Kapitel 144 – Immer wieder Cora



Holger stellte Knabberzeug und Getränke für den Zockerabend bereit. Anschließend bekamen auch July und Milly ihre Möhrchen, während er den beiden vom großen Garten erzählte. In einer Woche würde er sie zu seiner Mutter bringen und irgendwie ahnte er, dass er sie vermissen würde. Aber es war das richtige.


Philipp benutzte auch wieder den Schlüssel, den Holger ihm nicht abgenommen hatte. „Ich bin da“, rief er in den Flur, als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. „Wo sind meine drei Lieblinge denn?“


Der Ältere betrat seine Wohnung und zauberte ein strahlendes Lächeln in Holgers Gesicht.
„Im Wohnzimmer!“, antwortete er stellvertretend für July und Milly mit. Holger freute sich richtig auf den Abend. Philipp konnte nämlich durch Holgers Training endlich halbwegs mithalten.


Philipp folgte der Stimme und trat ins Wohnzimmer. Mit einem Mal zählte aber nur noch sein einer Liebling. „Hey“, flüsterte er, ging auf ihn zu und legte direkt die Arme um Holgers Hals. Er war immer noch ziemlich verliebt in diesen manchmal wirklich störrischen Kerl. Aus diesem Grund beugte er sich auch hoch und küsste ihn sanft und voller Gefühl. Spielerisch stupste er auch mit der Zunge an seine Lippen und fragte so nach Einlass. Je nachdem, wann die anderen kamen und je nachdem, was noch zu tun war, war das vielleicht der einzige innige Kuss, den sie heute hatten.


Es war gut, dass Philipp früher als die anderen erschien. So hatten sie noch etwas Zeit für Zärtlichkeiten. Vorfreudig, da er wusste, dass er gleich einen Kuss bekommen würde, ging er ihm entgegen und legte seine Arme um ihn. In solchen Momente wünschte er sich, er hätte sich schon viel früher in Philipp verliebt. Dann hätte er sich auch nicht mit Claudia verheiratet, sein Sohn würde nicht existieren und er hätte völlig freie Bahn gehabt. Jetzt war er lediglich seine Affäre, wenn man es so nennen konnte.


Philipp lächelte Holger entgegen. Sie beide wollten den Kuss, denn es war inzwischen selbstverständlich geworden. Genauso wie ihre Lippen sogar besser als am Anfang im Einklang waren und sich in jedem Kuss perfekt gegeneinander bewegten.


Holger seufzte. Zum einen, weil der Kuss so sinnlich war, zum anderen, weil ihm solche Erkenntnisse wehtaten. „Bleibst du heute eigentlich über Nacht?“, erkundigte sich Holger. Er nahm sich eigentlich vor diese Frage nicht mehr zu stellen, da sie Philipp nur bedrängte, aber er konnte nicht anders. Er wollte endlich wieder ein ja hören...


Seine feinen Ohren hörten das Seufzen, was ihm direkt einen Schub gab. Diese Bestätigung war toll und ließen sein Herz nur noch schneller schlagen. Im Gegensatz zu der Frage. Sie schmerzte und er merkte, wie blöd er war. Er hätte es tarnen können. Eine Art Pyjamaparty unter Kerlen. Claudia hätte keinen Verdacht geschöpft und er hätte bei Holger sein können… aber er hatte nicht mal die Chance beschämt den Kopf zu senken, da klingelte es schon an der Tür.


Das plötzliche Klingeln verleitete Holger zu einem entnervten Seufzen. Bastian ließ sich doch sonst auch immer genügend Zeit, warum kam er dann jetzt schon eine Stunde vor der eigentlich vereinbarten Zeit?
Für den Kapitän kam das einer Rettung gleich, weil er so die Frage nicht beantworten musste.  


Jetzt schon?“, sein Blick ging zur Uhr. Was sollte das? Er wollte die Zeit mit Holger nutzen. Aber so musste er auch nicht antworten. Und wenn er einfach blieb? Er würde Claudia versetzen, die offensichtlich noch Sex wollte heute. Sie würde sauer sein, das war ihm klar, aber… ach, das war doch scheiße.


