Kapitel 75 – Golf Session Teil II



Philipp stutzte wegen Holgers Satz. „Warte, ich hole eben den Trolley.“ Er eilte zurück und zog den Rollwagen hinter sich her.


Es irritierte ihn nicht einmal, dass der Kapitän gleich nach seinen Worten, anstatt zu antworten, zu dem Trolly rannte, um ihn zu holen. Was sollte dieser Satz im Endeffekt auch? Entweder dachte Philipp jetzt, er wollte anfangen über Thomas zu lästern oder sich doch noch an ihn ranmachen, weil er es mochte mit ihm allein zu sein.

Seufzend spielte er mit dem Schläger, bis Philipp wieder zu ihm kam.


Als er wieder zurück kam, musterte Philipp Holger. „Ihr versteht euch nicht mehr so gut, wie früher, als ihr von der U23 zu uns kamt, oder?“

Er suchte den Blick des Jüngeren, versuchte in ihm zu lesen und fragte sich dann, ob Holger wohl erfreut war, dass sie nur zu zweit waren oder nicht. Aber hatte er das nicht auch schon in Vail angezweifelt? Da war er auch froh gewesen… Philipp machte sich einfach zu viele Gedanken. Wie immer in letzter Zeit. Aber das war jetzt egal. Es ging um Holger und Thomas.


Philipps Frage ließ den Innenverteidiger erstaunt aufsehen. Traurig senkte er seinen Blick aber wieder und überlegte sich, was er ihm antworten sollte, während er die Grashalme bestaunte. „Na ja“, stammelte der Blonde. „Wir sind schon oft aneinander geraten, weil Thomas so laut und aufgedreht ist.“ Holger bevorzugte es ruhiger, deshalb entschied er sich auch vor ein paar Jahren dafür bei Auswärtsspielen ein Einzelzimmer zu beziehen.


Wirklich glücklich schien Holger über das Thema nicht zu sein, dabei hatte er es angerissen. Oder er dachte nicht, dass Philipp nachhaken würde.


„Irgendwie haben wir außer dem Zocken kein Thema“, gab er zu, es war auch nicht so, dass es ihn sonderlich störte. Auch nicht, weil er neidisch war, da der Braunhaarige so gehypt wurde, aber sie passten einfach nicht mehr zueinander.

Lächelnd sah er wieder auf und erwiderte zufrieden den Blick des Älteren. Irgendwie hatte der Kreuzbandriss sogar sein Gutes. Denn ohne hätte er Philipp nie besser kennengelernt und das war eine Gelegenheit, über die er sehr froh war und sie nicht missen wollte.


Aufmerksam hörte Philipp zu und nickte verständnisvoll. Manchmal war Thomas wirklich anstrengend, aber er und Holger waren wirklich zwei komplette Gegenteile. Aber hieß es nicht auch, dass sich Gegensätze anziehen würden? Bei ihnen anscheinend nicht.
Philipp trat näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „So lange du damit klarkommst, ist ja alles gut. Du hast ja auch noch Mario und Ba-…“, erschrocken brach er ab. Ganz toll, Philipp. Reiß die Wunde wieder auf.


Holgers Blick folgte Philipps Hand, die er auf seine Schulter legte, bevor er es bevorzugte dem Kapitän ins Gesicht zu sehen. Er schmunzelte leicht, da eher Thomas damit klarkommen musste, dass Holger der Ruhigere von ihnen beiden war und auf ein eigenes Zimmer bestand. Bei der Erwähnung von Mario und Basti verschwand dieses Schmunzeln aus seinem Gesicht und wich der Traurigkeit. Mario, der höchstwahrscheinlich wechseln würde, und Basti, in dessen Freundin er zum Schein verliebt war.


Philipp nahm die Hand von der Schulter, senkte den Blick, ehe er ihn entschuldigend anlächelte. „Tut mir leid, das war blöd von mir“, gab er zu. Aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Holger und Bastian sich für immer zerstreiten würden. Das passte einfach nicht.
Er wollte vorschlagen, dass sie einfach weiterspielen sollten, aber er wollte das Thema auch nicht einfach so abhaken. Das sollte wenn Holger tun. Deswegen sah er ihn einfach weiter entschuldigend an und hoffte, dass er nicht sauer war.


„Zum Teil stimmt dein Satz doch“, versuchte er sich an einem Grinsen. Mario war nach wie vor für ihn da, auch wenn er vielleicht wechseln würde, oder? Bei Basti würde man sehen, wie sich das weiter entwickeln würde.


