Kapitel 108 – Wechselbad der Gefühle



Nach dem Essen verschwand Holger noch in seinem Zimmer, um sich ein frisches Shirt anzuziehen, bevor er sich zum Pool begab. Philipp hatte er irgendwie aus den Augen verloren, vielleicht hatte er noch etwas zu besprechen oder zu erledigen. Dass er sich gerade bei Mario aufhielt, ahnte der Innenverteidiger nicht. Dieser war momentan damit beschäftigt sich mental auf den Pool und dessen Eindrücke, die er hinterlassen würde, einzustellen. Er musste sich unbedingt von Philipp ablenken, während sie Wasserball spielten...



Philipp tat wie ihm befohlen wurde. Das Zimmer war leer, während er sich eben umzog und dann in Badeshorts, Flip Flops und mit einem Handtuch über der Schulter zum Pool marschierte. Er hatte sich vorgenommen heute nicht mehr über eine Entscheidung nachzudenken. Das hatte sowieso keinen Sinn.



Auf dem Weg nach unten traf Holger unter anderen Thomas und Manuel wieder. Der Braunhaarige redete wieder einmal ohne Punkt und Komma, riss seine Witze und brachte den Torhüter dabei zum Schmunzeln, aber auch gleichzeitig zum Kopfschütteln. Holger selbst war das meist etwas zu viel, was sein ehemals sehr guter Freund da von sich gab. Früher teilte er sich immer ein Zimmer mit ihm, aber das war Geschichte. Holger wollte seine Ruhe, während Thomas das herum Spaßen bevorzugte. Das passte einfach nicht zusammen.
Als Thomas ihm den Arm um die Schulter legte, ihn näher heran zog und ihm dann etwas verschwörerisch zwinkernd zuflüsterte, runzelte Holger die Stirn.


„Holger, wenn du den Schiedsrichter miemst, denk dran, zur richtigen Mannschaft zu helfen.“


Er würde doch den Schiedsrichter nicht für die Meute spielen... Holger hatte ernsthafte Bedenken, dass er von einem gewissen Mann abgelenkt werden würde und definitiv falsch entschied, wenn er gebraucht werden würde.


„Das hättest du wohl gern.“

Grinsend entschwand Holger Thomas' Arm und ging zielsicher auf eine der Liegen zu. „Ich machs mir hier bequem, während ihr euch abrackern könnt.“


„Du hast ein Leben, Holger“, warf David lachend ein.


Hermann trudelte ein und gab seinen ironischen Kommentar dazu ab. „Ja, ihr armen, strapazierten Sportler müsst euch ja heute so im Pool abquälen.“ Danach nahm er auf der Liege neben Holger Platz und lächelte ihn aufrichtig an.


Behalt die gute Laune bei, Holger. Das ist ganz wichtig für dich. Sowas wie in der Sommerpause möchte ich nicht nochmal erleben.“ Hermann kannte Holgers Launen ja gut, immerhin war er ein Freund der Familie, aber so wie vor wenigen Wochen hatte er seinen Schützling noch nicht erlebt.


Zaghaft nickte Holger und blinzelte gegen die Sonne. „Ich versuchs jedenfalls.“ Konnte er denn sagen, dass er nie wieder schlecht drauf sein würde? Noch wusste er gar nicht, wie es nach Trentino mit Philipp und ihm weiter ging. Oder allgemein weiterging. Auch hier in Trentino war es ja ungewiss. Und davor hatte Holger Angst. Weil er wusste, dass er anfing es zu sehr zu genießen, es zu lieben, ihn zu küssen und ihm nahe sein zu dürfen. Was, wenn Philipp das in nur wenigen Minuten, Stunden, Tage oder Monate unterbinden würde?
Und diese Angst setzte sich fest, er wollte noch nicht mal ein klärendes Gespräch führen, weil er ganz genau wusste, dass es ihn verletzen würde.


