Kapitel 50 - Gebrochenes Versprechen



Als Holger die Klingel hörte, hob er den Kopf an. Wer war das denn jetzt? Neugierig humpelte er zum Fenster und erkannte Philipps Auto an der Straße stehen. Der kam ihm gerade recht. Vielleicht brauchte er eine neue Story, die er Jupp dann auftischen konnte. Kurz spielte er mit dem Gedanken die Tür nicht zu öffnen, aber entschied sich dagegen. Dann konnte er Philipp mal die Meinung geigen, was ihm denn einfiel ihn einfach an Jupp zu verraten, wo der Kapitän doch ganz genau wusste, wie unangenehm Holger der gestrige Zusammenbruch war. Doch als er die Tür öffnete und Philipp vor sich stehen sah, verließ kein Laut seine Kehle. Nur das zornige Funkeln in seinen Augen blieb. Er war richtig enttäuscht von ihm, das war ein Vertrauensbruch. Gestern hatte er noch betont, dass er Verständnis für ihn hatte und am nächsten Tag plapperte er es gleich weiter? Wenn er ehrlich war, hätte er Philipp so etwas überhaupt nicht zugetraut. Holger dachte wirklich, er konnte Philipp alles anvertrauen ohne Angst haben zu müssen, dass ein Dritter davon erfuhr. Diese Tatsache war Rechtfertigung genug für den Innenverteidiger ihn jetzt so böse anzufunkeln.

„Hey Ho-…“, Philipp brach ab als er den Innenverteidiger ansah. Er schluckte schwer und es lief ihm kalt den Rücken herunter. „Was ist los?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er verstand das gerade nicht. Was war denn nur mit Holger? War er so sauer, dass er hier war? Er hatte doch noch gar nicht gesagt, was der Grund für seinen Besuch war. Irgendwie wollte er ihn auch gar nicht mehr äußern, wenn Holger jetzt schon so begeistert von seiner Anwesenheit war.

Philipp brach seine Begrüßung ab und flüsterte nur noch. Aus Angst? Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen zumindest ein wenig. Vermutlich war er sich seiner Schuld nicht einmal bewusst.
„Nichts. Was soll sein?“, zuckte er mit den Schultern und seine Tonlage klang etwas schrill. „Ich hab kein Kreuzband mehr, aber wahrscheinlich kannst du dich daran auch nicht mehr erinnern. Genauso wie du vergessen zu haben scheinst, dass du mir versichert hast, dass du keinem von gestern erzählst“, zischte er den letzten Satz. Er fragte gar nicht nach, warum Philipp überhaupt hergekommen war. Obwohl er da auch schon seine Vermutungen hegte. Aber das was er zu sagen hatte, konnte er sich sonst wo hin schieben.
„Und falls du dir jetzt keiner Schuld bewusst bist, Jupp hat gerade angerufen und kam auf die wahnwitzige Idee mir einen Termin bei einem Sportpsychologen zu machen“, erklärte er unerfreut und fügte höhnisch hinzu: „Woher er das wohl hat?“

Philipp war überrascht. Er hatte gedacht Jupp würde erst nachmittags bei ihm Auftauchen, aber gut… war wohl nicht so.
„Du hörst ja nicht auf mich“, stur sah er Holger an. „Ich will dich nicht noch mal so am Boden sehen. Es hat mir das Herz zerrissen.“ Und das war die Wahrheit, die Holger ihm hoffentlich glaubte. Eigentlich hätte er es sich auch eher denken können, dass Holger eins und eins zusammen zählen konnte.
Auch, wenn er sich in gewisser Weise im Recht sah, hatte er ein schlechtes Gewissen. Er wollte Holger doch nie verletzen.

