Kapitel 154 – Ringe der Verzweiflung



„So“, er trat lächelnd ein. Philipp hatte sogar einen Papphalter, in dem beide Kaffeebecher standen. „Nimmst du den?“ Er stellte ihn Holger auf den Schoß, damit er selbst beide Hände frei hatte, um den Rollstuhl nach draußen zu schieben.

In der Nähe der Säbener Straße hat ein neues Café aufgemacht. Basti sagt, der Kaffee da wäre super. Wir können ja mal dahin, oder was meinst du?“ Er wollte ein unverbindliches Thema anfangen. Eines, mit Blick in die Zukunft. Und eines, was sie beiden verband. Ein Kaffee unter Kollegen in der Mittagspause war ja okay, oder? Wobei Philipp sich erst nach seinen Worten darauf besann, dass er eigentlich Abstand nehmen wollte. Nein, das war falsch. Nehmen musste. Er spürte den Ring in seiner Hosentasche und sofort machte sich wieder die Nervosität in ihm breit. Er würde es vermutlich nicht übers Herz bringen, aber er musste. Irgendwie. Doch nicht jetzt. Jetzt wollten sie die Sonne draußen genießen.


Holger bemerkte Philipps Nervosität nicht. Wie auch, wenn er mit dem Rücken zu ihm saß? Er ahnte noch nicht einmal etwas von seinem Vorhaben und die Bedeutung, die ihm diese Ringe vermitteln sollten, sonst wäre ihm wohl noch mehr die Laune vergangen auf irgendeine Unternehmung.
„Das hat er mir auch schon erzählt. Der bekommt da sicher irgendeine Werbeprämie“, schmunzelte Holger leicht. „Aber klar, warum nicht.“ Es klang schön, wenn sie so etwas unverfängliches planten für die Zukunft, wenn er wieder in München war. Es änderte nichts an der jetzigen Zeit, aber es war ein schöner Gedanke für die all die traurigen Momente, durch die er noch hindurch musste, während seines Aufenthaltes hier.


Leise lachte Philipp. „Ja, das kann gut sein.“ Aber man kannte das ja von Bastian. Er erzählte gerne viel und oft von etwas, wenn er begeistert war oder er etwas Neues als Erstes entdeckt hatte. Doch darum ging es nicht. Holger stimmte dem zu und nur das war wichtig.


Der Fahrstuhl öffnete sich und Philipp schob Holger hinein, lächelte ihn durch den Spiegel her an.


Philipp schob ihn in den Aufzug und Holger richtete mehr aus Reflex den Blick in den Spiegel direkt auf den Kapitän.


Als Holger seinen Blick erwiderte, formte er mit seinen Lippen drei wichtige Worte. „Ich liebe dich.“


Ein Lächeln schlich sich auf Holgers Lippen, das noch intensiver wurde, als er die Mundbewegungen zu deuten wusste. Was hatte er nur für ein unverschämtes Glück mit diesem Mann? Er war extra hierher geflogen und stand ihm bei. Und am meisten freute er sich über die Liebe, die er ihm schenkte und die Zuneigung, die er durch ihn erfahren durfte. So tiefe Gefühle kannte er nicht von Exfreundinnen.

Das Lächeln auf Holgers Lippen blieb dem Älteren nicht verborgen. Genau das wollte er auch damit erreichen. Philipp hatte gehofft, dass diese Geste, die Bedeutung dahinter Holger ein wenig glücklicher machen konnten.


Doch trotz alles Glück gab es noch den Ring an Philipps Finger, den er zwar für die Tage bei ihm abgenommen hatte, aber zu seinem Missfallen dennoch existierte. Eine Tatsache, die er akzeptieren und verdrängen musste.
Am liebsten würde er sich zu ihm drehen, ihn zu sich nach unten ziehen und ihn küssen, aber sie mussten viel vorsichtiger sein. Deshalb beließ er es beim Umdrehen und ihm die selben Worte auf seinen Lippen anzudeuten. Es war irgendwie seltsam zu dem eigentlich Kleineren aufschauen zu müssen. Jetzt wusste er, wie er sich immer fühlte.


Anstatt es aber auch durch den Spiegel zu erwidern, wandte der Jüngere sich um. Die Worte verstand er. Natürlich tat er das. Seine Antwort war ein liebevolles Lächeln. Eine angenehme Wärme durchströmte seinen Körper, verdrängte die Nervosität ein wenig. Es war besser so. Philipp wollte sich nicht verraten. Noch nicht.