„Wenn du noch was auf dem Herzen hast, kannst du zu mir kommen. Das kann ich dir auch gerne jeden Tag anbieten.“


„Mach ich, aber es ist nichts. Mir geht es jetzt wieder besser“, erwiderte er nur. Es war nicht gelogen, es entsprach der vollen Wahrheit. Gut, da war noch seine lange Auszeit, aber zumindest fühlte er sich viel, viel besser als noch vor wenigen Wochen, als er auch noch auf Philipp verzichten musste.


Gerade als Hermann sich erhob und die Sicht zum Eingang des Hotels freigab, entdeckte er Philipp schon von weitem. Das Handtuch hing lässig über seiner Schulter, verdeckte so einen Teil des athletischen Oberkörpers. Schon jetzt auf die Distanz ließ dieser Anblick Holgers Herz schneller schlagen. Schrecklich...
Schnell wandte er den Blick ab, geradezu krampfhaft fixierte er die Treppen beim Pool.


Als der Kapitän am Pool ankam, legte er sein Handtuch auf einer der Bänke an den Rand und zog seine Flip Flops aus. Die Steine um den Pool herum waren etwas aufgeheizt von der Sonne, aber nicht zu warm. Während einige direkt ins Wasser sprangen, suchte Philipp den Weg zu der Dusche und stellte sich da einmal drunter. Sie war kalt, weswegen er automatisch zusammen zuckte.


Konsequent fixierte Holger weiterhin die Treppe und kam nicht in Versuchung den Kapitän anzusehen. Dieser schien ihn aber auch nicht anzusprechen, was besser so war. Der Innenverteidiger hätte den Blick garantiert nicht von ihm nehmen können, wenn er seiner perfekten Statur schon ausgesetzt war.


„Bist du eine Memme?“, rief Thomas ihm zu, weswegen Philipp sich umdrehte.


Zuvor hatte der Kapitän den anderen den Rücken zu gewandt. Jetzt suchte er Thomas mit seinen Augen. Der schwamm im Pool und grinste ihn an. Im nächsten Moment wurde er von Jerome unter Wasser gedrückt. Philipp lachte auf. Das geschah ihm recht.


Es war gut, dass durch Jerome eine kleine Wasserschlacht zwischen Thomas und ihm geboten wurde, so schaffte Holger es weiterhin den Blick von dem abzuwenden, was er am meisten begehrte.


Das Wasser ging aus und er schüttelte einmal seine Haare, ehe er wie am ersten Tag mit einem Kopfsprung im Wasser landete. Prustend tauchte Philipp auf und strich sich die Haare zurück. Zufällig fiel sein Blick dabei genau auf Holger.

Sofort bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen und er schwamm hinüber.


Philipp hatte Holger aus dem Augenwinkel erkannt, wie er ins Wasser eingetaucht war. War es eigentlich Absicht, dass er seine Haare so demonstrativ zurück strich und leicht seine Lippen geöffnet hatte? Holgers Blick stierte auf einen Wassertropfen, der von Philipps Nase hinunter tropfte und war so fixiert darauf, dass er erst im Nachhinein bemerkte, dass der Ältere zum Beckenrand schwamm.


Sitzt du schon länger da? Habe dich eben gar nicht gesehen“, gab Philipp zu. Es war seltsam ihn mit diesen anderen Augen zu sehen, aber es war auch schön. Wobei Philipp sich auch komisch vorkam. Er musste vorsichtig sein, immerhin durfte niemand etwas wissen. Es war auch bald kein Mario mehr da, der ihnen sagen konnte, ob sie sich auffällig benahmen oder nicht. Sie mussten eigentlich einfach nur ganz normal miteinander umgehen. Aber das war leichter gesagt als getan.


„Schon die ganze Zeit“, erwiderte Holger zaghaft. Jetzt musste er ihn doch ansehen, wenn er mit ihm sprach, alles andere wäre seltsam und Philipp würde nachhaken, was er unbedingt vermeiden wollte. Er wollte nichts mehr falsch machen.


Oh, ich habe dich eben gar nicht bemerkt“, gab Philipp zu, hielt sich die Hand über die Augen, da die Sonne etwas blendete.


