Kapitel 107 – Zwei bei Mario



Nach einiger Zeit waren Mario, Basti und Philipp diejenigen, die sich kurz verabschiedeten, um auf den Trainingsplatz zu gehen.


Holger blieb noch kurz sitzen, trank gemütlich seinen Kakao aus, bevor er sich in den Geräteraum begab. Dort schuftete er zusammen mit seinem Physiotherapeuten hart an der Wiederherstellung seines Gesundheitszustandes.


Es verging fast auf den Punkt eine Stunde bis sie auf dem Trainingsplatz standen, das Aufwärmprogramm schon hinter sich hatten und sich in drei Reihen zusammenfanden, um einen Parcours mit einem Ball zu absolvieren.
Danach kamen noch andere Übungen dran. Das Training unter der warmen Sonne war hart, aber anstrengend. Sie zogen das Programm über zwei Stunden durch. Danach waren alle platt.


Pep richtete noch einige Worte an sie, ehe er seine Jungs zum Duschen schickte. Um 14:00 Uhr war die nächste Einheit dran. Allerdings würden sie im Pool Wasserball spielen.

Philipp schleppte sich wie alle anderen auch aufs Zimmer. Holger war nicht da. Ob er wohl noch bei seiner Rehaeinheit war? Er beschloss zu duschen und ihn dann zu suchen.
Das kalte Wasser auf seinem Körper tat unbeschreiblich gut. Es war beinahe ein befreiendes Gefühl.
Der Kapitän rubbelte sich etwas ab, ehe er sich das Handtuch um die Hüften band und dann zurück ins Zimmer ging, um sich aus dem Schrank frische Kleidung zu suchen.


Der Physiotherapeut hatte Holger noch dazu angehalten ein paar Übungen für die Streckung und Beugung des Knies zu absolvieren, was er auch selbstständig erledigte. Immer wieder stemmte er das leichte Gewicht zu seinen Füßen von sich, um wieder Stabilität zu bekommen. Dabei lag er auf einer Liege und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Erst als über ihm Marios Gesicht erschien, wurde er aus seiner vollen Konzentration gerissen.


Euer Training schon vorbei?“ Prüfend blickte er auf die Uhr und wartete ab, was Mario dazu brachte ihn zu besuchen. Eigentlich kam es aber auch dem Innenverteidiger ganz gelegen. Immerhin waren sie hier alleine und konnte ungestört reden.


„Was war denn heute beim Frühstück mit euch los?“ Ungefragt setzte sich Mario zu Holger und sah schon fast neugierig aus.


Schmunzelnd wandte der Blonde den Blick auf den Boden. Irgendwie war es doch komisch, wenn man ihnen anmerkte, dass sie sich wieder gut verstanden. Zu gut um genau zu sein. „Philipp kam gestern auch recht früh ins Zimmer und irgendwie.. naja, wir haben uns geküsst“, erzählte er. Auch wenn niemand anwesend war, redete er bewusst leiser. Man konnte ja nie wissen.
„Er hat auch gesagt, dass ich mit dir drüber reden kann, eben wenn ich dir erzähle, dass er auch Gefühle hat und sich diese nicht eingestehen wollte.“


Mario sah inzwischen aus als hätte er einen Geist gesehen. Klar, wusste er von Holgers Gefühlen, aber dass Philipp nun auch in die Richtung driftete, hätte er so nicht direkt erwarten können. Aber er freute sich ungemein für den jungen Innenverteidiger, aber er dachte auch an Philipps Ehefrau. Was sollte das denn werden? Wollte er zweigleisig fahren? Da war er sich aber sicher, dass Holger das nicht lange mitmachte, wenn Philipp wieder zu Claudia fuhr und ihm demnach allein ließ. Mario nahm sich vor das Gespräch mit dem Kapitän zu suchen, auch wenn es nicht ganz richtig war sich einzumischen, hatte er Sorge um Holger und auch um Philipp, dass das richtig nach hinten losgehen könnte. Jetzt, wo er bald nicht mehr in München war, musste er noch Gewissheit haben, dass der Kapitän sich um Holger kümmerte.


