Kapitel 130 - In der Falle


In der Cafeteria waren Thomas, Mario, Manu und Franck anzutreffen. Der quirlige Thomas übertönte natürlich den Rest der Truppe vollkommen, weswegen Holger schon den Kopf schüttelte. Man musste aber einfach über ihn lachen. Es führte kein Weg daran vorbei.


Der Braunhaarige lotste sie auch sofort dazu, nachdem sich die beiden etwas zu essen holten.


Philipp hielt es für sehr gut, dass sie sich zu den anderen gesellten. Nur, weil sie nicht mehr im Trainingslager waren, hieß das nicht, dass Holger sich wieder abkapseln musste von der Mannschaft. Deswegen suchte er ganz bewusst den Kontakt zu den Jungs.


Und es war richtig so. Manuel und Thomas waren in Höchstform und hauten einen Lacher nach dem anderen heraus. Philipp kam kaum zum Essen, weil er einfach immer und immer wieder lachen musste. Holger schien ihm ebenfalls ganz zufrieden zu sein. Und das war die Hauptsache. Mehr wollte er gar nicht.


Nach dem Essen hatten sie Freizeit zum Regenerieren, ehe noch eine weitere Einheit auf dem Plan stand. Zumindest war das bei Philipp der Fall. „Musst du gleich noch mal los, oder wie ist dein weiterer Tagesverlauf?“, fragte Philipp Holger. Es zeigte Interesse und es schien eine normale Frage zu sein. War es ja auch, nur sie zog einen Rattenschwanz mit sich. Wenn Holger noch Zeit hatte oder gar nicht mehr losmusste, konnten sie die Zeit, bis Philipp wieder auf dem Platz stand, nutzen für etwas Zweisamkeit. Vorausgesetzt sie fanden einen Ort dafür.


Eine halbe Stunde hätte ich noch“, stellte er bei einem prüfenden Blick auf die Uhr fest. Ob Philipp wohl an das gleiche dachte wie er? Dass sie doch noch Zeit zu zweit verbringen konnten?
„Wie lange hast du noch Zeit?“ Es war nervtötend, dass er das gar nicht mehr wusste. Bei Jupp kannte er die Trainingszeiten in etwa, aber bei Pep konnte er sie zu wenig einschätzen, wieviel Pause und Regenerationszeit er den Spielern verordnete.


Knapp zwei Stunden“, erklärte Philipp. „Direkt nach dem Essen sollen wir nicht trainieren. Lieber ausruhen, lesen, zocken, Mittagsschläfchen…“ Er zuckte mit den Schultern. Er fand die Idee ja auch ganz gut, nur war es nicht immer ganz einfach die Zeit um zukriegen. Auf Dauer würde Philipp sich etwas Routine angewöhnen müssen. Vielleicht nahm er auch mal seinen Laptop mit und arbeitete für die Stiftung… aber gerade war das egal. Jetzt ging es um Holger, mit dem er sich einen ruhigen Platz suchen wollte.


Zwei Stunden sind lang“, meinte Holger nachdenklich dazu. Schade, dass er nicht mehr so lang Zeit hatte.


Fieberhaft überlegte Philipp. Am besten einen Raum, den man absperren konnte. Im ersten Moment fiel ihm nur die Toilette ein, aber so schön war der Ort nun auch nicht. Er grinste leicht. Einen der Massageräume konnte man doch sicher absperren, oder?


„Was grinst du denn so?“, hakte Holger nach und sah ihn mit leicht geneigtem Kopf an. Hatte er etwas lustiges verpasst? Thomas war doch gar nicht mehr hier. Oder erinnerte er sich an einen Spruch von ihm?


„Hast du Lust noch ein bisschen spazieren zu gehen? Tut deinem Knie doch eh gut, oder?“, schlug Philipp vor. Würden sie nicht tun, aber das musste ja niemand wissen. Wobei der Rest des Tisches gerade eh in eigene Gespräche vertieft war.


„Spazieren gehen?“ Er wirkte entgeistert. Das konnte er nicht ernst meinen, wie ihm durch die Blicke des Kapitäns auch bewusst wurde.
„Oh...“ Sich erkundigend, ob die anderen zuhörten, drehte er den Kopf. Sie schienen so gut wie nichts mitbekommen zu haben.
„Spazieren gehen, klingt gut“, stimmte er nun zu und erhob sich zusammen mit Philipp. Nur wohin? Er wollte jetzt mit ihm die halbe Stunde mit ihm allein sein und genießen.
Da momentan eigentlich nur er einen der Massageräume benötigte, standen die anderen komplett leer. Eigentlich ein optimales Ziel.


