Kapitel 63 - Eifer und Neugier



Claudia war mit Julian im Wohnzimmer. Der krabbelte sofort auf ihn zu als er ihn erblickte.

„Da bist du ja wieder“, eine freudige Begrüßung klang anders.

„Hey mein Großer“, er nahm seinen Sohn auf den Arm und knuddelte ihn erst mal durch, ehe er ihm einen Kuss gab. „Ich habe dich vermisst.“

„Holger hast du wohl mehr vermisst.“

Am liebsten hätte Philipp die Augen verdreht, aber er nahm sich zurück. „Nein“, sagte er bloß und wippte Julian etwas durch die Gegend.

„Ich habe vorhin mit meiner Großmutter telefoniert“, fing Claudia beinahe nebensächlich an.

„Wie geht es ihr denn?“, fragte Philipp nach. „Hat sie sich endlich bereiterklärt ins Altenheim zu gehen?“

„Nein, meine Tante zieht auch doch nicht um. Eine lange Geschichte, aber sie will sich weiter um meine Oma kümmern, also bleibt sie bei ihr im Haus wohnen.“

„Oh, okay“, etwas skeptisch war er zwar, aber nun gut. Er kannte Claudias Tante was das betraf ja. Die änderte ihre Meinung gerne des Öfteren mal.

„Ich habe mir gedacht, ich sollte sie mal wieder besuchen, deswegen fahre ich morgen früh mit Julian hin.“

Jetzt sah er sie überrascht an. „Wann wollen wir denn dann zurück? Weil…“

„Nein, Philipp“, unterbrach sie ihn. „Nicht wir fahren. Ich fahre. Mit Julian und wir werden über Nacht bleiben. Sonntagnachmittag fahre ich wieder zurück.“

Er wusste sofort, dass es wegen Holger war. Rache oder wie auch immer man das nennen wollte. Was waren das denn jetzt für Spielchen?

„Okay, dann fahr vorsichtig und grüß sie lieb von mir. Soll ich das Auto noch mal checken? Immerhin ist es doch ein ganzes Stück. Wie lange fährt man noch mal? Drei Stunden?“ Er lächelte sie an. Nein, da würde er nicht mitspielen. Er hatte keine Lust wieder mit Claudia zu streiten.

„Ja, das wäre nett.“ Zwar war Philipp sich sicher, dass sie etwas überrascht war, aber sie ließ sich nichts anmerken.

„Gut, dann nimm ihn mal wieder. Ich gucke direkt“, Philipp übergab Julian an Claudia und ging dann runter zu ihrem Auto, um nach Öl, Wischwasser und solchen Dingen zu gucken.

Während er das Auto checkte, fragte er sich ernsthaft, wo das hinführen sollte. Seine Ehe stand gerade unter keinem guten Stern. Es war ja nicht so, dass er Claudias Unmut gar nicht verstand, aber er hatte sich von seiner Frau doch etwas mehr Verständnis erhofft… nein, eigentlich hatte er es erwartet. Oder erwartete er zu viel von ihr? Er war doch nur ein paar Tage in Vail gewesen. Aber vielleicht hätte er ihr nie sagen sollen, dass er eigentlich nicht mitfliegen wollte. Es war auch eine Schnapsidee gewesen. Eine Schnapsidee, die Claudia beinahe zum Gehen getrieben hätte. Aber nach nur einer dummen Aktion?
Der Kapitän seufzte. Das war alles irgendwie komisch. Aber nicht nur das zwischen ihm und Claudia war komisch. Er hatte immer noch nicht herausgefunden, warum er beim Sex an Holger gedacht hatte. Gut, er hatte auch nicht mehr drüber nachgedacht, aber wie bescheuert war das bitte? Und vor allem… mit wem sollte er darüber reden? Das ging nicht! Jeder würde ihm sagen, dass er auf Holger stand und das tat er nicht! Er war nicht schwul oder bi oder sonst was! Er liebte seine Frau. Er liebte sie über alles, aber er hatte eben auch Freunde. Und einer diese Freunde war Holger, der es halt im Moment besonders schwer hatte.
Allerdings erklärte das nicht, dass er an ihn gedacht hatte. Vielleicht sollte er das einfach vergessen und verdrängen.
Genau das tat Philipp auch. Er machte seine Arbeit am Auto zu Ende und ging dann wieder hoch zu seiner Familie. Er wollte wenigstens den Abend noch mit ihnen genießen, wenn er morgen schon auf sie verzichten musste.
Er wollte gerade durch die Haustür gehen als Claudia ihm entgegen kam.

