Kapitel 165 - Gemeinsam aneinander vorbei



Abends packte Holger seine Koffer für Donaustauf. Gleich morgen würde man ihn abholen und dorthin bringen lassen. Während er sich für diverse Kleidungsstücke entschied, waren seine Gedanken bei dem Mann, den er liebte und der nichts mehr von ihm wissen wollte. Zumindest bedeutete das für ihn die Trennung. Zwischen ihnen war viel zu viel passiert, als dass sie normale Freunde werden konnten. Sein Blick, verschwommen durch Tränen, wanderte zu dem Regal, in dem der Gute Besserungshase seinen Platz gefunden hatte. Er war in Versuchung ihn einfach einzupacken und mitzunehmen, aber was sollte das bezwecken? Penetrant würde er dann doch nur an Philipp denken und das tat er sowieso schon zur Genüge. Mit einem entnervten Seufzen schloss er seinen Koffer und zog den Reißverschluss zu.
In einer Sache musste er Philipp zustimmen. Der Abstand wird ihm gut tun, aber die Liebe zu Philipp würde immer präsent sein, solange sie sich an der Säbener Straße begegneten.

 

 

Claudia stand besorgt im Türrahmen. Ihr Blick lag auf Philipp. Auch, wenn sie sauer war, so machte sie sich doch Sorgen um ihren Mann. Er sah gar nicht gut aus. Und mit den Worten, es würde ihm nicht gutgehen, war er früh im Bett verschwunden.
Ob er jetzt schon schlief oder nicht, vermochte sie nicht zu sagen. Sie hoffte nur, dass es ihm morgen besser gehen würde. Sie liebte ihn doch. Ein trauriges Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie die Tür zuzog und sich noch für ein Weilchen ins Wohnzimmer setzte.

Philipp schlief natürlich nicht. Er bekam die ganze Nacht kein Auge zu. Wie es Holger da wohl ergehen musste? Er hatte niemanden, an den er sich kuscheln konnte, wobei der Kapitän Abstand von Claudia genommen hatte an dem Abend. Würde er womöglich auch die nächsten Tage tun. Aber das war egal. Das würde sich schon wieder einpendeln. Aber Holger hatte niemanden und würde jetzt auch noch nach Donaustauf gehen, weil Philipp ihn dorthin getrieben hatte. Es war aber wirklich auch das Beste. Davon war er überzeugt.
Allerdings wusste er nicht, dass es so schnell gehen würde. Mehr durch Zufall bekam er am nächsten Tag an der Säbener Straße mit, dass Holger schon auf dem Weg war. Sofort dachte er an die Ringe… er hatte seine letzte Chance also gestern verspielt und leichtfertig hergegeben. Aber womöglich hätte Holger die Bedeutung eh nicht verstanden. Er sah nur, dass er verlassen worden war.
Irgendwie verstand er ihn ja auch, aber trotzdem… er sollte doch wissen, dass er da war. Trotz allem irgendwie. Aber er konnte es ihm auch nicht verdenken, wenn er das nicht wollte. Philipp musste sich der Entscheidung von Holger beugen. Dieser hatte das bei seiner ja auch tun müssen.
Er kam in Versuchung ihm eine SMS zu schreiben und ihm gute Fahrt oder eine gute Reha oder sonst was zu wünschen. Aber er ließ es. Er hatte nicht mehr das Recht dazu.

 

 

Nachdem Holger in Donaustauf angekommen war, wurde er erstmal von einer Krankenschwester in sein Zimmer begleitet und bekam Hilfe beim Auspacken seiner Sachen. Es war klar, dass er den Schrank nutzen musste, denn er würde einige Zeit in der Rehabilitationsklinik bleiben müssen.
Danach gab es dann eine Besprechung mit den zuständigen Ärzten, von denen er schließlich den Behandlungsplan der nächsten Wochen erhielt. Das Programm war straff und er würde sich zumindest vormittags und nachmittags nicht langweilen. Abends, wie er feststellte, auch nicht, denn es gab einen großen Aufenthaltsraum mit Spielkonsolen, wo sich die meisten Patienten einfanden, um abzuschalten und zu zocken.
Aber nicht am ersten Abend. Da verkroch sich Holger lieber in seinem Zimmer und kuschelte sich unter die Decke. Er musste an Philipp denken und ertappte sich ständig dabei, wie er eine Nachricht an ihn schreiben wollte und die Buchstaben dann doch wieder Wort für Wort löschte. Unruhig wälzte Holger sich auf die andere Seite, ließ das Handy links liegen, um nicht doch in Versuchung zu kommen, ihm zu schreiben, dass er angekommen war. War Philipp doch vermutlich sowieso egal.
Er bereute es, dass er nicht wenigstens das Kaffee-Shirt mitgenommen hatte, denn jetzt hatte er nichts von Philipp dabei. Obwohl er der Meinung gewesen war, dass es besser so war, musste er sich eingestehen, dass das absoluter Blödsinn war. Er würde sowieso an Philipp denken und ob das durch die räumliche Trennung besser werden würde, wagte er gerade zu zweifeln.


