Kapitel 100 - Schlaflos


 

Lange hatte Philipp wach gelegen und war am nächsten Morgen dementsprechend fertig. Er verfluchte den Wecker als dieser sich lautstark bemerkbar machte. „Scheiß Teil“, brummte er und schwang sich aus dem Bett. Eigentlich hatte er nicht duschen wollen, da sie gleich Training hatten, aber er brauchte eiskaltes Wasser um wach zu werden. Und gleich noch eine schöne große Tasse Kaffee. Ja, das klang gut. Aber erst mal ab ins Bad. Ohne auf Holger zu achten, schnappte er sich frische Kleidung und verschwand darin. Fix unter die Dusche gesprungen und eiskalt abgeduscht, ehe er sich der typischen morgendlichen Prozedur widmete.


Mit der üblichen FC Bayern-Kleidung trat er wieder raus aus dem Badezimmer. „Guten Morgen“, wünschte er Holger dann doch um ein Lächeln bemüht.


Geprägt von schlechten Träumen und Gedanken erwachte der Innenverteidiger am nächsten Morgen. Träge kämpfte er sich aus der Decke und stellte zu seiner Verwunderung fest, dass das Bett leer war. In genau dem Moment, als sein Blick dorthin ging, öffnete sich die Badezimmertür und seine Augen richteten sich auf den bereits fertig hergerichteten Philipp.
Holger rieb sich über die Augen und blickte auf die Uhr. Hatte er wirklich verschlafen? Gut, er musste sich sowieso nicht zu sehr an Zeiten halten. Sein Rehaprogramm war etwas freier gestaltet. „Guten Morgen“, brachte er zögerlich über seine Lippen und dachte nicht daran sich um ein Lächeln, wie es auf Philipps Gesicht erschienen war, zu bemühen. Warum sollte er ihm auch zeigen, dass alles okay war, wenn es nicht so war? Nicht ansatzweise war alles in Ordnung und es waren Philipps eigene Worte, dass er ihm nichts vorspielen musste.


Du musst nicht auf mich warten“, teilte er ihm gleich mit, bevor auf die Idee kam, es ihm anzubieten.

Sein erster Weg führte zum Schrank, um sich neue Wäsche herauszunehmen. Danach verschwand er wortlos im Badezimmer.
Nachdenklich stützte er seine Hände am Waschbecken ab und betrachtete sich im Spiegel. Vielleicht war es ja besser so, wenn er ihm deutlich machte, dass er nichts zu befürchten hatte. Philipp musste ihn weder anfassen, noch sonstige Zuneigung zukommen lassen. Dann war doch alles wieder okay, oder? Zumindest für Philipp. Holger hingegen würde sich weiter quälen.


Wieder erwiderte Philipp nichts auf Holgers Satz. Irgendwie taten sie das beide in letzter Zeit kaum, oder? Er sah ihm nach und für einen Moment blieb sein Blick noch an der Badezimmertür hängen. Gehen oder warten? Eigentlich würde er warten, immerhin würde Holger gewiss nicht lange brauchen. Aber die Umstände hatten sich geändert. Würde er warten, würde Holger das bestimmt nicht gut auffassen und würde er gehen, hieß es, dass er Abstand suchte.


Das war doch wirklich zum Verrückt werden. Wobei es das kleinste Übel wäre, wenn er deswegen verrückt werden würde. Es machte ihn einfach nur fertig. Seelisch und durch den schlechten Schlaf und die unguten Gefühle auch bald körperlich. Wie lange würde es noch so gehen bis einer von ihnen am Boden lag? Oder sollte er eher fragen wieder am Boden lag? Aber litt Holger mehr als er? Vermutlich war dem so, aber so sehr, wie Philipp litt, das war auch schon nicht mehr normal.
Unschlüssig stand er also im Zimmer. Gehen oder warten? Er ging. Er konnte das Gesicht Holgers nicht ertragen. Er wollte nicht sehen, wie enttäuscht und traurig er war. Er hatte sich doch selbst versprochen, dass er Holger wieder zum Lächeln bringen würde. Vielleicht hatte er das geschafft, aber er hatte es auch geschafft dem Innenverteidiger das Lächeln wieder zu nehmen. Abrupt und vorne Vorwarnung hatte er es aus seinem Gesicht gewischt.
„Was bin ich nur für ein Idiot“, murmelte er, schlüpfte in seine Schuhe und verließ das Zimmer.


„Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“ Manuel sah ihn beinahe geschockt an.


Sah er denn so schlimm aus?
„Ich habe schlecht geschlafen“, gab er brummend zurück und bediente sich erst mal am Kaffee.


„Wieso das denn? Hat Holger so geschnarcht?“, der Torhüter kicherte leicht. „Oder hat er sich im Bett breit gemacht und dir keinen Platz gelassen?“


Philipp wünschte sich gerade es wäre so gewesen, aber das war es nicht. Er hatte nicht geschnarcht und schon gar nicht hatte er sich breit gemacht. Wie auch, wenn er auf dem Sofa schlief?


„Nein“, meinte er nur und entfernte sich von Manuel. Das Tablett stellte er auf einen noch leeren Tisch. In Gedanken rührte er durch seinen Kaffee und starrte auf das Brötchen. Am liebsten würde er die Zeit zurückdrehen. Hätte er doch Mario nie dazu gedrängt ihm die Wahrheit zu sagen… aber jetzt war es zu spät. Leider.



Holger duschte sich und machte sich im Bad fertig. Wie erwartet fand er Philipp nicht mehr vor und ließ sich genügend Zeit beim Aufräumen der Bettwäsche. Danach suchte auch er den Weg in den Speisesaal und erblickte Philipp, der mit augenscheinlich nachdenklichen Blick seinen Kaffee umrührte. Auf Holgers Gesicht bahnte sich ein leichtes Lächeln an. Der Kapitän trank gerne Kaffee, auch als er bei ihm am Morgen war, weil er die Nacht bei Holger verbrachte, trank er zum Frühstück Kaffee... Wieder wurde sein Lächeln direkt trauriger. Er hatte extra für Philipp eine neue Packung Kaffee gekauft, in der Hoffnung er wäre doch öfter bei ihm, aber noch lag sie ungeöffnet in seinem Schrank und fristete ein unberührtes, trostloses Dasein.


Den Blick von Philipp abrupt abwendend marschierte Holger in den Saal, nahm sich ein belegtes Brötchen und heißen Kakao und verließ den Raum auch sogleich wieder. Er wollte nicht ausgefragt werden, warum er so ein Gesicht zog. Am einzigen Tisch, an dem es ruhig war, saß Philipp und zu diesem wollte er sich erst recht nicht gesellen. Der wollte ihn ja sowieso nicht bei sich haben, also konnte er auch im Übungsraum, der mit den verschiedensten Fitnessgeräten ausgestattet war, sein Frühstück verzehren.
Gerry war zum Glück noch nicht anwesend, weswegen er sich auf einen weichen Gymnastikball niederließ und sein Brötchen verspeiste und seinen heißen Kakao sichtlich genoss. Auch trank er hin und wieder gerne eine Tasse Kaffee, besonders, wenn er sehr müde war und wenig geschlafen hatte, aber bevorzugt war es dann doch ein Milchgetränk.



„Ja, genau am Montag.“ Mario nickte eifrig, während er die Worte in sein Handy sprach. Er bedankte sich noch und verabschiedete sich dann von seinem Gesprächspartner, ehe er einen Blick in den Speisesaal warf. Das Handy ließ er in die Tasche gleiten. Nun war seine Entscheidung gefallen. Sie war richtig, keine Frage. Aber der Zeitpunkt war schlecht, das wusste Mario nur zu gut. Er hatte also jetzt noch genau zwei Tage Zeit, um das Verhältnis von Philipp und Holger gerade zu biegen. Zumindest halbwegs. In Florenz wollte er sich schließlich nicht durch so große Sorgen um seine engen Freunde belasten.


„Guten Morgen, Pippo“, grüßte Mario seinen Freund und ließ sich bei ihm am Tisch nieder. Dessen Gesichtsausdruck sprach mal wieder Bände.