Sie hatte das Telefon in der Hand. „Jupp Heynckes für dich.“

„Jupp? Okay… hallo, hier ist Philipp“, überrascht nahm er ihr das Telefon ab.

„Hallo Philipp, hier ist Jupp Heynckes. Holger hat sich gerade bei mir gemeldet. Er wird morgen mit seiner Reha weitermachen.“

„Ich weiß, ich…“

„Ach“, Jupp unterbrach ihn. „Hast du noch mal mit ihm geredet?“

„Nein, das… ich glaube, das ist eine längere Geschichte, aber im Endeffekt ist es ja auch egal. Kann er denn direkt morgen weitermachen?“

„Ja, Gerry hat sich auch bei mir gemeldet. Morgen Nachmittag. Ich weiß nicht mehr genau, wann sie anfangen, aber gegen fünf Uhr sind sie wohl fertig. Ich möchte dann nämlich kurz persönlich mit ihm reden.“

Fünf Uhr? Wenn Jupp mit ihm redete, war es sicher halb sechs bis er daraus kam. Das war ihre Zeit für Sonntag. Philipp beschloss noch während des Telefonats mit Jupp, dass er ihr Kochen einfach vorverlegen würde. Die Lebensmittel waren ja gekauft, also konnte er Holger einfach überraschen. Ja, das klang nach einem Plan. Wenn Claudia weg war, war er halt auch weg und hatte seinen Spaß.


Holger schaltete das Licht seiner Nachttischlampe aus, als er seine sitzende Position an der Bettkante aufgab und sich hinlegte. Die Decke zog er fest an sich. Erst als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, konnte er die Krücken neben dem Bett wieder betrachten. Bald würde er sie wieder abgeben können. Wenn er ab morgen fleißig dran blieb, dauerte es bestimmt keine zwei Wochen mehr, schätzte Holger zumindest. Allerdings würde er sie etwa Oktober gegen einen Rollstuhl tauschen, was ihn jetzt schon Angst und Unbehagen bereitete. Jetzt war diese Hilflosigkeit schon kaum aushaltbar, aber in einem Rollstuhl zu sitzen, war dann doch noch mal etwas völlig anderes. Philipp konnte von Holgers Abscheu gegen dieses Hilfsmittel ja ein Lied von singen.
Holger presste seine Augen zusammen und versuchte zwanghaft an etwas anderes zu denken. Etwas schönes... an Philipp.
Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, als er an die heutigen Umarmungen dachte. Der Kapitän lächelte so glücklich, als Holger ihm offenbarte, dass er kämpfte und sich nicht unterkriegen lassen würde. Das war ein unglaublich schönes Gefühl.
Auch an das gemeinsame Einkaufen dachte er jetzt noch gerne zurück. Aber er war da irgendwie auch schon ziemlich auf Hilfe angewiesen... wie sollte es denn bei gemeinsamen Pizza backen aussehen? Philipp würde den Teig zusammenmischen, ihn ausrollen und auch belegen, während Holger untätig daneben stand und zusehen durfte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, wenn er es sich recht überlegte. Absagen wollte der Innenverteidiger aber auch ungern, weswegen er beschloss sich morgen etwas einfallen zu lassen.

Und tatsächlich bekam er einen guten Einfall beim Frühstücken. Holger hatte lange und endlich mal wieder richtig gut geschlafen, weswegen man es wohl um die Uhrzeit eher einen Brunch nennen konnte.
Er plante mit Philipp einfach essen zu gehen, das war für ihn das unkomplizierteste. Da brauchte er sich wenigstens nicht überflüssig und hilflos vorzukommen. Mitteilen konnte er es Philipp dann nach der Reha.
Nach dem Essen hopste er noch unter die Dusche, richtete sich her, damit er die Wohnung verlassen und in Richtung Säbener Straße laufen konnte, wo Gerry ihn schon freudig in Empfang nahm.


Claudia verschwand wie angekündigt morgens mit Julian. Unschlüssig saß Philipp mit einer Tasse Kaffee am Tisch. Er verbot sich immer wieder über die Gesamtsituation nachzudenken, aber es ging nicht. Wenn Claudia wüsste, dass er die Zeit nutzen würde, um nach Holger zu sehen, würde sie ihn vermutlich umbringen. Aber es machte einfach Sinn. Nach dem Telefonat mit Jupp war er den Plan noch mal in Ruhe durchgegangen und er beschloss gegen fünf Uhr zur Säbener Straße zu fahren und dort auf Holger zu warten. Er hoffte, dass er sich über die Überraschung freuen würde. Auf den Gedanken, dass Holger sich vielleicht anderweitig verabredet haben könnte, kam er nicht.


