Kapitel 104 – Mit blauen Augen davon gekommen



Holger erhob sich nun ebenfalls, um sich die Socken und die Jeans von den Beinen zu ziehen. Wenn Philipp in Shorts schlief, war es bestimmt in Ordnung, wenn er auch nur diese trug. Und eben den Vail Pullover.


Philipp war so frei und beobachtete Holger beim Ausziehen. Er erwartete eigentlich einen Ausblick auf dessen Oberkörper zu bekommen, aber er ließ den Pullover an. „Willst du im Pulli schlafen?“, fragte er, stellte aber fest, dass die Frage wohl mehr rhetorisch war, als er lächelnd zu ihm ins Bett gekrabbelt kam.


Holger hielt kurz vor dem Älteren inne, sah den Kapitän erwartungsvoll, aber auch mit einem schüchternen Blick an.

Darf ich mich zu dir legen... oder willst du das lieber nicht gleich?“ Er wusste nicht, ob Philipp noch Hemmungen hatte, wollte auf Nummer sicher gehen, bevor er ihn am Ende sogar verschreckte. Wünschte sich aber nichts sehnlicher als in dessen Arme einzuschlafen.


Dieser schüchterne Blick war irgendwie süß und die Worte ließen Philipp leicht grinsen.


Holger hatte seine Frage gehört und schüttelte den Kopf. „Ich lass den heute an“, flüsterte er, auch wenn es gerade nicht wichtig war, es nochmals zu betonen.


„Natürlich darfst du“, erwiderte Philipp dann, kuschelte sich in die Kissen und breitete dann seine Arme aus. „Komm her.“ Seine Worten waren plötzlich nur noch ein leises Hauchen als er ihm entgegen lächelte und förmlich darauf wartete, dass er zu ihm kommen würde. Philipp konnte guten Gewissens sagen, dass er genau das wollte. Holger in seinen Armen spüren, um ihm etwas von dem zu geben, was er die letzten Wochen nicht konnte. Außerdem hatte er es auch vermisst. Das alles irgendwie. Und Holger am meisten.


Noch mehr rückte eben die Frage nach dem Vail Pulli in den Hintergrund, als Philipp seine Arme ausbreitete und ihn damit aufforderte zu ihm zu kommen. Beinahe ehrfürchtig wanderte sein Blick zu den ausgebreiteten Armen, ehe er seinen grüngrauen Augen suchte und ihn anlächelte. Seine Mimik war von Freude geprägt endlich wieder in seinen Armen liegen zu können. Und jetzt sogar in ihnen einschlafen zu dürfen. Trotz all der Vorfreude hielt er sich zurück sich überschwänglich in seine Arme zu werfen. Das wäre nicht Holger... lieber kroch er langsam näher, setzte sich dicht neben ihn und ließ seinen Körper letztlich neben seinem sinken.


Langsam kam Holger näher. Philipp hatte fast das Gefühl als wollte er nichts überstürzen, nicht zu voreilig handeln. Geduldig wartete der Kapitän bis Holger bei ihm war und legte sanft die Arme um ihn. Er atmete tief ein, sog so seinen Duft in sich auf und musste lächeln. Dieser Moment gerade war einfach schön. Er fühlte sich rundum gut.


Wie automatisch fasste er mit einem Arm um Philipp und streichelte hauchzart über seine Seite, um ihn seine Zuneigung zu zeigen. Er war sich sicher, dass er heute sehr gut einschlafen würde, so behütet wie er sich in seinen Armen fühlte. Holger räkelte den Kopf etwas und legte ihn zwischen Kopf und Brust ab. Das klopfende Geräusch, das an sein Ohr drang, und in dem er Philipps Herzschlag vermutete, zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht. Heute Nacht hatte er doch die Gewissheit, dass er nur für ihn da war. Er würde nicht an Claudia denken, ganz sicher nicht.
Diese Ruhe, die zwischen ihnen herrschte, war wundervoll. Es war nicht dieses unangenehme Schweigen, das in den letzten Tagen dominierte. Jetzt galt es nur den leisen Atemzügen des anderen zu lauschen und den warmen Körper neben sich zu genießen.


