Kapitel 135 – Romantik Reloaded



Als Holger die Wohnung aufsperrte und die Klänge von seinem Lieblingsspiel ertönten, musste er sofort lächeln. Die Sporttasche und die Jacke legte er an die Garderobe und schlich sich mit einem glücklichen Lächeln ins Wohnzimmer. Es war ein unbeschreibliches Gefühl Philipp auf seiner Couch sitzen zu sehen, so als wäre es selbstverständlich, dass er da war und auf ihn wartete. Und wie er sah nutzte er seine Zeit sogar sinnvoll.
„Machst du Fortschritte?“, durchbrach er dann die Stille und machte auf sich aufmerksam.


Philipp zuckte erschrocken zusammen als er Holgers Stimme vernahm und drehte sich kurz um.


Sofort lächelte er. „Du bist ja schon da.“ Und sofort ging der Blick zurück zum Fernseher. „Na ja… geht so“, merkte er an. „Ich glaube schon, dass ich etwas besser werde.“


Gerry hatte ein Einsehen“, erwiderte er gut gelaunt und nickte bekräftigend, um zu bestätigen, dass er besser wurde. Die Abläufe sahen jedenfalls schon gewählter und flüssiger aus, als das abgehakte, zögerliche Spiel als sie das erste Mal zockten.

Philipp war wohl so vertieft in das Spiel, dass er Nebengeräusche komplett ausblendete. Holger kam näher und stemmte seine Arme auf die Sofalehne. Den Blick auf den großen Bildschirm gerichtet.


Allerdings machte es ihn etwas nervös, wenn Holger ihn so dabei beobachtete. In seinen Augen war das sicher immer noch schlecht, was er da veranstaltete, immerhin war er ein Profi auf dem Gebiet.


Gegen den Computer machte Philipp eigentlich gar keine schlechte Figur, aber er konnte sich dahingehend eine Frage nicht verkneifen. „Welche Schwierigkeitsstufe hast du eingestellt?“


Philipp grinste verlegen. „Amateur“, gab er zu. „Aber ich bin ja nun mal auch Anfänger. Außerdem habe ich so wenigstens mal gewonnen.“ Das wollte er aber auch mal festhalten. Allerdings hatte er auch eben nur „mal“ gewonnen und nicht immer.


Ist doch gut, wenn du schon mal gewonnen hast“, stimmte er zu. „Ich finde auch, dass du schon Fortschritte gemacht hast.“


Ich spiele das Spiel eben noch zu Ende, ja?“ Nicht, dass Holger dachte, er wollte ihn komplett ignorieren oder so was. Gerade musste sich der Kleinere aber konzentrieren. Der Angriff lief über links. „Komm schon“, murmelte er und passte in die Mitte. Es war Mario, der dort den Ball bekam und… danebenschoss.


Es gefiel ihm, dass Philipp sich nicht ablenken ließ vom Spielen. Er fühlte sich auch nicht benachteiligt oder ignoriert, viel mehr genoss er es, dem Kapitän beim Spielen zuzusehen. Das war eben auch der Punkt, wegen dem er gar nicht mitbekam, wegen was Philipp sich nun aufregte, da er lieber den Kapitän beobachtete, als das Spiel. Welcher Kerl?


Maaaaan“, murrte Philipp. „Der Kerl ist zu nichts zu gebrauchen. Sag ihm das mal.“


Holger sah fragend auf den Bildschirm, auf dem Mario Gomez zu sehen war. Ach... der Kerl also.
„Ich werds ihm ausrichten.“ Holger lachte auf und guckte weiter zu. Bisher stand es 1:1. Konnte Philipp den Punktestand noch für sich entscheiden?
Eigentlich wollte der Innenverteidiger ihn nicht ablenken, aber sein leerer Magen erinnerte ihn daran, dass es besser gewesen wäre, wenn er was zu essen mitgebracht hätte. „Soll ich uns was bestellen? Oder hast du schon was gegessen?“ Wenn Philipp nichts wollte, würde er sich wohl einen Keks nehmen und sich damit zufrieden geben.


