Kapitel 136 – Knisternde Momente



Der Ältere wandte sich um und sah ihn an. Ein Lächeln zierte seine Lippen. Innerlich war er aber lange nicht so ruhig, wie es nach außen den Anschein machte. Sein Herz schlug unruhig in seiner Brust. Aber das würde ihn nicht davon abhalten jetzt mit Holger zu Baden. Er trocknete sich also die Hände ab, ging dann zu Holger, griff nach seinen und verschränkte ihre Hände miteinander.


Für Holger war es ein Rätsel, wie Philipp so ruhig bleiben konnte. Oder wirkte er selber im Moment ruhig, wogegen er innerlich nicht mehr wusste, wohin mit seiner Aufregung?


„Dann lass uns rüber gehen“, flüsterte er mit rauer Stimme. Philipp musste sich räuspern, lächelte dann fast schon verlegen. Irgendwie hatte seine Stimme gerade echt komisch geklungen, dabei war das gar nicht beabsichtigt gewesen.


Holger konnte es nicht einschätzen, da es im nächsten Moment eh vergessen war. Die derart raue Stimme brachte ihn dazu Philipp überrascht anzusehen. War das beabsichtigt? Was fragte er sowas überhaupt? Bestimmt war es das. Immerhin gingen sie jetzt gleich zusammen baden. Mit verschränkten Händen, eine Geste, die Holger bisher immer Sicherheit gab.


Bemüht um ein halbwegs selbstsicheres Lächeln gingen die beiden ins Badezimmer.

Jeder Schritt war wie ein Antrieb für sein Herz nur noch schneller zu schlagen. Die Aufregung wuchs parallel. Philipp wusste nicht, wann er jemals so nervös gewesen war. Nicht mal vor dem Champions League-Finale. Bisher hatte es das noch nie gegeben. Es war einzig und allein Holger, der ihm gerade jede Sicherheit nahm und ihm so den Kopf verdrehte, dass er glaubte, ihm würde schwindelig werden.


Im Bad lagen Philipps Augen die ganze Zeit auf Holger. Er wartete geduldig ab, was dieser tun würde.


Holger schloss die Tür und ließ seine Hand an der Klinke liegen. Den Blick schwer schluckend auf den Kapitän gerichtet. Am liebsten hätte er ihn einfach gefragt, wie das werden sollte, damit sie nicht wie zwei Trottel hier voreinander standen und nicht wussten, wie sie das anfangen sollen, aber dann kam ihm in den Sinn wie alt sie denn waren. Extra nachfragen war unnötig. Holgers Hand glitt von der Klinke und beendete das Einlaufen des Wassers. Sanft fuhr er mit einer Hand ins Wasser, um die Temperatur zu prüfen und sie als angenehm warm, fast schon heiß, zu bezeichnen. „Müsste so passen.“ Er sah lächelnd zu Philipp auf und baute sich vor ihm auf. Er war nervös, aufgeregt und unglaublich unsicher, aber er wollte es wagen. Er hoffte bloß, dass er den Älteren nicht verschreckte mit seinen Taten.


Philipp erwiderte nichts auf die Worte, dass das Wasser okay war. Es würde schon so passen. Aber das Lächeln erwiderte er. Natürlich tat er das. Seine Augen lagen weiter auf ihm. Auch, als er näher kam. Philipp hob den Kopf langsam an, versank in seinen tiefblauen Augen. Er wusste, dass jetzt ein Kuss kommen würde.


Hauchzart küsste Holger ihn, während seine Hände unter sein Shirt glitten und hinauf strichen. Eine seiner Hände war noch tropfend nass und zog so eine feuchte Spur über Philipps Oberkörper.


Flatternd schlossen sich seine Lider und er fieberte der Berührung ihrer Lippen regelrecht entgegen.
Unter der nassen Hand zuckte er erst kurz, aber schon im nächsten Moment genoss er es, wie Holger seinen Rücken hochfuhr. Leise seufzte er in den Kuss. Der Ältere fühlte sich gerade in gewisser Weise begehrt, aber auch behütet. Holgers Hände waren so stark und doch so weich und vorsichtig. Er spürte sie unsagbar gerne auf seiner nackten Haut.