Verkrampft stand Holger auf, um näher an den Beckenrand zu gelangen, trat aber verkehrt mit seinem rechten Fuß auf, wodurch er ein lästiges Stechen sein Knie heimsuchte. Man konnte ihm aber zum Glück nichts anmerken, als er dicht vor ihm zum Stehen kam und runter sah. Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Er konnte gar nicht anders bei diesem süßen Anblick.


Holger kam näher und stellte sich zum Glück direkt so, dass er die Sonne verdeckte und Philipp die Hand wieder senken konnte.


Jetzt kannst du dich für die Gemeinheiten beim Frühstück und Mittagessen bei Basti und Mario rächen. Sie spielen ja nicht in deinem Team, oder?“, schmunzelte er und ließ kaum merklich sein rechtes Bein in der Luft schweben, damit es nicht mehr auf dem Boden aufkam und der Belastung ausgesetzt war.


Ich glaube nicht“, Philipp drehte sich einmal um. Pep war schon anwesend, schien aber noch nicht anfangen zu wollen. „Wenn er die Gruppen von heute Morgen beibehalten will, dann nicht. Aber ob ich gegen die ankomme? Ich bezweifle es ja.“ Philipp grinste zu Holger hoch. Die Worte meinte er durchaus ernst. Gut, festen Stand hatte niemand in diesem Becken, aber trotzdem waren sie da sicher besser.


„Am liebsten würd ich mitmachen“, lachte Holger, sah die drohende Gefahr in Form von Basti nicht kommen.


Bei Holgers Worten sah Philipp ihn erst etwas überrascht an, ehe er milde lächelte. „Bald bist du auch wieder dabei. Jetzt hilfst du mir und erkennst die Fouls der anderen, ja?“


Bastian warf spielerisch den Ball immer wieder hoch, als er am Pool entlang marschierte. Franck war sofort zur Stelle, um ihn in der Luft den Ball weiter nach vorne zu stoßen.


Man“, beschwerte sich Basti lachend und ging dem Wasserball hinterher, sah dabei Holger und Philipp am Beckenrand stehen. „Na, hört doch mal auf zu flirten ihr Zwei“, spaßte der Vize, klopfte gegen Holgers Rücken. Unwissend, dass der Innenverteidiger momentan nicht ganz fest auf dem Boden stand und einerseits durch den Spruch erschrocken war und hinzukam, dass er völlig überrascht wurde von der leicht stoßenden Berührung, die ihn nach vorne fallen ließ.


Das erste, was Philipp aufhorchen ließ, waren die neckischen Worte Bastians. Er hatte aber nicht mal die Zeit zu reagieren, da er im ersten Moment nicht wusste, was er sagen sollte und im zweiten Moment abgelenkt wurde, da Holger plötzlich von oben angesegelt kam.


Holger kam nicht mehr dazu mit seinen Armen zu schlingern, um den Fall zu vermeiden. Immerhin ließ die Schwerkraft nur das Fallen in den Pool zu. Aber das war längst nicht das schlimmste.


Philipp wollte noch zurückweichen, aber es war zu spät.


Holger konnte gerade noch rechtzeitig die Luft anhalten, als er das Wasser an seiner Haut spürte und zudem den muskulösen Philipp, den er unter sich begrub und unter Wasser zog.


Der Jüngere drückte ihn unter Wasser. Im letzten Moment hatte Philipp noch den Mund geschlossen.


Unter Wasser stießen anstatt ihrer Köpfe ihre Lippen aufeinander.


Die Augen waren reflexartig ebenfalls zugegangen, Philipp riss sie aber direkt auf als er etwas auf seinen Lippen spürte. Was sollte denn jetzt dieser Kuss? Der war doch nicht beabsichtigt, oder?


Holger hatte damit nicht gerechnet, vergaß dadurch die Luft anzuhalten und keuchte regelrecht, als er seinen Kopf schnell wieder über Wasser bewegte und sich mit einer Hand am Beckenrand festhielt. Der Schmerz in seinem Bein war nach dieser Aktion vorerst vergessen.