Damit sollte Holger auch recht behalten. In den Stunden, in denen er mit der Reha beschäftigt war, gingen seine Gedanken trotzdem hin und wieder zu Philipp. Nur abends, wenn er zockte, war der Kapitän nach zwei langen und anstrengenden Wochen endlich erstmal aus seinem Gedächtnis gestrichen. Wenigstens das Zocken konnte er also bis zu einem gewissen Punkt ohne ihn genießen. Aber präsent war er noch immer. Tat Liebeskummer wirklich so weh? Er hatte das all die Jahren eher unterschätzt, aber das zeigte nur, wie sehr er Philipp liebte und das trotz der Abfuhr. Während der Kapitän vermutlich gar nicht mehr an ihn dachte, schaffte Holger es nicht, den Älteren aus seinen Gedanken zu verbannen.

Holger lag am späten Nachmittag in seinem Bett und zappte durch das Fernsehprogramm. Beim Sport blieb er hängen und hielt sich auf dem Laufenden. Leider Gottes musste auch ein Bericht vom FC Bayern erscheinen und einen Ausschnitt von einem Interview von Philipp gezeigt werden. Der Innenverteidiger verdrehte entnervt die Augen.


„Du machst ja ein Gesicht, Holger. Dachte du freust dich, wenn ich auch hier her komme.“


Holger schreckte auf, da er die Tür gar nicht gehört hatte. Erst Marios Stimme versetzte ihn zurück in die Realität. Ein freudiges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Tu ich auch“, grinste er und winkte ihn zu sich.


Mario hatte sich auch verletzt und da sein behandelnder Arzt trotz Vereinswechsel Dr. Müller-Wohlfahrt geblieben war, schickte er ihn auch nach Donaustauf.


„Hab erst morgen mit dir gerechnet“, gab Holger zu.

 

War auch so geplant, aber es hat kurzfristig eine Änderung gegeben“, erklärte Mario. „Und wie ist es hier? Als wir das letzte Mal telefoniert haben, warst du ja nicht ganz so begeistert.“ Wobei das weniger an dem Komfort in der Klinik war, sondern an Philipp. Holger hatte ihm zwar erzählt, dass er sich getrennt hatte, aber näher wollte er auch nicht darauf eingehen.


Als sie einige Neuigkeiten ausgetauscht hatten, kehrte Schweigen zwischen den Freunden und ehemaligen Vereinskollegen ein. Diese Stille wusste der Kapitän zu unterbrechen, dessen Interview sie bei einem anderen Bericht noch einmal einspielten. Jetzt reichte es Holger aber. Er stellte den Fernseher per Knopfdruck auf Standby und legte die Fernbedienung zur Seite.


„Hattet ihr in der Zwischenzeit schon mal wieder Kontakt?“, erkundigte sich Mario, der Verständnis für beide Situation hatte. Aber das würde er Holger nicht sagen, er brauchte niemanden, der ihm erklärte, dass Philipp sich nachvollziehbar entschieden hatte.


Der Innenverteidiger schüttelte nur den Kopf, deutete ihm an, dass er nicht über ihn reden wollte. Aber dieses mal blieb Mario dran. Der Stürmer versuchte ihn zu ermutigen, ihn aufzubauen und hoffte, dass seine Worte Wirkung zeigen würden.


In München hatte sich Bastian derweil etwas überlegt, um seinen Kumpel aufzuheitern. Er hatte das neuste Spiel der Reihe GTA gekauft und dazu eine Karte. Da Holger neuerdings Kaninchen zu mögen schien, waren darauf zwei Hasen abgebildet. Es fehlte nur noch Philipps Unterschrift.