Doch untätig blieb Philipp nicht. Er tat es dem jüngeren gleich und ließ seine Hände unter dessen Shirt schlüpfen. Erst fuhr er die Seite entlang. Es war aufregend irgendwie, wenn er daran dachte, dass sie gleich komplett nackt voreinander stehen würden. Er begehrte Holger, das spürte er.


Keine einzige Sekunde hatte Holger den Blick von Philipps Augen genommen. Auch, wenn er gerne verfolgt hätte, wie sich dessen Hände unter sein Shirt stahlen, blieb diese unendliche Farbgewalt aus Grüngrau viel interessanter. Einnehmend fesselten sie den Innenverteidiger und ließen sein Herz vor Freude tanzen, als er sehnsüchtig den Stoff von Philipps Oberteil zu fassen bekam. Es war kein Mut, der von dem Innenverteidiger Besitz ergriff. Es handelte sich rein um seine Sehnsucht und sein Verlangen nach Philipps Nähe. Unbekleidete, erwachsene Nähe. In seinen Gedanken war die Vorstellung herangereift, wie er den Kapitän von seinem Oberteil befreite. Dieser Wunsch flammte in ihm auf und zog das Oberteil mit Nachdruck nach oben.


Vielleicht wurde es langsam Zeit, dass sie weitergingen. Sie waren schließlich beide erwachsene Menschen und wussten, dass Sex nun mal dazu gehörte. In diesem Fall hemmte sie beide wohl etwas die Tatsache, dass sie beide Männer waren. Philipp wusste es nicht. Aber er wusste, dass sie diese Hemmschwelle heute überwinden würden.


Den Befehl verbergend die Arme zu heben. Holger war sich dessen nicht bewusst, dass dadurch ihr Blickkontakt abreißen würde.
Seine Arme sanken ihm selben Moment, wie Philipps Shirt, das zu Boden fiel und die maskuline Brust offenbarte. Er kannte diesen Anblick aus Vail und doch schien es ewig her zusein Philipp so gesehen und berührt zu haben.

Holger streichelte mit der flachen Hand über seinen Oberkörper und fragte sich zum wiederholten Mal, wieso er wirklich nur diesen einen Mann so furchtbar anziehend fand. Nie könnte er sich vorstellen, dass er Bastian, Mario oder Manuel darüber streichen wollte. Wogegen seine Hände, sein Blick, sein ganzer Körper nicht genug von dem Kapitän bekommen konnte. Bewundert strich er über die glatte Haut, während sich das Lächeln veränderte. Es war sehnsüchtiger, begehrender geworden, genau wie sein Blick. Alles was er jetzt noch von sich und seiner Umgebung wahrnahm, war sein pochender Herzschlag und das Knistern des Schaums.


Philipp verlor sein Shirt. Genau das wollte er aber auch. Das und nichts anderes. Er musste auch gar nicht fragen, ob Holger gefiel, was er sah. Die Hand auf seiner Brust sprach Bände. Es kribbelte, wo sich ihre Haut berührte. Der Herzschlag nahm immer mehr an Intensität zu und Philipp wurde mit jeder Minute wärmer, heißer.


Er hatte nicht mal das Bedürfnis gerade Holger weiter auszuziehen. Er wollte von ihm berührt werden. Die Hände und diese Blicke auf sich spürten. Die Blicke, die ihn neben den Händen gleich mit auszogen. Zwar war der Sex noch ein ganz anderer Schritt, aber sie waren gerade auf dem Weg dorthin. Ganz eindeutig.


Noch unzählige Male hätte Holger über diesen durchtrainierten Körper streicheln können. Er wäre es nicht leid geworden, doch als er zufällig die Hand unachtsam über den Gürtel des Kapitäns gleiten ließ, wurde er auf den Rest von Philipps Körper aufmerksam. Einem Bereich, dem sie bisher keine Aufmerksamkeit schenkten. Eine neue, aufregende Zone, die dazu gehörte. Sekunden, vielleicht waren es 21, womöglich sogar 28, senkte er den Blick und öffnete geschickt Philipps Gürtel.