Philipp genoss es auch, wie Holger ihn streichelte. Diese liebevolle Art, die dafür sorgte, dass das Lächeln nicht aus seinem Gesicht verschwand… zufrieden seufzte er auf. Einerseits hätte es schon längst so sein können, aber andererseits sollte es auch gerade jetzt erst so sein.


Während Holger weiterhin verträumt über die Seite des Kapitäns strich und das Shirt so immer leicht runter und wieder rauf schob, fiel ihm etwas ein. „Ich muss dir da was gestehen...“, schmunzelte er niedlich und schaute zu ihm hoch. Zwar musste er den Kopf dadurch etwas nach oben drehen, aber das machte nichts.


Etwas irritiert schaute er nach unten und fand sich direkt in Holgers blauen Augen wieder. „Was denn?“, fragte er nach. Philipp konnte sich nicht vorstellen, was er mit dieser Aussage meinte. Da er aber dabei schmunzelte, konnte es ja nichts schlimmes sein, oder?


Philipp wirkte auf ihn erstaunt, so als könnte er sich unter der Aussage noch gar nichts vorstellen. Aber Holger würde ihn nun auch nicht länger schmoren lassen und ihm beichten, dass er ihn beim Golfen ausgetrickst hatte, um sich eine Massage zu ergaunern. „Als wir zusammen beim Golfen waren,... also eigentlich hast du die Wette gewonnen“, gestand er ihm. „Du hast meine umgefallenen Krücken aufgehoben... in der Zeit hab ich den Ball ins Loch geschlagen, damit ich zu der Massage komme“, erklärte er weiter, während sich ein zarter Rosaton auf seine Wangen schlich.

Aufmerksam lauschte Philipp Holgers Worten. Im ersten Moment wusste er nicht, was er darüber denken sollte. Vermutlich sah er den Jüngeren auch genau so an.


Tut mir Leid“, entschuldigte er sich vorsorglich. „Das war nicht richtig, aber ich hatte eben da schon Gefühle für dich und -“ Er sprach nicht weiter, war immer leiser geworden, als er seine Beweggründe näher erläutern wollte. „Du spielst also nach wie vor besser Golf als ich“, stellte er schlussendlich klar und konnte ein leichtes Grinsen nicht verbergen.


Philipp dachte daran, wie er gespaßt hatte, dass er Claudias Massage mit Küssen in Verbindung brachte und ob er die denn auch haben wollte. Mit einem Mal warf das Wissen über diese Gefühle ein ganz anderes Licht auf alles, was bisher gewesen war. Die Umarmungen, die Küsse, die Berührungen, die Übernachtungen bei ihm. Einfach alles. Aber als erstes dachte er da an den Kuss im Klinikgarten. Hatte Holger da auch schon solche Gefühle für ihn gehabt? Oder hatte er sie dadurch nur noch weiter angefacht?


Mit einem Mal hatte Holger Angst, dass Philipp es vielleicht doch böse und als Betrug aufnahm, ihn womöglich sogar von sich stoßen würde, aber sie blieben in dieser Position. Dennoch behagte es Holger ganz und gar nicht, dass Philipp nichts erwiderte. Schweigend senkte er Kopf und Blick und legte sich wieder auf ihn, kuschelte sich unbewusst mehr an ihn. Er wollte ihn damit nicht vor den Kopf stoßen... er hatte damals doch nur die Massage im Sinn und die Nähe zu Philipp.


Philipp hob eine Hand, strich damit sanft durch Holgers Haare.


Überrascht über das sanfte Streicheln durchs Haar, öffnete er die Lider ein weites Stück und seufzte erleichtert. Das zeigte doch, dass er nicht sauer deswegen war. Nur warum sagte er nichts? Just in dem Moment stellte er eine Gegenfrage, die nicht im Zusammenhang zum Golfen stand.


„Seit wann hast du eigentlich schon Gefühle für mich?“, fragte er ihn dann auch direkt. Er merkte nicht mal, dass er gar nicht auf die Sache mit dem Golfen eingegangen war.


