“, schmunzelnd hob er den Blick wieder an und verlor sich in Holgers Augen.


Eifrig nickte er, als die Hand verschwand und Philipps Lippen platz machte. Gleichzeitig als sein Mund den des Kapitäns berührte, streichelte er über die frisch rasierte Wange des Kapitäns und lächelte ihn an, als sie sich voneinander lösten.


Philipp lächelte als Holger so fix nickte und ihm entgegen kam. Er schloss die Augen, genoss es die Lippen des Jüngeren zu fühlen. Mit seinen eigenen tat er das dann doch lieber als mit seinen Fingern. Wobei das auch etwas hatte.


Als sie sich lösten, dachte er, sie würden runtergehen, aber Holger wollte ihm erst noch etwas sagen.


Das sieht schön aus so rasiert wie jetzt“, ließ Holger ihn wissen. „Schöner als der Drei-Tage-Bart“, fügte er murmelnd hinzu und küsste ihn lieber nochmal. Er nahm sich doch vor sich nicht in das Aussehen des Kapitäns zu mischen, da es wichtig war, wer sich unter der Oberfläche befand. Und in Philipps Fall unter dem Bart. Aber vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn er ihm das mitteilte, was er lieber mochte?


Holger ließ Philipp keine Möglichkeit zur Erwiderung, denn er küsste ihn einfach wieder. Hatte der Innenverteidiger ihm gerade mehr oder weniger gesagt, dass er seinen Drei-Tage-Bart nicht mochte? Aber er mochte ihn doch…
„Warum?“, fragte er als sie sich nach dem zweiten Kuss lösten, suchte Holgers Blick mit seinem. „Magst du einfach keine Haare oder findest du, dass es doof aussieht?“ Eine berechtigte Frage.

Aber Holger wäre dann der erste, der meinte, dieser Bart würde ihm nicht stehen. Und doch würde er sich häufiger rasieren, wenn dem so wäre. Es ging doch in gewisser Weise auch etwas darum, dem anderen zu gefallen. Und wenn er sich nur rasieren musste, um Holger ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, dann tat er es gerne. Zumindest häufiger als sonst. Ganz wollte er irgendwie nicht auf seinen Bart verzichten. Vielleicht konnten sie ja einen Kompromiss aushandeln.


Holger erwiderte im ersten Moment nichts, sah ihm nur stumm entgegen und ärgerte sich, dass er überhaupt etwas gesagt hatte. Denn offensichtlich begeistert klang er nicht von der Aussage, dass er ihn hübscher ohne Bart fand. Wobei es nicht gleichbedeutend hieß, dass er ihn mit Bart unattraktiv und hässlich fand. Nur eben nicht ganz so schön und süß.
„Es sieht ja nicht blöd aus, ich finde dich nur rasiert schöner. Es gefällt mir allgemein besser, deshalb rasiere ich mich eigentlich auch so gut wie immer. Das ist aber nur meine Meinung... ich meine, du musst ja nichts ändern. Wenn du gerne deinen Drei-Tage-Bart trägst, dann mach das“, redete er drauf los und versuchte sich zu erklären.


Philipp war etwas erstaunt über diesen Blick. Beinahe traurig sah Holger ihm entgegen. Aber warum denn? Da gab es doch keinen Grund zu. Deswegen schüttelte er auch den Kopf und lächelte ihm entgegen.


Ich hätte einfach nichts sagen sollen, oder?“ Reumütig blickte er ihn aus zwei traurigen, blauen Augen an. Er hatte doch aber jetzt nicht das gemeinsame Verhältnis schon kaputt gemacht durch diese Äußerung, oder etwa doch? Am liebsten hätte sich der Innenverteidiger wirklich getreten. Aber nicht nur für die Aussage. Auch wegen seiner dämlichen Unsicherheit, die nichts besser machte. Er war nur momentan so glücklich, dass Philipp bei ihm sein wollte, dass er Angst hatte, dass es je wieder anders kommen könnte.
Für sich beschloss er, dass er einfach den restlichen Tag über schwieg. Nur auf Philipps Fragen antwortete, wenn er denn welche stellte, und sonst sich eher bedeckt halten. Dann konnte er ja theoretisch auch nichts falsch machen, oder?


„Warum hättest du denn schweigen sollen? Du kannst das doch ruhig sagen.“ Philipp verstand das Problem dahinter wirklich nicht. Für ihn änderte das in keinster Weise irgendetwas, deswegen kam er auch nicht auf die Idee, dass dort Holgers Ängste liegen könnten.