Ich hab gekocht. Also mehr oder weniger… der Auflauf steht im Ofen. Du musst ihn nur noch anmachen, dann ist er in zwanzig bis dreißig Minuten fertig und… nein, nein… scheiße!“


Du hast gekocht?“ Holger war überrascht, aber freute sich darüber. Ganz anders als Philipp, der gerade ein Tor kassierte, weil er ihn abgelenkt hatte.


Philipp seufzte genervt auf. Da war das 1:2. „Ich hab heute noch nicht einmal gegen Madrid gewonnen“, erklärte er, den Blick weiter auf den Fernseher gerichtet. Wenn er wenigstens ein Unentschieden rausholen könnte. Ein paar Minuten hatte er noch. Die zweite Halbzeit hatte ja gerade erst begonnen. Das Essen war schon wieder vergessen.


Noch kannst du den Ausgleich erzielen. Oder sogar gewinnen“, meinte Holger. „Ich geh in die Küche und stör nicht weiter“, schmunzelte er und stiefelte davon.


Du störst doch nicht“, rief er ihm noch nach, aber da war Holger schon weg. Als wenn er stören würde. Wenn das Spiel beendet war, würde er ihm zeigen, dass dem nicht so war.


Aber erst musste er hier weiter machen. „Man“, grummelte er. „Jetzt… doch nicht dahin!“ Philipp fluchte vor sich hin. Doch dann konnte er dem Gegner schließlich den Ball abluchsen und zumindest den Ausgleich schießen.


Neugierig pirschte Holger sich dann an den Ofen heran. Tatsächlich stand da auf der der fertig zubereitete Auflauf. Holger musste zugeben, dass er wirklich gar nicht schlecht aussah, bestimmt schmeckte er richtig lecker. Eifrig heizte er den Ofen ein, schloss die Öffnung und holte sich aus dem Kühlschrank ein Getränk, ehe er den Tisch deckte. Aus dem Wohnzimmer kam derweil kein Laut. Ob er wohl den Ausgleich noch schaffen konnte?


Ja, man… Holger? Sag Mario, er ist doch zu was zu gebrauchen!“, rief er aus dem Wohnzimmer. Er grinste dabei. Ja, der Stürmer hatte den Treffer erzielt. Den letzten. Das Spiel war vorbei und Philipp machte die Playstation aus.


Holger hatte sich hingesetzt und trank schweigend das Glas Johannisbeersaftschorle. Plötzlich hörte er Philipps Stimme, die lauter wurde. Holger spitzte die Ohren, als er seinen Namen hörte. Ein breites Grinsen legte sich nach solchen Worten auf sein Gesicht. Das bedeutete dann wohl, dass er mit Mario doch noch ein Tor geschossen hatte.
„Schreib ihm doch eine SMS!“, rief Holger ins Wohnzimmer. Wäre sicher interessant, was der Stürmer dazu sagte. So wie Holger ihn aber kannte, würde er darüber lachen, ehe ein wehmütiger Ausdruck sein Gesicht heimsuchen würde. Bei Fifa gab es ihn noch beim FC Bayern. Im richtigen Leben gab es das leider nicht mehr.


Philipp lachte, schaltete auch den Fernseher aus und ging dann in die Küche. „Meinst du, dass das eine gute Idee wäre?“, schmunzelte er.


Du kannst es ja nochmal überdenken, bevor du ihm schreibst“, antwortete Holger und freute sich, dass Philipp das Spielen beendete. Nicht, dass es ihn störte, aber es war auch ganz schön, wenn er bei ihm war.


Philipp stellte sich hinter Holger. Die Arme fanden direkt den Weg auf seine Schultern und überkreuzten sich vor seinem Gesicht.


Aber er konnte ihn leider nicht lange begutachten, denn der Kapitän schien es vorzuziehen, sich hinter ihn zu stellen. Aber die Arme, die sich um ihn legten, waren mindestens genauso schön wie Philipps Anblick.