Holgers Hände an seinem Gürtel ließen ihn den Blick senken, ehe er aufsah. Philipp legte seine Hände an Holgers Wangen und küsste ihn. Er wollte nicht mehr nur untätig sein, wie noch gerade. Er wollte auch etwas tun.


Holger ließ sich gerne aufhalten, er begrüßte es sogar, denn weiter vorgewagt hätte er sich ohne die erneute Bestätigung von Philipp sowieso nicht. Das Öffnen des Gürtels ließ sein Herz schon fast explodieren vor Aufregung.


Mit dem Kuss löste er auch die Hände von den Wangen und schob sie unter Holgers Shirt. „Kleine Unterbrechung“, schmunzelte er und zog das Shirt höher, so dass Holger von seinem Gürtel ablassen musste. Aber schlimm war das nicht. Dafür bekam er ja im Gegenzug etwas zu sehen. Die Augen studierten die durchtrainierte Brust vor ihm. Dass ein Mann so heiß sein konnte in seinen Augen… unglaublich.


Er beobachtete ganz genau, wie sein Shirt zu Boden fiel, ehe er sich dann wieder Philipp widmete. Doch in seinen Augen versinken konnte er nicht sofort, denn er konnte den Älteren genau dabei betrachten, wie er seinen Körper studierte. Seine Nervosität wuchs. Wie würden diese Blicke erst auf ihn wirken, wenn er vollkommen unbekleidet vor ihm stand?

Bis dahin war es aber noch ein großer Schritt, den er erstmal überwinden musste.


„Du darfst gerne weiter machen“, wisperte Philipp dann, schmunzelte leicht, aber er wurde auch rot um die Nase. Es war immer noch ungewohnt. Schön, aber ungewohnt.


Philipps direkte Aufforderung, er könne weiter machen, half dem Jüngeren seine Hände erneut zu benutzen, um sich an der Hose zu schaffen zu machen. Doch er kam nicht von dem Gedanken los, was Philipp in dem Moment dachte, in dem er ihn so intensiv musterte.


Um seinen Scham zu überspielen, beugte Philipp sich schnell wieder hoch und raubte ihm einen kurzen Kuss. Das ging sowieso immer. Und es würde ganz, ganz sicher nicht der letzte sein an diesem Abend.


Holger interpretierte den Kuss als Verlangen, als Wunsch ihn zu küssen. Dass Philipp genauso nervös war und diese zu überspielen versuchte, wusste er nicht. Er wirkte auch jetzt regelrecht ruhig. Ob sich das noch ändern würde?

Kurz huschte sein Blick nach hoch zu Philipp, versuchte sich so immer wieder sicher zu sein, dass er das wollte. Er würde Abneigung an seinem Blick erkennen, aber davon war glücklicherweise rein gar nichts zu verzeichnen. Nur eine leichte Röte und das liebevolle Schmunzeln.


Philipp merkte, dass Holger nervös war. Unwillkürlich musste er an die Situation in Trentino denken, als er ihm beim Anziehen geholfen hatte. Damals war Holger auch nervös gewesen. Sogar so nervös, dass es bald sichtbar geworden war. Ob es wohl wieder so schnell ging? Aber es waren ganz unterschiedliche Ausgangssituationen. Wenn er so daran zurückdachte, war er wirklich geschockt gewesen von der Reaktion, die Holgers Körper gezeigt hatte. Und heute? Heute wollte er genau so eine Reaktion eigentlich haben.


Mit zittrigen Händen zog er den Reißverschluss nach unten, nachdem er auch den Knopf mühselig aufgeknöpft hatte. Dass das Ausziehen so schwierig werden würde, hätte er nicht erwartet. Aber wenn die Hände so unruhig von seinem Kopf dirigiert wurden, hätte er sich das eigentlich auch denken können, dass es nicht so klappte wie beispielsweise in Filmen oder seiner Vorstellungskraft.