 

Philipp gab sich stark. Er wusste, dass es sein musste und er wollte es ja auch. Er lachte, war sogar auch fröhlich, aber es gab auch genug stille Momente, in denen er Holger vermisste. Er bereute es auch irgendwie, dass er sich nicht richtig von ihm verabschieden konnte. Er hatte aber ja nicht gewusst, wann er gefahren war. Aber es gab auch davor zwei Möglichkeiten, die er nicht genutzt hatte, nicht nutzen durfte. Er hatte sich getrennt, Holger hatte ihn rausgeschmissen. Er wollte ihm den Ring geben und wieder war er aus der Wohnung geschmissen worden. Ohne groß ein Wort des Abschieds zu sagen, war er gegangen. Vor allem an dem Sonntag. Die Chance sich am Montag zu verabschieden, hätte er gerne genutzt. Aber hätte Holger ihm das gestattet? Hätte er ihn vor allen anderen abgewiesen? Er würde es wohl nie erfahren. Womöglich konnte Holger ihm das auch nicht sagen, wenn sie sich das nächste Mal sahen. Aber es war egal. Es änderte nichts daran, dass Philipp jetzt in München saß und ihn vermisste.
Hin und wieder dachte er auch an ihre gemeinsame Nacht zurück. Er hatte im nächsten Training etwas gespürt, aber keine großen Schmerzen gehabt. Das Gefühl hatte ihn nur an den wundervollen Sex erinnert. Der letzte Sex mit Holger… aber auch wenn er das vermisste und den Innenverteidiger auch einfach nur gerne in seine Arme schließen würde, war es besser so. Jedes Mal, wenn er an seiner Entscheidung zweifelte, besann er sich auf ihre Zukunft. Holger hatte so wieder eine vor sich. Es war ja keine Zukunft als seine Affäre zu leben. So hatte er die Chance eine wundervolle Frau oder einen wundervollen Mann kennenzulernen.

„Hallo? Fips?“


Philipp schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er stand am Rand eines Trainingsplatzes und schaute der U23 beim Training zu, als Bastian ihn ansprach.
„Hm? Schon zu spät?“ Schnell schaute er auf die Uhr, aber es war immer noch eine halbe Stunde Zeit, ehe sie selbst Training hatten.


„Nein“, amüsiert schüttelte sein Vize den Kopf. „Ich habe dich gefragt, ob du mir ein Autogramm gibst. Hierfür.“


Bastian hielt ihm eine Karte hin, die Philipp ihm abnahm. Verwundert über das Hasen-Motiv öffnete er sie und sah direkt, dass sie für Holger war. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Die ist schön, da freut er sich bestimmt drüber.“ Er hielt sie Bastian wieder hin. Der hingegen grinste.


„Du sollst da aber auch noch unterschreiben. Du bist der einzige, der noch fehlt.“


„Oh… ja, klar… ich wollte eh rein. Drinnen können wir das machen.“

 

An einem Abend saß Philipp am Küchentisch. Claudia telefonierte und Julian fuhr neben ihm mit der Eisenbahn durch den Raum. Sein Blick war auf sein Handy gerichtet. Zögerlich öffnete er die Kontakte, ließ sich Holger anzeigen. Doch sobald sein Gesicht ihm entgegen grinste, ließ er den Bildschirm wieder schwarz werden. Er war in Versuchung ihn anzurufen, ihn zu fragen, wie es ihm ging. Aber er ließ es. Er widmete sich Julian, ließ sich ablenken. Zumindest für den Moment.

 