Philipp seufzte stumm. Das hatte er dennoch nicht damit erreichen wollen. Er schwieg auch lieber als es Holger zu bestätigen. Eigentlich erwartete er sogar, dass noch etwas Negatives kommen würde. Es würde ihn nicht wundern. Oder Vorwürfe. Irgendwie machte er sich sogar darauf gefasst.


„Und ich hab doch auch dich“, flüsterte er, stellte sich aber auch die Frage, ob Philipp sich selber zu seinen Freunden zählte. Sein Satz klang so, als ob es da wirklich nur Basti und Mario gäbe und keine Rede davon, dass er ihn ja auch noch hatte. Dennoch, und das war leider eine Tatsache, stand es um ihre Freundschaft ähnlich schlecht wie um die mit Basti. Er war nicht ehrlich zu Philipp, log ihn an, um seine Nähe weiterhin genießen zu dürfen, aber stieß ihn gleichzeitig mit der Lüge vor den Kopf. Dieser Fall würde spätestens dann eintreten, wenn er jemals die Wahrheit erfahren würde.


Vollkommen überrascht sah Philipp Holger an, aber es dauerte nicht lange, da zauberten diese Worte ein ehrliches Lächeln auf sein Gesicht. Er nickte. „Ja… das hast du.“ Es war schön diese Bestätigung zu hören, dass Holger ihn wirklich als Freund sah. Trotz allem. Oder war… nein, da war nicht mehr. Immerhin stand er auf Sarah. So langsam sollte das doch sogar bei ihm angekommen sein.

„Komm, lass uns weiter spielen“, lenkte Holger schließlich ab, er wollte nicht, dass Philipp ihn weiter mit entschuldigenden Blicken bedachte. Das musste einfach nicht sein. Lieber überlegte er sich ein Thema, über das sie unverfänglicher reden konnten.


Der Ältere nickte sofort auf seinen Vorschlag hin. „Wollen wir wetten, wie viele Schläge du noch brauchst? Ich sage drei“, herausfordernd blickte er Holger in die Augen. Würde er drauf eingehen?


Holger war sich nicht ganz sicher, ob er sich nur täuschte, oder ob Philipp tatsächlich überrascht wirkte, dass er ihn schon fest zu seinem Freundeskreis zählte. Aber das Lächeln zeigte dem Innenverteidiger, dass der Ältere da nichts dagegen zu haben schien. Darüber erleichtert, lachte er Philipp an, als dieser eine Wette vorschlug. Wie er nun mal war, trat er selbstverständlich an. Eine Herausforderung schlug der Innenverteidiger nur selten ab. Entweder lag es an seinem Ehrgeiz oder an seinem kindlichen Spieltrieb. Oder an beidem. Überlegend wandte er dann den Blick von Philipp ab und begutachtete die Distanz zwischen dem Loch und dem Golfball. „Zwei“, hielt er grinsend dagegen. Eigentlich wollte er sich auf einen Schlag beschränken, aber er glaubte weniger daran, dass er das beim ersten Mal schaffen konnte. Aber drei würde er sicher nicht brauchen.


„Okay“, Philipp nickte grinsend. Zwei war sogar realistisch, aber da Holger es mit einem Schlag wohl nicht schaffen würde, hatte er beschlossen höher zu greifen. Er wünschte ihm ja sogar irgendwie, dass er es mit zwei Schlägen schaffen würde. Aber mal abwarten.


„Dieses eine Sommer Camp steht doch bald wieder an, oder?“, plauderte Holger darauf los, während er sich für den Schlag bereit machte.


Wieder überraschte Holger Philipp. „Ja…“, verwirrt nickte er. „Anfang August ist das. Wieso? Wie kommst du darauf?“ Dass Holger sein Sommer Camp kannte… es ging doch um seins, oder? Er wusste, dass er golfte, dass er das Camp veranstaltete… gut, das waren nur zwei Punkte, aber was wusste Philipp über Holger? Eigentlich kaum was. Vielleicht sollten sie das mal ändern. Jetzt war ja eigentlich der ideale Zeitpunkt. Er würde gleich mal etwas nachhaken.


Holger stellte sich neben den Golfball, doch noch bevor er abschlagen konnte, ergriff Philipp noch das Wort zum Thema Sommer Camp.

Achtlos zuckte er mit den Schultern: „Einfach so.“ Ohne noch etwas dazu zu sagen, begann er sich zu konzentrieren und schlug den Ball schließlich in Richtung Loch. Wie erwartet verfehlte er.

„Noch ist nichts verloren, freu dich also nicht zu früh“, schlug er einen ermahnenden Ton an.


Als der erste Schlag daneben ging, hob Philipp abwehrend die Hände. „Ich hab doch gar nichts gesagt“, grinste er.