Jegliche Vorstellungskraft wurde durch die Realität auf zwei Beinen verdrängt. Der Anblick überstieg auch jegliche Vorstellungskraft, denn er hatte zusätzlich zur Jeans auch die Shorts ein Stück mit hinunter gezogen. Er hatte damit selber nicht so gerechnet, wollte Stück für Stück vorgehen, doch ein erneutes Versinken in Philipps Augen und das gleichzeitige hinunterziehen, ließ ihn erst später merken, dass er so ein weiteres Körperteil offenbarte.


Als er spürte, wie Holger an seiner Hose zog, wurde er aus seinen Gedanken geholt. Erstaunt stellte er fest, dass es der Jüngere wohl eilig hatte. Anscheinend war das nicht so geplant. Aber jetzt, wo seine Shorts schon mal unten waren, konnten sie auch unten bleiben. Eine Tatsache, die Holger direkt ausnutzte.


Holger schluckte und zog nur die Jeans ganz nach unten, während die Shorts von selber weiter runter rutschten. Verstohlen glitten seine Blicke zu Philipps Körpermitte, aber er ermahnte sich selber ihn in die Augen zu sehen. Da spielte sich doch alles ab. Alle Liebe, alle Zuneigung, alle Gefühle lagen in ihren Blicken, die sie einander schenkten. Und doch sehnten sich ihre Körper genauso nacheinander. Das fühlte er.


Seine Blicke zauberten wieder diese sanfte Röte auf Philipps Wangen. Nackt unter Kollegen war es ja kein Problem, aber hier lagen die Blicke gezielt auf ihm, denn es ging um ihn. Widererwarten sagte Holger aber nichts dazu. Er ließ den Stoff ganz über die Beine rutschen.


Und während Philipp so völlig entblößt vor ihm stand, wagte er sich noch näher an ihn zu treten, seine Hände verwöhnend an seine Brust zu legen, diese zu streicheln und die perfekten Lippen zu einem Kuss einzufangen.


Philipp beobachtete, wie Holger näher trat, wieder seine Brust berührte und ihn dann küsste. Er ließ es geschehen. Zärtlich erwiderte er die Berührung ihrer Lippen.

„In meinen Augen bist du wunderschön“, flüsterte Holger andächtig gegen seine Lippen. In den Augen von anderen sollte der Kapitän aber auch gar nicht schön sein. Philipp gehörte doch irgendwie ihm. Zumindest jetzt, wenn seine Ehefrau nicht präsent war.


Und da war er. Der Kommentar, den Philipp erwartet hatte. Er lächelte verstohlen und gab Holger einen kurzen Kuss. „Ich bin froh das zu hören“, gab er zu.


Holger glaubte an Philipps Reaktionen erkennen zu können, dass ihm sowohl die Blicke als auch das Kompliment gefiel. Der Kuss ließ auch ihn lächeln, weniger die Worte. Der Ältere schien keineswegs überrascht zu sein wegen dieser Worte, was Holger interpretieren ließ, dass er sich der Wirkung seines Körpers durchaus bewusst war. Wie könnte auch nur irgendjemand an diesem tollen  Körper zweifeln? Die gut trainierten und sichtbaren Bauchmuskeln, die unter dieser festen, weichen Haut gespannt waren, dieses flauschige Haar, durch das auch Holger gerne mit seinen Händen fuhr, die schlanke Silhouette, die starken Arme, die er unglaublich liebte, sie sogar vergötterte, weil sie immer da waren um ihn zu halten.

In dieser Situation könnte Holger sowieso nichts schlechtes an Philipp ausmachen, er war wie im Rausch mit ihm doch noch diesen Schritt wagen zu dürfen.


Der Blick war schon gesenkt und Philipp öffnete die Hose des Jüngeren. Dem Knopf folgte der Reißverschluss, ehe auch er an dem Jeansstoff zog. Hier allerdings blieben die Shorts oben.


