Kapitel 161 – (Un)ehrenhaftes Verhalten Teil II

 

 

Ich kann mich nur nicht abstützen mit den Knien“, erklärte er mit einem skeptischen Blick auf seine Beine. Solange er nur auf dem Rücken lag und seine Beine nicht belasten mussten, ginge alles, was Philipp sich vorstellte.

 

Wie...“ Holger schluckte, sein Körper kochte regelrecht vor Lust. „Wie willst du es?“, fragte er ihn schließlich etwas verschämt.

 

Sein Blick suchte diese tiefen Augen. Holger hatte so etwas noch nie zuvor mit jemand anderes gespürt, was Philipp ihn jede Sekunde erleben ließ. Ihre erhitzten Körper, die nach mehr lechzten, seine Lippen, die ständig darauf drängten Philipp zu berühren, ihn zu liebkosten, zu verwöhnen und ihm somit zu zeigen, wie seine tiefe Liebe in pure Lust gipfelte.


„Ich zeigs dir“, raunte er und küsste neckisch die Schulter des Jüngeren.

 

Holger schloss seine Augen, spürte die Berührungen ihrer Körper und stöhnte leise. Philipp erregten diese Laute, beobachtete Holger forschend, als er seinen Körper bewegte und ganz bewusst ihre empfindlichsten Stellen zueinander führte. Es fühlte sich unanständig und zugleich unglaublich erregend an. Sie begehrten sich beide, seufzten und keuchten einander entgegen und ließen ihre Hände wandern, um sich gegenseitig zu reizen.
„Magst du es?“, erkundigte sich der Kapitän, obwohl er die Antwort längst kannte. Schmeichelnd knabberte Holger an Philipps Ohrläppchen. Er konnte nicht mehr als keuchen, aber er bestätigte es ihm mit einem seufzenden „Ja“, das voller Erregung über seine Lippen kam. Holgers Hand, die gerade noch Philipps Männlichkeit stimuliert hat, wanderte hinauf, fuhr lustvoll durch das flauschige Haar. „Weiter“, forderte er. Philipp sollte ihm zeigen, wie er es haben wollte.

 

Philipp spürte regelrecht, wie Holgers Körper unter ihm bebte und das gefiel ihm verdammt gut. Er beugte sich hinab und fing seinen Lippen zu einem heißen Kuss ein. Keuchend löste er sich. Es ging ihm ja nicht anders. Sein ganzer Körper zitterte regelrecht, sehnte sich nach Holger und vor allem nach mehr von dieser Nähe.
Der Kapitän rutschte etwas höher, ließ sich auf Holgers Becken sinken und spürte die Erregung des Jüngeren an seinem Hintern. Er rieb sich leicht daran. Verstand Holger, worauf er hinaus wollte?
Dieser stöhnte auf, schloss die Augen und der Griff in die weichen Haare wurde fester. Als sich die Lider wieder hoben, war der Blick verschleiert.


„Du willst…“


Philipp nickte. „Bereitest du mich vor? Oder glaubst du, das geht doch nicht?“


„Doch!“ Holger sah ihn beinahe panisch an. Als ihm bewusst wurde, wie seine Reaktion aussehen musste, drehte er verlegen den Kopf zur Seite.


Philipp griff mit einer Hand sanft an Holgers Kinn und drehte den Kopf mit leichter Gewalt. Er lächelte bloß und küsste ihn. Mehr war gerade nicht nötig.


„Ich bin gleich wieder da“, hauchte er, küsste die Nasenspitze, die etwas rot geworden war und ließ Holger alleine. Philipp tapste zu seiner Tasche und holte Gleitgel und Kondom hervor.


„Beeil dich“, forderte Holger, etwas mutiger als gerade eben noch.


„Ich bin ja schon da.“ Philipp legte die Utensilien neben den nackten Körper Holgers und krabbelte wieder über ihn, ein Bein auf jede Seite.


„Bereitest du mich vor?“, hauchte er, knabberte verliebt an seiner Lippe.

 

Vor einigen Jahren hatte Holger den Kapitän noch von weitem ansehen und bewundern müssen. Als Fan, der die Erfolge der Weltmeisterschaft feierte. Und jetzt etliche Jahre danach saß Philipp nackt auf ihm und küsste zärtlich seine Lippen. Niemals hätte er gedacht, dass es so kommen würde. Nicht einmal einen Gedanken hatte er daran verschwendet und als er nach seiner Verletzung bemerkt hatte, dass er sich stark zu ihm hingezogen fühlte, hätte er es nicht einmal dann erwartet, dass sie jemand miteinander intim wurden.
Das einzige, was ihn gerade störte, war die Tatsache, dass er sehr wenig machen konnte. Er konnte Philipp lediglich vorbereiten und hoffen, dass die Schmerzen nicht zu groß sein würden. Ob er das bedacht hatte, dass er zum Training musste?