Gerry dirigierte ihn zur Liege im Behandlungsraum. Auch MüWo war anwesend, was Holger nicht wunderte. Es war sogar ganz gut so, denn so entdeckte der Sportmediziner schließlich eine leichte Schwellung, was mitunter die Schmerzen verursachte.

„Ich freue mich, dass du dich anders entschieden hast. Das wäre doch gelacht, wenn wir dich nicht wieder hinkriegen würden“, lenkte Gerry ihn von der Tatsache ab, dass MüWo das Knie ganz genau inspizierte und wie gewohnt einen ernsten Gesichtsausdruck aufsetzte, der Holger schon immer etwas verunsicherte. Vor allem im Zusammenhang mit seinem Knie. Zum Glück gab der Arzt aber Entwarnung, und erkundigte sich stattdessen, ob er Schmerzen verspürte.

„Manchmal schon, aber dafür hab ich ja die Schmerzmittel“, zuckte der Innenverteidiger mit den Schultern, wollte es so gut es ging runterspielen.

MüWo nickte nachdenklich, ehe er sich am Schrank im Behandlungsraum bediente und eine neue Schachtel an Tabletten herausnahm. „Probier die mal aus, ob du sie verträgst. Sie sind etwas stärker, als die, die du jetzt hast. Der Wirkstoff ist aber dann natürlich auch umso besser.“

Dem Arzt konnte er wohl so gut wie gar nichts vormachen, aber was hatte Holger auch erwartet? MüWo war ein Mann mit sehr viel Erfahrung, sah sein Knie an und konnte einschätzen, wie stark es schmerzte.

Er klopfte Holger noch kurz auf die Schulter, flüsterte dem Physiotherapeuten noch etwas zu und verschwand dann recht schnell, da er in seine Praxis gerufen wurde.

„Was hat er gesagt?“, erkundigte sich Holger und wandte den Blick von seinem leicht geröteten Knie ab, an dessen Haut sich immer noch die OP Naht abzeichnete. Im Allgemeinen kein wirklich berauschender Anblick, weshalb er froh war, dass Gerry den Verband nach der Rehaeinheit wieder drumherum wicklen würde.

„Nur, dass die regelmäßige Anwendung des Cryo Cuff dir ganz sicher helfen wird.“ Der Behälter stand schon unter der Liege bereit, den Gerry nun hervorzog, während Holger erleichtert nickte. Er kannte das Kältetherapiesystem schon von seinem ersten Kreuzbandriss und war jedesmal dankbar, wenn er die kalte Bandage tragen durfte. Sie linderte die Schmerzen und stoppte die Schwellung im Knie. Motiviert schob er sein Hosenbein noch ein Stück weiter nach oben, damit Gerry die Kompresse anlegen konnte.

Gerry setzte sich neben ihn und füllte irgendwelche Formulare aus, während Holger von seinem Heimaturlaub erzählte. Wie es zu erwarten war, kam der Gedanken an Philipp ganz schnell wieder und brachte ihn dazu sein Handy aus der Tasche zu ziehen. Sollte er dem Kapitän jetzt eine Nachricht schreiben, dass er Sonntags Essen gehen wollte, damit sich auch dieser darauf einstellen konnte? Anrufen war aber vielleicht doch besser, um es zu klären.

Durch die ruhige Atmosphäre, die Gerry schaffte, verging die Zeit wie im Flug. Nach der Kälte-Kompressionstherapie wurde sein rechts Bein etwas bewegt, was immer noch extreme Schmerzen verursachte. Das hatte er wirklich nicht vermisst, aber da musste er jetzt eben durch. Gerry bemühte sich es so schmerzlos wie möglich zu gestalten und hörte auch nach einigen Minuten mit der Kontraktion auf, damit es nicht zu einer Überbelastung oder einer Reizung der Wunde kam.
Kurz vor fünf Uhr wickelte er dann um das Knie großzügig einen blauen Verband, der eben jenes zusätzlich stützte.


Gegen halb Fünf schlüpfte Philipp in seine Jeans, sein Adidas-Shirt und zog sich die Chucks an. Dann stieg er ins Auto. Auf den Beifahrersitz lag eine Flasche Weißwein. Ein Glas war immerhin okay, hatte Holger gesagt.