Philipp und Holger verabschiedeten sich von den anderen und verschwanden dann auch direkt, bevor jemand groß nachfragen konnte.


Der Kapitän ging vorweg. „Was meinst du, welcher Raum ist frei?“, fragte er. Sie waren inzwischen bei den ganzen Massageräumen. Auf gut Glück einen öffnen? Er schaute auf die Pläne, die draußen an den Türen hingen. Hier, der erste Raum wurde erst wieder nachmittags belegt. Philipp schaute kurz zu Holger, ehe er klopfte. Alles war ruhig. Vorsichtig drückte er die Klinke herunter und schaute hinein. Der Raum war leer. Schnell schlüpfte er hinein. Holger folgte ihm und Philipp schloss die Tür. Sie war sogar mit Schlüssel. Perfekt! Sofort sperrte er ab und drehte sich grinsend zu dem Jüngeren um.


Sie hatten Glück, dass der Raum leer und sogar abschließbar war.


Das ist irgendwie aufregend“, stellte Philipp fest und ging auf ihn zu. Er fuhr sanft die Wange entlang und verlor sich dabei in diesen unendlichen Tiefen seiner blauen Augen.


Holger nickte ihm nur zu, während er sich ganz nah zu ihm stellte und das Streicheln genoss. Würde er sich nicht selbst in diesen Augen verlieren, hätte er wahrscheinlich überglücklich gegrinst aufgrund der Wirkung, die er auf Philipp ausübte. Für ihn war es in manchen Momenten immer noch unbegreiflich, wie das passieren konnte.


Küss mich“, bat Philipp leise und beinahe wie in Trance. Eigentlich wollte er diesen Augenkontakt nicht aufgeben, aber er wollte eben auch diese weichen Lippen spüren, denen er so verfallen war.


Der Forderung kam er, ohne dass Philipp ihn weiter bitten musste, nach. Hauchzart legte er seine Lippen auf Philipps und ging einige Schritte zurück, bis er an die Massageliege stieß.


Stolpernd, aber ohne den Kuss zu lösen, folgte er Holger bis dieser stehenblieb. Philipp ahnte, dass es die Liege war, aber das interessierte ihn gerade nicht.


Holger ursprünglicher Plan war es, den Kapitän dorthin legen zu lassen uns sich über ihn zu beugen, aber da er sich auf sein Knie nicht stützen wollte, fiel die Möglichkeit flach. Aber es war kein Weltuntergang stehen zu bleiben. Holger fragte sich, während er den Kuss vertiefte, wie es wohl in der Badewanne geworden wäre. Hier zeigten sie sich ja schon einander verfallen, so wie sie gegenseitig nach den Lippen des anderen schnappten. Wäre es schön geworden mit Philipp? Wie es wohl war mit einem Mann, mit Philipp zu schlafen?
Holger mahnte sich an etwas anderes zu denken. Darum ging es doch auch gar nicht, er war ja schon über die Küsse und Berührungen froh.


Philipp stellte sich dicht vor Holger, lehnte sich mit dem Körper sogar an ihn und vergrub eine Hand in seinen Haaren, während die andere auf den Rücken des Jüngeren wanderte. Dieser Kuss nahm mehr und mehr an Intensität zu.


Holger spürte einen leichten Druck und Wärme an seinem Oberkörper, was ihm automatisch ein gutes Gefühl verlieh. Er wünschte sich, dass er Philipp auch einmal in einer Situation stützen konnte, damit er nicht fiel. So wie jetzt, wo das Anlehnen zwar freiwilliger Natur war, aber es sich trotzdem irgendwie gut anfühlte.


Sanft fuhr er die Konturen von Holgers Lippen nach und verlangte so nach Einlass. Wenn schon, denn schon. Dann sollte der Kuss auch wirklich gut werden. Nicht, dass die anderen mit Holger es nicht waren. Aber der hier war halt besonders gut. Vor allem steckte auch jede Menge Aufregung damit drin. Zwar war die Tür abgeschlossen, aber nervös war Philipp dennoch. Wobei das zum Teil sicher auch an Holger lag. Das Herz schlug ganz unruhig und nervös in seiner Brust. Was machte Holger nur mit ihm?