Der Aufzug hielt im Erdgeschoss und Philipp schob ihn nach draußen in den Klinikgarten. Sofort atmete Holger die frische Luft ein und musste zugeben, dass das irgendwie gut tat als Kontrast zu dem sterilen Geruch im Krankenhaus.

Der Kaffee ist noch ziemlich heiß“, stellte der Innenverteidiger fest, als er den Pappbecher umfasste. „Wir könnten noch ein bisschen herum fahren und den Park ansehen.“


Draußen war es noch richtig schön und Philipp blinzelte in die Sonne. Auf Holgers Worte hin nickte er, obwohl er das nicht sah und antwortete dann aber auch noch: „Klar, warum nicht?“ Er schob Holger also den Weg entlang. Der Park war wirklich schön und einladend. Bunte Blumen waren überall gepflanzt und es gab einen großen Pavillon, der ein bisschen wie eine kleine Attraktion schien.
„Es gefällt mir hier gut“, fing er ein Gespräch an. „Ich hab schon ganz andere Klinikgärten gesehen.“


Holger konnte dem nur nickend zustimmen. Der Garten war wirklich schön und lud zum gemütlichen Spazierengehen und Kaffee trinken ein. Apropos...
„Der Pavillon sieht gut aus. Setzen wir uns da rein“, entschied Holger, nachdem Philipp ihn eine Weile herum geschoben hatte. Sie unterhielten sich über die erwähnten schlecht aussehenden Klinikgärten, Holger redete im Anschluss über Basketball und irgendwann wechselten sie zum Wintersport.

Ich kann zwar Skifahren, aber da ist mir das Verletzungsrisiko etwas zu hoch“, erzählte der Innenverteidiger und trank genüsslich aus seinem Kaffeebecher, während er den Blick schweifen ließ. Irgendwann blieb dieser aber wie so oft an Philipp hängen.


Ich liebe Skifahren“, schwärmte Philipp direkt. „Diese Geschwindigkeit, wenn man mit Leichtigkeit den Berg runterfährt… das hat schon was.“


Auf Holgers Gesicht legte sich ein sanftes Lächeln, als Philipp vom Skifahren schwärmte. Er wusste ja, dass er dieser Beschäftigung gerne nachging und durch ein Interview hatte er auch erfahren, dass er davon träumte seinem Sohn Skifahren beizubringen. Genauso hatte es sein Vater mit ihm gemacht, weswegen er eine kleine Familientradition fortführen würde. Es sollte Holger glücklich stimmen, weil es Philipp froh machte, aber er konnte nicht vollends Frohsinn für etwas aufbringen, das ihn mit der bitteren Wahrheit konfrontierte.


Philipp drehte den Kopf und sah Holger mehr zufällig an. Dieser schien ihn aber regelrecht anzustarren. „Was denn?“, hakte er nach. Leichte Sorge schwang in seiner Stimme mit.


Nichts“, antwortete er irritiert, ehe er verstand, weswegen der Ältere besorgt klang. „Ich sehe dich einfach nur gerne an“, gab er zu und wurde sofort wieder mit einem positiven Kommentar von Philipp überschüttet. Er war wirklich unverbesserlich. Aber er genoss es und er tat ihm sichtlich gut. Es war paradox, aber er war froh um seine Entscheidung dem Älteren kein Ultimatum gestellt zu haben, sich für seine Frau oder für ihn zu entscheiden. Es kostete ihn allerdings einiges an Kraft die Ehefrau auszublenden, doch wenn er sich ins Gedächtnis rief, dass Philipp sich statt bei ihr bei ihm aufhielt, fiel es ihm etwas leichter.


Es war schön zu hören, dass Holger ihn gerne anschaute. Und doch war es auch eine gewisse Qual. Manchmal fragte Philipp sich, ob es nicht besser war, wenn er sich entliebte, Gefühle jemand anderes entwickelte. Es würde ihm selbst auch wehtun, ohne Frage, aber Philipp war verheiratet, er hatte einen Sohn. Er würde darüber hinwegkommen. Irgendwie. Irgendwann. Oder redete er sich das ein? Philipp war sich nicht sicher. Aber dieses hin und her war nicht richtig und weder für ihn, noch für Holger gut.


