Kapitel 118 - Zweiter Versuch



Holger verschluckte sich beinahe, als ihn diese Forderung erreichte. Mit so einer prompten Aufforderung ohne Vorwarnung hätte er nicht rechnen können und reagierte regelrecht erstaunt und hilflos. Sein knallroter Kopf schnellte herum und blickte Philipp verwirrt an, dessen Gesichtszüge sich von ernst auf heiter wandelten.


Philipp sah Holger deutlich an, dass dieser nicht mit solchen Worten gerechnet hatte. Okay, es war schon gemein, aber irgendwie war es trotzdem witzig sich da einen Spaß draus zu machen. Er grinste und erklärte sich . „Du bekommst doch noch eine Massage von mir.“


Erst die Worte ließen Holger verstehen, warum er sich ausziehen sollte. Kein Zeichen von Enttäuschung zeichnete sich in Holgers Gesicht ab. Er liebte diese Massagen mit den starken Händen, die seine Haut massieren würden.
Wieder war diese immense Aufregung greifbar, von der er nicht einschätzen könnte, in welchen Teilen seines Körpers sie am ausgeprägtesten war.


Waren wir eigentlich wieder golfen, oder womit hab ich die Ehre verdient?“, hakte er nach, während er sich das Shirt auszog und es neben sich legte. Etwas seltsam fühlte es sich schon an, wie er vor dem Kapitän saß und sein Oberkörper von nichts mehr bedeckt wurde. Dennoch zeigte es, dass er bald diese starken Hände auf seinem Körper spüren durfte. Blieb es denn bei seinen Händen? Das letzte Mal war die Rede davon, dass er eine bekam, mit Küssen dem Rücken entlang, wenn sie eine Affäre hatten. Natürlich als Spaß gedacht von Philipp, da er wohl nicht erwartete, dass es wirklich einmal so weit kommen würde. Sofern man das zwischen ihnen Affäre nennen konnte. Waren dafür nicht Holgers Gefühle längst zu stark?


Ich hab dir doch gesagt, dass du noch eine bekommst“, erklärte Philipp, lächelte dabei. Der Ältere konnte nicht verhindern, dass er Holger dabei beobachtete, wie er sich auszog. Dabei kam er sich vor wie ein Teenager. Das erste Mal einen nackten Oberkörper mit anderen Augen sehen. Immerhin kannte er diesen Körper, bloß eben nicht mit diesem Wissen, dass da mehr war. Und eben weil da mehr war, empfand er diesen Körper als durchaus anziehend. Die markanten Züge, die starken Arme, die trainierten Bauchmuskeln… ja, das hatte wirklich was.


Dass Philipp ihn und seinen Oberkörper betrachtete war Fluch und Segen zugleich. Er würde zu gerne wissen, was der Kapitän von ihm dachte. Fand er ihn attraktiv? Oder gefiel ihm gar nicht, was er zu sehen bekam? Vorzugsweise hätte er die Frage einfach gestellt, ob er ihn hübsch fand, aber er kam sich doch zu armselig dabei vor. Würde er ihn nicht schön finden, hätte er sich doch niemals auf ihn eingelassen, oder?


Philipp nickte zum Bett. „Leg dich hin, ich gucke mal, was ich finde.“ Philipp verschwand im Badezimmer, um dort nach Körperöl oder ähnlichem zu suchen. Er fand eine Bodylotion. Perfekt war es nicht, aber immerhin besser als gar nichts.


Er war normalerweise gar kein Typ, der alles an Äußerlichkeiten festmachte und sich mit oberflächlichen Zweifeln zu seinem Äußeren befasste, aber er wollte Philipp eben gefallen und da war es doch ganz normal, dass er wissen wollte, was er von ihm dachte.

Nur war ihm leider klar, dass er das nicht erfuhr, weil er ihn niemals fragen würde.

Lieber befolgte er nun gehorsam die Anweisung sich hinzulegen, nachdem Philipp ins Badezimmer huschte.
Er legte sich bequem auf den Bauch und schob ein weiches Kissen unter sein rechtes Knie, damit dies einen weichen Untergrund hatte und nicht plötzlich anfing zu schmerzen. Das würde ihn viel zu sehr von der Massage ablenken, auf die er sich so freute. Ungeduldig sah er zur Badezimmertür und wartete darauf, bis Philipp wieder kam. Die sich nähernden Schrittgeräusche deuteten schon mal darauf hin, dass er gleich zu ihm kam.


Holger hatte es sich schon bequem gemacht und so konnte Philipp direkt starten. Ungefragt krabbelte er aufs Bett und setzte sich auf seine Hintern. Das war ja letztes Mal auch kein Problem gewesen. Zumindest hatte Holger das so gesagt. Ob er wohl sehr nervös gewesen war? Eigentlich konnte Philipp sich zumindest nichts anderes vorstellen.


Es war wie vor wenigen Wochen, als Holger seine Gefühle noch verbergen musste. Vor allem aber seine Nervosität vor Philipp verstecken musste. Jetzt war er auch nervös, aber er brauchte damit nicht mehr hinterm Berg halten. Wobei ein großer Teil der Anspannung von ihm gefallen war, da Philipp ja nun bescheid wusste und seine Gefühle sogar erwiederte.