„Bist du dir sicher, dass du es so willst?“, musste er dennoch nachfragen und sah erwartungsvoll in das dunkle Augenpaar. „Du wirst es auch morgen spüren können, egal wie vorsichtig ich bin“, erklärte er ihm. Er wollte nicht, dass Philipp abbrach, aber er musste in diesem Fall mit offenen Karten spielen. Der Ältere sollte nämlich nicht auf die Idee kommen, diese Nacht zu bereuen, weil die Nachwirkungen zu lästig waren.


„Dann werde ich an diesen schönen Moment erinnert“, antwortete Philipp mit einem entschlossenen Lächeln auf den Lippen. Den Gedanken daran verdrängend, dass er hoffte, dass er den schönen Moment irgendwann aber vergessen konnte. Spätestens, wenn Holger in Donaustauf und sie getrennt waren. Philipp wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er spürte, dass Holger sich das nicht zweimal sagen lassen wollte und ihn bestimmend vorbereitete. „Ich meine es ernst, ich will es so“, forderte er, hatte sehr wohl erkannt, dass der Jüngere zögerte.


Holger reagierte mit Taten und drückte mit dem eingecremten Finger gegen Philipps Eingang. Glücklicherweise wusste er, dass sich das zwar im ersten Augenblick seltsam anfühlte, aber ihm nicht weh tat, weswegen er den Finger stärker in ihm bewegte.


„Entspann dich…“ flüsterte er liebevoll in Philipps Ohr.

 

Die Reizungen machten den Kapitän ganz verrückt. Sein Stöhnen drang an Holgers Ohren und verursachte eine Gänsehaut. Allein beim Anblick Philipps, wie er auf ihm saß, konnte Holger kaum abwarten, wie es sein würde, wenn er ihm näher kam. Aber dazu brauchte es mehr Vorbereitung, um seinem Vorhaben ein Stück näher zu kommen. So zog er seinen Finger vorsichtig zurück und benutzte erneut die Creme, die Philipp das alles leichter machen sollte.


„Mach weiter…“ Die Worte kommen wie von selbst über Philipps Lippen.

 

Holger folgte der Anweisung, nahm einen zweiten Finger hinzu, konnte ihn so besser vorbereiten, was Philipp deutlich spürte. Aber es war kein großer Schmerz. Noch nicht. Es war aber egal. Gerade war es egal. Er wollte das hier mit Leib und Seele. Philipp wusste, was kommen würde, dass er Holger verletzen würde, weil er sich trennen würde, aber gerade war das nicht relevant. Er dachte nur an Holger, seine Sehnsucht, seine Gefühle… an den Sex.
Leise stöhnte er, keuchte Holger ins Gesicht, da er sich nach vorne gebeugt hatte.


„Alles okay?“ Angst schwang in seiner Stimme mit. Hastig nickte der Ältere.

 

Ja, alles okay. Mach weiter. Das… ist gut.“ Er suchte den Blick, lächelte und küsste sein Gegenüber.


Holger nickte ebenfalls, machte weiter, aber beobachtete Philipp mit Adleraugen. Das letzte, was er wollte, war ihm Schmerzen zuzufügen. Das wollte er wirklich nicht. Nicht seinem Philipp, dem er sein Herz geschenkt hatte.


„Nimm einen dritten Finger“, forderte Philipp mutig. Holger gehorchte stumm, zog sich zurück, nahm mehr Creme und drang erneut in ihn ein.


Der Kapitän stöhnte auf. Das schmerzte etwas, das musste er zugeben. Es schmerzte sogar mehr, als Holger anfing sich zu bewegen, aber es musste sein. Er wollte es ja so. Er wollte nicht nur die Finger in sich spüren.