Der Jüngere entfernte sich, tauchte wohl wieder auf. Philipp war zu perplex. Mit so einer Aktion hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er fühlte mit seinen Füßen den Beckenboden und stieß sich ab, um wieder aufzutauchen.

Prustend schnappte Philipp nach Luft und fuhr sich erst mal über das Gesicht. Er schwamm ebenfalls zum Rand, um sich festzuhalten.


„Sorry, ich dachte nicht, dass du gleich reinfällst.“ Basti beugte sich sofort zu ihm runter, sah aber auch kurz hinter den hustenden Innenverteidiger, um nach Philipp Ausschau zu halten. Der rechnete ja auch nicht gerade mit einem Sprung Holgers in den Pool.


Holger sagte nichts dazu, hustete und schnappte leicht nach Luft, dabei den Blick auf das Wasser suchend. Darüber aufregen konnte er sich später.


Das war doch Absicht. Du manipulierst das Spiel schon bevor es überhaupt angefangen hat“, gab Philipp zurück, trug dabei aber ein Grinsen auf den Lippen.


Quatsch“, wehrte Bastian ab. „Alles okay bei euch beiden?“


Thomas, der von Jerome zur selben Zeit unter Wasser gedrängt wurde, das Spektakel dadurch beobachten konnte, tauchte auf und lachte los. „Das war ja mal ein romantischer Kuss!“


Das war jetzt nicht wahr, oder? Holger versuchte seine feinen Lippen aufeinander zu pressen, aber er konnte nicht, da er immer noch mit Husten beschäftigt war. Was musste er auch noch dazu das blöde Wasser schlucken? Sein Kopf war wegen der ganzen Aktion bereits knallrot angelaufen. Er wollte weg. Auf sein Zimmer und das alles vergessen... Philipp war sicher genervt, dass Thomas sie jetzt verspottete, obwohl das gar nicht absichtlich passiert war. Basti war doch schuld. Was stieß er ihn denn ins Wasser?

Holger war das Lachen seiner Kollegen unangenehm. Er spürte die Blicke auf sich ruhen und glaubte sogar das Lachen dröhnte nun schon in seinen Ohren und schien lauter zu werden. Und so schürte es seine Wut auf Basti.


Dieses Grinsen auf Philipps Lippen hielt nicht lange an. Es fiel ihm aus dem Gesicht, als er die Worte von Thomas hörte. Erst sah er den Stürmer an, ehe sein Blick zu Holger ging. Der sah alles andere als begeistert aus.
„Bist ja nur neidisch“, gab Philipp zu ihm zurück, versuchte einen Spaß daraus zu machen.


Du dachtest nicht, dass ich gleich reinfalle?“, wiederholte Holger schnaubend, sein zorniger Blick zu dem Vize wandte sich aber sofort ab, als Philipps Stimme ertönte. Er machte sich einen Spaß draus und zog es ins Lächerliche? Störte es ihn nicht oder war er einfach nur ein guter Schauspieler?


„Wie? Ihr habt euch unter Wasser auch noch geküsst?“, hakte Bastian direkt überrascht nach.


Wieso konnte er denn nicht einfach mal ruhig sein? Da musste man doch jetzt nicht drauf rumreiten.
„Tu doch nicht so ungläubig. Das war doch dein Plan. Du wolltest mich verkuppeln, damit ich im Spiel nur noch Augen für Holger habe und du gewinnst. Gib es doch zu, Basti.“ Philipp blieb beim Spaß, lachte sogar dabei. Aber eigentlich hoffte er, dass sie ruhig sein würden. Er konnte Holger nicht mal zeigen, dass es doch okay war. Wenn er unter Wasser nach seiner Hand griff, könnte das auch jemand mitbekommen. Lieber suchte er später im Zimmer das Gespräch.