Philipp parkte den Wagen auf dem Gelände und ging durch die große Eingangstür. Ihm fiel auf, dass er Jupps Auto gar nicht gesehen hatte und fragte am Empfang nach. Jupp wäre bereits seit knapp zwei Stunden wieder weg. Warum konnte ihm niemand sagen, aber hatte er nicht zu Holger gewollt? Na, vielleicht war ihm was dazwischen gekommen. Es konnte Philipp ja eigentlich auch egal sein. War es auch und so ging er direkt zu den Behandlungsräumen. Wo Holger wohl war? Vielleicht hätte er vorher fragen sollen. Er könnte auch überall klopfen, aber das war nicht Sinn des Ganzen. Unschlüssig stand er auf dem Flur rum und beschloss einfach zurück zum Eingangsbereich zu gehen und dort zu warten. Holger musste so oder so an ihm vorbei.
Dort ließ Philipp sich auf der Couch nieder und zückte sein Handy. Hoffentlich war Holger gleich fertig.


„Dann sehen wir uns Montagmorgen?“, vergewisserte sich Gerry und öffnete Holger hilfsbereit die Tür.

Dieser stimmte lächelnd zu und hatte längst für sich beschlossen, dass er das jetzt wieder konsequent durchziehen würde, damit er wenigstens die Krücken los werden konnte. Die Knochenheilung konnte man leider nicht beschleunigen, da hieß es sowieso weiterhin abwarten.
Gemütlich schlenderte er aus dem Behandlungsraum, hopste den Gang entlang, um in den Eingangsbereich einzubiegen. Holger ahnte nicht, dass Philipp hier auf ihn warten würde, obwohl er in Gedanken mal wieder bei ihm war. Er musste sich einen guten Grund für seine plötzliche Meinungsänderung einfallen lassen, denn die Wahrheit würde der Kapitän nicht dulden und trotzdem auf das Pizza backen bestehen. Dessen war sich Holger vollkommen sicher.
Nur nebenbei ließ er seinen Blick zur Couch schweifen, auf der Philipp saß und an seinem Handy herum hantierte.

„Philipp?“ Holger klang mehr als überrascht und blieb abrupt stehen. Sie waren doch auch nicht verabredet...

Der Kapitän hob den Kopf als er seinen Namen hörte. Sofort lächelte er und wollte schon etwas sagen als Holger ihm zuvor kam.

Ein böser Verdacht drängte sich in Holgers Gedanken. „Sag bitte nicht, dass du nur hier bist, um zu sehen, ob ich bei meinem Wort bleibe.“ Wegen was auch sonst sollte er sich während der Sommerpause hier aufhalten?

Das Lächeln erstarb. Philipp seufzte, packte das Handy weg und stand auf.
„Ich wollte dich überraschen. Claudia ist weggefahren über das Wochenende und ich dachte mir, dann kann ich meine Zeit nutzen, um bei dir zu sein. Gekauft sind die Sachen ja und ob wir heute oder morgen backen…“, er ließ den Satz offen, sah Holger nur fragend an.
Irgendwie kam er sich blöd vor. Dachte Holger wirklich, er wollte ihn kontrollieren? Auf die Idee wäre er nicht gekommen. Er hatte ihm jedes Wort geglaubt, dass er weitermachen wollte und kämpfen würde. Wieso sollte er also zweifeln?
„Aber wenn ich dich damit überrumpelt hab, dann fahr ich dich nur nach Hause und verschwinde dann wieder“, hängte er noch an. Holger sollte sich jetzt zu nichts gedrängt fühlen. „Oder wenn du was anderes vorhast oder so.“

Holger freute sich darüber, dass er offensichtlich Philipps erste Anlaufstelle war, wenn seine Frau unterwegs war und er auch nicht aus dem Grund, den er vermutete, hier erschien, sondern lediglich dafür um ihn zu überraschen. Die Überraschung war auch geglückt, was ein Lächeln auf seinen Lippen zeigte. Er verstand sofort, was Philipp mit dem nicht beendeten Satz sagen wollte und seufzte kaum merklich. Noch war Holger keine passende Ausrede eingefallen, die der Kapitän glauben würde. Die Wahrheit? Die wäre gewagt, wenn er unbedingt ins Restaurant wollte.
„Nein, ich hab nichts vor“, erwiderte er. „Es stört mich auch nicht, wenn wir das backen vorverlegen, aber...“ Holger zögerte merklich, „Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir stattdessen irgendwo Essen gehen? Mir wäre das irgendwie lieber.“ Vielleicht würde der Kapitän gar nicht nach einer Begründung fragen.