Philipp stellte die selbe Frage, die sich auch Holger stellte. Warum jetzt schon? Holger entriegelte die Haustür und wartete dann an der Wohnungstür auf den Gast.


Philipp folgte Holger murrend und schlang die Arme um ihn, streckte sich, um seine Wange zu küssen und ließ dann lieber ganz von ihm ab. „Egal, wer da kommt, er ist zu früh“, murrte er.


Bestimmt Basti“, murmelte er und zuckte leicht zusammen aufgrund der Arme um seinen Körper. Er neigte den Kopf und bekam direkt einen Kuss auf die Wange. Es war gewagt und gefährlich, denn die Tür stand bereits offen. Aber das Treppenhaus war zum Glück leer. Nur die lauter werdenden Schritte waren zu hören.


Philipp wandte sich wieder ab. Er tapste wieder ins Wohnzimmer, setzte sich vor den Käfig und holte Milly daraus. Dann musste er eben mit ihr Schmusen, wenn er den großen Holger schon nicht mehr hatte.


„Soll ich ihn wieder wegschicken?“, schmunzelte Holger und sah Philipp sehnsüchtig hinterher. Zu gerne hätte er eine Antwort erhalten und noch ganz viele Küsse. Stattdessen wurde er in eine freundschaftliche Umarmung von Bastian gezogen.


Ich dachte, ich komme heute mal früher, dann können wir noch quatschen, bevor Thomas und Fips kommen.“


„Die Idee hattest nicht nur du.“ Grinsend schloss Holger die Tür hinter dem Vize. Wenn man aber genau hinsah, bemerkte man den traurigen Ausdruck in Holgers Gesicht. Er wollte wirklich noch alleine mit Philipp sein.


Philipp hörte aus dem Wohnzimmer, dass Holger Recht gehabt hatte. Irgendwie mochte er Bastian ja für solche Ideen, da sie ihm zeigten, dass Holger ihm wichtig war, aber gerade war es einfach nur total unpassend. Doch woher sollte er das auch wissen? Er wusste ja nicht, was da zwischen ihnen war. Mario war der einzige und sollte es in Zukunft auch bleiben.


„Lass mich raten... Fips ist schon hier?“ Bastian wartete das Nicken erst gar nicht ab und marschierte ins Wohnzimmer. Dort entdeckte er Philipp mit dem weißen Häschen.


Na, neue Freundin?“, witzelte er und ließ sich auf die Couch fallen. Der Blick blieb zu Philipp gerichtet und wanderte dann zu Holger, als dieser in der Tür erschien.


Hey“, er drehte den Kopf und lächelte Bastian an. „Ja, ich hab mich Hals über Kopf verliebt“, gab er dann zurück. „Wir heiraten auch ganz in weiß.“ Was ein Wortwitz bei ihrem weißen Fell. Wenn Philipp eins konnte, dann schlechte Witzen reißen.


Mensch Fips, du schnappst uns immer die tollsten Bräute weg“, scherzte Bastian. „Das nächste Mal komm ich dann zwei Stunden früher oder lass mir einen anderen Termin geben“, lachte der Vize und nahm es sichtlich locker.


Der Kapitän konnte nicht verhindern, dass er ein schlechtes Gewissen bekam. Er nahm Bastian doch nicht einen Freund weg, oder? Er nahm es zwar locker, aber trotzdem… er wollte nicht der Übeltäter sein, dass sie sich wieder verkrachten. Er war ja vorher auch schon schuld gewesen, wenn auch unbeabsichtigt.