„Hat dir das jetzt die Sprache verschlagen?“


„Nein, also ja schon etwas, um ehrlich zu sein.“ Mario lächelte entschuldigend, ehe er Holger, der sich in eine sitzende Position brachte, in eine Umarmung zog. „Ich freu mich für dich. Ich freu mich vor allem, dass du wieder glücklich lächelst. Das hat gefehlt in der letzten Zeit.“


„Ich bin auch echt glücklich, also soweit man das in meiner Situation sein kann, aber ...“ Holger löste die Umarmung und suchte bedrückt erneut den Blick auf den Boden.


Was ist denn los? Irgendetwas ist doch noch, oder?“


„Wahrscheinlich ist gerade das mein Problem, dass ich glücklich bin, dass Philipp endlich auch den Schritt gewagt hat.“


Mario schien noch nicht ganz zu begreifen, denn er schwieg.


„Jetzt habe ich totale Angst ihn mit irgendetwas abzuweisen, zu verschrecken oder ihm nicht zu gefallen. Ich bin mir sogar unsicher bei dem was ich zu ihm sage, einfach weil ich nicht will, dass es wieder so wird, wie in den letzten Tag.“


„Hast du Pippo davon erzählt? Nur er kann dir doch die Ängste in Bezug auf dein Problem nehmen, oder?“


„Nein“, schüttelte er den Kopf: „Ich werde definitiv nichts sagen. Das ist ja auch albern sich so unsicher zu sein.“


„Holger, du bist verliebt, da erscheint so manches albern“, schmunzelte Mario und holte in seine Gedanken einige Situation in der letzten Zeit zurück. „Man... Pippo und du, wer hätte das gedacht.“


Er sagte es keinesfalls negativ, eher mit erwartendem Optimismus. Vielleicht würde alles gut werden zwischen den beiden, aber er musste einfach noch mit Philipp reden. Dann konnte er ruhigen Gewissens nach Florenz aufbrechen.


„Und du nach Florenz, wer hätte das gedacht“, konterte Holger mit einem schwachen Lächeln. Obwohl es nicht ganz richtig war, immerhin hatte er geahnt, dass Mario nicht mit dem FC Bayern plante. Leider.
„Es ist schade, dass du gehst“, veränderte Holger das Thema. Es war besser so, es musste nicht immer nur um ihn gehen. Jetzt war auch Mario aktuell.


„Mir fällt es nicht leicht, um ehrlich zu sein. Aber ich bereue meine Entscheidung nicht“, antwortete er und versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. „Aber sollte ich Beschwerden hören, dass sich Basti und Pippo nicht um dich kümmern, mache ich einen Ausflug nach München.“


Holger quittierte die Worte mit einem Lachen, bevor es nun er war, der Mario in eine Umarmung zog. „Du wirst mir fehlen. Danke, dass du mich die ganze Zeit ertragen hast.“


„Du mir auch“, erwiderte Mario die Worte und die Umarmung nur zu gerne. Für ihn war es doch selbstverständlich in schweren Zeiten für einen Freund dazu sein, auch weil er sicher wusste, dass Holger das selbe auch für ihn getan hätte.



Philipp zog sich an und suchte danach sein Handy. Immer noch keine Reaktion von Claudia. War das jetzt gut oder schlecht? Je nachdem ob man das mit dem Blickwinkel auf seine Frau oder auf… seinen Mitspieler eben bezog. Was waren Holger und er jetzt? Waren sie überhaupt irgendetwas? Also mussten sie ja sein, aber irgendetwas, was man definieren konnte? Er konnte es im Moment noch nicht.
Gedankenverloren schaute er auf sein Handy, was plötzlich aufleuchtete. Eine Nachricht von Claudia. Schnell öffnete er WhatsApp und das Foto, was er bekommen hatte. Es war Julian, der auf dem Boden saß und vor sich seinen weichen Kuschelball hatte. Sofort bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Aber es war ein trauriges Lächeln.
Philipp warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Was war das? In was war er da geraten? Claudia und Julian auf der einen und Holger auf der anderen Seite? Oder wie war das jetzt hier? Er wusste es nicht…


//Danke!//


Eine Antwort hatte sie verdient. Dann ließ er aber das Handy liegen und stand auf. Er öffnete die Tür und trat raus auf den Flur. Der Kapitän ging runter in die Lobby. Mario war nicht da. Schade eigentlich. Aber so setzte er sich vorerst zu einigen anderen. Vielleicht konnte er nach dem Essen gleich kurz mit ihm reden. Denn da ging es wenig später hin.