Der Kapitän ging diese Richtung weiter und kämpfte mit dem Verschluss. Holgers Blick senkte sich, um die geschickten Finger zu beobachten, die ihm seine Hose auszogen.


Steig aus deiner Hose“, bat Philipp und ließ erst mal wieder von ihm ab, um sich selber komplett seiner Hose zu erledigen, immerhin hing sie noch an seinen Füßen.


Ein unsicheres Lächeln zeigte sich nach der Aufforderung, denn er wusste, dass auch gleich der letzte Stück Stoff folgen würde, der sie noch von der völligen Nacktheit trennte. Vorsichtig, wegen seines Knies, stieg er aus der Hose, während der Ältere das selbe tat und Holgers Blick auf sich lenkte.


Als sie verschwunden war, stand er wirklich ganz nackt vor Holger. Sorgen oder Gedanken machte er sich nicht. Immerhin war er wunderschön in den Augen des Jüngeren. Allein der Gedanke ließ ihn lächeln.


Holger hatte das Gefühl, er würde einen dicken Kloß hinunterschlucken, als er sich bewusst machte, dass er gleich mit diesem nackten Körper in Berührung kommen würde. Er musste sich nicht die Frage stellen, wie sein Körper darauf reagieren würde, denn das tat er schon längst. Zumindest der obere Teil. Sein Verstand war nur noch auf Philipp fixiert und sein Herz klopfte längst unruhig und vorfreudig in seiner Brust.


Dann aber war Holger dran. Philipp fuhr den Rand der Shorts entlang, nahm dabei nicht den Blick von seinen blauen Augen. Auch, als er sie weiter nach unten schob, sah er ihn weiter an.


Noch um einiges schneller schlug es, als die Finger am Rand seiner Shorts auftauchten und ihn erzittern ließen. Das war ein wundervolles Gefühl von ihm ausgezogen zu werden. Und ein noch viel besseres- ein viel größeres Empfinden war der intensive Blickkontakt, der selbst, als seine Männlichkeit entblößt wurde, nicht abbriss und beständig auf ihm liegen blieb.


Erst kurz vor Schluss senkte er den Kopf und sah gerade noch, wie der Stoff ganz zu Boden rutschte.


Holger richtete den Blick nach unten.


Automatisch fixierte Philipp Holgers Männlichkeit mit seinem Blick. Es war nicht nur der flache Oberkörper, den er anziehend fand, es war auch eben jenes, was in seinem Blick lag. Holger widersprach komplett seinen Vorstellungen und Gewohnheiten, die er bisher gehabt hatte.


Dass er sich in Gedanken fragte, was im Augenblick durch Philipps Kopf ging, war Grund dafür, dass er errötete. Fand er ihn auch schön? Trotz eben diesem deutlichen Unterschied zu Frauen, auf die sie ja beide normalerweise standen und doch den Körper des anderen so anziehend fanden?


Langsam hob Philipp den Blick wieder. Ein Schmunzeln zierte seine Lippen. „Irgendwie heiß“, gab er zu.


Holger interpretierte die nächsten Worte zumindest so, dass er ganz und gar nicht abgeneigt war. „Nur irgendwie?“, fragte er leise nach, lächelte aber verschmitzt und fuhr mit einer Hand Philipps Oberkörper entlang. Trotz seiner Nervosität wollte er ihn anfassen. Jetzt, wo er Gelegenheit dazu hatte.


Philipp kommentierte die Nachfrage nicht. Er lächelte nur. Wollte Holger wirklich eine genauere Erörterung? Das konnte er kaum glauben. Vor allem da es neckend gemeint war.

Dann aber nickte Philipp zur Badewanne. „Gleich ist das Wasser kalt…“


Dann wärmen wir eben das Wasser auf“, witzelte Holger. So heiß wie er sich anfühlte, war das noch nicht mal sonderlich abwegig.


Holger war nicht nur irgendwie heiß, er war richtig heiß. Deswegen war es kein Wunder, wenn sie das Wasser wirklich aufheizen würden.