Apropos neue Freundin. Wie geht’s deiner Cora?“


Die Gedanken von dem Kapitän sprangen direkt weiter. Er schmunzelte etwas. Cora? Da war aber jemand neugierig. Vielleicht sollte Holger ihm einfach sagen, dass sie Schluss gemacht hatten. Sonst würde er doch ewig weiterfragen, oder nicht? Philipp nahm sich vor Holger selber mal nach ihr zu fragen. Wie sie denn angeblich war. Nicht, dass er sich in Widersprüche vertiefte. Und wenn er selber gefragt wurde, wollte er auch antworten können, alles andere wäre komisch.


„Gut“, antwortete Holger einsilbig. Gelogen war das auch nicht, immerhin ging es seiner Chatfreundin angeblich gut im Moment. Aber es war auch schon etwas her, als die beiden den letzten Kontakt hatten.


Bastian genügte das nicht. Seine Mimik glich einem Kleinkind, der darauf wartete, endlich die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum öffnen zu dürfen.


„Sie kommt heute nicht, oder was willst du wissen?“, seufzte Holger.


„Hätte mich auch gewundert. Sie ist ja anscheinend sehr schüchtern.“


„Ja, und das ist doch auch in Ordnung, wenn sie sich nicht in den Vordergrund drängt.“


„Schon“, nickte Bastian. „Aber sie könnte dich doch einfach mal zum Spiel begleiten, oder?“


„Bisher wollte sie das noch nicht und das finde ich gut. Die Öffentlichkeit muss nicht alles wissen.“


Holger wollte das Thema ganz schnell beenden. Es war ihm unangenehm im Beisein Philipps über seine ''Freundin'' reden zu müssen. Sein Blick huschte zu Milly und Philipp. Die Hasendame schien es sogar zu genießen gestreichelt zu werden.


Philipp drehte sich ihnen ganz zu und lauschte dem Gespräch. Er bemerkte den Blick Holgers und deutete ihn als einen Art Hilferuf.

Basti, lass ihn doch. Das ist doch noch frisch zwischen ihnen. Gib den beiden noch etwas Zeit und dann wirst du sie sicher auch noch kennenlernen.“


Bastian seufzte ergeben, ehe er stockte. „Moment, Fips, heißt das, dass du sie schon kennst?“


„Nein, ich kenne sie nicht.“


„Wirklich nicht?“


„Nein, ich schwöre… ich schwöre auf Milly.“ Er hob das Häschen einmal kurz hoch.


„Ich verstehe ja, dass sie nicht in die Öffentlichkeit will, aber sie kann doch wenigstens uns mal kennenlernen, oder nicht? Will sie das auch nicht? Möchtest du sie uns nicht auch vorstellen und andersrum?“


Bastian hakte ziemlich nach. Vermutlich war es ihm am liebsten, wenn sie sich direkt ins Auto setzten und zu ihr fuhren. Oder Holger sie anrief, dass sie kommen sollte.


„Zeigst du uns wenigstens ein Foto?“


Ihr würdet sie nur verschrecken“, warf Holger ein.


„Meinst du?“


„Ja.“


„Und was ist nun mit dem Foto?“


„Ich hab dir schon mal eines gezeigt.“


Neugierig verfolgte Philipp das Gespräch. Er verstand das nicht ganz. Es gab diese Cora wirklich? Er dachte, Holger hätte sich das nur ausgedacht. Philipp konnte nichts dagegen tun, aber er verspürte eine gewisse Eifersucht. Und außerdem fühlte er sich auch schlecht. Warum sagte Holger ihm nicht, dass es da doch irgendwie jemanden gab? Er versuchte wirklich den Zusammenhang zu verstehen, aber er konnte das Puzzle in seinem Kopf nicht lösen.


„Gibt es kein zweites?“ Bastian grinste und zückte sein Handy. „Ihr Nachname war Höfer, richtig?“


„Willst du sie jetzt googlen oder was?“ Holger klang etwas gereizt.


„Ne, ich guck in Facebook.“


„Mach das doch zuhause“, bat Holger. „Wir wollten doch zocken.“


„Fips ist auch noch mit seiner Verlobten beschäftigt“, winkte er einfach ab. Holger kannte Bastian und wusste, dass er es nicht ansatzweise böse meinte. Trotzdem wurde es dem Innenverteidiger langsam zu bunt.