Er genoss es, dass Philipp ihn aufforderte ihm Einlass zu gewähren. Da ließ er sich nicht lange bitten, öffnete seinen Mund und stupste mit der Zunge an Philipps. Wäre nicht abgeschlossen, würde sich wahrscheinlich nicht mal er trauen diesen Kuss so zu vertiefen. Der Gedanke, die allesamt schwanden bei einem Kuss, würden ihn nicht so schnell reagieren lassen, sich von diesen wundervollen Lippen zu lösen und eine plausible Ausrede für das zu erfinden. Keiner von beiden wollte in Erklärungsnot kommen.


Philipp seufzte ganz leise in den Kuss als sich ihre Zungen umspielten. Ein Hoch auf diesen Raum, der ihr Geheimnis bewahrte. Genau so sollte es ja auch sein. Wie sollten sie die Küsse erklären?


Wenn auch leise, hörte Holger das Seufzen. Von leidenschaftlichen Gefühlen geleitet, ließ er beide Hände unter Philipps Shirt gleiten und fuhren den Rücken hoch. Unweigerlich lehnte er sich weiter zurück, sodass er fast schon auf der Liege saß. Den Körperkontakt zu Philipp verlor er dabei nicht um einen Millimeter.


Oder wie sollten sie die Hände auf seinem Rücken erklären? Jetzt grinste Philipp in den Kuss.


Er spürte keinen Widerstand oder einen Protest gegen die Hände, die es sich auf seiner blanken Haut bequem machten und ihn sanft mit den Fingerkuppen kraulten.



Aufregung und Nervosität stiegen ins Unermessliche. Das war toll. Er liebte es wirklich Holger so zu spüren. Aber wieder dachte er an Sonntag, an das Bad und an das Kondom. Augenblicklich wurde ihm heißer und das Herz schlug noch schneller. Philipp löste den Kuss und grinste Holger an.

Wir sollten es nicht übertreiben, oder?“ Nicht, dass er glaubte, dass Holger hier mit ihm schlafen wollte, aber… trotzdem. Sie waren immer noch an der Säbener Straße und draußen aßen ihre Kollegen und Freunde, zockten oder lasen ein Buch. Niemand kam wohl auch nur im Entferntesten auf die Idee, war sie hier taten. Aber das war auch gut so. Immerhin sollte es niemand wissen. Es war ihr kleines, gut behütetes Geheimnis. Vermutlich war nur die Frage, wie lange eigentlich.


Es dauerte noch einen kleinen Moment, bis Philipp den Kuss löste und dieser unterschwellige Protest ihn ereilte. Mit den Worten hatte er recht, aber er wollte es auch gar nicht übertreiben. Seine Gedanken machten das leider, da sie sich nicht steuern ließen, aber er war glücklicherweise noch Herr seiner Taten. Dennoch fühlte er sich komisch. Dachte der Kapitän denn von ihm, dass er haltlos über ihn herfiel, nur weil er ihn gerne mochte und schon einmal stark auf ihn reagierte. Das war aber eine völlig andere Situation.

Sollten wir wirklich nicht“, stimmte er halbherzig zu und ließ sich nichts anmerken. Aber irgendwie hatte er seine Antwort jetzt, wie Philipp reagiert hätte, wenn er das romantische Bad mit Kerzenlicht präsentierte und sie anschließend miteinander ins Bett gegangen wären. Oder lag es nur daran, dass es hier eben an der Säbener Straße nicht weitergehen sollte? Irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen.


Holger klang nicht ganz so überzeugt. Aber wenn Philipp ehrlich war, dann war er es auch nicht. Sie hatten nun mal nie besonders viel Zeit, aber die, die sie hatten, wollten sie dann doch gerne nutzen.
„Setz dich“, forderte Philipp und hockte sich neben Holger auf die Liege. Sofort fand eine Hand den Weg auf seinen Oberschenkel, während die andere seine Wange entlang strich und ihn doch wieder etwas runter dirigierte, damit er diese Lippen zu einem Kuss einfangen konnte.