Philipp sah mit ausdrucksloser Miene auf. Bei Mario musste er wenigstens nicht so tun als wäre alles gut, also bemühte er sich erst gar nicht um ein Lächeln.


Sag mir bitte nicht, dass wieder etwas vorgefallen ist.“ Oder war es noch wegen der selben Sache wegen des Zimmertausches? Er konnte es Holger jedenfalls nicht verübeln, wenn er Philipp deshalb die kalte Schulter zeigte und ihn leiden ließ. Den Kapitän schien es aber wirklich sehr mitzunehmen, was Mario ihn musternd zur Kenntnis nahm.


Die Frage irritierte Philipp dann aber. Sah er etwa so aus als wäre etwas passiert? Was sollte denn passiert sein? Holger redete ja eh kaum mit ihm. Also schüttelte er den Kopf. „Holger geht mir aus dem Weg, da kann nichts passieren. Er schläft sogar auf dem Sofa…“

Er seufzte, wollte noch mehr sagen, aber Mario kam ihm zuvor.


Auf dem Sofa? Hat er das letzte Nacht auch?“


„Natürlich. Glaubst du, ich habe dich umsonst gefragt wegen dem Zimmertausch? Wegen mir muss er das nicht machen, aber vermutlich glaubt er, dass mir das lieber ist. Er kann aber doch nicht die ganze Zeit auf dem Sofa schlafen.“ Wieder seufzte Philipp und griff nach seinem Brötchen. Er besah es sich, ehe er daran herummümmelte.


Mario beobachtete Philipp dabei. „Hast du denn das Gespräch mit ihm gesucht?“


„Worüber soll ich denn mit ihm reden?“ Der Kapitän zuckte mit den Schultern. „Er will ja eh nichts hören. Wie auch immer er das mit dem Tausch rausbekommen hat, ich habe ihn dadurch ziemlich verletzt. Ich kann es ihm nicht mal verübeln, aber ich hab doch dabei an ihn und nicht an mich gedacht.“


Aber das war vermutlich alles egal, oder? Entweder würde Holger ihm gar nicht zuhören oder nicht glauben. Da würde er drum wetten. Irgendwie könnte er aber vermutlich auch gar nicht richtig in Worte fassen, was er fühlte. Philipp wusste es selbst nicht einmal. Es war auch nicht verständlich für ihn, warum ihn das alles so sehr mitnahm. Er konnte es einfach nicht verstehen. Entweder es war so kompliziert oder er sah den Wald vor lauter Bäumen nicht.


Mario hatte nicht wirklich gewusst, was er dazu noch sagen sollte und da Philipp nicht weiter darüber reden wollte, hatte sich das Gespräch dann auch erübrigt.


Philipp verschwand recht schnell auf den Trainingsplatz, aber auch hier in der prallen Sonne wurde seine Laune nicht besser. Einzig und allein das Training brachte ihn auf andere Gedanken, weil er sich voll und ganz darauf konzentrierte. Es war aber mehr Ehrgeiz als Spaß mit dem er dabei war. Sogar über Thomas’ Witze konnte er nur gequält lachen.




Schnell schluckte Holger den letzten Bissen seines Brötchens runter, als Gerry auf der Bildfläche erschien. Dieser begrüßte ihn freundlich und wollte keine Zeit verlieren, die Übungen zu starten. Holger war konzentriert bei der Sache, drängte den Gedanken an Philipp beiseite, bis zu dem Punkt, als Gerry die Rehaübungen in der Halle für den heutigen Tag beendete. Holgers Blick fiel auf die Uhr, weswegen feststellte, dass der Vormittag schon vorbei war.


„Die anderen Jungs müssten gerade noch auf dem Platz sein. Du kannst ihnen ja etwas zusehen, das tut dir bestimmt gut“, riet der Physiotherapeut. 24 Stunden am Tag sollte der Innenverteidiger sich auch nicht quälen müssen.