Philipps Worte schmerzten, weswegen er nicht einmal sofort etwas entgegnen konnte, sondern erstmal beklommen schluckte. Einen Moment lang erwiderte er diesen sturen Blick und fragte sich, wie er an seiner Stelle gehandelt hätte. Hätte er geschwiegen? Oder auch Jupp oder jemand anderen ins Vertrauen gezogen? Aber eigentlich ging es darum gar nicht, was er gemacht hätte.
„Und das gibt dir das Recht mich zu verraten? Wolltest du dein Gewissen beruhigen, wenn du weißt, dass ich bei so einem Psychologen hocke, während du deinen Urlaub genießt?“ Holger merkte gar nicht, wie ungerecht er sich gerade verhielt. Aber es tat weh, dass er ihn verraten hatte und dass er morgen weg sein würde.
Sollte er doch. Ab sofort musste er sowieso wieder alles in sich hineinfressen, da er das Vertrauen zu Philipp gänzlich verloren hatte.
„Kann dir doch egal sein, was mit mir ist. Geh doch zu deiner Familie. Was gibst du dich eigentlich mit mir ab? Kommt es gut in deinem Lebenslauf, wenn du einen kranken Krüppel pflegst?“

Philipp wusste nicht, warum er es tat und woher dieser Reflex plötzlich kam, aber er scheuerte Holger eine. Die Ohrfeige hallte förmlich in seinen Ohren wieder.

Mit allem hatte Holger gerechnet. Von einer kleinlauten Entschuldigung, anschreien mit Schuldzuweisungen bis hin zu Rechtfertigungen, warum er Jupp eingeweiht hatte. Aber nicht mit dieser schallenden Ohrfeige. Sein Gesicht war dadurch leicht zur Wand gerichtet, was Holger auch lieber war, als Philipp jetzt ansehen zu müssen.

„Und ich hab tatsächlich meine Ehe aufs Spiel gesetzt und wollte hier bleiben wegen dir, weil ich mir Sorgen um dich mache.“ Philipp schnaubte und schüttelte über sich selber den Kopf. „Wie konnte ich nur so blöd sein?“
Dann sah er Holger wieder direkt an. „Vielleicht kommst du ja zur Vernunft, während ich im Urlaub bin. Es wäre dir nur zu wünschen.“

Er hörte ihn schnauben und die Worte, die er da sagte, brannten sich in Holgers Gedächtnis. Sie ließen sich nicht verdrängen. Nicht das Geständnis, dass Philipp hier bleiben wollte und seine Ehe für ihn aufs Spiel setzte. Entsprach das denn wirklich der Wahrheit? Die Wut auf den Kapitän war plötzlich verflogen und wurde ersetzt durch das Gefühl allein zu sein. Die Einsamkeit, die er bei manchen ruhigen Abenden, die er allein verbrachte, empfand. Die verschwunden war, seit Philipp sich so um ihn bemühte.

Philipp drehte sich um und ging die Treppe ein paar Stufen herunter, aber er stoppte und wandte sich noch einmal um. „Du hast selber gesagt, ich soll zu meiner Familie gehen und ich habe dir mehr als einmal gesagt, dass du dich melden sollst, wenn was ist. Du bist nicht im Recht mir vorzuwerfen, dass ich Zeit mit meinem Sohn oder meiner Frau verbringe. Denk da mal drüber nach.“

Holger hörte, wie Schuhe den Boden berührten. Philipp verschwand also, weswegen seine Hand langsam zu seiner Wange ging. Doch als die Stimme des Älteren erneut erklang, sah Holger auf und entdeckte ihn im Treppenhaus.

Dann ging Philipp und ließ keine Erwiderung mehr zu. Der Kapitän hinterließ Holger seiner selbst. Ohne sich noch mal umzusehen, stieg er ein und fuhr davon.

Der Blonde konnte gar nicht einschätzen, wie lange er brauchte die Tür zu schließen. Das tat er nämlich erst, als die nette, siebzigjährige Dame, die auch in diesem schicken Haus wohnte, aus der Tür kam und ihn irritiert musterte.
Hinter ihm fiel die Tür schließlich ins Schloss, ehe er sich mit dem Rücken an eben jene gelehnt sinken ließ. Tränen sammelten sich in seinen Augen. Tränen aus Wut und Enttäuschung auf sich und auf Philipp.


Zuhause parkte Philipp den Wagen, stieg aus und suchte Claudia. Überrascht sah sie ihn an, als er so ins Zimmer gestürmt kam. Philipp hingehen lächelte, auch, wenn ihm nicht danach war. „Wo ist mein Koffer?“

Claudia sah ihn erst vollkommen überrascht an, ehe sie förmlich strahlte. „Ich hole ihn dir“, sagte sie schnell und verschwand dann.