Zwei Tage später erhielt Holger am späten Nachmittag an der Anmeldung sein Geschenk von Basti und den anderen Kollegen. Neugierig öffnete er die gepolsterte Versandtasche und staunte nicht schlecht, als sich darin das neue GTA Spiel befand. Es war klar, dass er das seinem Kumpel Bastian zu verdanken hatte. Trotz der Neugier auf das neue Spiel schenkte er zuerst der beigelegten Karte Beachtung. Doch anders als freudig die Mundwinkel zu heben, zogen diese sich nach unten. Zwei süße Häschen befanden sich darauf und darüber stand in Großbuchstaben „Wir vermissen dich“. Zögerlich öffnete er die Karte, auch wenn er wusste, was ihn erwarten würden. Ein lieber Spruch und ganz viele Unterschriften. Akribisch suchte er die geöffnete Karte nach einem ganz bestimmten Namen und fand ihn auch. Es war normal, dass auch die Unterschrift des Kapitäns nicht fehlen durfte, trotzdem begünstigte das nicht gerade bessere Laune des Innenverteidigers. Mit ausdrucksloser Miene legte er die Karte erstmal weg und entfernte die Schutzfolie von dem Spiel.
Mario legte den Controller beiseite und schnappte sich neugierig die Karte. „Süß“, kommentierte er die Motivauswahl der Karte und versuchte Holger doch noch ein Lächeln zu entlocken. „Wir zocken das jetzt gleich mal und schicken Basti ein Foto“, beschloss der Stürmer. Jetzt bereute Holger es, seine Post im Aufenthaltsraum und im Beisein von Mario geöffnet zu haben.
Der Stürmer aber war davon überzeugt, dass er spätestens nach den ersten Spielminuten ein Lächeln auf Holgers Gesicht zaubern konnte. Der leidenschaftliche Zocker ließ doch nie eine Gelegenheit dazu verstreichen und so war es das beste Mittel gegen Holgers Traurigkeit. GTA konnte seinen Philipp nicht ersetzen, aber ihn zumindest so ablenken, dass er nicht an ihn denken musste und wie schlimm es wird, wenn er wieder in München an der Säbener Straße war. Denn das Philipp nicht an seiner Konsequenz festhielt, konnte Mario ja nicht ahnen.

 

Das Spiel wiederholte sich folgenden Tag und auch an dem danach. Am dritten Tag in Folge saß er nach dem Training mit dem Handy im Auto. Er vermisste Holger und er machte sich Sorgen um ihn. Er musste einfach wissen, wie es ihm ging. Und er wollte seine Stimme hören.
Mit klopfendem Herzen drückte den grünen Holger und sich das Handy ans Ohr. Philipp schluckte schwer, er war sichtlich nervös. Immerhin wusste er nicht, wie Holger reagieren würde.

 

 

Der Stürmer behielt tatsächlich recht. Holger war so eingenommen von dem Spiel, dass sein Gesicht kein Anzeichen von Traurigkeit zeigte.
Für Holger selbst war es einfach mal schön, so komplett abzuschalten und das dank seiner beiden Freunde. Philipp hatte sowieso nie richtig zu ihrer Zockergruppe dazu gehört und so wäre es auch unangebracht gerade jetzt an ihn zu denken. Er war froh drum. Endlich kein Philipp. Nur zocken und die Unbeschwertheit genießen. Vielleicht war das der Anfang sich zu lösen... oder auch nicht.
Sein Handy vibrierte in der Hosentasche, was er erst ignorieren wollte, aber als er den Namen las, nicht mehr konnte. Sofort als er den Namen erkannte, gefror sein Lächeln und seine Mundwinkel senkten sich automatisch. Warum rief er jetzt an? Jetzt, wo er nicht an ihn gedacht und sich voll und ganz auf das Zocken konzentriert hatte? Warum gönnte Philipp ihm nicht einmal das?

 

Was willst du?“, sprach er murrend und wartete nur einen Moment, ehe er sich in Erinnerung rief, dass er nichts mehr von ihm hören wollte. Außerdem brauchte er sein Mitleid nicht.

 

Glücklicherweise war er gerade alleine mit Mario im Aufenthaltsraum. „Weißt du was? Es ist mir egal. Du rufst wohl eh nur wegen deines schlechten Gewissens an oder weil du Mitleid mit mir hast. Aber das kannst du dir sparen, klar? Ich will und brauche dein Mitleid nicht. Du hast mich lange genug hingehalten und hast mich glauben lassen, dass ich dir so viel bedeute. Dabei hast du es nur nicht übers Herz gebracht, dich zu trennen.“


Mario stoppte das Spiel und drehte überrascht den Kopf. Es war verständlich, dass er nichts mehr von ihm wissen wollte, aber er schien den Kapitän gar nicht zu Wort kommen zu lassen. Er sollte ihm daher erstmal die Möglichkeit geben, zu sagen, was er wollte. Vor allem da der Stürmer wusste, dass Philipps Gefühle ernst waren und dass es ihm wirklich schwer gefallen war, sich von Holger zu trennen.