„Schade, dass wir nicht den ganzen Tag hier bleiben können.“ Es war wirklich viel angenehmer an der frischen Luft als im tristen Krankenzimmer seine Zeit absitzen zu müssen. Dennoch spürte Holger die Abgeschlagenheit von der gestrigen Narkose noch immer etwas. Er nahm sich aber vor sich nicht hinzulegen und Gefahr zu laufen einzuschlafen. Dann könnte er Philipps Anwesenheit an seinem letzten Tag in Vail gar nicht mehr bewusst genießen.


Sanft lächelte er den Jüngeren an. „Aber ich kann den ganzen Tag bei dir bleiben. Besser so, als andersrum, oder?“ Neckisch grinste er ihm zu. Holger sollte versuchen das alles etwas positiv zu sehen.


Seine Worte hatten sein Ziel bisher nur selten verfehlt und so kam er auch jetzt nicht umher mit einem lächelnden Gesicht zuzustimmen.
„Wann geht eigentlich dein Flieger?“, brachte der Gedanke ihn auf diese Frage. Vielleicht würde das Flugzeug erst nachmittags abheben, sodass Philipp noch den Vormittag für ihn hatte.


Der Flieger geht so gegen zehn Uhr. Ich kann mich aber morgens noch bei dir verabschieden, keine Sorge.“ Philipp griff nach Holgers Hand, drückte sie kurz, ehe er wieder von ihm abließ. Seine Gedanken kreisten um die Ringe. Sollte er sie ihm jetzt geben? Oder morgen früh? In diesem Moment zögerte er, weswegen er sich lieber für morgen entschied.


Schon Vormittag also. Aber wahrscheinlich wäre ein Flieger, der erst abends starten würde, viel zu spät für den Kapitän, der auch noch Verpflichtungen im Verein hatte. Aber er machte ihn dadurch auch stolz. Holger schenkte der vertrauten Hand ein verliebtes Lächeln.


„Sag, wenn es dir zu anstrengend wird. Wir haben zwar noch ein wenig, aber wir können auch eher wieder hoch.“


Noch geht es“, antwortete er und schlürfte seinen Kaffee. Er wusste aber, dass er die Zeit auf keinen Fall ausreizen durfte, weshalb sie nur noch ein paar Minuten an der frischen Luft blieben und er Philipp anschließend darum gebeten hatte, ihn wieder aufs Zimmer zu bringen.


Ein Pfleger sorgte dafür, dass er wohlbehalten wieder in seinem Bett landete und brachte auch seine Infusion wieder an. Die geleerten Kaffeebecher waren inzwischen im Müll gelandet und wurden gegen Wasser und Tee getauscht.
Holger checkte kurz seine Mails, weil er sich etwas genierte, dass er Pfleger brauchte um ins Bett und aus dem Bett zu kommen. Diese Situation beschämte ihn, weil er sich vor Philipp gerne anders präsentieren wollte. Er sollte nicht immer daran denken, dass er mit einem... Krüppel zusammen war.
„Ich soll dich von Mario und Basti grüßen“, richtete er artig die eben erhaltenen Grüße aus.


Wieder im Zimmer setzte Philipp sich ans Bett, spielte mit der Decke. Als Holger ihn ansprach, sah er auf. „Danke. Grüß sie zurück. Und sie sollen ja brav sein ohne mich.“ Er grinste etwas, ließ seine Hand dann über Holgers Bein gleiten. Die Decke war aber noch zwischen ihnen.


Das sind sie wohl nicht mal, wenn du anwesend bist“, schmunzelte Holger und tippte eine Nachricht ein, ehe er das Smartphone zur Seite legte und sich voll und ganz auf Philipp konzentrierte.


„Ich würde mich gerne zu dir legen“, gab er zu. „Aber das sieht sicher komisch aus, oder?“ Beinahe schüchtern lächelte er Holger an. Vermutlich war es aber auch besser, wenn Holger genug Platz hatte auf dem schmalen Bett. Wenn der Jüngere wieder in München war, fand er vielleicht einen Grund bei ihm zu nächtigen. Dann konnten sie wieder in Ruhe kuscheln.
Philipp spürte die Ringe in der Hosentasche. Er wusste, dass er das eigentlich nicht mehr wollte, aber konnten sie das nicht trotzdem beide irgendwie gebrauchen?


Ohne ein Wort zu sagen, rutschte er so gut es ihm möglich war zur Seite, um den Kapitän Platz zu bieten. Zum Glück war dieser schön schlank und klein, weswegen es eigentlich genügen müsste.