Während einer Pause kam er aber nicht umher sich zu fragen, wann er sich schon mal so leer gefühlt hatte. So leer und so schlecht und so… aussichtslos auch irgendwie. Es musste lange her sein, wenn es das überhaupt schon mal gegeben hatte.
Philipp trank einen Schluck und ließ den Blick schweifen. Entfernt hörte er Stimmen. Franck schien von seinen Kindern und seiner Frau zu erzählen. Das kam ja auch noch dazu. Claudia hatte sich auch noch nicht gemeldet. Bisher hatte Philipp noch mit niemandem darüber gesprochen. Er wusste nicht, ob er es Mario erzählen sollte, er wäre wenn ja auch der einzige. Aber irgendwie war das komisch, weil es ja um Holger ging. Am besten er ließ es bleiben. Mario hatte eh andere Sorgen. Oder? Und wenn es nur Holger war.



Mit einem schweren Seufzen ging Holger auf sein Zimmer und zog sich um, ehe er sich zögerlich auf dem anliegenden Trainingsplatz sehen ließ.


„Hey Holger!“ Arjen kam auf ihm zu und griff nach einer Wasserflaschen. Die Hitze hier war ihm anzusehen, weshalb er sich mit einem Arm über die schweißbedeckte Stirn wischte. „Tolles Wetter heute.“


„Hm“, nickte Holger zustimmend.


Arjen schien zu bemerken, dass was nicht okay war, bezog es aber ausschließlich auf den Kreuzbandriss. Nicht im entferntesten dachte der Holländer daran, dass der Innenverteidiger Gefühle für den Kapitän hegte und wegen dessen Verhalten so schlecht drauf war.


„Du wirst sehen. In ein paar Monaten siehst du das ganze anders. Dann geht es vorwärts. Von Tag zu Tag“, versuchte er ihm Mut zu machen und legte eine Hand auf seine Schulter.


Holgers Mundwinkel zogen sich gespielter Maßen nach oben. „Ja... ja, ich hoffe es auch. Ich werd dran bleiben.“ Das hatte er seinem Vater auf dem Friedhof versprochen und würde er halten.

Nochmal ließ er sich nicht so gehen... zumindest nicht wegen seines Knies.


„Da wird unser Kapitän auch ein Auge drauf haben“, lachte Arjen, der die Idee ihres alten Trainers sehr unterstützte Holger nicht alleine zu lassen. Er schätzte den Innenverteidiger als Kollegen und wollte auch, dass er zurück kam!


Holgers Miene erstarrte für ein paar Sekunden, während er bei diesen Worten den Blick auf die trainierenden Spieler richtete. Darunter auch Philipp. Alles um ihn herum wirkte normal. Die ganze Atmosphäre in Trentino, aber Holger wusste, dass das alles ganz anders war.


„Ja, ist schon gut so“, stimmte er dann halbherzig zu. Arjen musste nicht wissen, dass der Kapitän seine Nähe nicht mehr ertragen konnte und Holger ihn mied.


Arjen verabschiedete sich wieder und rannte zu den anderen Spielern, um das Training fortzuführen.


Pep rief sie wieder zu sich. Die Pause war beendet und Philipp konnte die Gedanken an Holger wieder verdrängen. Er hatte auch nicht gesehen, dass der Innenverteidiger ihnen zusah, denn sonst hätte der Plan der Ablenkung sicher nicht so gut funktioniert.



Holger tauschte noch ein paar Worte mit dem ebenfalls verletzten Neuzugang Mario aus, bevor er sich wieder mehr zurückzog. Er genoss es zwar den Trainer zuzusehen, aber er konnte den Blick doch sowieso nicht von Philipp lassen. Außerdem war es schmerzhaft zu sehen, wie alle fit über den Rasen liefen und er an manchen Tagen sein Bein kaum bewegen konnte.
Sein Weg führte ihn zum Pool, in dem die aufgetragenen Übungen absolvierte und hoffte, dass die Zeit schnell vergehen würde. Auch wenn es erst der dritte Tag in Trentino war, wünschte er sich, dass er das Trainingslager bald hinter sich lassen konnte. Es erfüllte seinen Zweck einfach nicht. Wäre er nicht mitgefahren, hätte er zwar ewig nichts von Philipp gehört, aber wenigstens seine blanke Abneigung nicht zu spüren bekommen.