Die Frage hatte er sich selbst oft gestellt, aber keine konkrete Antwort darauf gefunden. Gab es diese überhaupt? Gefühle tauchten nicht aus dem Nichts auf, sondern bauten sich langsam auf. Die Gefühle für Philipp wuchsen sehr schnell zu Liebe heran, wie Holger feststellen durfte. Wären sie in irgendeiner Form schon schwächer geworden, wäre er jetzt nicht so unsagbar glücklich in seinen Armen liegen zu dürfen.
„Genau kann ich es gar nicht sagen. Vielleicht waren sie schon vor Vail da.“ Kurz dachte Holger über seine eigenen Worte nach. „Doch, sie waren schon vor Vail da“, korrigierte er sich. „Nur nicht sonderlich ausgeprägt. Wahrscheinlich war es die Verwirrung wegen dem einen Kuss im Taxi, weißt du noch?“ Er sah schmunzelnd hoch, bevor er es wieder bevorzugte die Augen zu schließen und sich näher an ihn kuschelnd weiter zu erzählen. „In Vail habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Es wurde schwieriger das Gefühl, was ich hatte, wenn du bei mir warst, zu beschreiben. Erst in München habe ich es mir dann eingestanden, weil ich immer nur an dich gedacht habe... Es war wie in einer Endlosschleife, obwohl ich versucht habe, das abzustellen. Ich hatte Angst um unsere Freundschaft.“


Philipp hatte Holger aufmerksam zugehört. Er erinnerte sich noch sehr gut an den Kuss in dem Taxi. Er verstand jetzt aber auch, warum Holger den unbeabsichtigten Kuss im Klinikgarten erwidert hatte. Vermutlich hatte er gar nicht anders gekonnt damals. Seine Gefühle hatten ihn dazu geleitet. Hatten dann Philipps Gefühle dafür gesorgt, dass er diesen Kuss erwiderte? Hatte er damals schon Gefühle für Holger? Er konnte es nicht sagen, wenn er ehrlich war, hatte sich ja immer davor gesträubt.


Holgers Stimme hatte sich verfinstert, da sie erst vor wenigen Minuten noch am eigenen Leibe erfahren durften, wie schnell man diese Freundschaft durch die Gefühle zunichte machen konnte. Zärtlich streichelte seine Hand etwas hoch über den festen Bauch. „Es ist die eine Sache, wenn du meine Gefühle nicht erwidert hättest. Aber wenn unsere Freundschaft dadurch zerbrochen wäre... das wäre noch schlimmer für mich gewesen. Ich wollte doch, dass du bei mir bist...“, hauchte er. Und jetzt war Philipp es und machte Holger damit richtig glücklich, sodass das Lächeln nicht aus seinem Gesicht verschwinden wollte.


Die letzten Worte von Holger sorgten dafür, dass Philipp sich wieder schuldig fühlte und er drückte den Jüngeren näher an sich. „Das weiß ich doch“, hauchte er, drückte einen Kuss auf sein Haar, ehe er seine Nase darin vergrub. „Ich wollte dich auch nie abweisen. Es tut mir leid, dass du leiden musstest.“ Aber jetzt war es doch wieder gut, oder?


Holger spürte, wie der Griff um ihn fester wurde und er näher gezogen wurde. Ihm wurde dadurch wieder einmal mehr bewusst, wie gut er sich fühlte und welch Geborgenheit Philipps Arme ihm vermittelten. Er hörte die Worte und nickte, da er dem Kapitän glaubte, dass er ihn nicht absichtlich hatte leiden lassen, in dem er ihm seine Nähe entzog.


Philipp lächelte sanft. „Aber ich hab es ja jetzt verstanden, dass du mir nicht egal bist. Nicht, dass du das jemals warst, aber… ach, du weißt, was ich meine, oder?“


Ich weiß, was du meinst“, bestätigte er ihm. Irgendwie hatte er nie daran gezweifelt, dass er bei Philipp an Wichtigkeit verlor, aber es war einfach schön für Holger es jetzt zu hören zu bekommen.


Philipp hatte Probleme damit das alles richtig in Worte zu fassen. Vor allem wenn er Claudia und Julian im Hinterkopf hatte. War das jetzt schon Betrug? Sollte er da jetzt drüber nachdenken? Sollte er nicht, aber er kam nun mal nicht drum herum. Immerhin hatte er nun mal Familie Zuhause. Auch, wenn es zuletzt nicht so einfach war zwischen ihnen, vor allem, da Holger ja schon länger zwischen ihnen stand. Irgendwie.
Stumm seufzte er und schloss für einen Moment seine Augen. Er mahnte sich das einfach zu genießen. Immerhin fand er es ja auch toll hier mit Holger zu liegen. Seine Haare kitzelten die Haut an seinem Hals und er spürte den warmen Körper an seinen gepresst. Ganz sanft fuhr er weiter durch die weichen Haare.