Gerade ist mir aber herzlich egal, was mit Mario ist, weißt du das?“ Gerade wartete er darauf, dass Holger den Kopf in den Nacken legte, um ihn zu sehen, damit er ihn dann küssen konnte. Das und nichts anderes wollte er gerade. Gut, wenn das Essen fertig war auch essen, aber das dauerte ja eh noch.


„Ich kann es mir denken.“ Grinsend legte er den Kopf in den Nacken. Das war doch optimal, so konnte er Philipps Berührungen spüren, aber ihn dabei auch ansehen. Sein Herz begann automatisch schneller zu schlagen, als er den Atem des Älteren auf seiner Haut wahrnehmen konnte. Es war jedes Mal aufregend ihm so nahe zu kommen, weil es eben nicht selbstverständlich war.


Holger tat tatsächlich das, was Philipp sich erhofft hatte. Aber er kam nicht dazu sich herunter zu beugen und ihn zu küssen. Sofort beschleunigte sich sein Herzschlag.


„Vor dem Essen geh ich noch ins Bad. Glaubst du, ist noch so viel Zeit?“, fragte er und ahnte nicht, dass im Badezimmer eine Überraschung für ihn vorbereitet war.


Nein!“, entfuhr es ihm. Zu spät merkte er, dass diese Reaktion unüberlegt war.


Philipps panischer Ausruf, veranlasste Holger die Stirn zu runzeln. Was hatte er denn plötzlich?


Ich meine… nein, das Essen ist doch gleich so weit und du stehst jetzt nicht auf, bevor ich dich geküsst habe.“ Und auch jeden Protest zu ersticken, beugte Philipp sich direkt hinunter und küsste Holger.


Es war komisch Holger so umgedreht zu küssen, aber es war eh etwas ungewohnt mit dieser enormen Anspannung. Er sollte nicht ins Bad gehen. Bitte nicht. Dann wäre doch die Überraschung hinüber. Aber wie sollte er den Jüngeren aufhalten?


Als er dann das Essen vorschob, wollte Holger irritiert nachhaken, als ihm die Philipps Lippen aufgezwungen wurden. Erstaunt über dieses Verhalten, erwiderte er zwar den Kuss – wie könnte er auch nicht? -, aber sah ihn danach verwirrter als ohnehin schon an.


Der Auflauf wäre sicher auch nicht sofort fertig. Laut seinem Zeitgefühl würde der mindestens noch fünf Minuten dauern und das würde für einen Besuch im Bad sicher reichen.


Was hast du denn? Ich will doch nur kurz duschen...“ Er drehte den Kopf etwas weiter und sah zum Ofen. „Der dauert bestimmt noch etwas.“


Philipp seufzte leise und löste sich etwas von Holger. Er ging um ihn herum, damit er ihn angucken konnte. „Du… du brauchst doch jetzt vor dem Essen nicht mehr duschen. Oder meinst du, du riechst? Ich finde nicht.“
Innerlich schellte er sich. Was bitte war das denn für eine Aussage? Aber wie sollte er ihn denn sonst davon abhalten? Jetzt vor dem Essen sollte er die Überraschung eigentlich nicht sehen. Vielleicht hätte er da vorher dran denken sollen, dass er vielleicht noch ins Bad musste. Aus welchen Gründen auch immer.


Holger sah ihn blinzelnd an. Jetzt wurde er aber doch skeptischer. „Ich wollte mich eigentlich frisch machen, weil...“ Er sparte sich die Erklärung dazu, immerhin musste jedem klar sein, warum man sich frisch machen wollte nach dem Training, oder in seinem Fall der Reha.
„Hast du was runtergeworfen und es noch nicht weggeputzt, oder was ist los?“
Er verstand es nicht. Aber er wollte auch nicht unhöflich sein und dreist aufstehen, um ins Badezimmer zu gehen. Philipp würde ja irgendwie seine Gründe haben und so dringend war das Duschen ja auch nicht. Er roch ja nicht, wenn er Philipps Aussage Glauben schenken durfte.