Philipp war aber die ganze Zeit ziemlich in Gedanken gewesen. Ihn beschlichen Zweifel. War das wirklich richtig? Aber es fühlte sich doch auch so gut an mit Holger. Er glaubte auch nicht, dass es bloß Ablenkung von Claudia war. Da waren echte Gefühle für seinen Mannschaftskollegen. Gefühle, die über eine Freundschaft hinausgingen. Er musste sich eigentlich nicht mal mehr fragen, ob sie Freunde waren oder mehr? Sie waren mehr. Aber hier hörte seine Fähigkeit es zu definieren auch schon auf. Ob Mario ihm helfen konnte? Er sah auf und zur Tür. Wo waren Holger und Mario denn? Beide fehlten noch. Gut, einige andere auch, aber die waren ja gerade egal.


Mario und Holger unterhielten sich noch. Lange, nachdem das Mittagessen schon begonnen hatte, trudelten die beiden im Speisesaal ein. Sofort erkannte er Philipp an einem der Tische, was Holger prompt ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Die Gewissheit, dass er sich jetzt ganz normal zu ihm setzen konnte, tat ihm sichtlich gut. Dennoch entging Holger nicht, dass der Ältere nachdenklich wirkte. Machte er sich wegen etwas Sorgen? Wieder zweifelte der Innenverteidiger, obwohl es nicht einmal sicher war, worum sich Philipp Gedanken machte.


„Du hast uns aber was übrig gelassen, oder?“, fragte Mario neckend, als er sich zu dem Kapitän setzte. Dicht gefolgt von Holger, der von Manuel und Thomas angesprochen wurde. Es ging um ein Playstationspiel, über das die beiden diskutierten und eine finale Meinung vom Innenverteidiger benötigten.


Philipp sah wieder auf als er eine altbekannte Stimme hörte. Aber er verdrehte direkt die Augen als er sich der Worte bewusst wurde. „Nein, wolltet ihr auch was? Hättet ihr doch vorher was gesagt.“ Und doch trug er wieder ein Schmunzeln auf den Lippen. Er würde das wirklich vermissen.


Mario nutzte derweil die Gelegenheit, um Philipp etwas näher unter die Lupe zu nehmen. „Können wir nachher mal kurz reden. Bevor ich fahre, wäre das wichtig“, flüsterte er über den Tisch und nickte in Holgers Richtung, um ihm zu zeigen, dass Holger sich ihm anvertraut hatte.


Der Kapitän richtete den Blick wieder auf seinen Teller als Mario plötzlich näher kam. Seine Stimme war leise, aber Philipp verstand ihn nur zu gut. Er nickte auch sofort. „Ich wollte auch mit dir reden“, offenbarte er ihm noch schnell, ehe Mario perfekt wieder ablenkte.


„Aber ich kann dich vorher ja noch beim Wasserball fertig machen!“, redete er dann deutlich lauter, immerhin musste das nicht unter Verschluss gehalten werden, dass er Philipp schlagen wollte.


Just in dem Moment stieß aber auch Holger zu ihnen, was Philipp unwillkürlich lächeln ließ.


„Ihr spielt Wasserball?“, griff Holger interessiert auf. Dabei hatte er sich doch während der Rehaeinheit dazu durchgerungen, dass er den Jungs am Zaun Gesellschaft leistete. Gut, er konnte auch beim Wasserball zusehen, aber … nein, das ging nicht. Er kannte sich doch mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sein Blick garantiert starrend auf dem Kapitän liegen würde, wenn dieser mit tropfenden Haaren und oberkörperfrei im Wasser herum sprang.


Ja, kommst du zugucken, oder hast du Reha?“ Er dachte sich nichts dabei, ahnte nicht mal ansatzweise, dass sein eigener Anblick Holger dazu verleiten könnte eben nicht zu kommen.


Als Philipp so Holger ansah, bemerkte er auch nicht, wie Mario ihn kurz musterte. Ihm war das Lächeln nicht entgangen. Holger hatte also die Wahrheit erzählt. Nicht, dass er je daran gezweifelt hätte, aber irgendwie erschien es trotzdem so unwirklich. Mario musste sich da erst dran gewöhnen.