Das sanfte Streicheln durch seine Haare brachten Holger dazu genießerisch seine Augen zu schließen und die Seele baumeln zu lassen. Er öffnete den Mund, wollte Philipp sagen, dass es gerade wunderschön war.


Küss mich noch mal“, hauchte er dann bittend. Philipp wollte die weichen Lippen noch mal schmecken. Er hatte doch jetzt das Privileg solche Bitten auszusprechen, oder? Und vor allem auch erfüllt zu bekommen. Wobei er vielleicht auch Holger einige Bitten erfüllen sollte. Wenn er die Massage doch so gemocht hatte, würde er morgen noch eine bekommen. Dieses Mal könnte er sogar die Küsse mit einbauen.


Es klang sonderbar, es nun so zu hören. Wer hätte erwartet, dass der Kapitän heute diese Forderung stellte? Was man allerdings erwarten konnte war, dass Holger diese Bitte nicht abschlug. Er drehte den Kopf, beugte sich ein Stück hoch und schaute in die warmen Augen des Kapitäns, in die er sich so sehr verliebte. Er wollte sich diesem Wunsch nicht vergewissern, mochte nur in den Tiefen der Farben versinken, in denen seine Augen strahlten. Um noch ganz viel von diesem Blick wahrzunehmen, schloss er zögerlich seine Lider, als sich behutsam den weichen Lippen näherte.


Ohne etwas auf seine Bitte zu sagen, sah Holger ihn an. Sofort verlor sich Philipp in den Tiefen der Meere, die ihm entgegen blickten und hatte das Gefühl, als würde es ihm ähnlich ergehen. Egal ob es so war oder nicht, dieser Blickkontakt ließ ihn lächeln. Es war diese Kleinigkeit, die ihn glücklich lächeln ließ. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie sich noch stundenlang so ansehen können. Allerdings fand er den Kuss der dann folgte doch besser.


Sanft bewegte Holger sie gegen Philipps, nahm eine Hand dazu, um sie an seine Wange zu legen.


Er tat es Holger gleich und schloss seine Augen, ehe ihre Lippen aufeinander trafen. Philipps Herz schlug laut und feste in seiner Brust. Dieses Gefühl war immer noch so neu, aber auch so atemberaubend schön. Ganz zärtlich gingen sie beide vor, wollten gar nicht mehr, weil sie so glücklich waren. Dieser Kuss zeigte, dass sie sich gegenseitig wichtig waren und froh, dass es endlich so gekommen war.

Zumindest interpretierte Philipp es so, der sich sanft in die Berührung von Holgers Hand schmiegte.


Auch wenn Holger die Lippen wieder von ihm lösen musste, sollten sie durch die Hand verbunden sein. Wieder sah er in das Gesicht des Mannes, das ihm so unglaublich viel bedeutete. Automatisch erhellte ein ausdrucksstarkes Lächeln auf sein Gesicht.


Wieder lächelte Philipp als sie sich lösten.


Dass Philipp lächelte, ließ Holger wissen, dass es gut so war. Dass der Kuss seinen Vorstellungen entsprach und er sich auch wohl fühlte. Bei ihm.

Heißt das, dass du mir nicht böse bist wegen dem Golfen?“, wollte er sich trotz allem noch vergewissern. Das Schiffe-Versenken ließ er besser weg. So wichtig war das ja nicht, dass er nur durch Tricksen gewann.


Die Frage ließ ihn sogar auflachen und neckend wuschelte er durch Holgers Haare. „Natürlich bin ich dir nicht böse. Es war ja auch nichts schlimmes, eher… ja, eher war es total süß.“


Erst war er etwas überrascht, als Philipp plötzlich seine Haare verwuschelte, lächelte dann aber erleichtert, als die Worte folgten, die ihn zufrieden seufzen ließen. Bei dem Wort süß, konnte Holger nicht anders, als leicht rot zu werden und schaffte es auch nicht sein schmunzeln zu verbergen. Das Wort benutzte man doch normalerweise nicht wirklich unter Männern, oder? Also Männer, die nichts voneinander wollten. Zwischen ihnen waren Gefühle im Spiel, da war es also besonders sich und die Handlungen als süß zu bezeichnen.