„Und nein, kein Holger, ich höre dir jetzt nicht zu. Du hast mir neulich auch keine Chance gelassen, mit dir zu reden, damit du es nicht beendest. Also erwarte es nun auch nicht von mir.“ Störrisch legte der Innenverteidiger auf, warf das Handy mit den abfälligen Worten „und tschüß“ neben sich auf die Couch und lehnte sich entnervt zurück.


„Er wollte bestimmt nur nachfragen, wie es dir geht. Philipp interessiert sich doch für dich, du kennst ihn.“


Kannte er ihn? Holger zweifelte stark daran, denn so eine miese Nummer hätte er ihm nicht zugetraut. Nicht nachdem was alles zwischen ihnen geschehen war. Im Nachhinein war das eher einseitige vielleicht etwas unfair, aber Holger war gerade zufrieden und wieder glücklich und dann musste Philipp das mit nur einem Anruf zunichte machen. Vor allem nervte den Innenverteidiger aber auch, welch große Wirkung der Kapitän noch immer auf ihn hatte. Konnten die Gefühle für ihn nicht einfach weggehen?



Philipp hatte ja vieles erwartet, aber das irgendwie nicht. Es tutete nur, als Philipp das Handy wieder sinken ließ. Völlig perplex saß in seinem Sitz und starrte durch die Frontscheibe. Nicht ein Wort hatte er sagen können, weil Holger ihn gar nicht gelassen hatte. Dafür hatte er ihm deutlich gemacht, was er von ihm hielt. Aber hatte er Recht? Rief er wegen dem schlechten Gewissen oder aus Mitleid an? Nein. Nein, nicht direkt. Er hatte angerufen, weil er sich Sorgen gemacht hatte und auch immer noch machte. Jetzt erst Recht irgendwie. Es war deutlich, dass Holger immer noch litt. Vor allem störte ihn die Aussage, dass Holger offensichtlich nicht glaubte, dass Philipp ihn wirklich liebte. Wobei er das sogar auch verstehen konnte. Zum Teil zumindest. Glaubte Holger denn, er hatte ihm das alles nur vorgespielt? Auch den Sex? Was hatte er davon? Er hatte dafür auch Claudia Zuhause…
Genervt warf er sein Handy auf den Beifahrersitz und startete den Motor. Am besten Philipp fuhr nach Hause und versuchte gar nicht mehr daran zu denken. Es war doch besser so. Er hatte ja gesehen, was passierte, wenn er an ihn dachte und dann anrief. Das war nicht gut.

 

 

Seit dem Anruf gab es keine Kontaktaufnahme mehr zwischen Holger und Philipp. Es war gut so, auch wenn der Innenverteidiger nach wie vor an dem Kapitän hing und womöglich immer an ihn hängen würde. Mittlerweile akzeptierte er aber, dass es kein Zurück gab für den Älteren. Mit Marios Hilfe lenkte er sich ab, machte in seiner Reha die geplanten Fortschritte und konnte schon bald einige Stunden ganz ohne Krücken aushalten, um seine Beine wieder gleichmäßig zu belasten.
Durch die fortschreitende Besserung und größere Belastung, die er sich zumuten konnte, dachte Holger unweigerlich auch an die Zukunft. Er würde Philipp nie ganz aus dem Weg gehen können.
Sie spielten in der selben Mannschaft, trainierten im selben Gebäude... ja, sie duschten sogar in den gleichen Räumen nach dem Training und Spielen. Holger hatte Angst vor der ersten Konfrontation, aber Mario hatte ihm Mut zugesprochen. Philipp würde doch auch wollen, dass sie normal miteinander umgehen konnten und es ihm nicht schwerer machen als es ohnehin für ihn war. Außerdem machte der Stürmer Holger aber auch klar, dass Philipp ebenso unter der Trennung litt, damit er endlich einsah, dass der Kapitän nicht nur aus Mitleid bei ihm gewesen war.

 

 

Es vergingen einige Tage und Wochen. Philipp dachte an Holger, aber er bemühte sich dies nicht zu tun. Vor allem nach diesem Telefonat, was ihn doch mehr mitgenommen hatte, als er sich eingestehen wollte.
Zum Glück lenkte ihn der Ligabetrieb aber gut ab. Dazu die Champions League und der Pokal… er war viel unterwegs und de Zeit in München nutzte er, um mit seiner Familie zusammen sein. Und in diesen Momenten wusste er, dass es richtig war, sich für Claudia und Julian entschieden zu haben.

 

 

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