Der Kopf des Älteren lag auf Holgers Brust. Er hörte das Herz des Innenverteidigers, während sein eigenes in seinen Ohren dröhnte. Er war regelrecht berauscht von dem, was sie hier taten.
Es war nicht so, dass es Holger viel anders ging, aber er hatte etwas Angst dabei. Er wollte seinem Schatz nicht wehtun, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er auch nicht abbrechen. Er wollte das hier durchziehen. Und wie er das wollte. Konnte man es ihm verübeln? Er liebte Philipp aus ganzem Herzen und sein Körper sehnte sich nach seiner Nähe, nach seinen Berührungen.
Sie sprachen kein Wort. Holger bereitete ihn vor und atmete schwer. Es fiel ihm schwer sich zurück zu halten, aber er tat es für Philipp. Dieser keuchte, stöhnte zum Teil und musste sich zurückhalten, damit er noch weiter vorbereitet werden konnte.
Irgendwann war er aber auch am Ende angelangt. Er hob den Kopf von der Brust, sah dem Blonden tief in seine blauen Augen.

 

Ich bin soweit… du auch?“

 

Eine Frage, die keine Antwort erforderte. Holger zog vorsichtig seine Finger zurück, war froh, dass Philipp für sie entschied, wann er soweit war. Der Jüngere hätte es nicht einschätzen können, ob es genug war.
Philipp konnte sich vorstellen, wohin Holgers Hände als nächstes greifen würden und schnappte sich vor dem Jüngeren das Kondom. Die Ehre ihm den Schutz über seine Männlichkeit zu streifen, wollte er selber haben. Vorfreudig öffnete der Ältere deshalb die Verpackung, schielte immer wieder zu seinem Freund, bevor er sich reizend seinem besten Stück widmete. Obwohl er es kaum noch aushalten konnte, rollte er ihm den Schutz demonstrativ langsam über seine Körpermitte und nutzte die Creme ein weiteres Mal. Immer noch berauscht von dem beherrscht zarten Eindringen in sein empfindsames Inneres fieberte er dem entgegen, was in wenigen Minuten folgen würde.
Erregt biss sich Holger auf die Unterlippe, als die geschickten Finger sich an seiner Körpermitte zu schaffen machten. Diese unglaublich intensiven Momente machten Holger gierig. Gierig nach der Nähe zu Philipp, die er sich schöner nie erträumt hatte. Diese Unwirklichkeit, dass sie sich diese  körperlicher Liebe schenkten, machte das ganze noch spannender, aufregender und lustvoller.

 

Holger...“ Statt den Satz beenden, den er angefangen hat, fuhr Philipp mit seinen Lippen über seine Lendengegend und liebkoste seine Seite. Schnell und fahrig setzte er Kuss für Kuss aufwärts und kam flach atmend bei den Lippen des Jüngeren an.


„Ich kann nicht länger warten“, gestand Holger dem Älteren drängend.


„Glaubst du etwa ich?“


Auch wenn dieser es sich nicht hat nehmen lassen, ihn mit reizenden Küssen zu necken, lechzte er nach mehr. Leidenschaftlich fing er die weichen Lippen ein, die in diesem Moment wie für ihn gemacht schienen. Eine Hand umschloss Holgers, die andere benötigte er erstmal um sich abzustützen, während er langsam seinen Oberkörper aufrichtete und beobachtete, wie Holgers Blick ihm erwartungsvoll folgte.

 

Der Mund war geöffnet, aber seine Mundwinkel zogen sich trotzdem etwas nach oben. Philipp konnte gar nicht richtig beschreiben, wie es für ihn war, dass Holger ihn so ansah. So voller Erwartungen und Hoffnung. Die hatte er auch so, das wusste der Ältere, aber diese hier konnte er ihm wenigstens erfüllen. Und das tat er auch. Er positionierte sich und ließ sich dann langsam auf Holger hinab sinken.
Aus Reflex drückte er die Hand, die in seiner lag, stärker, denn er zog ziemlich im ersten Moment.
Holger hingegen versuchte mühsam ein Keuchen zu unterdrücken. Diese Enge, diese Nähe zu Philipp. Das war unglaublich für ihn. Irgendwie fühlte es sich in diesem Moment so an, als wäre es genau das, was er sich immer gewünscht hatte. Dabei ging es ihm nie nur um Sex mit Philipp, aber trotzdem fühlte es so. Und es war toll.
Der Blonde spürte aber auch den Druck. Sein Blick ging zu ihren Händen, ehe er Philipp ansah.

 

Geht es?“, fragte er sicherheitshalber kaum hörbar. Die Angst, er würde abbrechen wollen, war da, doch ein heftiges Nicken war die Antwort.


„Ja, ja… keine Sorge. Ich muss mich nur dran gewöhnen“, versicherte Philipp ihm. Es ging auch, wurde immer besser. Und er wurde mutiger. Vorsichtig stemmte er sich wieder hoch und ließ sich erneut auf Holger hinabgleiten.