Diese leichte Röte, die Holgers Gesicht zierte, mochte Philipp. Es passte so gar nicht zu ihm. Man kannte Holger oft als jemand aufbrausenden, der sich nur schwer beruhigen ließ und wie sie gerade hier lagen, war einfach etwas komplett anderes. Diese weiche Seite an Holger war toll.

Wenn du möchtest, massiere ich dich morgen noch mal“, offenbarte Philipp ihm seinen Plan.


Den verlegen gesenkten Blick, der auf Philipps Brust ruhte, schnellte in die Höhe, als er ihm den Vorschlag mit der Massage unterbreitete. Beinahe kindlich fingen Holgers Augen an zu leuchten. Letztes Mal war es trotz Verkrampfung toll, wie würde es jetzt erst werden, wo er seine Gefühle nicht mehr verstecken brauchte? Es würde toll werden... vor allem hieß es, dass es nicht nur diesen Abend so schön zwischen ihnen sein würde, sondern auch morgen. Übermorgen auch und dann am liebsten noch länger.


Noch toller als die weiche Seite war aber der Anblick, er sich ihm bot als Holgers Augen tatsächlich anfingen zu leuchten. Hatte Philipp also Recht gehabt. Da freute sich wirklich jemand auf die Massage. Ein warmes Gefühl breitete sich in Philipp aus als er den Jüngeren so sah. Es fühlte sich einfach so unsagbar gut an ihn so glücklich zu sehen. Das stand ihm auch viel besser als diese verletzte und traurige Miene, die er die letzten Tage getragen hatte.

Es sei denn du willst nicht…“, fing er dann an, ließ den Satz aber offen, wissend, dass er gewiss nicht ablehnen würde.


Er erntete ein leichtes Kopfschütteln Holgers, bevor er ihm nochmals seine Lippen aufzwängte. Wobei Zwang die falsche Bezeichnung für eine so von Liebe geprägten Bewegung seiner Lippen war.


Philipp grinste in den Kuss, genoss ihn aber auch. Nie hätte er gedacht, dass es so schön sein könnte ihn zu küssen.


Nur kurz war Holger aufgefallen, wie Philipp in den Kuss grinste, weil er sich dem so vollkommen hingab. Sich komplett von seinen Gefühlen für ihn leiten ließ.

Und wie ich will“, flüsterte er gegen seine Lippen und stupste seine Nase an Philipps, ehe er sich wieder auf ihn legte.


Als Holger ihre Nasen aneinanderstupste, schloss Philipp reflexartig die Augen. Immer noch mit dem Lächeln auf den Lippen.


Ich freu mich auf morgen“, eröffnete er ihm. Nachdem er von dem Vorhaben das Zimmer zu tauschen Wind bekam, hätte er nicht mehr erwartet, den Satz allzu bald wieder in den Mund zu nehmen.


„Ich freue mich auch“, offenbarte er ihm, legte direkt wieder einen Arm um ihn, strich sanft über seinen Arm.
Es war wirklich komisch, wenn er sich das so vor Augen führte, aber es war komisch, weil es einfach ungewohnt war. Ob das hier zur Gewohnheit werden würde? Bestimmt. Es würde ihn freuen. Nie hätte er sich ausmalen können, dass es so schön sein könnte, Holger in seinen Armen zu halten.


Philipp teilte ihm mit, dass er sich auch freute ihn zu massieren. Für Holger eröffneten sich so ganz neue Dimensionen, eine unerreichbare Welt schien sich gerade für ihn zu öffnen und die unendlichen Weiten zu offenbaren. Es war neu und vielleicht auch seltsam, aber es war gut. Es würde perfekt werden.


Holgers Haut kribbelte überall dort, wo sie mit Philipps Finger in Berührung kam und verleiteten ihn dazu ausgedehnt zu seufzen, als er seine Augen friedlich schloss.