Irgendwie misstraute Holger der ganzen Sache. Auch wenn Philipp ihn mit seiner Mimik und seinen Worten zu verstehen geben wollte, dass es ihn nicht störte, dass er sich zu seinem Aussehen geäußert hatte, wusste der Innenverteidiger doch, dass er das besser hätte bleiben lassen sollen. Er hoffte nur, dass Philipp wirklich kein Problem darin sah und sich von ihm abwenden könnte... wie unsicher benahm er sich eigentlich? Er sollte vielleicht doch mal mit Mario drüber reden, vielleicht hatte der einen Tipp oder einen Ratschlag. Aber war nicht auch das falsch? Der Stürmer hatte sicher selber genug Stress wegen seines Wechsels zum AC Florenz.


Ich werde mich auch hin und wieder dran erinnern“, schmunzelte und stellte sich noch einmal auf seine Zehenspitzen, um Holger zu küssen. Er wollte nicht, dass er so traurig aussah. Diese Zeit lag hinter ihm.


Erstaunt sah er in Philipps Gesicht, erkannte so auch das Schmunzeln, weswegen ihm die unausgesprochene Geste nicht verborgen blieb, die sich dahinter verbarg. Philipp würde sich wirklich für ihn rasieren, weil er es so lieber mochte? Es war gut, dass er nicht zu einer Erwiderung sondern zu einem Kuss gezwungen wurde. Wobei gezwungen das komplett falsche Verb dafür war. Holger sehnte sich nach nichts mehr, als nach Philipps Küsse.


„Und jetzt komm.“ Philipp griff seine Hand und zog ihn zur Tür. Dort ließ er sie allerdings wieder los. Jetzt waren sie bloß Kollegen. Wie vorher auch.


Bereitwillig ließ er sich zur Tür schleifen, erfuhr dann aber, wie es sich anfühlte, auf die Hand des Kapitäns verzichten zu müssen. Es war normal so, Holger wusste ja, dass es nicht anders ging und doch war es eben komisch für ihn.


Schweigend gingen sie zum Speisesaal. Dort fanden die beiden auch sofort Mario und Bastian an einem Tisch. Mit dem Frühstück hatten die beiden bereits begonnen.


Philipp suchte kurz Holgers Blick, ehe er direkt diesen Tisch ansteuerte. „Guten Morgen“, grüßte er die beiden.


Holger tauschte einige Blicke mit dem Stürmer, der sich wunderte, dass die beiden tatsächlich mal zu zweit irgendwo aufkreuzten. Er rechnete damit, dass gestern Abend etwas passiert war, beziehungsweise sie sich ausgesprochen hatten, aber mit der anderen Wendung rechnete er nicht.


„Ihr ward ja gestern beide recht früh weg. Seid ihr wenigstens jetzt ausgeschlafen?“, grinste der Stürmer.


Philipp nickte auf die Frage. „Ja, doch, ich kann das zumindest von mir behaupten. Du auch, oder?“, er grinste Holger an.

Holger sah erst Philipp, dann Mario an, ehe er nickte. Der Stürmer wirkte überrascht über diesen plötzlichen Wandel der Stimmung, aber er würde sich deshalb sicher nicht beschweren. Es tat gut seine engsten Freunde wieder lächelnd und unbeschwert zu sehen. Zu lange waren ihm diese Gesichtszüge verborgen geblieben.


So, haltet schön frei, ich hole mir eben was zu essen.“ Philipp erhob sich wieder und Holger tat es ihm gleich. Zum Glück.



„Willst du ihm eigentlich was erzählen?“, flüsterte er ihm am Buffet zu. „Wir haben da jetzt gar nicht drüber gesprochen.“ Hätten sie vielleicht tun sollen. Vor allem hätte er sich darüber klar werden sollen, ob er wollte, dass Mario das wusste. Aber eigentlich wollte er das. Er brauchte auch jemanden zum Reden. Und wenn es nur wegen Claudia war.


Er rechnete nicht mit dem Thema, das er flüsternd ansprach, obwohl es im Grunde wichtig war sich jetzt noch darüber zu unterhalten, wenn Mario immerhin direkt vor ihnen saß. Am Telefon wäre es etwas unpersönlicher.


Meinen Segen hast du da“, hängte er gleich hinten dran. „Sprich nur mit ihm und erzähl ihm das.“

Philipp würde ihm aber vorerst verschweigen, dass er auch mit ihm reden wollte. Sicher würde Holger wissen warum und sollte er dann Claudia erwähnen? Das wäre nicht fair ihm gegenüber. Er wollte den Innenverteidiger auch nicht direkt wieder gegen den Kopf stoßen, wo er sich ihm gerade erst offenbart hatte.