Es überraschte ihn nicht, dass gerade Philipp es war, der wollte das er zugucken kam. Bestimmt wollte er ihn weiterhin integrieren und ihm zeigen, dass er noch Teil der Mannschaft war. Aber anscheinend schien er nicht im Entferntesten daran zu denken, dass seine nackte Haut zum Problem werden könnte. Vorgestern wurde sogar das bloße Streifen des Handrückens an seinen Oberschenkel zum direkten Problem. Holger senkte den Kopf etwas, versuchte die leichte Röte zu verstecken, die auf seinen Wangen erschien. Das war ihm immer noch so schrecklich unangenehm.
„Ich muss erst mit Florian reden, ob ich noch Übungen machen soll“, winkte er ab, doch Thommy trug vorlaut wie eh und je dazu bei, dass er nicht kneifen konnte.


Deine Übungen kannst du auch danach machen, wir hätten dich gerne dabei. So als Schiedsrichter!“, lachte er.


Ganz toll. Holger wollte ihn anmaulen für diese forsche und laute Art, mit der er seit geraumer Zeit einfach nicht mehr so wirklich klar kam.

Auch während des Essens konnte sich der Blonde nicht rausreden, nicht beim Pool aufzukreuzen. Irgendwie war das dann schon beschlossene Sache, aber es gefiel ihm nicht. Dies schien außer Mario auch niemand zu begreifen. Sogar Philipp animierte ihn kräftig. Zumindest versuchte er es. Holger hielt sich auch weiterhin bedeckt. Er könnte theoretisch auch einfach auf seinem Zimmer bleiben, aber das wäre auch albern. Wenn er Glück hatte, würde Philipp sowieso inmitten der anderen, deutlich größer gewachsenen Spielern untergehen.
Holger hoffte es wirklich, nur schien es das Glück an diesem Tag nicht sonderlich gut mit ihm zu meinen.


Glück hatte dafür Philipp. Sie waren recht früh fertig mit dem Essen, weswegen sich der Trupp noch mal auflöste und der Kapitän den Weg zu Marios Zimmer fand. Der Stürmer hatte ihn schon erwartet.


„Hey“, Philipp grinste verlegen, wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. Mario schien das zu bemerken, denn er fing an.


Also Holger, hm?“


„Ja… irgendwie…“, Philipp brach ab, ging unruhig im Zimmer hin und her, während Mario an der Wand lehnte und wartete. Er gab ihm die Zeit, die er brauchte, um seine Worte zu finden.


„Ich hätte das ja selber nicht gedacht. Nur gestern, da… ich hab da verstanden, warum ich das alles nicht konnte die letzten Tage, warum ich mich vor ihm verschlossen habe. Ich hatte einfach Angst vor diesen Gefühlen, dabei brauchte ich das gar nicht.“ Philipp blieb kurz stehen und grinste Mario schief an, ehe er weiterging und weitererzählte. „Ich habe mir das ja nicht ausgesucht, aber da sind Gefühle, die über eine Freundschaft hinausgehen…“


„Und Claudia?“


Jetzt seufzte er schwer und blieb wieder stehen. Der Blick war verzweifelt. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht, Mario. Deswegen wollte ich ja auch mit dir reden. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Ich werde einem von beiden vor den Kopf stoßen, egal wie ich mich entscheide.“


Mario versuchte sich an einem Lächeln, kam näher und legte Philipp eine Hand auf die Schulter. „Mach dich da nicht verrückt. Du musst das nicht heute entscheiden, aber sei dir darüber im Klaren, dass in München deine Familie sitzt. Deine Frau und dein süßer, kleiner Sohn. Ich will dir das mit Holger nicht ausreden, versteh mich nicht falsch, aber ich möchte ihn auch nicht wieder am Boden sehen. Und uns ist beiden klar, dass er verletzt sein wird, wenn du ihm wieder den Rücken zukehrst.“


„Das weiß ich doch“, murmelte Philipp niedergeschlagen. „Ich weiß auch, dass ich nicht zweigleisig fahren kann oder will…“ Hilfesuchend sah er Mario an. „Ich möchte Holger nicht verletzen, aber ich weiß im Moment noch nicht, ob ich Claudia verlassen kann… da hängt so viel hinter. Es ist ja nicht so, als würden wir uns nicht mehr lieben. Nur, ich…“ Der Kapitän fuhr sich durch die Haare. „Vor unserer Abfahrt… also die Nacht davor habe ich mich an sie gekuschelt. Sie ist wohl dadurch wach geworden und hat gehört, wie ich im Schlaf geredet habe. Es war nicht ihr Name…“


Marios Miene wurde überraschter, aber er wusste sofort, wovon Philipp sprach. „Du hast Holgers Namen gesagt.“ Es war eine Feststellung, der der Kleinere nickend zustimmte.