Holger reagierte überraschend für den kleinen Außenverteidiger. Sofort bildete sich aber ein Lächeln auf seinen Lippen und er ließ es sich nicht nehmen zu ihm ins Bett zu krabbeln. Aber er wollte mehr. Philipp drehte sich auf die Seite, strich sanft durch Holgers Haare und beugte sich vor, um ihm einen zärtlichen Kuss zu stehlen.


Reicht dir der Platz?“, fragte Holger schmunzelnd. „Normalerweise dürfte jetzt sofort keiner kommen. Und wenn, warst du halt müde.“ Das Schmunzeln wurde zu einem spitzbübischen Grinsen, ehe er auffordernd die Bettdecke hob. Wenn er das schon alles ertragen musste, dann war doch wenigstens eine halbe Stunde möglich mit seinem Freund zu kuscheln.


Ich liebe dich“, wisperte Philipp, küsste ihn erneut, ehe er lieber von ihm abließ und sich ruhig neben ihn legte. Die Bettdecke legte er bloß etwas über seine eine Körperhälfte, da ihm auch nicht kalt war. Sie war aber die perfekte Tarnung. Unter der Decke griff er nach Holgers Hand und verschränkte ihre Finger in einander. Den Kopf drehte er ebenfalls zu ihm, lächelte bloß. Worte waren überbewertet, oder?


Zusammen im Krankenbett zu liegen, zu kuscheln und sich zu küssen, hatte einen ganz besonderen Charme, wenn man Holger fragte. Gerade jetzt brauchte der geschundene Innenverteidiger Aufmerksamkeit in Form von zarten Berührungen, die ihn aufheiterten. Ohne es zu verlangen, gab Philipp ihm diese Zärtlichkeit, fühlte sich empathisch in ihn hinein, was Holger so sehr an ihn schätzte.
„Ich liebe dich auch“, antwortete er hauchend, kam nicht auf die Idee sich in jemand anderen zu verlieben. Wie auch? Die Gefühle, die er für Philipp hegte, waren unglaublich stark. Er kannte es so gar nicht. Dementsprechend groß war aber auch die Angst ihn zu verlieren. Vorsichtig lehnte er seinen Kopf an Philipps und schloss die Augen, nur um sie Sekunden darauf wieder zu öffnen, als er die Hand spürte, deren Taten von der Bettdecke versteckt wurden.


Holgers Worte ließen sein Herz höher schlagen. Ebenso kamen die Schmetterlinge auf. Auch, wenn sein Kopf sagte, dass es vielleicht nicht richtig war, sagten ihm sein Bauch und sein Herz etwas ganz anderes. Wie sollte er je dagegen ankommen?


Als wortlose Reaktion drehte er den Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe, ehe er seinen Kopf wieder an ihn lehnte. So ließ es sich für den verletzten Innenverteidiger wirklich aushalten. Hätten sie vielleicht auch beim ersten Vail Aufenthalt schon machen sollen, dann hätten sie sich womöglich auch nicht so viel gestritten. Aber waren die ganzen Streitigkeiten nicht eh nur von den unausgesprochenen Gefühlen gekommen? Zumindest größtenteils?


Der Kuss ließ ihn lächeln. Zeigte er doch nur, wie sie beide für einander fühlten. Beruhigt atmete Philipp durch, als er Holgers Kopf an seinen spürte. Diese ruhige Atmosphäre mochte er. Sie ließ ihn aber auch träge werden. Der Zeitunterschied machte ihm eh zu schaffen und dann noch in diesem Bett zu liegen… wie konnte er da nicht eindösen?

Lange blieb ihm das aber nicht verwehrt. Plötzlich sprang die Tür auf. Es war Zeit für das Mittagessen. Erschrocken sah die Schwester auf das Bett. Sie zeterte los, was das denn sollte. Holger müsste sich ja schließlich ausruhen. Schweren Herzens ließ er seinen Freund in dem Bett alleine und setzte sich auf den Stuhl, während das Essen hingestellt wurde.
Er bekam noch einen bösen Blick zu geworfen und dann waren sie wieder alleine.
„Können sie nicht nächstes Mal irgendwelche Zettel aufhängen? Im Bett der Patienten schlafen, verboten, oder so?“ Er grinste und gähnte.


Ungläubig blickte der Innenverteidiger der Krankenschwester nach und konnte nicht fassen, dass man Philipp so unsanft aus dem Bett gescheucht hatte. Der Kapitän hatte ihn ja nicht gezwungen Platz zu machen...