Mario joggte beim Auslaufen neben Philipp und Basti her, der sich ebenfalls einreihte. Aber alle drei schwiegen, schnauften nur wegen der großen Rundenanzahl und des Tempos. „Ich würd nach dem Abendessen gerne mal mit euch beiden reden... und mit Holger. Ginge das?“, fragte er die beiden. Er durfte den beschlossenen Wechsel noch nicht an die große Glocke hängen, aber seinen engsten Vertrauten im Verein wollte er unbedingt einweihen, bevor sie es von jemand anderen erfuhren.


Philipp sah Mario etwas überrascht an. „Klar… um was geht es denn?“ Seine Frage klang unsicher. Es würde doch nicht um ihn und Holger gehen, oder? Immerhin verstanden er und Bastian sich immer noch nicht wieder richtig gut, wenn er das richtig mitbekommen hatte.


„Das sage ich euch dann heute Abend, ja?“


„Klar“, Bastian nickte. „Aber muss ja etwas Großes sein, wenn du da so ein Geheimnis daraus machst.“


Mario lächelte nur leicht. Da alle drei aber auch mit ihrer Atmung beschäftigt waren, wurde nicht mehr groß darüber geredet, was Mario in die Karten spielte. Immerhin wollte er heute Abend mit ihnen reden und nicht jetzt. Er musste nur noch Holger finden, um ihn vorzuwarnen. Oder ließ er es besser bleiben? Wenn er Philipp erwähnte, würde er bestimmt eine Ausrede parat haben, warum es nicht möglich war.

Dieses Training am ersten Tag war ziemlich intensiv. Es gab keine richtige Mittagspause mit anschließendem Training am Nachmittag, wie sonst. Es wurde eine Pause von einer Stunde eingeräumt, die aber auf dem Platz verbracht werden sollte. Dazu gab es viel Wasser und reichlich Obst zur Stärkung. Erst am Abend würde sie ein richtiges Essen erwarten.
Auf das freute Philipp sich jetzt schon, wenn er ehrlich war.
Nach dem Training also dann am Nachmittag offiziell beendet wurde, verschwand Philipp aufs Zimmer zum Duschen. Holger war nicht da. Ob er wohl noch Behandlung hatte? Er wusste es nicht. Vor ein paar Tagen hätte er es noch gewusst und wenn alles anders gelaufen wäre, würde er ihn vermutlich jetzt besuchen, ihn unterstützen oder einfach nur mit ihm quatschen. Aber dem war nicht so.
Philipp griff zu seinem Handy, checkte neue Nachrichten und seine E-Mails. Eigentlich hoffte er, dass etwas von Claudia dabei war, aber dem war nicht so. Er wollte doch nur wissen, ob alles okay war und wie es seinem Sohn ging. Konnte sie sich nicht mal deswegen melden? Sonst hatte er immer regelmäßig Fotos von Julian bekommen.
Kurzentschlossen wählte er ihre Nummer.


„Hallo.“ Sie klang wenig begeistert, hatte natürlich schon gesehen, dass er es war, der anrief.


„Hey Claudia… wie geht es euch? Du hast dich gar nicht gemeldet, da dachte ich mir, rufe ich mal an.“


„Warum sollte ich mich melden? Hier ist alles gut.“


Stumm seufzte Philipp. Er stand auf und ging ans Fenster. „Kannst du mir Julian mal geben?“


„Philipp, wir wollen eigentlich raus an die frische Luft.“


„Claudia, bitte, ich möchte doch nur kurz mit meinem Sohn sprechen.“


Er hörte es rascheln und schließlich Claudias Stimme, die Julian erklärte, wer am Telefon war.


Papa?“


Hey Juli, ja, hier ist Papa.“ Endlich schaffte er es zu lächeln. Es war ein ehrliches Lächeln, was seine Lippen zierte. Ein ehrliches, aber auch ein trauriges Lächeln.