Der Stürmer sah Philipp einen Moment lang an. Was sollte er ihm sagen? Was raten? Die Situation war verzwickt, aber trotz allem stand für ihn das Wohl von Holger im Vordergrund. Nicht, dass er Philipp leiden sehen wollte, aber ganz wohl wäre dem wohl eh nicht, egal, wie er sich entscheiden würde.
„Gab es schon öfter so Situationen?“, fragte er nach, was Philipp ins Grübeln brachte.


Er wusste es gar nicht genau. Das hatte er ja selber nicht richtig mitbekommen. Und vorher? Da waren sie ja auch im Urlaub gewesen und… plötzlich wurde er rot im Gesicht und nickte. „Es gab so eine ähnliche Situation.“


Mario musterte ihn argwöhnisch. „Was für eine Situation?“


„Das ist doch egal, oder?“ Philipp wollte es ihm nicht sagen. Es war ihm zu peinlich Mario zu offenbaren, dass er beim Sex mit seiner Frau an Holger gedacht hatte. Vor allem merkte er jetzt erst mal, wie blind er wirklich die ganze Zeit gewesen war. Eigentlich hätte das schon ausschlaggebend sein müssen. Es gab viele Momente, die ihm die Augen hätten öffnen können, aber er war zu blind gewesen. Und jetzt hatte er die Augen zwar geöffnet, war aber ratlos, was er damit anfangen sollte.


Mario zwang Philipp nicht dazu ihm zu erzählen, was er verschweigen wollte. Er verstand, dass ihm einige Sachen sicher unangenehm waren.


„Werd dir darüber klar, was du willst und wen du willst. Und werd dir darüber klar, welche Konsequenzen das haben wird. Mir ist klar, dass du das nicht heute entscheiden kannst und das wird Holger auch wissen. Aber Holger weiß auch, dass in Deutschland wieder Claudia auf dich wartet. Ich bitte dich inständig nicht mit ihm zu spielen, Philipp. Das hat er nicht verdient und das weißt du auch. Ich will dir nicht unterstellen, dass du das absichtlich tust, aber tu es auch nicht unabsichtlich, hörst du? Ich will nicht extra von Florenz rüberfliegen, nur, weil du ihm sein Herz gebrochen hast.“


Philipp verstand den Ernst hinter den Worten. Er nickte, wusste das doch auch alles. Und er wusste auch, dass Mario ihm nicht sagen konnte, was er machen sollte. Das konnte ihm keiner sagen. Er ganz alleine musste sich da entscheiden. Sollte er denn jetzt schon das Gespräch mit Holger suchen? Spätestens bevor es zurück nach Deutschland ging, sollte er mit ihm klären, wie es weitergehen würde.
Leise seufzte er. Diese tollen, neuen Gefühle brachten so viele unsichere Gedanken mit sich.


„Sprich lieber einmal zu viel mit Holger als einmal zu wenig.“ Mario zog Philipp in eine kurze Umarmung. „Du kannst mich auch jederzeit anrufen, ja?“


„Danke.“ Dieser erwiderte sie natürlich. Es tat gut zu wissen, dass Mario auch für ihn da war. Dennoch hatte Philipp im Hinterkopf, dass er wenn es hart auf hart kommen würde zu Holger halten würde. Er hoffte, dass es nie so sein würde.


„Wir müssen los“, seufzte Philipp und löste sich von Mario. „Ach ja“, fiel diesem da ein. „Schon mal auf die Idee gekommen, dass es einen Grund hat, warum Holger die Idee nicht ganz so toll findet uns zu zusehen?“


„Nee, was denn?“, Philipp sah ihn überrascht an.


Mario konnte erkennen, dass er wirklich keinen blassen Schimmer hatte, weswegen er einfach nur abwinkte. „Ist okay. Geh und zieh dich um. Wir sehen uns am Pool.“


„Okay. Bis später und danke.“ Ein ehrliches Lächeln bekam der Stürmer noch geschenkt, ehe er alleine im Zimmer war. Nein, er hatte das nicht eingesehen, es Philipp jetzt zu sagen. Der sollte da selber drauf kommen. Immerhin konnte er ihn in Zukunft auch nicht mit der Nase in die Lösung aber Rätsel stoßen.


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