Irgendwie bemerkenswert, dass Philipp damals nichts gemerkt hatte. Gut, es gab die ein oder andere Situation, aber er wusste nicht, ob er das so gekonnt hätte. Aber vermutlich riss man sich da wirklich lieber zusammen, ehe man auf die Nähe verzichten musste.
Philipp ließ seinen Blick über den starken Rücken gleiten. Auch den hatte er letztes Mal mit anderen Augen gesehen. Es war wirklich faszinierend. Ohne Vorwarnung beugte er sich hinab und hauchte einen Kuss auf seinen Nacken. Eigentlich sollte es dabei bleiben, aber er beschloss seinen Rücken noch etwas weiter zu küssen, ehe er von ihm abließ und nach der Bodylotion griff.


Die Frage, ob er genau wie Claudia nun auch Küsse vor der Massage bekommen würde, erübrigte sich sofort, als er die Lippen an seinem Nacken fühlte und genießerisch die Augen schloss. Es blieb nicht bei einem Kuss, er schien sich regelrecht seinem Rücken entlang zu arbeiten und entlockte Holger noch vor der Massage ein Seufzen. Philipps Lippen waren wundervoll. Überall auf seinem Körper passten sie perfekt hin und sorgten für ein aufregendes Kribbeln. Und Herzklopfen bereitete Philipp ihm allgemein, ohne dass er irgendetwas tun musste.


Philipp lächelte in die Küsse als Holger seufzte. Er hatte auf so eine Reaktion gehofft, immerhin ging es ihm darum, dass dieser das hier genoss.

Sag, wenn es zu feste oder zu lasch ist, ja?“, bat er, schmierte seine Hände ein und fing dann mit den Schultern Holgers an.


Mach ich“, murmelte er, dachte sich aber dabei, dass es so oder so toll sein würde. Es ging ihm da um die Berührung an sich, nicht nur um die wohltuende Massage mit den gezielten Handgriffen. Es war eine schöne Geste, dass er ihn mit dem Massieren etwas gutes tun wollte.


Philipp massierte sie, ehe er einmal den Rücken herunter strich, so etwas von der Creme verteilte, auch die die Seiten entlang fuhr und sich dann wieder den Schultern widmete.


Philipp knetete seine Schultern, während Holger tief durchatmete um den Duft des Öls aufzunehmen. War es überhaupt ein Öl? Es fühlte sich eher cremig auf der Haut an. Er warf einen Blick an seinem Körper herab, wodurch er die Bodylotion entdeckte. Mit der ging es anscheinend auch sehr gut, so angenehm wie Philipps Hände der Haut entlang glitten.

Du machst das echt gut“, lobte er und grinste. „Hab ich das das letzte Mal auch schon erwähnt?“
Diesesmal klappte auch das Entspannen deutlich besser. Er musste sich nicht mehr verstecken und das tat ihm richtig gut.


Ich weiß es gar nicht, aber ich glaube schon“, erwiderte Philipp. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und eben jene nutzte er dann auch dazu, um einen Kuss auf dessen Wange zu hauchen. „Es freut mich aber, dass es dir gefällt, so kann ich dir auch endlich mal wieder was Gutes tun.“ Erneut küsste er die Haut, die für ihn erreichbar war. Das Lächeln wurde aber etwas trauriger.


Holgers Mundwinkel zogen sich nach oben bei dem unerwarteten Kuss auf seine Wange. Er küsste ihn wieder auf die mit Bodylotion befeuchtete Haut, weswegen der Jüngere auch nicht mit folgenden Worten gerechnet hatte.


Du musstest leiden wegen mir… und wenn ich dich damit etwas glücklich machen kann, dann massiere ich dich auch gerne jeden Abend.“ Und das meinte er ernst. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es für Holger gewesen sein musste, als er ihn gemieden hatte. Aber er konnte es damals nicht ändern. Es war so gewesen und anders würden sie vermutlich jetzt nicht hier auf diesem Bett liegen, bzw. sitzen.


Es war schon der vorherige Satz, der ihn überlegen ließ, was er darauf erwidern sollte, aber jetzt wurde es für Holger schwierig sich auszudrücken. Wie oft hatte Philipp ihm schon etwas gutes getan? Sehr oft. Und das meistens auch noch, als er wieder herum stresste und ihn spüren ließ, dass er seine Nähe damals noch aus verborgenen Gründen nicht ertragen konnte.

Du musstest auch leiden wegen mir“, fing er zögerlich an. Er erklärte seine Worte nicht, Philipp würde auch so wissen, dass er da ganz genau auf ihre Zeit in Vail anspielte. Seine schrecklichen Launen, die er an ihm auslebte, weil sein Knie schlapp machte und er deshalb sauer und enttäuscht war.


Holger hatte vermutlich Recht. Philipp wurde auch von ihm zurückgestoßen, aber doch war es etwas anderes. Irgendwie. Zumindest für ihn. Und ob man wirklich sagen konnte, dass er darunter litt? Natürlich war es nicht schön gewesen, aber Leid fühlte sich doch etwas anders an.