Philipp war klar, dass sie gerade überglücklich war. Das Lächeln auf seinen Lippen wiederum wurde traurig. Er ärgerte sich über Holger. Warum verstand er nicht, dass er es nur gut meinte? In ihm sträubte sich immer noch alles, dass er fliegen würde, aber es war besser so.

Während Claudia den Koffer holte, schrieb sie eine SMS an Sarah.

//Philipp kommt mit! Ich bin so froh und erleichtert! Jetzt steht einem wundervollen Urlaub nichts mehr im Wege!! ;)//

Sie würde gerne wissen, warum er jetzt doch mitkam, aber sie kannte ihren Mann gut genug, um zu wissen, dass es besser war, wenn sie nicht nachfragte. Vielleicht im Urlaub oder danach, aber nicht jetzt. Sie sollte sich jetzt einfach nur freuen.


Holger hatte sich ins Badezimmer verzogen, stützte seine Hände am Waschbecken ab und blickte in den Spiegel. Seine Wange war von einem deutlichen Rotschimmer überzogen, so fest hatte Philipp zugeschlagen. Doch nicht nur seine Ohrfeige hinterließ Spuren, auch seine Worte waren nicht spurlos an dem Innenverteidiger vorbeigegangen. Starr betrachtete er sein Spiegelbild, wodurch ihm auffiel, welch traurigen Augen ihm entgegen schauten. Jeglicher freudiger Glanz war verschwunden, sondern wich nun dem Glitzern seiner stummen Tränen.


Sarah war gerade dabei zu planen, welchen Bikini sie mitnehmen würde und fragte Basti um Rat, der aber mit seinen Gedanken ganz woanders war.

„Janina würde passen...“, murmelte er vor sich hin.

Irritiert drehte sich das Model zu ihrem Freund und musterte ihn. Wofür würde ihre Cousine passen? Bevor sie das jedoch ansprechen konnte, erregte eine SMS ihre Aufmerksamkeit. Sie ließ den Bikini fallen und las aufmerksam die Zeilen von Claudia.
„Philipp kommt mit“, lächelte sie erleichtert. Zum Glück! Der Urlaub war gerettet.

„Das ist super. Wahrscheinlich hat Mario mit Phil geredet, dass er derweil ein Auge auf Holger hat.“

„Schon möglich“, meinte Sarah und legte das Handy weg. „Was meintest du eigentlich vorhin wegen Janina?“

Auf Bastis Gesicht erhellte ein Grinsen: „Holger braucht endlich eine Freundin, die sich auch um ihn kümmern kann. Es kann doch nicht sein, dass Philipp den Part übernehmen muss.“ Erst im Nachhinein fiel ihm auf, wie blöd sich das eigentlich anhörte, da der Kapitän sicher nicht für alles sorgen würde.
„Außerdem hat Janina schon mal gesagt, dass sie Holger ziemlich süß findet.“

„Sieht Holger das denn auch so? Ich weiß ja, dass du es nur gut meinst, aber da hat er eben noch ein Wörtchen mitzureden... vielleicht will er im Moment ja gar keine Freundin.“

Basti zuckte mit den Schultern. Vielleicht sollte er das mal mit Mario besprechen und ihn fragen, was er davon hielt Holger mit jemandem zu verkuppeln. Sarah war da wohl wirklich nicht die richtige Ansprechpartnerin.


Philipp packte seinen Koffer und ging danach zu seiner Familie ins Wohnzimmer. Julian spielte mit einigen Autos auf dem Teppich und Claudia saß daneben auf dem Sofa.

„Müssen wir ihn wirklich hier lassen?“

Er lächelte leicht und setzte sich zu ihr. Sanft drückte er ihr vorher einen Kuss aufs Haar. „Das ist es doch was wir wollten. Zeit für uns.“ Jetzt klang es so als hätte er nie daran gezweifelt zu bleiben.

„Ich weiß… ich freu mich auch sehr darauf“, sie lehnte sich gegen ihn. „Ich liebe dich, Philipp.“

„Ich dich auch“, er legte einen Arm um ihre Schultern und dachte an Holger. Was lief hier eigentlich falsch?