Beklommen schaute Philipp zu Boden. „Nein, hab ich nicht… eher im Gegenteil.“ Er seufzte und sah auf. Es war Holger deutlich anzusehen, dass er das alles nicht verstand. Wie konnte er das denn auch? Aber er wollte auch nicht, dass der Verteidiger was Falsches dachte.


Holger wusste nicht einmal mehr etwas zu erwidern. Er konnte sich da nichts drunter vorstellen, was Philipp für Grunde hatte, warum er nicht ins Badezimmer gehen durfte.


„Gib mir zwei Minuten und warte hier, ja?“ Philipp gab Holger einen kurzen Kuss und verschwand dann.


Er nickte und sah dem Älteren fragend nach. Was sollte er jetzt denken? Er kam auch wirklich nicht darauf, dass eine positive Überraschung in seinem Badezimmer lauern würde. Die Zeit, die er warten musste, kam ihm unglaublich lange vor, obwohl es wirklich nur zwei Minuten waren. Wenn überhaupt.


Philipp Herz klopfte laut und schnell in seiner Brust. Die Nervosität kroch seine Knochen empor und krallte sich regelrecht in ihnen fest. Oh man, was war er aufgeregt. Er hatte irgendwie sogar etwas Angst. Was Holger wohl dazu sagen würde? Hoffentlich war er nicht sauer.
Die Kerzen zündete er an, aber die Wanne ließ er leer. Die Kerzen würden einige Stunden brennen und durch die Gläser, in denen sie standen, war auch keine Gefahr vorhanden, dass etwas abfackelte, während sie erst aßen. Bloß das Wasser würde kalt werden, deswegen kam das erst später dran. Die Rollladen zog er aber noch etwas runter, damit das Kerzenlicht besser zum Vorschein kam.
Philipp beeilte sich und ging zurück in die Küche, wo er nach Holgers Hand griff.


„Komm mit.“ Er zog Holger hoch und dann hinter sich her zum Badezimmer. Er öffnete die Tür, stieß sie auf, blieb aber stehen. Die Kerzen flackerten in ihren Gläsern und das Badesalz stand in einer Ecke bei der Badewanne. Die Kondome hatte er noch seiner Tasche, aber im Moment waren die ja auch erst mal zweitrangig.


Bereitwillig ließ Holger sich hochziehen und folgte Philipp nichtsahnend ins Badezimmer. „Was -“, setzte er noch an, als sein Blick sich auf die flackernden Kerzen richteten, die durch die angenehme Dunkelheit richtig romantisch und schön zur Geltung kamen.


Unsicher drehte Philipp den Kopf zu Holger. Irgendwie konnte er nicht einschätzen, was er sagen würde.


„Das...“ Wieder brach Holger ab, ging einen Schritt weiter ins Badezimmer und schüttelte lächelnd den Kopf. Das war wunderschön vorbereitet. Sogar an Badesalz und Schaum hatte gedacht. Fehlte nur noch das Wasser.
Holger drehte sich zu Philipp um, ehe das Lächeln plötzlich gefror.


Es war erst dieses süße Lächeln auf den Lippen, was er sah. Als dieses aber plötzlich weggewischt wurde, wurde Philipp regelrecht schlecht. Jetzt war Holger sauer, oder? Er wusste nicht, auf was er sich vorbereiten sollte. Eine Standpauke? Würde er ihn rauswerfen? Oder fand er es doch ganz schön?