Beide stöhnten verhalten auf. Philipp wiederholte die Tat und spürte selbst, dass es immer besser ging. Die Schmerzen wurden weniger, schwanden für die süße Lust, die sich immer mehr in seinem Inneren ausbreitete. Das war atemberaubend.

 

Philipp verschlug es den Atem, als Holger ihn mit seinen blauen Augen regelrecht verschlang. Sein Herz raste vor Erregung und sein ganzer Körper gierte nach mehr, ließ die Bewegungen rhythmischer, gekonnter werden, bis er das Gefühl hatte, dass es für sie beide genau richtig war, um zum Höhepunkt zu kommen.
Ähnlich erging es auch Holger, nachdem die Angst, Philipp weh zu tun, vollständig besiegt worden war. Er schloss seine Augen, konzentrierte sich nur auf die Reibung und das phänomenale Empfinden, wie der Ältere sich auf ihn bewegte und das Tempo bestimmte. Die Augen wieder öffnend, weil er es nicht lange aushielt, ihn nicht anzusehen bei diesem göttlichen Anblick, hätte er beinahe etwas übersehen, womit er Philipp sicher Gutes tun konnte. Er streichelte über den leicht verschwitzten Körper über ihm und fasste erst behutsam an die Körpermitte des Älteren, die sich ihm förmlich darbot. Aber Holger hatte sich so in Philipps Gesicht festgeguckt, dass er darauf gar nicht mehr geachtet hatte. Das wollte er nun aber nachholen. Er passte sich dem Tempo an, wollte Philipp verwöhnen.
Der Kehle des Älteren entglitt ein leiser Schrei, als er eine sehr empfindsame Stelle in ihm traf und parallel Holgers Griff um seine Männlichkeit fühlte.


„Ah…“ Philipp stöhnte ungehalten, konnte sich in dem Moment schon gar nicht mehr artikulieren.

 

Holger ging es aber nicht wirklich viel besser. Die Enge, die steigende Reibung, die pulsierende Männlichkeit in seiner Hand, Philipps Anblick über ihm… er hatte ja gehofft, dass sie in irgendeiner Art und Weise intim werden würden, aber das war definitiv mehr als erwartet.


„Philipp...“


Dieser stöhnte weiter, suchte den Blick in die blauen Augen, doch im nächsten Moment wurde wieder dieser Punkt in ihm getroffen und er warf den Kopf in den Nacken. Seine Finger schabten leicht über Holgers Brust. Er war nicht mehr Herr seiner Sinne.
Erst recht nicht, als er sich wenig später durch weitere Bewegungen über die Klippe stieß. Ob es seine oder Holgers Bewegungen am Ende waren, konnte Philipp am Ende nicht sagen. Es war auch egal. Er kam und bewegte sich noch ein paar Male, ehe er merkte, dass auch Holger zu seiner Erlösung gekommen war.


Als Philipp kam, war es für Holger noch unglaublicher. Es wurde gefühlt noch enger und dieser Anblick… allein das war schon für ihn atemberaubend.


Ihre Aktion hatte aber beiden den Atem geraubt. Sie hechelten nach Luft und Philipp hing nach vorne gebeugt, stützte sich auf Holger ab. Träge hob er den Kopf, grinste ihn an. Die Worte fehlten ihm immer noch. Diese Tatsache hinderte ihn aber nicht daran, dass er seinen Körper anhob und sich von Holger löste.
Dieser nahm sich das Kondom ab und verstaute er in einem Taschentuch. Dann legte er die Arme um den kleineren Körper und zog ihn an sich. Philipp kuschelte sich an seine Brust, die sich immer noch schnell hob und senkte.


„Das war toll“, hauchte Holger, küsste das verschwitzte Haar.


Philipp beugte sich noch mal hoch, um diese weichen Lippen zu einem richtigen Kuss einzufangen.

 

Unbeschreiblich toll“, korrigierte er Holger, kuschelte sich wieder an ihn.

 

Sein Atem ging noch schnell, doch Holgers Hand streichelte längst beruhigend über den verschwitzten Körper Philipps. Der Korrektur konnte er nur zustimmen, hatte er schließlich so ein Feuerwerk an Gefühlen noch nie zuvor erlebt. Was Philipp in ihm auslöste, war unbeschreiblich. Voller Liebe drehte er den Kopf und küsste die Stirn des Älteren, fühlte an seinen Lippen die leicht verschwitzten Haare des Kapitäns und schmunzelte darüber. Da konnte Philipp wohl noch so gut in Form sein.