„Milly kann ich auch wegsetzen. Komm, Basti, leg das Handy weg und wir fangen schon mal an. Ich bin nämlich besser geworden.“

Philipp merkte, dass er heute Holger nicht mehr nach Cora fragen sollte. Er war so schon gereizt. Aber warum? Wollte er nicht, dass der Kapitän erfuhr, dass es sie wirklich gab? Irgendwie fühlte er sich bei dem Gedanken gleich noch mal schlechter… er versuchte es abzustellen. Philipp wusste, dass er erst mit Holger reden sollte, vielleicht irrte er sich ja auch total und Cora war seine Großcousine oder so, die er als Alibi nutzte. Und doch konnte er gegen dieses ungute Gefühl in seinem Inneren einfach nichts machen.


Dankbar lächelte Holger Philipp an, als dieser bereit war, dass Häschen wegzusetzen und Bastian auch davon abzuhalten, sich weiter auf Cora zu konzentrieren.


Ach, mach keine Witze“, lachte Bastian und glaubte ihm nicht, dass Philipp besser spielte als vor einigen Wochen. Dann wurde sein Blick wieder ernster. „Man erfährt echt gar nichts über sie. Nicht mal hier steht was“, beschwerte sich Bastian.


„Ich find das gut“, gab Holger offen zu.


„Schlecht ist es ja nicht. Phil findet das ja eh gut, er hat ja selber eine Frau, die sich sehr im Hintergrund hält. Aber Holger, du könntest uns echt etwas mehr erzählen. Und verschrecken würden wir sie nicht.“


Im Ernst? Musste Bastian jetzt auch noch von Claudia reden? Philipp verkniff sich das genervte Schnauben. Im Moment hielt sie sich ja gerne im Vordergrund auf. Zumindest, wenn es um Holger ging. Aber den Spruch verkniff er sich.


Bastian trat von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Jetzt fing er auch noch an Claudia zu erwähnen. Von der wollte er wirklich nichts wissen. Nicht jetzt, nicht später, einfach nie!


„Vielleicht ein andermal, okay? Heute will ich zocken und nicht über Frauen quatschen.“


Bevor Bastian wieder zu Wort kommen konnte, kam Holger ihm zuvor. „Und Philipp ist besser geworden. Du kannst dich gleich davon überzeugen.“


Philipp war nur froh, dass sie wieder auf die Playstation zu sprechen kamen, sonst wäre ihm sonst noch was rausgerutscht. Manchmal war der Kerl nämlich echt penetrant und vor allem gerade konnte der Zeitpunkt falscher nicht sein.


Mit einem Grinsen, das etwas erzwungen wirkte, startete er das neueste Fifa Spiel.
„Wie spielen wir denn? Du und Fips gegen mich?“


„Na dann verlierst du sicher.“


„Ich bin der ungeschlagene Fifa-König. Mach dir da mal keine Sorgen, ich verlier sicher nicht.“


Warte ab, Basti, wir werden schon noch sehen, wer hier gewinnt.“ Philipp setzte Milly zurück in den Käfig und startete auf dem Weg zum Sofa den Fernseher an. Bevor er sich aber setzte, ließ er den Blick schweifen. „Wollen wir noch kalte Getränke aus der Küche holen?“ Der Blick ging fragend zu Bastian und Holger. Die Frage hatte einen Hintergedanken. Er wollte nur kurz mit Holger alleine sein und ihn irgendwie wieder beruhigen, denn er hatte ja nur zu gut gemerkt, wie ausgewühlt der Jüngste unter ihnen war.


Die hab ich ganz vergessen“, fiel Holger durch Philipps Erinnerung auf. Es war ersichtlich. Knabberzeug stand bereit, die Getränke fehlten. „Ich hol schnell welche.“ Anders als Philipp kam er nicht auf den Gedanken, diesen Vorwand für sich auszunutzen, obwohl die Worte des Kapitäns klar und deutlich formuliert waren.
Womöglich war es auch die unbewusste Angst, dass auch der Kapitän Fragen zu dieser ominösen Cora stellen könnte, die ihn in die Küche huschen ließ.