Philipp freute sich augenblicklich als er das Lächeln sah. War Holger also doch erfreut ihn zu sehen. Er war zwar skeptisch, warum Holger doch nicht kochen wollte, aber ihm sollte das Recht sein.
Der Kapitän schaute an sich herunter. „Solange wir nicht in ein Schickimicki-Restaurant gehen. Dafür bin ich nicht gekleidet. Na gut…“, er schaute an Holger herunter, „du mit deiner Jogginghose auch nicht.“ Er grinste frech. „Erst kurz zu dir, dass du dir eine Jeans anziehen kannst? Wo willst du denn Essen gehen?“
Die Idee war eigentlich gar nicht so schlecht. Er beschloss Holger aber einzuladen. Einfach als nette Geste und um ihm zu zeigen, wie froh er war, dass er wieder da war.

Jetzt war Holger wirklich erleichtert, dass Philipp es ohne Nachfrage akzeptierte. Als er ihn aber zu mustern schien, schaute er beschämt an sich herab. Er hatte wirklich nicht vor in Jogginghose zum Essen zu gehen. „Ich hätte heute doch meinen Anzug anziehen sollen“, seufzte er theatralisch und grinste etwas. Philipp würde sich doch auch noch was anderes anziehen, oder? So sah er etwas... zu lässig für Holgers Geschmack aus. Na, vielleicht fiele es dem Kapitän von selbst auf.

„Anzug? Planst du ein romantisches Dinner bei Kerzenschein?“, grinste Philipp und lachte etwas. Das würde sicher komisch aussehen. Abgesehen davon müsste er sich dann ja auch noch umziehen und das wollte er eigentlich nicht.

„Du kannst dir was aussuchen, mir ist egal wo“, sagte der Innenverteidiger und setzte sich wieder mit seinen Krücken in Bewegung. Philipp marschierte neben ihm her. Es war auch wirklich egal, solange nicht Burger King oder MC Donald's. Etwas mehr Stil wollte er dann schon haben.
Nachdem sie das Gebäude hinter sich ließen, steuerten sie sofort Philipps Auto an. Holger fand sich wie immer auf dem Beifahrersitz wieder... sein neuer Stammplatz, wenn er schon in der Mannschaft keinen mehr hatte.

„Ist hier in der Nähe nicht diese gute Pizzeria? Oder der Grieche an der Kreuzung“, überlegte er, während er den Wagen startete. „Es war deine Idee. Wo möchtest du denn gerne hin? Du hast doch bestimmt an was gedacht.“
Philipp lenkte den Audi vom Gelände und fuhr zur Holgers Wohnung.


Nachdem sich Philipp und Holger darauf einigten in die Pizzeria um die Ecke zu gehen, huschte der Blonde ins Schlafzimmer und schlüpfte in frische Kleidung. Eine ordentliche Jeans und ein schwarzes Shirt. Eigentlich sah er immer noch zu edel aus, um an Philipps Seite zu passen. Skeptisch beäugte er sein Spiegelbild... irgendetwas passte da einfach nicht. Er wollte einen lässigen, coolen Eindruck machen, weswegen er nach einem Cappy griff. Kopfschüttelnd legte er es wieder ab. Mit Cappy ins Restaurant war unvorteilhaft.
Also musste etwas anderes her. Holger humpelte ins Badezimmer und fand im Badschrank eine Tube Haargel. Jetzt wünschte er sich einen Moment lang Mario wäre gerade anwesend und konnte ihn stylen, aber dem war nicht so. Es war ja nicht so, dass er sonst noch nie Haargel benutzte, da er aber sowieso meistens Cappys trug, war das oft nicht von Nöten. Dementsprechend dachte er von sich, dass er eventuell etwas aus der Übung sein könnte.
Geschickt trug er das Gel in den Spitzen auf, sodass einige Strähnen etwas angehoben wurden. Fast schon erstaunt, wie gut er das hinbekommen hatte, begutachtete er das Gesamtergebnis. Sein Aussehen nun akzeptierend ging er ins Wohnzimmer, in dem Philipp gewartet hatte.

„Ich wär dann soweit.“

Philipp schaute auf als Holger ins Wohnzimmer trat. „Okay“, er lächelte, stutzte aber innerlich. Irgendwie sah er anders aus, unabhängig von den Klamotten. Was war das denn nur? Er konnte es sich nicht erklären. Aber war wohl auch nicht weiter wichtig.

Da die Pizzeria wirklich keine fünf Minuten zu Fuß entfernt war, beschlossen sie das Auto stehen zu lassen.
„Hat das eigentlich einen Grund, warum du jetzt doch nicht kochen willst?“, fragte Philipp. Er war ja von Natur aus neugierig, aber die Frage stellte sich ihm einfach. Erst wollte Holger mit ihm alleine kochen und jetzt gar nicht. Oder hatte er einfach nur keine Lust heute? Wäre auch ein Grund.

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