Brav kam Holger Philipps Aufforderung nach und verfolgte aufmerksam seine Hände mit dem Blick. Wenig später fand er sich wieder in einem Kuss wieder. Der Innenverteidiger wurde das Gefühl nicht los, dass Philipp die stehende Position nur aufgab, weil er Angst hatte, dass er ihm das Shirt am Ende noch ganz ausgezogen hätte. Als würde er das jemals ohne Philipps Einwilligung tun. Trotz seiner Überlegungen änderte das aber nichts an der Art wie er ihn küsste. Die Zärtlichkeit blieb hingebungsvoll und von Liebe geprägt.
Nicht weit hatte Holger seine Augen geöffnet. Gerade so erkannte er den Größenunterschied zwischen ihnen. Während seine Beine fast den Boden berührten, schwebten Philipps baumelnd in der Luft. Irgendwie fand er das richtig süß.


Philipp war inzwischen regelrecht süchtig nach diesen Lippen. Aber nicht nur nach ihnen. Generell nach der Nähe zu Holger. Die Hand wanderte von dem Oberschenkel an seine Seite und stahl sich nun seinerseits dort unter das Shirt, strich über die warme Haut. Er hatte sich Holger komplette zugewandt.


Zu Anfang war Holger überrascht über die Hand, die sich da unter sein Shirt stahl.


Vorsichtig löste Philipp den Kuss, spürte den fremden Atem auf seiner Haut. Philipp lächelte.


Sogar den Kuss unterbrach er kurz um sich zu sammeln. Das war ein hin und her, wie er es eigentlich nur aus Vail kannte. Offenbar machte er sich aber auch nur zu viele Gedanken um nichts. Philipp war ihm doch auch verfallen und spürte ihn gerne. Sonst würden sie nicht hier sitzen und ihre Lippen aneinander schmiegen.


Irgendwie ist das schon ein bisschen aufregend“, gab er zu. „Ich bin aber ganz froh, dass man die Tür anschließen kann.“ Sonst würde er das wohl auch nicht machen. Es sei denn sie würden sich vor die Tür stellen oder so.


Holger kam sich vor, als würde er Philipp nur noch zustimmen, aber wieder nickte er. Es war eben auch aufregend und erleichtert war er auch, dass die Tür geschlossen war. Da er am Ende der Liege saß und auf der Seite des Kapitäns noch viel Platz war, wagte Holger den Schritt, drängte ihn etwas zur Seite, damit er auf der Liege lag. Holger war seitlich über ihn gebeugt, wodurch er das Knie keiner Belastung aussetzte.


Philipp war erst etwas überrascht, verstand dann aber, was Holger von ihm wollte und ließ sich nach hinten sinken. Sein Herz schlug vor Aufregung gleich noch viel schneller. Er mochte das total. Diese Nähe. Und er mochte es auch, wie Holger mit ihm umging. Er schaute hinauf in die blauen Augen und konnte nicht anders als lächeln.


Als sich sein Blick allerdings in den wunderschönen Augen des Kapitäns verfing, wurde ihm bewusst, dass er entgegen seiner Vorsätze, die er vor weniger als einer Minute beschloss, handelte. Dachte Philipp nun, dass er über ihn herfallen wollte?


Die Frage war kaum zu Ende gedacht, da schlug eine Faust fest an die Tür und ließ Holger augenblicklich zusammenzucken.


Der Kapitän zuckte ebenfalls zusammen. Erschrocken riss er dann die Augen auf und fixierte Holger. „Scheiße“, entfuhr es ihm leise und er richtete geschockt den Blick zur Tür.


„Wer ist denn da drin? Der Raum dürfte gar nicht belegt sein.“ Die Stimme von Gerry.


Holger richtete sich auf. „Was jetzt?“, flüsterte er geschockt. Das Herz klopfte ihm bis zum Halse. Wie erklärte man denn, warum man sich mit Philipp einschloss?

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Engel (Freitag, 29 Mai 2015 13:44)

    Ach Jungs
    Stellt euch nicht an
    Ihr wolltet halt wegen etwas sehr wichtigem unter vier Augen sprechen und das geht bei den ganzen idioten eben nicht anders ;)
    Ich liebe dieses Kapitel!
    Ich liebe die zwei
    Ich freu mich über jedes neue Kapitel ^^

  • #2

    minitini (Sonntag, 31 Mai 2015 10:29)

    Ich stimme meiner vorschreiben absolut zu. Tolles Kapitel und den beiden wird bestimmt ne plausible Erklärung einfallen. Und wenn sie das überstanden haben lachen sie gemeinsam darüber. Hach ich freu mich schon auf die gemeinsame Zeit, die die beiden die nächsten Tage haben werden. ;)