Holger kam aber noch vor dem zweiten Schlag auf das vorherige Thema zu sprechen. „Du hast nie großartig von deiner Stiftung erzählt, obwohl es doch eine schöne Aufgabe ist sich zu engagieren.“


Philipp lauschte aufmerksam.

„Warum sollte ich großartig davon erzählen?“, stellte er die Gegenfrage. Es war ja nie so, dass er nie darüber sprach, aber bisher war irgendwie nie der richtige Moment dagewesen. Und hätte er in Vail von lachenden Kindern erzählen sollen, die durch die Gegend laufen, während Holger missmutig im Rollstuhl gesessen hatte? Nein, das wäre wohl alles andere ein guter Moment gewesen.


„Ich weiß nicht“, murmelte Holger. Vielleicht war es wirklich ungeschickt, dass Thema Sommer Camp anzuschneiden. Aber er hatte es wirklich nur gut gemeint, weil er sich mit Philipp unterhalten wollte. „Dafür bin ich wohl nicht der richtige Ansprechpartner, um über dein Camp oder so zu reden.“ Philipp stand viel mehr in der Öffentlichkeit als er. Auch durch seine sozialen Projekte überzeugte er, da war ein Holger Badstuber viel zu blass gegen ihn. Allerdings wurde Holger Profi um Fußball zu spielen und nicht direkt um berühmt zu werden. In der Bundesliga spielen, das war sein großes Ziel und natürlich den Wunsch seines Vaters beim FC Bayern unter Vertrag genommen werden zu erfüllen.


„Wenn du möchtest, dann erzähle ich dir mehr davon. Basti kommt dieses Jahr als Gast quasi einmal vorbei. Wenn du Lust hast, kannst du ja auch mal mitkommen. Die Kids freuen sich bestimmt“, schlug Philipp vor. Ihn würde das wirklich freuen. Er fand die Rückmeldung toll, die er bekam. Es war vor allem schön, wenn sich auch Freunde dafür interessierten. Es zeigte ihm dass die Entscheidung mit der Gründung richtig war.


Holger reagierte erstaunt. Davon hatte Basti gar nichts erwähnt, obwohl das sicher schon länger feststand. Allerdings kam es ihm eher vor, als ob Philipp ihn nicht ausschließen wollte und deshalb fragte, ob er auch kommen wollte. Es war nett, aber Holger wollte sich da nicht dazwischen drängen, wenn das mit Basti so geplant war. Außerdem käme er sich reichlich überflüssig vor. Mal ganz abgesehen von dem ganzen Lärm, bei den Aktivitäten, welche die Kinder dort veranstalteten.

„Nein, schon gut. Die Kids werden sich mehr über dich und Basti freuen, da pass ich nicht wirklich dazu.“ Er zuckte mit den Schultern und lächelte. „Aber ich würde mich freuen, wenn du mir mehr davon erzählst.“ Sein Plan war ja auch, dass er nur nachfragen wollte, wie es eben so lief und sich nicht Philipp unbewusst aufdrängen.

Holger platzierte seine Beine gekonnt so wie Philipp es ihm vorzeigte, schaute nach unten zu dem Ball, ehe er kurz wieder hoch sah und ihn anlächelte. Das Lächeln zeigte seine Anerkennung für das was er tat. „Die Einstellung gutes zu tun, passt zu dir. Scheint in deiner Natur zu liegen“, ließ er ihn wissen. Fast schon zufällig schlug er den Ball in Richtung Loch, beobachtete ihn aber nicht weiter und schaute stattdessen wieder zu Philipp.


Philipp erwiderte Holgers Lächeln als dieser aufsah. Wieder überraschte Holger ihn mit seiner Aussage. So etwas hatte er nicht erwartet, aber er konnte nicht leugnen, dass er sich nicht darüber freute.


Die Wette vergaß er für diesen Moment. „Du hättest dich auch einfach zurückziehen können, als ich in dieses Loch gefallen bin.“ Zeitgleich fand der Golfball den Weg in eben dieses. „Aber das hast du nicht. Daran erkennt man echte Freunde und herangereifte Menschen.“ Erneut versuchte Holger dieser Versuchung zu widerstehen sich in Philipps Augen zu verlieren. Mühselig sagte er sich selber, dass er diese verträumten Blicke lösen musste.


Philipps Blick lag verblüfft auf Holger, ehe ein sanftes Lächeln seine Lippen zierte. „Ich hätte dich niemals in dem Loch liegen lassen können“, erklärte er. Ob es an seiner Einstellung lag oder nicht, vermochte er nicht zu sagen. Auf jeden Fall lag es auch an Holger, der ihm nun malwichtig war.