Holger schleppte sich den ganzen Tag über träge in seiner Wohnung herum. Er dachte über Philipps Worte nach, über die Ohrfeige und auch über sein eigenes Verhalten. Als es zum zweiten Mal an diesem Tag klingelte, wusste Holger, dass es der Trainer sein musste. Der hatte sich ja für Nachmittag angekündigt und dieser war mittlerweile angebrochen. Vom Regen in die Traufe also.
Schnell wischte er sich über die Augen, warf einen prüfenden Blick in den Spiegel und stellte resigniert fest, dass seine Wange immer noch etwas gerötet war. Seufzend öffnete er schließlich die Tür.

Jupp fiel sofort auf, wie schlecht Holger aussah. Es war noch nicht mal die gerötete Wange, sondern eher der traurige Ausdruck auf dem Gesicht. Er sah schon Sonntag nicht besonders gut aus, aber das gerade… damit hatte der Trainer nicht gerechnet. Es war gut, dass Philipp auf ihn zugekommen war. Es wurde höchste Zeit, dass Holger Hilfe bekam. So zumindest der erste Eindruck.
„Hallo Holger. Darf ich reinkommen?“

Jupp schien ihn zu mustern, aber das war Holger sowas von egal gerade. Denn in ihm kam der Wunsch auf, dass es Philipp gewesen wäre. Dieser flog morgen in den Urlaub und ließ ihn mit diesen Gefühlen, die ihn überforderten, einfach zurück.
Holger trat einen Schritt zurück, um Jupp hereinzulassen und die Tür hinter sich zu schließen. Sie gingen ins Wohnzimmer und der Innenverteidiger bot seinem ehemaligen Trainer dort einen Platz an. Das war aber auch alles was er sagte.
Jupp würde ihm vermutlich sowieso nur mitteilen, wann er bei Dr. Engbert sein sollte und dass er sich ja nicht weigern sollte.

Holger schwieg, was Jupp nicht verwunderte. Er behielt das Schweigen für einen Moment bei, ehe er seufzte. „Hast du schon mal in den Spiegel geguckt, Holger? Es ist dir anzusehen, dass du deine Hoffnung verloren hast und nicht an eine Rückkehr glaubst“, fing Jupp an.

Er konnte nicht widersprechen. Holger wusste, dass man es ihm ansehen konnte, dass er nicht mehr wirklich an ein Comeback glaubte. Wie denn auch? Jeder der nur ein wenig von Fußball verstand, würde zweifeln, ob es je wieder so wie früher werden würde. Und vor seiner Re-Ruptur war es perfekt, so konnte es nicht mehr werden.

„Aber noch ist nichts verloren. Du musst an eine Heilung glauben, sonst wirst du nie wieder ganz gesund. Deswegen habe ich auch den Termin gemacht bei Dr. Engbert.“

Bei der Erwähnung des Termins schnaubte er, schüttelte den Kopf und sah zum Fenster. Das war doch wirklich die Höhe, dass hier über ihn bestimmt wurde, als wäre er noch nicht volljährig.

Abwartend sah er Holger an, wollte ihm die Chance geben sich dazu zu äußern und sich aufzuregen. Und letzteres würde er tun, da war er sich sicher. Aber Holger würde es auch verstehen, wenn er erst mal da gewesen war, dessen war Jupp sich sicher.

„Philipp übertreibt maßlos. Nur weil ich nicht ganz so euphorisch bin, denkt er gleich einen Psychologen einschalten zu müssen“, beschwerte er sich. Und Jupp musste er natürlich auch auf ihn ansetzen, das war schon sehr nett. „Ich geb zu, dass ich gestern etwas neben mir stand, aber das ist kein Grund für ihn sich da einzumischen. Es ist kein Grund für niemanden sich in meine Angelegenheiten zu mischen.“
Es war das allererste Mal, dass Holger gegen seinen Trainer das Wort erhob. Zumindest außerhalb des Spielfeldes. Die Verzweiflung wandelte sich in Ärger. Nur wusste er noch nicht, auf wen er sauer sein sollte. Auf Philipp? Auf Jupp? Auf sich selbst?
Holger sah auf die Uhr. Lange würde es nicht mehr dauern, da saß der Kapitän im Flieger und was machte er? Er durfte sich hier tatsächlich mit einem Psychologen auseinandersetzen.
„Ich brauche niemanden, der mir einredet, dass alles wieder gut wird.“

Jupp ließ Holger erst mal ausreden. Es war sein gutes Recht sich aufzuregen und bei dem Charakter hatte er nichts anderes erwartet.
„Es waren schon andere Sportler vor dir beim Psychologen, Holger“, fing Jupp langsam wieder an.