Regelrecht unsicher sah Holger ihn an, hörte seinen Worten, dem leichten Lachen, das in seiner Stimme schwang, zu. Es war ihm doch bestimmt unangenehm, dass jemand den Kuss unter Wasser gesehen hatte, der noch nicht einmal absichtlich geschehen war. Er konnte doch auch nicht steuern, wohin er fiel und das musste Philipp wissen.


Basti lächelte Philipp an, war froh, dass wenigstens er es mit Humor nahm, während Holger der Spielverderber bleiben wollte.


„Holger, komm ich helf dir raus.“


Kameradschaftlich streckte er ihm seine Hand entgegen, doch Holger ignorierte sie, stemmte seine Arme am Becken ab und hievte seinen tropfnassen Körper heraus. Das Shirt klebte unangenehm auf seiner Haut, weswegen er es binnen Sekunden vom Oberkörper streifte.


Du hättest auch dein Hirn einschalten können oder denkst du nicht mehr daran, dass ich auf das Knie achten muss?“, blaffte er ihn an.


Philipp wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. Er verstand ja, dass Holger sauer war und ihm das unangenehm war, aber konnte er nicht trotzdem ruhig bleiben?
Der Kapitän mischte sich aber nicht ein. Er verfolgte bloß den Jüngeren, der sich auf den Rand setzte und dann einfach sein Shirt auszog. Natürlich ging sein Blick kurz studierend über diesen trainierten Oberkörper. Unwillkürlich kam in ihm die Frage auf, ob er wohl mal in den Genuss kommen würde darüber zu streichen. Dann musste er aber daran denken, wie er Holger mit der Hose geholfen hatte und verbot sich den Gedanken auch nur ansatzweise weiter zu denken. Nicht hier.


Mario erschien hinter Holger, sagte aber nichts dazu, sondern seufzte leicht.


Es hätte was passieren können!“ Nach diesen Worten stand Holger auf, warf Basti noch einen zurechtweisenden Blick zu und stiefelte immer noch mit dem stark gerötetem Gesicht davon.


Holger, jetzt stell dich doch nicht so an.“ Der Vize ließ den Kopf in den Nacken fallen und schüttelte den Kopf. Über Holger und über sich selber. Das war einfach unnötig. Er würde sich nachher nochmal bei ihm über die unvorsichtige Berührung entschuldigen und dann würde hoffentlich wieder alles in Ordnung sein. Er kannte den Innenverteidiger mittlerweile ja ganz gut, was das kurzzeitige Ausflippen betraf. Auch wenn er es nicht so ganz verstand. Es war nichts passiert und dass sie jetzt über den unfreiwilligen Kuss lachten, war doch nur ein Spaß.


Holger war verschwunden, ohne Philipp noch einen Blick zu schenken. Entweder er konnte nicht oder er wollte nicht. Oder er dachte einfach gerade an etwas ganz anderes.


„Der beruhigt sich schon wieder“, warf Manu ein, nachdem das Gelächter nach und nach abschwächte. Um die Situation zu entschärfen, holte sich Mario den Wasserball, warf ihn an Bastis Kopf und stieß ihn gleich danach ins Becken. Darauf bedacht, dass der Vize wenigstens nicht auf Philipp landete. Eine Bruchlandung auf ihm reichte dem Kapitän sicherlich.

Philipp sah Holger nach, ehe er sich plötzlich reflexartig duckte. Er sah gerade noch, wie Bastian ins Wasser fiel. Dieses Mal war Mario der Übeltäter. Aber ganz falsch war die Handlung nicht gewesen. Die bedrückte Stimmung war weg. Oder hatte nur er sie so empfunden? Philipp wusste es nicht. Er versuchte aber jetzt erst mal mit klarem Kopf dabei zu sein und später nach Holger zu sehen.