Holger antwortete auf diesen Satz lediglich mit einem Lächeln. Er schätzte ihn dafür, dass er hartnäckig dran geblieben war, auch wenn es schwierig mit ihm wurde. Holger war ja regelrecht auf Philipps Nerven herumgetanzt. Es bot sich doch an sich dem Golfball zu widmen. Holger schaute auf den Rasen und suchte den Ball. Zu seiner Verwunderung hatte er eingelocht, während er gar nicht darauf achtete. Und entschied so automatisch die Wette für sich.


Als Holger den Blick über den Rasen schweifen ließ, folgte Philipp ihm mit den Augen und nickte anerkennend über die Tatsache, dass der Ball genau an der richtigen Stelle lag.


„Ich sollte aufhören mich aufs Golfen zu konzentrieren, dann treffe ich besser“, schmunzelte Holger und freute sich, dass er es geschafft hatte.


Über diese Worte konnte Philipp nur lachen. „Ich hoffe beim Fußball bist du aber immer bei der Sache“, grinste Philipp.


„Natürlich, du kennst mich doch“, erwiderte er grinsend. Und wie der Kapitän ihn und seine Wutausbrüche auf dem Platz kannte. Er konzentrierte sich fast schon zu sehr auf den Fußball, manchmal fixierte er sich auch auf Gegenspieler, weswegen er im Spiel vor dem Championsleague Finale in München das Match von der Tribüne aus beobachten durfte. Ein blöder Moment seiner Karriere, aber der komplette Tiefpunkt ereilte ihn erst mit der Re-Ruptur.


Der Kapitän trat dann näher und legte ihm anerkennend die Hand auf die Schulter.


Er war kurz davor zu seufzen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Sein Kopf schnellte hoch und fand sich direkt vor den hübschen Augen des Kapitäns wieder.


„Ich bin stolz auf dich, das hast du echt gut gemacht. Direkt weiter zu Loch zwei? Da werde ich dann den Anfang machen und dir zeigen, wie das bei den Profis geht.“

Ein bisschen angeben würde ja erlaubt sein. Es war zwar auch nicht richtig, dass er Loch eins ausgelassen hatte, aber sie waren ja zum Üben hier. Nächstes Mal würden sie es dann anders machen. Es würde doch ein nächstes Mal geben, oder? Philipp würde sich auf jeden Fall sehr darüber freuen. Es war gerne mit Holger zusammen und genoss dessen Nähe irgendwie. Egal, ob Claudia begeistert war oder nicht. Das konnte sie ihm nicht verbieten


Schüchtern lächelte Holger und blickte wieder auf den Boden, beobachtete seine Hand dabei wie sie leicht an der Hose zupfte. „Dann soll mir der Profi mal zeigen, wie das richtig geht.“ Er nickte, nachdem er die erste Verlegenheit überwunden hatte, Richtung der zweiten Base. Er war gespannt, ob Philipp wirklich so gut war, wie er vorgab zu sein.


Philipp grinste. „Dann pass mal auf, wie ich das mache.“ Er griff nach dem Trolley und sie machten sich auf zum nächsten Startpunkt.


Der Kapitän griff einen Ball und seinen Lieblingsschläger. Fachmännisch, wie er war, positionierte er erst den Ball, dann sich. Er visierte, holte einige Mal zu Schlägen aus, ehe er dann mit einem gekonnten Schlag den Ball weit und vor allem recht präzise Richtung Loch schlug.


Holger folgte Philipp zum nächsten Abschlagpunkt und beobachtete, wie er wohl explizit nach einem bestimmten Schläger griff. Erwartungsvoll sah er zu, wie er den Ball abschlug und staunte nicht schlecht über dessen präzisen Künste.


So“, grinsend wandte er sich Holger zu. „Was sagst du? Zufrieden?“


Als der Kleinere sich grinsend zu ihm drehte, lag Holger schon auf der Zunge ihn als „kleinen Angeber“ zu titulieren, aber er beließ es bei einem Grinsen. „Wirklich nicht schlecht... und ich gehe davon aus, du schaffst es auf den zweiten Schlag einzulochen?“ Eigentlich war er völlig sicher, dass er das schaffen würde.


Philipp hatte sein ganzes Können präsentiert und stemmte nun entrüstet die Arme in die Seite. entrüstet die Arme in die Seite. "Nicht schlecht? Ach, man sieht, dass du noch nicht so die Erfahrung hast." Er zwinkerte ihm zu, genoss diese Neckereien irgendwie. So sehr er den Streit auch hasste, so sehr liebte er das hier.