„Steigst du zuerst in die Wanne?“, schlug er vor. Er selber würde länger brauchen, weil er mit seinem Knie vorsichtig sein musste. Er kontrollierte den Verband vorher noch mit seinen Händen, ob er auch fest saß und blickte dann abwartend zu Philipp. Eine weitere Frage drängte sich auf, die er durch Philipps nackten Körper in Vergessenheit geraten war. Wie würden sie sich gleich positionieren? Saß jeder auf einer Seite? Oder aufeinander? Oder... es gab viele Möglichkeiten, aber nicht alle waren mit seinem lädierten Bein realisierbar.


Philipp nickte. „Soll ich dir dann reinhelfen und dich stützen? Nicht, dass du ausrutscht.“

Erst fühlte Philipp mit der Hand das Wasser, dann steckte Philipp einen Zeh hinein, ehe der ganze Fuß folgte. Es war angenehm heiß irgendwie. Als er stand wandte er sich zu Holger um. „Oder geht es alleine?“


Holger überlegte auf Philipps Nachfrage hin, entschied sich dann aber gegen die Hilfe. „Nein, ich glaube es geht schon.“ Er würde sich einfach auf den Wannenrand setzen und vorsichtig ins Wasser steigen, dann reduzierte er die Gefahr auszurutschen auf ein Minimum.


Ich will nur nicht, dass du dir was tust. Und ähm…“ Verlegen kratzte Philipp sich am Kopf.


Erwartungsvoll fixierte er ihn und zog die Augenbrauen fragend nach oben, als Philipp anscheinend nach Worten suchte. Offenbar eine Frage oder eine Aussage, die ihm unangenehm sein musste, sonst würde er sich nicht verlegen am Kopf kratzen. Er erinnerte sich an die Art, wie der Kapitän Interviews gab. Immer strich er eine Strähne hinters Ohr, die – wenn man es genau nahm – gar nicht existierte. So lange hatte Philipp nun mal nicht. Holger mochte diese Angewohnheit irgendwie. Sie brachte ihn bisher immer zum Lächeln, wenn er es sah.


Willst du dann vor mir sitzen, damit du dich anlehnen kannst? So hast du die beste Beinfreiheit, oder?“ Immerhin stand Holgers Knie im Vordergrund. Obwohl Philipp wirklich unsicher war, wie sie das machen sollten. Aber es ging ja um ein gemeinsames Bad und da wollte er schon auch was von Holger haben. Warum war er sonst auch hier? Da gehörte Körperkontakt dazu. Er wollte ihn auch. Er wollte mit seinen Händen die dann nasse Haut entlangfahren und den Körper des anderen erkunden.

Die Worte brachten ihn dazu seinen Herzschlag wieder intensiv wahrzunehmen. Er würde also vor ihm in der Wanne sitzen und seinen Rücken an seinen Oberkörper lehnen. Was jedoch deutlich erregender war, war die Tatsache, dass er dann wohl zwischen seinen Beinen saß. Automatisch richtete sich sein Blick nach unten. „Für das Knie ist das am besten“, stimmte er dem zu. Sein Knie war eine praktische Ausrede, dass er die Position auch so ganz toll fand.


Okay“, Philipp nickte, immer noch mit dem schüchternen Lächeln auf den Lippen.


Holger nickte in Richtung Wasser. Darauf wartend, dass Philipp in die Wanne stieg. Holger konnte es kaum glauben. Gleich würde er mit Philipp Lahm baden und inmitten von heißem Wasser und Schaum an ihn kuscheln können. Dass er allein die Vorstellung wundervoll fand, hätte er sich vor einem Jahr nicht einmal im entferntesten glauben können, dass das sein Wunsch war.


Philipp ließ sich nun ganz in die Badewanne gleiten. Die Kerzen um ihn herum flackerten aufgeregt hin und her. Irgendwie war das toll.


Holger versuchte ihn möglichst unauffällig zu beobachten, wie er in die Wanne stieg.


Das warme Wasser umspielte seinen Körper und wohltuend seufzte Philipp auf. „Ich bleibe hier drin heute“, grinste er.