Bastian konzentrierte sich derweil auf seine Mannschaftszusammenstellung um die beiden schlagen zu können.


Holger floh regelrecht aus dem Wohnzimmer und Bastian kümmerte sich um sein Team. Kurz sah Philipp von einem zum anderen und stand dann auf. „Ich helfe mal tragen“, meinte er zu Bastian, der nur nickte. Er war jetzt eh ganz woanders.

Philipp huschte also in die Küche zu Holger. Die Tür lehnte er an.


Holger öffnete den Kühlschrank, holte Bier, Radler, Cola, Wasser und seine heißgeliebte Johannisbeersaftschorle heraus und stellte alles auf die Anrichte. Er hoffte, dass dieses Thema um seine angebliche Freundin für heute tatsächlich ein Ende gefunden hatte und nicht durch Zufall neu angerissen wurde. Bastian würde er aber alles zutrauen, vor allem, wenn er leicht alkoholisiert war.


Hey“, hauchte Philipp und trat neben ihn. Mit einer Hand griff er Holgers und verschränkte sie, ehe er einen Kuss auf den Handrücken hauchte. „Vergiss Bastis Fragerei einfach. Er ist manchmal ein kleiner Trottel, das weißt du doch.“ Seine Lippen zierte ein Schmunzeln, als er zu ihm aufsah. Die Fragen, die er selber hatte, würde er wann anders stellen. Irgendwann, wenn sie alleine waren.


Seine Angst Philipp könnte weiterfragen, erwies sich als unnötig. „Ich weiß“, bestätigte er ihm seufzend. „Hoffentlich war es das aber für heute.“ Am besten auch für das ganze restliche Jahr, aber bei Bastian konnte er schon froh sein, wenn er sich heute auf was anderes konzentrierte. Der Kuss auf den Handrücken ließ ihn lächeln. Unglaublich welch Geborgenheit Philipp ausstrahlte. Oft reichte wirklich nur das Halten seiner Hand um ihn zu beruhigen.

Wenn er weiterfragen sollte, ignorier ihn bitte auch. Für dich ist das ja auch komisch.“ Mit der freien Hand strich er über Philipps Haare.


Unrecht hatte Holger nicht. Es war komisch. Aber nur, weil er nicht genau wusste, wo er stand. Brav nickte Philipp, bevor Holger über seinen Kopf strich. Diese Geste und die Worte dazu ließen ihn lächeln.


Ich liebe dich“, flüsterte Holger. Nur ihn. Er sollte nicht glauben, dass es da doch noch jemanden gab. Es reichte ja schon Claudia, bei der er sich nicht vorstellen wollte, wie Philipp ihre Hand hielt.


Ich liebe dich auch“, wisperte Philipp, schielte zur Tür und stellte sich dann auf Zehenspitzen, um ihn sanft, aber leider auch sehr kurz zu küssen. „Dann komm… reg dich nicht mehr über ihn auf. Und wenn er wieder ankommt, versuche ich ihn abzulenken. Und jetzt machen wir ihn fertig. Der wird schon sehen, dass ich besser geworden bin.“
Wobei besser nicht hieß, dass er wirklich gut war. Wenn er ehrlich war, hatte er auch Zweifel, dass sie Bastian schlagen konnten, aber ein Versuch war es wert. Und das nicht nur, weil sie so auf ein anderes Thema kamen.


Die drei Worte verdrängten den Gedanken an Philipps Frau jedes Mal und Holger war dankbar dafür. Für das nächste Glücksgefühl sorgte der zarte Kuss, das sein Lächeln auf magische Weise verstärkte.