Holger schlug hinter sich die Tür zu und lehnte sich dann dagegen. Auf dem Boden breitete sich durch die tropfende Kleidung schon ein sichtbarer nasser Fleck aus, aber das interessierte ihn im Moment nicht. Dass es so schwierig sein würde, sich normal zu benehmen, hatte er nicht erwartet. Da es doch unabsichtlich war und es als Spaß angesehen wurde, sollte er sich darüber doch keine Gedanken mehr machen. Aber Holger machte sich Gedanken, er wurde dazu gezwungen, weil alles so neu und so ungewiss war.
Vielleicht würde Philipp ja gar keine Worte mehr darüber verlieren, genau wie über sein letztes peinliches Missgeschick. Das wäre Holger jedenfalls am angenehmsten.
Tropfend stiefelte er ins Badezimmer, hing seine nasse Kleidung über die Wanne und zog sich Frische an. Runtergehen würde er aber trotzdem nicht mehr, weswegen er fand, dass der Zwischenfall wenigstens ein Gutes hatte. Er war Philipps tollem Anblick nicht länger in aller Öffentlichkeit ausgesetzt.



Die Betonung lag eben darauf, dass er es versuchte. So ganz bei der Sache war Philipp nämlich nicht. Er machte sich Gedanken um Holger und das ganze drum herum. Seine Gedanken sprangen von A nach B, rüber zu C und wieder zurück nach A. Er wusste selber, dass er übertrieb, aber es spukten da einfach so viele Dinge in seinem Kopf herum. Wie verhielten sie sich anderen gegenüber? Was war mit Claudia? Würde Holger Bastian einweihen? Was war das jetzt zwischen ihnen? Würde mehr sein als bloß küssen? Wie war das, wenn zwei Männer weiter gingen? Betrog er dadurch nicht seine Frau? Was würde Holger dazu sagen?
Diese und noch viele weitere Fragen huschten in seinem kleinen Köpfchen umher, während er eigentlich versuchte sich auf das Wasserballspiel zu konzentrieren. Das Ende vom Lied war dann, dass seine Mannschaft verlor. Aber das war ja nicht unbedingt das Entscheidende. Es war ja auch um Ablenkung und Zusammenhalt gegangen.



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Kommentare: 3
  • #1

    Lesley (Sonntag, 25 Januar 2015 04:51)

    Hallo ihr zwei,

    es tut mir furchtbar leid, dass ich so lange keinen Kommentar hinterlassen habe.

    Ich lese eure Geschichte immer noch mit voller Begeisterung, obwohl mir persönlich das Zusammenfinden der beiden doch etwas zu schnell ging, nachdem sie so zerstritten waren. Ich kann euch aber verstehen, weil die anderen Leser es ja sehr eindrücklich gefordert hatten. Meinetwegen hättet ihr den beiden noch mehr Zeit geben können. Natürlich bin ich jetzt ebenso froh und zufrieden, dass Philipp es endlich eingesehen hat, dass er etwas für Holger empfindet. Wobei ich denke, dass er noch erhebliche Probleme mit Claudia geben wird, wenn sie wieder zu Hause sind. Aber nun freue ich mich erstmal auf eine schöne Zeit in Trentino.,.

    Liebe Grüße
    Lesley

  • #2

    Minnie (Montag, 26 Januar 2015 09:52)

    Hey!
    Ich hab jetzt alles nachgelesen... ^^
    Ooooh ich freu mich ja so sehr das die Beiden sich doch noch lieb haben! :D
    Hoffentlich entscheidet sich Philipp dafür, das er Holger nicht fallen lässt...
    Bin auch neugierig, wie es wohl wird wenn die Beiden sich noch etwas näher kommen... :3

    <3 Minnie

  • #3

    Engel (Mittwoch, 28 Januar 2015 22:26)

    Mensch Basti ^^
    Jetzt schmeißt der Holger ins Wasser rein
    Glanzleistung -.-
    Da hätte echt was kaputt gehen können, unkontrollierte Bewegungen sind gefährlich
    Und Holger hat so schön übertrieben reagiert :)
    Absolut passend zu seinem Charakter
    Das habe ich ja schon öfter gelobt, aber ich Tue es gerne wieder :)
    Holger ist so empfindsam, dass sein Fell ziemlich dünn ist und er ist sehr unsicher in allen Bereichen
    Das macht ihn sehr liebenswert (stimmt's Phil? ;)