Es tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin.“ Verlegen schaute er Holger nun an. Er war ja nun mal nicht zum Schlafen hier. Wobei er natürlich einfach wieder abends hier einschlafen konnte. Dann waren sie wenigstens zusammen und am nächsten Morgen könnte er ihm den Ring geben. Oder so…


Du musst dich doch dafür nicht entschuldigen.“ Schnell war der Oberkörper aufgerichtet und Philipps Gesicht mit den Händen umfasst. „Hättest du dich nicht zu mir gelegt, hätte ich dich ins Bett gezogen. Ich fand es schön und geschadet hat es mir auch nicht.“ Was die Krankenschwester für ein Problem hatte, verstand Holger nicht.


Etwas überrascht sah Philipp seinen Freund an, als dieser so zu ihm kam. Sofort bildete sich aber ein Lächeln auf seinen Lippen. „Dann komme ich später gerne wieder zu dir ins Bett. Wenn die erst mal abgeräumt haben, haben sie ja sicher keinen Grund mehr rein zukommen, oder?“


Schade, dass man nicht auswählen kann, welche Schwester sich um einen kümmert“, seufzte Holger. Seine Wahl wäre auf jeden Fall ohne wenn und aber auf Schwester Anna gefallen.


Natürlich wusste Philipp sofort, wer gemeint war. Er lachte leise. „Schwester Anna braucht halt auch mal Pause. Sie kommt ja bestimmt wieder zu dir. Immerhin mag sie dich auch.“


Holgers Hände rutschten hinunter zu Philipps und legten sich auf diese. „Ich fand es schön so.“


Als Holger ihm bestätigte, dass er es schön war, nickte er bestätigend. „Dann komme ich auf jeden Fall wieder zu dir ins Bett.“ Es gab nichts, was dagegen sprach. Und wenn eine Schwester reinkam, stellten sie sich einfach schlafend. Ganz einfach.


Schmeckt es denn? Ich glaube, ich gehe auch gleich kurz und hole mir was zu essen.“


Holger widmete sich seinem Essen und nickte auf Philipps Frage hin. „Willst du auch was? Mein Appetit ist jetzt auch noch nicht so groß.“ Und mit dem selben Besteck essen, war ja auch kein Problem. Keinem von ihnen plagte derzeit einer Erkältung oder anderweitige ansteckende Krankheiten.


Trotzdem entschied Philipp sich, eine Kleinigkeit aus der Cafeteria zu holen. Aber sie teilen das Essen untereinander, damit auch Holger nicht nur die Krankenhauskost essen musste.
Theoretisch könnte Philipp sich jetzt wieder zu ihm kuscheln, aber vermutlich würde entweder die Krankenschwester nochmal kommen oder Dr. Steadman entdeckte sie.


Nach dem Essen krabbelte Philipp tatsächlich noch mal zu ihm ins Bett. Aber nur für ein Stündchen. Danach holte er Karten aus dem Gemeinschaftsraum, damit sie ein wenig spielen konnten. Den Nachmittag musste man ja irgendwie rumkriegen.


Holger hatte es mit einem gerissenen und geübten Kartenspieler zu tun. Das merkte man auch und so war es nicht verwunderlich, dass der Innenverteidiger des öfteren verlor. Aber das machte nichts. Hauptsache Philipp saß ihm gegenüber und war für ihn da. Und das war er. Die ganze Zeit über zeigte er mit viel Geduld, doppelt so viel Verständnis und eine dreifache Portion Optimismus, warum Holger ihn so sehr liebte und in ihm seinen Silberstreif am düsteren, weiten Horizont sah.


Zum Abendessen holte Philipp sich erneut was aus der Cafeteria. Als abgeräumt wurde, wurde er zwar etwas skeptisch betrachtet, aber noch war die Besuchszeit nicht um, also blieb er auch noch so lange er konnte.
„Wollen wir später etwas Fernsehen?“, fragte Philipp und hielt Holgers Hand in seinen Händen, spielte verliebt mit den Fingern den Jüngeren. Er mochte das irgendwie. Das war so ein großes Zeichen von Normalität, was so wichtig war. Irgendwie. Wieder dachte er an die Ringe. Morgen früh musste er schon fliegen.