Das war doch genau das selbe, was er für ihn plante... konnte das ein Zufall sein? Nein, das wäre doch abwegig. Vor allem war nicht einmal viel Zeit vergangen. Aber woher sollte Philipp denn wissen, was Holger plante? Es dauerte nicht lange, da erinnerte er sich, dass Bastian die Dekorationen zu sehen bekam. Gut, dann war ihm alles klar.
„Das ist kein Zufall, oder?“ Prüfend sah er ihn an. Er würde erkennen, ob Philipp ihn anlügen würde. Es war Holger aber auch unangenehm. Es war ihm einfach peinlich, dass der Kapitän wusste, was er mit ihm plante. Eigentlich ein gutes Zeichen, dass er es anscheinend wieder gut machen wollte und einen neuen Versuch starten wollte, aber das sah er im Moment nicht. Jetzt überwog das Schamgefühl. Wer wusste denn schon, ob Philipp das nur wegen seines schlechten Gewissens vorbereitete? Und weil er sich vielleicht sogar gezwungen fühlte.


„Nein“, antwortete Philipp ehrlich. Gerne würde er zu Holger gehen und ihn umarmen oder wenigstens seine Hand greifen, aber er traute sich nicht. Irgendwie kannte er ihn dafür zu wenig. Es war ganz seltsam. Stattdessen kratzte er sich verlegen am Kopf, schaute kurz zu Boden und suchte dann doch wieder den Blick des Jüngeren.


Die Antwort war ehrlich. Holger erkannte es an diesem reumütigen, hilflosen Blick, den er anfangs gar nicht erwidern konnte, weil Philipp diesen von sich abwandte. In seinen Gedanken kam die Frage auf, ob Philipp manchmal noch Angst vor ihm hatte. Vor ihn und seinen Launen, die ihn ständig und überall weggestoßen hatten. Aber das war jetzt nicht mehr der Fall. Es gab nur noch die Hand, die nach ihm griff. Nicht mehr die, die ihn wegstoßen würde.


Basti hat in der Kabine von deinem Date mit dieser angeblichen Cora erzählt. Ich… es war mir sofort klar, was das zu bedeuten hatte. Es tut mir wirklich leid, wie das damals gelaufen ist, ich… ich dachte, damit kann ich dir eine Freude bereiten. Als ich gehört habe, was du vorhattest, habe ich mich total geärgert. Ich wäre gerne hergekommen, aber es war zu spät… eigentlich wollte ich es halt auch bei mir machen, aber da wir jetzt hier sind, hab ich es hier gemacht und… sei bitte nicht sauer. Ich kann die Kerzen auch wieder auspusten, wenn du das doof findest. Ich dachte nur gemeinsam essen und dann baden, ist eine gute Planung für den Abend.“
Von den Kondomen fing er erst gar nicht an. Das konnte er ihm später immer noch sagen. Erst mal musste das hier quasi abgesegnet werden.


Holger erfuhr auch, dass er richtig lag, dass Bastian den Stein ins Rollen brachte. Seine Sorge, Philipp hätte sich dazu zwingen müssen, war auch wie weggeblasen, als er von seinem Ärgernis sprach, weil es beim ersten Mal nicht klappte. Holger lächelte sanft. „Ich bin nicht sauer“, ließ er ihn sofort wissen. „Wie könnte ich denn, wenn du das so schön vorbereitet hast.“ Sein Blick schweifte noch einmal im Raum, ehe er ihn wieder ansah. „Die Kerzen pusten wir dann zusammen aus. Nach unserem gemeinsamen Bad, okay?“


Philipp wartete geduldig die Worte ab. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er gesagt bekam, dass Holger nicht sauer war. „Okay“, nickte er und lächelte verliebt. Er war wirklich froh. Und sie würden gleich baden. Aufregung, Nervosität und Vorfreude tanzten wieder mal durch seinen Körper. Es würde toll werden.


Holgers Lächeln wurde stärker. Er streckte die Hand nach Philipps aus.

Ich freu mich, dass du dir die Mühe gemacht hast. Lass uns jetzt aber essen, sonst verbrennt der Auflauf noch.“ Nun war Holger es, der die Tür schloss und Philipp hinter sich her zog. Er freute sich wirklich darüber und all die schlechten Gedanken von eben, waren wie wegewischt. Dafür wurden sie von Vorfreude, aber auch mit Aufregung und Nervosität ersetzt. Immerhin mussten sie sich ausziehen... oder würden sie die Shorts anbehalten? Wie hatte er das denn neulich geplant? Eigentlich wollte er es da auf sich zukommen lassen, was Philipp lieber war. Im Grunde hatten sie sich ja beide beim Duschen schon nackt gesehen, aber beim gemeinsamen Baden war das dann doch etwas anders.