Philipp hatte es geschafft. Holger lächelte und genau das hatte er erreichen wollen. Irgendwie war es auch toll zu wissen, dass er das so hinbekam. Aber er wusste gleichzeitig, dass er das Lächeln aus dem Gesicht löschen würde, wenn er ihn erst auf Cora ansprechen würde. Dieses Mädchen ließ ihm aber einfach keine Ruhe. Er nahm sich wirklich vor mit ihm zu reden. An einem anderen Abend.


„Machen wir ihn fertig“, nickte er und nahm einen Teil der Getränke. Den Rest trug Philipp hinüber.
„So, ich wäre bereit zu siegen“, war sich der Vize absolut sicher.
Er reichte Philipp einen Controller. „Dann schauen wir mal ob du wirklich was von Holger gelernt hast.“


Bastian musste anerkennen, dass Philipp wirklich nicht mehr ganz so schlecht war, aber der kleine Kapitän brauchte immer etwas, um ins Spiel zu kommen, was man daran sah, dass Bastian definitiv dominierte. Anders wäre es aber auch komisch, wenn sie mal ehrlich sein wollten.
Dann war es aber auch schon so weit und es klingelte ein drittes Mal. Thomas war auch da, also konnten sie richtig anfangen.

Ich lass ihn mal rein“, merkte er an und ging zur Tür. Er fand die Fortschritte von Philipp wirklich gut, aber er hatte auch bemerkt, dass Bastian sich extra anstrengte, damit er sich ja keine Blöße geben musste.


„Servus“, grüßte Thomas. „Bin ich der erste?“, grinste er, wohlwissend, dass er zu spät war.


„Der letzte“, bemängelte Holger ihn lächelnd und zog ihn in eine freundschaftliche Umarmung.


Also alles wie immer.“ Grinsend marschierte er ins Wohnzimmer und begrüßte auch die anderen.


Holger folgte ihm und unterbrach das alte Spiel.


„Wer spielt dieses mal mit Phil?“


Holger tat der Kapitän Leid. Er musste sich ja vorkommen wie ein kleiner dicker und unsportlicher Junge, der in Sportmannschaften immer als letztes gewählt wurde.


„Phil und ich gegen dich und Basti.“


„Das ist aber schon ungerecht und langweilig. Lass Phil und Basti ein Team bilden.“


Die übliche Diskussion startete also wieder einmal, die Holger mit einem Vorschlag unterbinden wollte.


Entweder wir lassen Phil entscheiden oder wir spielen einzeln.“


Manchmal benahmen sich Basti und Thomas wie Lausbuben.


Das Üben hatte sich ausgezahlt. Philipp war immer noch der schlechteste, aber Bastian und Thomas konnten sich nicht mehr ganz so das Maul über ihn zerreißen, wie in Trentino. Sonst wäre er wohl auch wieder gefahren.


Er fuhr aber erst als sich alle gegen halb Elf verabschiedeten. Gerne wäre er noch einen Moment länger geblieben, aber da alle halfen die Gläser in die Küche zu bringen und er keinen Grund mehr hatte noch zu bleiben, fuhr er ebenfalls. Es wäre sonst einfach zu auffällig gewesen, das wussten sie beiden.


An diesem Abend hatte Philipp keinen Sex mehr gehabt mit Claudia, aber am nächsten. Er fühlte sich irgendwie unwohl danach. Es war schön gewesen, sehr schön sogar, aber es war einfach komisch. Dieses doppelte Spiel bereitete ihm in solchen Momenten Unbehagen. Etwas, was er gekonnt versuchte zu verdrängen.


Was Philipp nicht verdrängen konnte, war diese Cora. Er wollte wissen, wer das war und in welcher Verbindung sie zu Holger stand. Ja, er war ein wenig eifersüchtig, aber das wollte er sich nicht eingestehen.


Ein paar Tage nach dem Spieleabend hatte er die Gelegenheit zu Holger zu fahren. Er wollte ihn überraschen und kündigte sich nicht an. So stieg er also einfach ins Auto, parkte es nach der Fahrt vor dem Gebäude, in dem Holger wohnte und verschaffte sich mit dem Schlüssel Zutritt zur Wohnung.