Das Wasser wird irgendwann kalt werden“, merkte Holger schmunzelnd an. So gut wie ihnen das warme Wasser auch tat, er würde heute unbedingt noch ins Bett wollen. Mit Philipp. Den ließ er sicher nicht in der Wanne liegen.


Dann winkte er Holger heran. „Komm her.“ Er war zwar nervös, aber er freute sich auch. Sein Körper verlangte regelrecht nach dem des Jüngeren. Seine Vorstellung, wie Holger vor ihm saß, war gerade so perfekt, dass er wollte, dass es nicht länger nur eine Vorstellung war, sondern Realität werden würde.


Seine Aufforderung kam er nach. Er nickte schwach und nur ganz kurz, während er sich an die Wanne pirschte und mit dem gesunden Fuß in die Wanne stieg. Gemächlich setzte er sich auf den Rand, drehte sich und hob das verletzte Bein so an, damit es auch vom Wasser umspielt wurde.

So ließ er sich dann mit größer Vorsicht in die Wanne gleiten. Er kam sich vor wie ein alter Mann, der nicht mehr schnell in die Badewanne hopsen konnte, wie er es eigentlich gewohnt war.


Philipp beobachtete Holger dabei, wie er ins Wasser stieg. Zum einen, weil er sicher gehen wollte, das alles okay war und zum anderen, weil der Anblick dieses Körpers schon recht ansehnlich war.

Durch den vielen Schaum sah er gar nicht, ob Philipp seine Beine spreizte, damit er sich dazwischen setzen konnte. So musste er nur fühlen, was er vorsichtig mit seinen Händen tat. Unauffällig, weil er sich eh etwas abstützte, spürte er die feste, muskulösen Beine und rutschte näher an Philipps Körper, bis er bequem saß. Ein unbeschreibliches Gefühl Philipps Körper zu fühlen, so nah und… so nackt.


Holger setzte sich also vor ihn, rutschte noch etwas hin und her und Philipp spürte direkt, wie sein Herz sich wieder bemerkbar machte.


„Geht das so?“, fragte er vorsichtshalber nach. Sie sollten es ja beide bequem haben.


Ja, das geht gut so“, flüsterte er. Sanft hauchte er einen Kuss auf Holgers Haare.

Seine Hände legte er an Holgers Hüfte. Irgendwie war er sich unsicher, was genau er damit machen sollte. Er beschloss eine Hand dafür zu nutzen, um Holgers Oberkörper mehr mit dem Wasser in Berührung zu bringen. Er formte eine kleine Schale mit der Hand, nahm Wasser darin auf, um das über den freien Teil der Brust laufen zu lassen. Sanft strich er dabei auch über diese freien Hautpartien.


Holger schloss einen Moment genießerisch die Augen, um alle Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Er atmete tief ein, ehe er das tröpfelnde warme Wasser auf seiner Brust spürte und die Luft aus Überraschung anhielt. Erholsam stieß er die Luft wieder aus seinen Lungen, als er die starke Hand an seinem Körper spürte. Es war nicht viel, aber doch gefiel Holger diese Zärtlichkeit und die Hingabe mit der Philipp ihn streichelte.

Auch die Ruhe und das bloße Knistern des Schaums, kombiniert mit den leichten Geräuschen des Wassers, trugen zu seinem absolutem Wohlbefinden bei. Holger rutschte noch etwas runter, sodass er mit dem Hinterkopf auf Philipps Schulter lag.


„Ich hoffe, für dich geht das auch so.“ Und irgendwie meinte er damit nicht nur das Sitzen, sondern auch seine Hand, die ihn streichelte.


Er nickte und lächelte dabei. ''Es geht'' traf das nicht ansatzweise, wie wohl er sich gerade fühlte.


Philipp registrierte das Nicken und war zufrieden. Es gefiel ihm, wie Holger jetzt vor ihm saß, oder sogar halb auf ihm lag. Dieser enge Körperkontakt ließ zwar seine Nervosität nicht abklingen, aber er rief die Schmetterlinge hervor, die wild in seinem Magen umherflogen.