 

Der sanfte Kuss, das zärtliche Streicheln, der Kopf, der an seinen lehnte und eine gewisse Vertrautheit zeigte… Philipp hatte sich schon lange nicht mehr so geborgen gefühlt. Das warme Gefühl, welches in seinem Körper umherwanderte, war wirklich unbeschreiblich schön. Es verdrängte für den Moment seine Ehefrau sogar komplett.


Der Entschluss nicht nach Donaustauf zu gehen, festigte sich noch weiter, aber er wollte darüber heute nicht mehr reden. Holger würde es Philipp morgen erklären, wenn er nachfragen sollte. Ansonsten würde er das wohl einfach unkommentiert lassen, da er die Meinung des Kapitäns bereits kannte. Oder war das jetzt anders? Jetzt wo sie sich wieder so nahe gekommen waren und er Philipps Liebe deutlich gespürt hatte?


„Ich hoffe, es geht morgen einigermaßen“, flüsterte er leise der Situation angepasst. Im Augenblick waren nur ihre leisen Atemgeräusche zu hören, die sich allmählich beruhigten. Holger strich zu den flauschigen Haaren und lehnte seinen Kopf gegen Philipps. Er wollte nicht von Konsequenzen anfangen, aber der Ältere sollte vorgewarnt sein, dass er am nächsten Tag mit den Nachwirkungen zu kämpfen haben würde. Etwas, was Holger ihm gerne abnehmen würde, aber nicht konnte. Die freie Hand, die auf dem Bett gelegen hatte, legte er mit sanften Druck auf Philipps und strich mit dem Zeigefinger verspielt über die Haut.

 

Es wird schon gehen“, erwiderte er, verschränkte ihre Hände ineinander. „Mach dir keine Sorgen.“ Das sollte Holger sich nun wirklich nicht machen. Es würde bestimmt gehen, da war er optimistisch.

 

Holger wünschte es Philipp. Er sollte wegen ihm keine Schmerzen haben. Anderseits würde er diese Intimitäten für nichts auf der Welt mehr hergeben oder die Zeit zurückdrehen wollen. Es wäre so schön, wenn es immer so sein könnte. Jeden Abend mit Philipp einschlafen und am nächsten Morgen an seiner Seite aufwachen. Was würde er alles dafür geben, wenn der Wunsch je wahr werden könnte?


Philipp führte ihre verschränkten Hände an seine Lippen und küsste sanft Holgers Handrücken. Er küsste jeden einzelnen Finger, ehe er die Hände wieder ablegte. Er schloss die Augen, zwang sich dazu sie wieder zu öffnen.
„Ich bin ganz schön müde“, gab er zu und gähnte auch direkt ausgiebig. Ihr Schäferstündchen hatte ihn ganz schön geschlaucht.

 

Verträumt beobachtete er, wie seine Finger geküsst wurden, was diesen Wunsch, oder sogar seinen Traum, verstärkte.
„Dann schlaf“, flüsterte er und schmunzelte über seine eigenen Worte. Philipp hatte das auch schon einmal zu ihm gesagt, damit er sich nicht zwang, wegen ihm wachzubleiben. Holger hingegen plante länger wach zu bleiben, um seinen Freund zu beobachten. So als fühlte er in seinem Unterbewusstsein, dass es vorbei sein könnte. Irgendwann vorbei sein musste. Oder wie stellte sich Philipp die Zukunft vor? Eine interessante Frage, aber Holger stellte sie nicht. Würde sie niemals stellen, denn die Antwort davor fürchtete er viel zu sehr. Dann blieb er lieber im Ungewissen und genoss die Zeit mit dem Kapitän.
Er mochte auch die Zeit, in der sie schwiegen. So wie es im Moment der Fall war, da Philipp offenbar eingschlafen war. Niemanden sah er so gerne an wie ihn. Egal ob er friedlich schlief, ihn optimistisch anlächelte oder einfach nur in seinen Augen versank, konnte er nicht genug davon bekommen und war ihm völlig verfallen. Eine Liebe, die nicht sein durfte und vermutlich längst zu stark war. Aber einseitig war sie nicht. Philipp liebte ihn auch, dessen war sich Holger sicher.
Etwa eine halbe Stunde nachdem Philipp eingeschlafen war, brachte es Holger auch nicht mehr fertig seine Augenlider offen zu halten und sank rundum zufrieden ins Reich der Träume.  

 

 

 

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