Holger wollte erklären, dass er irgendwie unsicher war und versuchte schon nachzuhaken, was Philipp lieber war, als dieser seine Gedanken offen preis gab und den Blonden dazu brachte erleichtert zu lächeln. Das kam ihm irgendwie gelegen und war ihm ganz recht so, dass er sich mit Mario darüber unterhalten durfte. „Ich hatte schon Bedenken, dass dir das nicht recht sein könnte, wenn Mario mehr weiß“, gab er zu. „Ich hätte ihm dann aber auch nichts gesagt, es ist ja doch was sehr persönliches, was sonst niemand wissen soll.“ Obwohl es traurig war. Die Nähe zu Philipp tat ihm unglaublich gut und niemand, nicht einmal seine Familie, durfte den Grund für das Lächeln in seinem Gesicht erfahren.

Er dachte da auch nicht wirklich daran, dass auch der Kapitän das Gespräch mit dem Stürmer suchen würde. Oder er wollte es eher nicht denken, da es sich dann nur um ein gewisses Thema, das Holger wiederum unglücklich stimmte, drehen würde.


Es soll ja auch nicht jeder wissen, aber Mario weiß doch eh schon die Hälfte, also wird ihm die andere auch nicht weh tun.“ Philipp schmunzelte und zwinkerte Holger kurz zu. Er musste sich aber eingestehen, dass er sich fragte, was Mario darüber denken würde. Er glaubte nicht, dass der Stürmer was gegen schwule hatte, aber… es war doch irgendwie auch komisch. Würde Holger es ihm sagen, wäre es so real irgendwie. Dann wusste es jemand und es war greifbar. Nicht, dass Philipp einen Rückzieher machen wollte. Dann wäre es fast, als hätte es den Abend nie gegeben. Aber jemanden einzuweihen war doch immer etwas anderes und trotzdem hatte er bei Mario kein schlechtes Gewissen.


Zusammen setzten sie sich wieder zu Basti und Mario an den Tisch. Der Wechsel war vorerst zum Glück auch kein Thema.


Wir müssen gleich zum Training, wie willst du das denn noch alles schaffen, Fips?“ Bastian grinste breit und sah musternd auf den vollbeladenen Frühstücksteller, ehe sein Blick demonstrativ zur Uhr ging.


Holger schmunzelte, als er auf dessen Teller schielte, während Mario dem Vize leicht gegen den Arm schlug.


Lass Pippo doch, der muss noch groß und stark werden.“


Dieses schlechte Gewissen hätte Philipp auch nicht, wenn er Bastian eins mit der Bratpfanne überziehen würde und Mario gleich hinterher.


Ich suche mir gleich einen anderen Tisch“, er verdrehte die Augen, aber das Schmunzeln zierte trotzdem seine Lippen. Er schielte auch auf seinen Teller. So viel war das doch gar nicht. „Du bist ja nur früher da gewesen, damit du in Ruhe das doppelte verspeisen konntest“, gab er dann zu Bastian zurück.


„Das stimmt nicht, Fips, das wissen wir beide.“ Bastian grinste immer noch. „Du bist der Vielfraß von uns beiden.“


„Aber eben auch nur, weil du schon ausgewachsen bist, Basti.“ Mario lachte leicht.


Holger verfolgte schmunzelnd das Wortgefecht seiner drei Kollegen und kam selber nicht umher darüber zu lachen. Wie normal alles zwischen ihnen wirkte. So als hätte es nie einen Streit mit Basti gegeben, so als würde Mario nicht weggehen und leider auch so, als hätten sich Philipp und Holger nicht eingestanden, dass sie mehr füreinander empfanden. Aber es war keinesfalls schlecht so. Für die Öffentlichkeit war das natürlich einfacher. Nur Mario würde in ihr großes Geheimnis eingeweiht werden und das auf jeden Fall noch, bevor er nach Florenz aufbrach.


„Man“, maulte Philipp. „Dafür spiele ich besser Fußball als ihr.“ Gut, der beste Konter war das nicht, aber wenn Bastian und Mario auch noch zusammenhielten, war es einfach schwer dagegen anzukommen. Hier lag vielleicht der einzige positive Punkt, wenn Mario sie verließ. Aber ob er all die negativen überdecken konnte? Wohl eher nicht.


Philipps letzter Konter ließ Holger innehalten und ihn skeptisch ansehen. Damit würde er nicht durchkommen. Nicht bei dem schlagfertigen Bastian, der heute anscheinend zu Scherzen aufgelegt war.


„In der Abwehr, Fips. Aber stell dich mal wie unser großer Torero in den Sturm.“ Kumpelhaft legte er die Hand auf Marios Schulter und zeigte mit der anderen auf ihn.


Und doch konnte Holger den beiden plötzlich ansehen, dass sie an den Abschied dachten, weswegen unweigerlich Schweigen einkehrte. Es war nicht so, dass Holger den Grund für den Wechsel nicht verstand und respektierte, aber er konnte nichts dagegen tun, dass es schade war. Verdammt schade um genau zu sein. Der FC Bayern, sein Traum- und Wunschverein schon von Kindesbeinen an, tolle Trainer und seine engsten Vertrauen spielten im selben Verein. Und bald würde einer davon fehlen.