Aber Holger wollte auch, dass Philipp sich gut fühlte. Also hob er einen Arm und legte ihn an Philipps Kopf, um sanft bis zur Wange hinunter zu streicheln. Er tastete nur, denn seine Augen waren gesenkt und selbst, wenn er sie offen gelassen hätte, hätte er den Kopf erst drehen müssen, um den Kapitän erkennen zu können.


Die Hand an seiner Wange ließ ihn lächeln. Philipp drehte den Kopf leicht und küsste sie.


Seine Hand wurde geküsst, weswegen er diese dankbar wegnahm und auf das Bein legte, das links neben seinem Körper war. Die Muskeln unter der Haut waren spürbar, was zeigte, wie unglaublich trainiert diese Beine waren. Wie trainiert Philipp war.


Anschließend ließ er seine Hand wieder über Holgers Oberkörper streichen. Ganz sanft verteilte er etwas Wasser und fuhr die Muskel nach. Er ließ die Hand auch von der Brust tiefer wandern, strich zärtlich über seine Bauchmuskeln, denen man kaum ansah, dass er so lange keinen Sport mehr gemacht hatte.


Holgers Hand stoppte die Streicheleinheiten, war viel zu beschäftigt damit seinen Bauch anzuspannen. Sein Herz klopfte schneller und seine Augen öffneten sich ein Stück. Es brachte ihm gar nichts, denn der Schaum verdeckte die Sicht zu seinem Bauch. Würde Philipp noch weiter runtergehen? Würde er dann spüren, dass ihn das nicht kalt ließ? Irgendwie wäre ihm das unangenehm.


Zu lange ließ er sie aber nicht dort unten, da er doch etwas rot um die Nase wurde. Lieber fuhr er wieder hoch und strich hoch bis zu Holgers Hals.


Wenig später erhielt er die Antwort nur durch Philipps Taten. Er schien sich wieder mit dem oberen Teil seines Körpers beschäftigen zu wollen, während Holger auch wieder relaxed seinen Beinen entlang fahren konnte. Für den Innenverteidiger fühlten sich diese Berührung an, wie eine angenehme, ganz leichte Massage, wodurch man auch den Grund für das wohlige Seufzen herleiten konnte.


Philipp spürte den Herzschlag unter seiner Hand, was in gewisser Weise beruhigend für ihn war. Es ging also nicht nur ihm so. Die Hand auf seinem Oberschenkel machte ihn nämlich auch ganz schön nervös, wenn er ehrlich war.
„Ich hab dich lieb“, wisperte er leise in sein Ohr und hauchte einen Kuss darauf. Und wie lieb er ihn hatte. Mehr als er glaubte womöglich.

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Engel (Dienstag, 14 Juli 2015 22:16)

    Hey :)
    Ich bin voll geflasht von dem Kapitel!!!!
    Ich weiß gar nicht wo ich zuerst loben soll
    Die beiden in der Badewanne. Das ist liebe pur
    Und ich finde eure Idee dazu mehr als genial.
    Die "erste" Nacktheit außerhalb von Sex zu packen ist ein klasse Einfall
    Der Sex kann ja vielleicht noch folgen, aber hier geht es mehr um einander vorsichtig kennen lernen und Genießen
    Sehr schön :)

  • #2

    Lesley (Dienstag, 21 Juli 2015 18:05)

    Hallo ihr zwei,

    ich lebe auch noch... Bitte entschuldigt, dass ich so lange Zeit keinen Kommentar hinterlassen habe!

    Ich lese eure Geschichte noch immer und warte nach wie vor jede Woche gespannt auf die Fortsetzung...

    Mir gefällt die Entwicklung der Geschichte sehr gut. Philipp und Holger sind zusammen einfach traumhaft. Dieses gegenseitige Abtasten, die Spannung zwischen beiden. Dennoch ist da dieser Konflikt, den Philipp mit sich selbst ausmacht. Hier wird es spannend wie es weitergeht mit ihm und seiner Frau...

    Lg Lesley