Philipp spielte mit seinen Händen und Holger beobachtete ihn interessiert dabei. Es war in gewisser Weise nichts besonderes, aber trotzdem so schön und beruhigend für den verletzten Innenverteidiger. Leider musste er das erstmal wieder unterlassen, denn Dr. Steadman und ein Physiotherapeut kamen hinzu, die sich um seine Knie kümmern wollten. Vor allem um sein rechtes Bein, mit dem der Physiotherapeut auch einige Übungen machte, um die Reha zu beginnen. Währenddessen erklärte Dr. Steadman ihm einiges. Er weckte Hoffnungen auf eine vollständige Genesung, anderseits hatte Holger Angst. Angst, dem langen Weg zurück nicht gewachsen zu sein. Immerhin könnte jederzeit wieder etwas schief gehen, denn eine hundert prozentige Sicherheit konnte und wollte ihm niemand geben. Nach über einer halben Stunden waren sowohl Arzt als auch Physiotherapeut wieder verschwunden und ließen Philipp und ihn in Ruhe.
Holger griff zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. „Kuschelst du dich wieder zu mir?“ Holger rutschte wieder ein Stück, hoffte, dass Philipp vielleicht sogar hier einschlafen und übernachten würde. Würde er das überhaupt wollen? Holger wollte ihn ja zu nichts drängen, trotzdem würde er das schön finden.


Philipp beschloss aber erstmal nur am Bettrand auf dem gemütlichen Sessel Platz zu nehmen, während sie sich einen Spielfilm guckten.


Durch die frühen Rehaübungen reagierte Holgers rechtes Bein mit Schmerzen, weswegen Schwester Anna ihm ein Medikament brachte, was leider auch die Müdigkeit begünstigte. Er wollte wirklich nicht, aber er schlief wieder frühzeitig ein, obwohl er noch so lange wie möglich Philipps Anwesenheit genießen wollte.


Philipp war auf den Fernseher fixiert, achtete nicht auf Holger. Dieses kleine Geräusch plötzlich, was aber nicht aus den Lautsprechern kam, ließ ihn aufhorchen. Er drehte den Kopf zu Holger. Tatsächlich. Er war eingeschlafen und schnarchte ganz leise. Direkt schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Holger sah ziemlich süß aus. Der Ältere war in Versuchung durch seine Haare zu fahren, aber das ließ er bleiben. Er griff dafür in seine Hosentasche, zückte sein Handy und machte ein Foto.
Als er es wieder in seine Tasche sinken ließ, spürte er die Ringe. Philipp holte sie raus und beobachtete sie. Das glückliche Lächeln wurde traurig. Morgen würde er fliegen und hatte ihm immer noch nicht die Kette mit dem Ring gegeben. Morgen musste er seine Möglichkeit nutzen.
Er setzte sich etwas bequemer hin, lehnte sich ans Bett und schaute weiter auf die Ringe. Sie konnten aber nicht verhindern, dass Philipps Müdigkeit großer wurde. Er schlief ein, hielt die Kette in der Hand, während der Ring, der für Holger bestimmt war, auf der Matratze lag. Es wäre so einfach, in den zu geben, wenn da nicht so viel hinter steckte, wo er Angst vor hatte. So war es kein Wunder, dass ihn die Situation auch im Schlaf verfolgte und er von den Ringen, Holger und Claudia träumte.



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Kommentare: 2
  • #1

    Engel (Montag, 11 Januar 2016 17:00)

    Hey :)
    Holger ist echt tapfer!
    Aber Philipp will man doch schon wieder lynchen^^
    Es scheint, dass er sich ja jetzt entschieden hat. für seine kleine Familie.
    Warum hält er Holger dann noch weiter hin? Er traut sich nicht und will keinen verletzen, aber gut ist das nicht.
    Er kann nun mal nicht beide haben. Ich bin gespannt wie lange er dieses Spiel noch weiter spielt. Lässt das ganze ziemlich interessant sein ;)
    Und bin auch gespannt was Claudia als nächstes macht. Für sie ist Holger ein rotes Tuch. Gut, verständlich^^

  • #2

    Mailiw Alba (Mittwoch, 03 Februar 2016 21:58)

    Huhu

    ich nehme mal an Holger wacht vor Philipp auf und entdeckt den Ring?
    Claudia kann doch mal verschwinden :D Sie nervt unglaublich. So noch 2 Kapitel ;D

    Kann mich nicht beklagen. Kapitel war wieder süß und alles.. ich kann mir grad kein Kapitel ohne die zwei zusammen vorstellen xDDD