Philipp verfiel ebenfalls in kurzes Schweigen. Er mochte diese Neckereien ja auch irgendwie. Es würde anders werden, wenn Mario weg war. Es war so normal geworden, dass er Bastian und Holger immer und überall zusammen anzutreffen waren. Wie die drei Musketiere. Wobei es die letzten Wochen auch schon anders war durch Holgers Verletzung. Aber nur, weil sie nicht mehr zusammen beim Training abhingen, hieß das ja nicht, dass es privat anders war.

In dem kleinen Kapitän kam die Frage hoch, ob Holger und Bastian sich wohl vertragen haben. Und noch interessanter war, ob Bastian auch die Wahrheit wusste. Er nahm sich vor ihn später zu fragen.



Bastian griff den Spaß nochmal auf, vollführte eine drängelnde Geste in Richtung Philipps Teller und wandte sich dann an Holger. „Wann beginnt deine Rehaeinheit heute?“


Der Außenverteidiger verdrehte die Augen. Sie hatten noch Zeit und sein Teller war doch gar nicht so voll. Dass Bastian aber auch immer übertreiben musste. Allerdings stellte er eine gute Frage. Aufmerksam spitzte Philipp seine Ohren.


„Erst in eineinhalb Stunden, Ich soll vorher ja noch selbstständig Übungen machen“, erzählte er. Ja, sein Zeitplan war gegen den von Philipp und den anderen weniger straff geregelt hier in Trentino. Es ging dem Verein sowieso hauptsächlich darum, dass er sich immer noch im Kreise der Mannschaft fühlte, was gerade jetzt für ihn unglaublich wichtig war.


„Du kannst uns ja zusehen und dich darüber lustig machen, wie Bastian über jeden Ball stolpert“, merkte Philipp grinsend mit einem Seitenhieb in Richtung der Nummer 31 an.


„Fips, du kannst das nicht. Lass dir von Holger mal beibringen, wie man jemanden richtig ärgert“, er lachte, was Philipp dazu veranlasste undeutlich etwas in seinen nicht vorhandenen Bart zu murmeln, ehe er weiter aß.


Das Wortgefecht ging in die nächste Runde. Philipp holte zum nächsten Schlag aus und Basti zeigte sich – wie zu erwarten war – unbeeindruckt.


Von mir?“ Skeptisch zog er die Brauen hoch. „Was willst du mir damit denn jetzt sagen?“


Ach Holger, als wüsstest du nicht genau, dass du an deinen guten Tagen mit mir mithalten kannst. Zumindest ansatzweise“, tönte Basti.


Holger schüttelte schmunzelnd den Kopf, aber es musste ja etwas geben, worin er Philipp mal voraus war.



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Kommentare: 3
  • #1

    Julia -28 (Dienstag, 13 Januar 2015 21:00)

    Hallo :)
    es ist schön zu sehen das alles halbwegs normal wieder zwischen den vieren läuft.
    aber es hängt der abschied von Mario in der luft was schade ist aber so ist das leben...
    Bin gespannt ob Holger und Philipp es noch auf die kette bekommen Mario zu sagen das die beiden ein "paar" sind.
    Bin gespannt wie er es aufnimmt & vllt sagen die beiden ja Basti auch Bescheid.
    Wer weiß ?

    LG Julia :)

  • #2

    Shari - Mailiw Alba (Donnerstag, 15 Januar 2015 22:38)

    Hei :)
    Super tolle letzte Kapitel, ich lese sie alle, keine Sorge, aber ich habe eine Frage, wird diese Reviews hier
    beantwortet oder bin ich die einzige die nur nie ne Antwort bekommt ;)
    Egal. Ich les trotzdem weiter, nur antworte ich auch nicht immer ;-) Ausbildung geht vor.
    Aber es ist süß wie sie zusammen agieren und ich bin mal gespannt wann sich
    das mit basti und holger klärt.

    Liebe Grüße
    Mailiw Alba

  • #3

    Engel (Donnerstag, 22 Januar 2015 19:11)

    Hey :)
    Ihr wisst ja, dass ich die Story liebe ^^
    Und seit sie ihre romantischen Gefühle füreinander zulassen, gefällt es mir noch viel besser ;)
    Zu den Gefühlen ist es sehr schön, dass diese Unsicherheit zwischen ihnen herrscht. Das passt zu ihnen. Sie hatten im Vorfeld ja wirklich Schwierigkeiten und es steht alles noch auf recht wackligen beinen
    Das Trainingslager dauert hoffentlich noch an ;)
    Weil danach kommt ja Claudia wieder ins Spiel und die wird Philipp sicher nicht dauernd zu Holger lassen.
    Ich bin sehr gespannt wie Philipp diesen Spagat schafft. Er hat ja auch noch ein Kind...