Froh darüber, dass das Golfen im Vordergrund stand, schlich sich ein leichtes Grinsen auf Holgers Gesicht. „Hättest du beim ersten Schlag getroffen, hätte ich geklatscht. So bleibt es bei einem ''nicht schlecht''“, erklärte sich der Blonde und folgte Philipp mit seinem Blick. Wieder lag eben jener verträumt auf den Kapitän. Zum Glück konzentrierte sich dieser auf das Spiel und bekam das gar nicht erst mit.


Aber mit dem zweiten Schlag? Hm... schwer. Kann klappen, muss aber nicht“, überlegte er und lief dem Ball hinterher. Er beäugte die Entfernung zum Loch und die genaue Lage des Balls, ehe er noch einmal ein anderes Thema aufgreifen wollte, was ihn bis jetzt nicht losgelassen hatte.


Ich muss zugeben, dass ich nicht gedacht hätte, dass dich das so interessiert“, war Philipp dann ehrlich.


Seine nächste Aussage wirkte etwas ernüchternd auf den Innenverteidiger, der schlecht mitteilen konnte, dass er sich für ihn interessierte, weil er sich ihn verliebte. Also blieb nur die übliche Floskel. „Wir wollen doch nicht schweigend Golf spielen, oder?“ Es fühlte sich nicht gut an sein ehrliches Interesse mit so einem nichtigen Satz abzutun, aber in dem Moment blieb Holger nichts anderes übrig. Nach dem Kuss waren Philipps Sinne geschärft, wie nie. Jede noch so kleine Äußerung konnte seine Lüge zerstören und somit verheerend sein.


Ich nehme dich wirklich gerne mal mit und zeige dir einige Sachen.“


„Hm, vielleicht“, murmelte er auf Philipps erneutes Angebot.


„Ach, Holger“, Philipp schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Ich krieg dich schon noch dazu, dass du mitkommst.“ Er grinste leicht. „Die Kids freuen sich doch über dich genauso.“


Wie wollte der Kapitän ihn dazu kriegen doch mitzukommen? Lieber war es Holger, wenn er sein Bitten nicht unter Beweis stellte.


Begeistert wirkte Holger ja nicht und auch die Aussage danach machte nicht mehr unbedingt den Anschein als hätte er wirklich Interesse an der Stiftung. Irgendwie war er enttäuscht, lächelte aber weiterhin tapfer. Er wollte sich das nicht anmerken lassen, immerhin sollte nicht wieder irgendeins ihrer Themen im Streit enden. Das war schon zu oft passierte, irgendwann musste Schluss sein damit und am besten direkt jetzt.


„Ich bleibe dabei, wird schwer“, erklärte er, um wieder auf das Golfen zurückzuommen, während er sich hinter dem Ball positionierte. Er visierte, holte aus und... „Nein! Scheiße!“ Der Ball war schon über den Rand, rollte aber in der letzten Sekunde nicht in das Loch, sondern wieder den Rasen entlang.


So schnell war das Thema mit der Stiftung vom Tisch. Holger seufzte leise und wünschte sich, dass er doch einfach nichts gesagt hätte. Ob es überhaupt in diesem Universum ein geeignetes Thema gab, das keinen von beiden irgendwie runterzog oder nicht passte? Sein Blick ging in die Ferne, beobachtete kurz ein älteres Ehepaar beim Spielen und dann wieder Philipp, als er durch das Fluchen wieder auf ihn aufmerksam wurde. „Dann wohl erst beim nächsten“, merkte er an und suchte neckend den Blick des Älteren, dabei ein schelmisches Grinsen im Gesicht.


„Aber dann hast du als echter Profi fast so viele Schläge gebraucht wie ein Anfänger.“ Es war nicht üblich, dass er so witzelte und schon gar nicht, dass er auf diese Art konterte, aber er lernte es nicht anders von Basti, von dem er sich schon so einiges anhören musste.


„Hey, ich hab den ersten Part übersprungen“, merkte Philipp an. „Versuch dich gleich mal selber hier dran. Das ist gar nicht so leicht.“ Gekonnt landete der Ball nach dem nächsten Schlag aber im Loch. Der Kapitän deutete etwas zurück auf den Anfangspunkt. „Los, wollen wir doch mal sehen, wie viele Schläge du brauchst.“ Herausfordernd sah er ihn an. „Lass uns wetten. Dieses Mal richtig. Du brauchst mehr Schläge als ich. Der Verlierer…“, jetzt musste er überlegen. In so was war Philipp noch nie gut gewesen. Worum konnte man wetten?

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