Holger hatte sich ein Badetuch umgewickelt und watschelte auf das Zimmer. Nicht damit rechnend, dass Philipp anwesend sein würde. Irgendwie glaubte er noch, dass das Training länger dauerte. Als er die Tür öffnete, stockte er sofort. Beinahe hätte er vergessen das Handtuch festzuhalten, sonst wäre es ihm runter gerutscht. Gut, er hätte noch die feuchten Shorts an, aber wenn er auf Abstand gehen wollte, war es sinnvoller sich nicht halbnackt vor Philipp hinzustellen.


Philipp schien abgelenkt, sah ihm nur mit einem traurigen Lächeln entgegen. Holger verstand schon, dass er telefonierte. Frage war nur mit wem? War der Gesprächspartner Grund für das traurige Lächeln? Es brachte nichts sich darüber Gedanken zu machen, er würde Philipp nicht fragen und dieser würde es ihm nicht sagen. Den Blick abwendend, verschwand er mit frischen Sachen ins Badezimmer, wo er sich unter der Dusche den Chlorgeruch abwusch.


Irgendwann kam Holger, duschte und verschwand wieder. Philipp war immer noch am telefonieren, hatte so gar nicht die Chance etwas zu sagen.


Nachdem er eine Weile mit Julian gesprochen hatte, hatte er aber just als Holger aus dem Bad kam wieder Claudia am Telefon.


Schnell schlüpfte er in Jeans und ein lockeres Shirt und verließ das Zimmer wieder ohne Philipp eines Blickes zu würdigen. So war es doch fast, als wäre er nicht in diesem Zimmer untergebracht. So als hätte eben Philipp ein Einzelzimmer. Die Tür fiel ins Schloss und trotzdem behielt er seine Hand an der Klinke. Es tat ihm im Herzen weh ihn so meiden zu müssen. Er wusste ja, dass Philipp dieses Verhalten auch fertig machte, aber Holger war einfach so verletzt wegen dieses versuchten Zimmertausches, dass er nicht anders konnte, als auf Distanz zu gehen. Als Selbstschutz.

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Peanut (Samstag, 13 Dezember 2014 01:43)

    Wahhhhh ich komm hier ja gar nicht mehr mit dem Lesen hinterher :D
    Erstmal HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zum 100. KAPITEL!!! Krass, dass es schon so lange geht! :P
    Find es weiterhin super in was für einem Tempo ihr vorran geht. Nicht so alles abrupt und überstürzt, sondern langsam entwickelnd!
    Ja zum Kapitel, ich bin mal gespannt wie die Jungs auf Marios Neuigkeit reagieren und ob doch noch ein Weihnachtswunder passiert und Holger und Philipp sich wieder annähern.
    Also auf baldiges Wiederhörnchen!

  • #2

    Julia -28 (Samstag, 13 Dezember 2014 07:58)

    Hallo :)
    Erstmal Glückwunsch 100 Kapitel :o !!
    Hätte nie damit gerechnet das die Geschichte so lange gehen wird und noch immer nicht vorbei ist.
    Also erstmal Respekt viele hätten schon längst den Spaß dran verloren :).
    Aber der arme Holger und der armen Philipp wann sehen die beiden endlich ein das es so nicht weitergehen kann?
    Die beiden brauchen sich doch & leiden doch nur an ihrem jetzigen Verhältnis.
    Das Mario mit Philipp, Holger und Basti sprechen möchte macht dieser bestimmt nicht nur um zu sagen das er gehen wird vielleicht wird er die ja dazu bekommen sich zusammen zu reißen... man weiß es nicht.
    Aber Philipp leidet so richtig unter dem Verhalten von Holger und es wird noch mit dem Streit zu Claudia verstärkt...

    Lg Julia :)

  • #3

    Engel (Samstag, 13 Dezember 2014 21:25)

    Zwei Tage hat Mario noch zeit??
    Das nehme ich als Anlass dass hier bald was passiert ;)
    Hoffentlich was gutes :)
    Ich kann Holger schon gar nicht mehr leiden sehen
    Bin Doc so ungeduldig