Philipps Herz schlug zwar etwas fester, weil eine gewisse Nervosität gepaart mit Aufregung einfach da war, aber es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl.
Diese Truhe, die er geöffnet hatte, hatte so viel Schönes freigesetzt. Was wohl noch dazu kommen würde? Er würde es sicher die nächsten Tage herausfinden.


Dadurch, dass Philipps Herz anfing fester in der Brust zu schlagen, wurde Holger erneut darauf aufmerksam und lächelte unweigerlich. Jetzt war doch er dafür verantwortlich, wenn es schneller oder fester schlug, oder? „Dein Herzschlag ist toll... er wirkt irgendwie sogar beruhigend“, murmelte er und streichelte bewundernd über Philipps Oberkörper. Wenn er ehrlich war, störte ihn das Shirt bei den Streicheleinheiten, aber wenigstens trug er dann das Stück Stoff den Holger als am kostbarsten fand. Zum ersten Mal seit seinem zweiten Kreuzbandriss war er sich zu 100 Prozent sicher, dass er in einen friedlichen Schlaf sinken konnte. Ohne schlechte Träume oder Gedanken. Sein Traumfänger war wieder bei ihm und würde alles Schlechte von ihm fernhalten.

Trotzdem versuchte er noch wachzubleiben. Er wollte das hier doch noch weiter genießen, aber, je mehr die Zeit verstrich, desto schwerer tat sich Holger dabei seine Lider wieder zu öffnen. Immer wieder fielen sie zu und zwangen ihn beinahe schon dazu zu schlafen.


Philipp wusste nicht, was er zu seinem Herzschlag sagen sollte. Er lächelte bloß, obwohl Holger es nicht sah. Das Kompliment war schön. Es fühlte sich gut an, dass Holger so einen Gefallen an ihm fand. Es zeigte ihm wieder mal, dass es richtig war. Philipp war überzeugt, dass es einen Grund gab, warum sie hier lagen. Warum Holger sich in ihn verliebt hatte und warum Philipp ebenfalls Gefühle für ihn entwickelt hatte.


Schlaf gut...“, brachte Holger gerade noch nuschelnd zustande und driftete ins Land der Träume. Träume, die plötzlich und unerwartet Wirklichkeit geworden waren. Sollte sich sein DFB-Spruch also doch bewahrheiten?


„Du auch“, flüsterte er und hauchte ihm einen Kuss aufs Haar. Wieder lächelnd. Oder immer noch? Er war gerade, jetzt in diesem Moment, einfach glücklich. Da durfte er lächeln, oder? Philipp fühlte sich befreit. Endlich hatte er nicht mehr das Gefühl, als würde ihm etwas den Atem rauben, als würde etwas seine Brust zuschnüren. Es war wirklich die Angst vor seinen Gefühlen gewesen, die ihm den Atem genommen hatte. Gut, dass er diese Angst besiegt hatte. Wie auch immer das passiert war. Waren es die Sorgen um Holger? Oder der bloße Anblick, wie er dort gelegen hatte? Er wusste es nicht. Aber es war auch nicht wichtig. Denn egal, wie es passiert war, es war wichtig, dass es passiert war.
Ein letztes Mal strich er sanft durch Holgers Haare, ehe auch Philipp von der Müdigkeit übermannt wurde. Die letzten Nächte waren auch für ihn nicht schön gewesen. Jetzt konnte er endlich mal wieder beruhigt einschlafen. Und das tat er auch. Ruhig und friedlich schlief er die Nacht über, behielt Holger die ganze Zeit in seinem Arm. Fast als hätte er Angst, dass er sonst am Morgen weg sein könnte und es wäre alles nur ein Traum gewesen.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Engel (Samstag, 03 Januar 2015 17:49)

    Hey :)
    Ganz tolles Kapitel!!!
    Ich liebe es
    Die beiden gehen so liebevoll miteinander um
    Toll zu lesen
    Und unglaublich ^^ ihr bleibt Philipps leicht naiver Seite treu
    Fragt der sich echt ob das schon Betrug ist
    Philipp, du küsst jemand anderen, hälst ihn im Arm und eine Massage kriegt Holger auch noch
    Zudem dich Philipp seine Gefühle eingestanden hat
    Astrein gegenüber Claudia ist das nicht ^^
    Aber wenn Holger glücklich ist, können wir auf Claudia keine Rücksicht nehmen ;)