Holger hatte nie in Frage gestellt, dass er nicht der einzige Sportler war der einen Psychologen zu benötigen schien, um auf die rechte Bahn zu kommen, aber... nein, er wollte das einfach nicht. Es brachte nichts und fertig aus.

„Es ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ganz normal, dass du schlecht drauf bist nachdem, was du erlebt hast. Ich lasse aber hier auch nicht mit mir diskutieren, Holger. Noch bin ich dein Vorgesetzter und der Termin steht und du gehst dahin. Ich hab hier alle Infos, die du brauchst“, er hielt ihm einen Umschlag bin. „Dort steht auch, wann dein Fahrdienst kommen wird.“ Holger sollte nicht glauben, dass er sich davor drücken konnte. Er brauchte diesen Termin dringend.
Es war nicht unbedingt Jupps Art so streng durchzugreifen, aber es ging nicht anders. Irgendwann würde Holger ihm dafür dankbar sein. Irgendwann würde er es verstehen.

Die Diskussion schien nicht nur für Holger beendet zu sein, auch Jupp sah ihn streng an und hielt ihm einen Umschlag hin. Fahrdienst? Seit wann wollte der Trainer denn unbedingt seinen Willen durchsetzen? Was bitteschön hatte Philipp ihm denn für ein Drama geschildert, dass er jetzt so durchgriff?
Holger nahm den Umschlag lustlos entgegen und legte ihn aber gleich wieder grummelnd auf dem Tisch ab.
„Einmal... okay“, sagte Holger schließlich. Einmal würde er hingehen, aber dann reichte es. Er fand es einfach sinnlos, dieser Dr. Engbert konnte ihm auch kein Kreuzband reintheraphieren.

Jupp hatte seine Antwort. Er war davon überzeugt, wenn Holger einmal da war, würde er auch ein zweites Mal dorthin gehen.

Das konnte Jupp jetzt schön Philipp erzählen, dass er zumindest ein bisschen einlenkte. Philipp... unweigerlich dachte er wieder an diese schallende Ohrfeige. Die klatschende Berührung von Hand und Wange hallte jetzt noch in seinen Ohren. Er merkte schon, wie neue Tränen aufkommen wollten, weswegen er sich an Jupp wandte. „Ich würd jetzt gern allein sein.“

„Okay“, er stand auf. „Wenn du zu dem Termin nicht kannst, meld dich, dann mache ich einen zweiten.“ Von der Reha sprach er erst mal absichtlich nicht. Immerhin war der Termin beim Psychologen in den nächsten Tagen und so lange konnte er mit der Reha warten. Allerdings war Holger wohl nicht klar, dass es da auch generell um sein Knie ging und nicht nur darum, dass er wieder Fußball spielen würde.

Jupp machte nochmals deutlich, dass er nicht drum herum kommen würde einen Termin bei Dr. Engbert wahrzunehmen. Brachte er das eben so schnell wie möglich hinter sich.

„Ich finde allein raus. Du hast ja meine Nummer.“

Der Trainer verschwand und Holger bemühte sich nach der Äußerung gar nicht mehr ihm hinterher zu humpeln. Erst als er die Tür ins Schloss fallen hörte, regte er sich und nahm den Umschlag wieder an sich. Er klemmte eine seiner Krücken unter den Arm und öffnete ihn, um die Infos zu entnehmen. Donnerstag Nachmittag also. Da genoss Philipp schon die Sonne auf Hawaii.
Kopfschüttelnd über seinen missgünstigen Gedanken hopste Holger zu dem Regal, auf dem auch der Gute Besserungshase Platz gefunden hatte und legte den Umschlag dazu.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0