Der Kapitän griff nach der Hand, die ihm entgegen gestreckt wurde und stolperte hinter ihm her in die Küche.

Warte doch mal“, murrte Philipp, blieb dort stehen und zog an Holgers Hand, damit er vor ihm stand.

Sofort legte sich sie andere Hand an seine Wange und er suchte den Blick in die blauen Meere. Kurz huschte ein Lächeln über seine Lippen, ehe er sich auf Zehenspitzen stellte und ihn küsste. Es brauchte gerade keine Worte. Philipp war sich sicher, dass Holger so spüren würde, dass er sagen wollte, dass er glücklich und irgendwie auch dankbar war. In diesem Moment, bei diesem Kuss, wusste er auch, dass der Abend etwas Besonderes werden würde. Wie, wusste er da noch nicht, aber er würde besonders werden. Ganz sicher.


Wegen des Murren drehte sich Holger erstaunt um, wusste aber sofort, was der Ältere vor hatte und schloss die Augen bei dem Kuss, um sich voll und ganz auf seine Lippen zu konzentrieren. Es fühlte sich schlichtweg intensiver an, wenn er seine Augen nicht nutzte und sich nur auf den Geschmack von Philipps Lippen widmete. Noch nie zuvor hatte er solch herrliche Küsse so derart genießen können, dass sein Herz bei jeder einzelnen Berührung höher schlug. Es war und blieb unglaublich.


Der Ältere löste sich nach dem Kuss ganz von Holger, schaltete den Ofen aus und holte den fertigen Auflauf heraus. Auf dem Tisch stand schon eine Unterlage dafür bereit. „Ich hoffe, es schmeckt dir auch.“


Während Philipp den Ofen ansteuerte, setzte sich Holger an den gedeckten Tisch. Der Geruch vom Auflauf stieg ihm in die Nase und ließ ihn eifrig nickte. „Ganz bestimmt.“


Holger griff nach einem Löffel, füllte Philipps Teller voll, ehe er auch sich eine Portion gab.
„Guten Appetit“, wünschte er ihm und schob sich die voll beladene Gabel in den Mund. Es war so gut, wie es roch. „Wusst ichs doch“, sagte er. „Er ist richtig lecker. Also bekommst du nicht nur die Putzstelle, sondern auch die Arbeit als Koch.“

Er genoss das gemeinsame Essen und sah verdächtig oft nur auf den Teller, anstatt Philipp anzusehen. Er konnte das nicht. Er würde sich nur vorstellen, wie sie gleich zusammen in die Wanne steigen würden. Das war kein Plantschen zusammen im Entmüdungsbecken. Nein, Philipp und er würden Baden in seiner relativ großen Wanne. Mit Schaum und Kerzen. Holger wurde allein bei dem Gedanken heiß. Vielleicht wäre kaltes Wasser ganz gut.
Holger leerte langsam seinen Teller. Jede Happen, der vom Teller kam, ließ das Baden näher rücken.


Der Kleinere bekam das Lächeln gar nicht mehr aus seinem Gesicht. Er war gerade einfach glücklich und fühlte sich gut. Zumindest solange er seine Gedanken an das Bad zurückschob. Als ihre Teller aber immer leerer wurden, kehrte die Nervosität zurück. Wobei er feststellte, dass irgendwie die Vorfreude überwog.