Holger stand unter der Dusche, ließ das angenehm warme Wasser auf seinen Körper prasseln und dachte an Philipp. Er hatte immer noch kein Rezept dagegen entwickelt, wie er vollkommen ausblenden konnte, was er tat, wenn er abends bei seiner Familie war. Natürlich würde es da Zärtlichkeiten zwischen ihm und Claudia geben und es wäre absurd etwas anderes zu denken, aber irgendwann mussten diese quälenden Gedanken doch aufhören.
Bevor er unter die Dusche gestiegen war, hatte er noch mit Cora gechattet. Sie schaffte es irgendwie immer ihn auf andere Gedanken zu bringen, wenn er gerade mal wieder viel zu sehr über Philipp und seine Ehefrau nachdachte. Er mochte dieses Mädchen irgendwie, obwohl er sie nicht mal persönlich kannte.
Durch das einprasselnde Wasser unter der Dusche hörte er nicht, dass jemand sich zu seiner Wohnung Zutritt verschaffte. Nichtsahnend trat er heraus, trocknete sich ab und schlüpfte in frische Shorts, ehe er zurück ins Wohnzimmer tapsen wollte. Seinen Laptop musste er noch ausschalten. Er hatte sich zwar zuvor aus dem Chat ausgeloggt, war aber womöglich noch als online angezeigt.


Sofort lauschte der Kapitän und hörte die Dusche. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er Holger einfach dort besuchen sollte, aber es war wohl besser, wenn er das nicht tat. Holger rechnete sicher nicht damit und würde sich zu sehr erschrecken.
Also trottete er erst mal ins Wohnzimmer und wurde auf den Laptop aufmerksam, der da stand. Wie man das aus Neugier so machte, ließ er den Blick darüber schweifen. Eigentlich wäre da nichts Besonderes. Ein Chatgespräch war zu sehen. Philipp hätte sich da auch niemals näher mit beschäftigt, wenn ihm nicht ein Name ins Auge stechen würde. Cora.



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Kommentare: 2
  • #1

    Engel (Mittwoch, 28 Oktober 2015 10:17)

    hey :)
    war nicht so meins das Kapitel, aber ich lasse natürlich trotzdem gerne ein Kommi da :)
    Ich finde Basti viel zu penetrant. Da hab ich ganze Passagen beim Lesen einfach übersprungen weil es zu sehr genervt hat.
    Und ehrlich gesagt, als Freund verhält man sich nicht so und Holger ist doch nicht so ein Weichei, dass er Basti da nicht rausschmeißt.
    Da musste ich jetzt leider etwas Kritik anbringen.

    sonst hab ich mich natürlich total über Philipp aufgeregt ;)
    Was will er eigentlich. Er hält sich Holger als Affäre, schläft gleichzeitig mit Claudia und findet das auch noch schön. Und jetzt weiß er nicht mal was los ist und hätte plötzlich ein Problem damit wenn Holger eine Bekanntschaft hätte.
    Auch dass er sich überhaupt nicht bemüht, die Sache mit Holger und Claudia zu klären. Er macht einfach weiter und hofft, dass die Lösung vom Himmel fälllt. Da wünshe ich mir Mario ^^

  • #2

    Julia -28 (Samstag, 31 Oktober 2015 01:26)

    Hallo ich bin dann auch mal wieder da !

    Philipp und die Kaninchen sind einfach mal mega suess zsm. aber er soll sich mal entscheiden, was er will !
    Ist zwar klar, dass es keine leichte Entscheidung werden wird aber er macht weder Holger noch Claudia einen gefallen.
    Da bringt auch seine "Eifersucht" nichts die er gegen Cora hegt ...
    Das Basti so neugierig ist kann man verstehen, wäre wahrscheinlich jeder nur leider ist es dumm , dass würde jeden nerven !

    Lg Julia :)