„Möchtest du noch was?“, fragte er höflich nach. Da ihre Portionen recht groß waren, glaubte er das eher nicht, aber wer wusste schon, was Holger wollte und was nicht. Okay, das war eine doofe Formulierung. Er wollte ihn. Das wusste er. Philipp fuhr ein Schauer über den Rücken. Das fühlte sich zugegeben gut an. Sehr gut sogar. Irgendwie konnte er das Bad kaum noch abwarten, obwohl er wusste, dass er nicht mehr ganz so euphorisch sein würde, wenn sie erst mal im Badezimmer stehen würde und sich auszogen. Zogen sie sich selber aus, oder gegenseitig? Oder machte er sich einfach zu viele Gedanken? Vermutlich. Er sollte ganz gelassen an die Sache rangehen. Dann klappte das schon. War nur leichter gesagt, als getan.


Nein danke.“ Demonstrativ schob er den Teller etwas von sich. Wobei er sich im Nachhinein fragte, ob er nicht doch noch etwas hätte nehmen sollen. Dann könnten sie das Bad noch etwas hinauszögern. Er war sich schon sicher, dass er das wollte, aber er war nervös. Ob Philipp sich auch so viele Gedanken machte? Zögerlich sah er auf. Der Kapitän ließ sich zumindest bisher nichts anmerken.


„Lässt du das Bad ein und ich räum das Geschirr weg, oder andersrum?“ Sein Herz schlug jetzt schon viel schneller als normal. Wie sollte das denn im Badezimmer werden? Würde ein plötzlicher Herzinfarkt das Bad doch noch verhindern?
Holger hoffte nur so sehr, dass es Philipp auch so erging. Dass nicht nur er der nervöse Trottel war, der sich anstellte.


Andersrum“, lächelte Philipp. Die Antwort war wie ein automatischer Impuls gewesen. Er hatte gar nicht nachgedacht, sondern spontan geantwortet. Und ganz falsch erschien ihm die Antwort nicht. Er wusste ja nicht, was Holger so für Badesalz hatte. Außerdem war es sein Bad und von ihm stammte der ursprüngliche Plan. Irgendwie erschienen ihm diese Gründe logisch, weswegen er auch schon aufstand und nach den Tellern griff, um sie erst mal auf die Anrichte zu stellen.


Holger nickte nur und erhob sich. Es war ja egal, wer was machte und diskutieren wollte er jetzt auch nicht. Lieber ging er ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Vor ihm lag die große Badewanne. Während er die Wanne vorbereitete, lief Holger rot an. Hier würden sie gleich stehen, sich ausziehen und dann in die Wanne hüpfen. Oder sie zogen sich erst in der Wanne komplett aus, damit der Schaum eben das verdeckte, was man vor Kollegen und Freunde normalerweise eben verdeckte.
Oder war es albern sich die ganze Zeit darüber den Kopf zu zerbrechen. Bestimmt war alles halb so wild. Er öffnete den Schrank und stand vor einer kleinen Auswahl an Badesalz. Glücksfantasie oder Gefühlsbad... Diese Bezeichnungen trugen nicht dazu bei, dass Holgers Nervosität etwas nachließ. Er wählte ganz klassisch das Gefühlsbad, ehe er auch nach Badeschaum griff, und davon reichlich ins einlaufende Wasser kippte. Anschließend prüfte er noch die Temperatur, ehe er zurück in die Küche ging. Holger atmete nochmal tief durch.


Philipp stellte das Geschirr in die Spülmaschine, füllte den Rest des Auflaufs in eine kleine Schüssel und putzte den Tisch ab. Damit war er gerade fertig, als Holger in der Tür erschien.


Das... das Bad wär fertig.“

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Engel (Sonntag, 05 Juli 2015 10:42)

    Hey :)
    Der Abend von den beiden ist total schön
    Gerade Philipp kriegt gar nicht genug von Holger :)
    Und zum schießen wie Holger auf dem Schlauch gestanden hat als Philipp ihn nicht ins Bad lassen wollte
    Typisch Mann. Eine Frau ist da doppelt so schnell

    Nur eine kleine Anmerkung
    Mit Unterwäsche in die Badewanne ist schon ziemlich weit her geholt, oder??
    Do verklemmt ist doch niemand auf der Welt und die zwei sind erwachsene Männer...