Philipp strich Holgers Seiten von unten nach oben entlang und fuhr dann die Wirbelsäule entlang. Er berührte diesen Körper wirklich sehr gerne.


Wobei ich zu der Massage ungerne nein sage“, schmunzelte Holger. Aber es war nicht nötig. Es war schon so viel für Holger, dass er sich in seiner Nähe, in seinen schützenden Armen, in denen er sich fallen lassen konnte, wissen durfte. „Wir können uns ja abwechseln mit dem Massieren“, schlug er vor und lächelte vergnügt. „So kann ich dir dann auch was Gutes tun. Oder soll ich dir lieber in der Zeit zocken beibringen?“ Das würde das Thema doch etwas von dem traurigen ablenken, oder?
Holger war ja eigentlich genug abgelenkt, denn die starken Hände auf seiner Haut fühlten sich unbeschreiblich gut an. Am liebsten würde er ihn darum bitten nie damit aufzuhören.


Heiser lachte Philipp auf. „Ich nehme eher die Massage, glaube ich. Beim Zocken sind Hopfen und Malz verloren. Ich werde eh nie auch nur ansatzweise eine Chance haben und wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Lust mehr auf so einen Abend wie letztes Mal.“ Das hatte er wahrlich nicht. Er brauchte sich von den anderen nicht fertig machen lassen.


Es überraschte Holger nicht, dass Philipp vom Zocken nicht ganz so angetan war. Allerdings fragte er sich, ob er es allgemein nicht schön fand, oder nur die damit verbundenen Neckereien von Bastian und Thomas.


Nicht, dass es mir keinen Spaß macht, ich spiele gerne mit dir, aber ich brauche keine dummen Sprüche dazu.“ Auch, wenn er wusste, dass es nicht böse gemeint war, hatte ihn das irgendwann schon etwas getroffen. Bei Holger wusste er, dass vielleicht ein kleiner Kommentar kommen würde, aber mehr auch nicht. Das war ihm dann doch lieber.


Die Erklärung folgte für Holger in der nächsten Aussage, die für Erleichterung und auch für Freude sorgte. Er konnte nicht anders als zu lächeln, wenn ihm sozusagen schon ein Privileg inne wohnte, dass es Philipp mit ihm Spaß machte und mit den anderen nicht. Aber er musste auch kurz über die Aussage schmunzeln. Es hörte sich an, als wäre er ein Kind und der Ältere betonte, dass er gerne mit ihm spielte. Es passte auch einfach dazu, da er in Vail so eine Art Beschäftigungstherapie für ihn eingeführt hatte. Spazieren gehen, oder auch fahren, Schiffe versenken, einkaufen, Eis essen... zwar endete alles im Streit aus dem Spielen.
„Als Revanche kannst du Basti ja mal mit zum Golfen nehmen“, schlug Holger beiläufig vor. „Und dann kannst du Sprüche reißen.“
Holger wollte da auch gerne dabei sein, aber er würde das nicht ansprechen, denn damit verband er Rückkehr nach München. Zurück in ein normales Leben mit Frau und Kind... ohne Holger. Ihn belastete diese Ungewissheit. Gerade weil er es so sehr genoss ihn anfassen und küssen zu dürfen.


Philipp lachte auf. „Dann muss Thomas aber auch mit. Wir beide gucken uns das Spektakel dann aus der Entfernung an.“


War das eine indirekte Aufforderung, dass er auch mitkommen sollte? Holger hatte es so verstanden und freute sich auf diese Planung. „Hoffentlich ist Basti auch schlecht im golfen.“


Das womöglich beste Comedy-Programm.“ Zweifel hatte Philipp da nicht dran. Thomas konnte auch gut ärgern. Und er würde einfach genießen.

Gerade genoss aber Holger. Zumindest hoffte er das. Der Kapitän gab sich Mühe und versuchte vielfältig, aber auch intensiv vorzugehen. Seine Hände bearbeiteten den Rücken unter ihm und widmeten sich auch immer wieder den Schultern.


„Wir müssen den Fifaabend noch nachholen... am besten mit Pizza, aber ohne Wein.“


„Stimmt“, er nickte. „Wenn du keine Tabletten nehmen musst auch gerne mit Wein.“ Wobei Holger wohl in der nächsten Zeit nicht um Tabletten herumkam.


Philipp willigte ein, dass sie den katastrophalen Bauchschmerzen-Abend wiederholten...mit Wein. Gerade als er dachte, dass es ja nicht nur eine Katastrophe war, senkten sich seine Mundwinkel. „Ich werd noch ne Weile welche nehmen müssen.“


Ohne aber auch jederzeit“, hängte er deswegen noch mal dran, im selben Moment fiel ihm aber auch etwas anderes ein.


Holger fragte sich aber wie er jetzt noch daran zweifeln konnte, dass Philipp nicht auch ohne Wein mit ihm Zeit verbringen wollen. Welch irrsinniger Gedanke. Er durfte sich doch jetzt auch ohne Bauchschmerzen an ihn kuscheln? Da konnte der Abend doch nur noch gelingen.


Und vielleicht mit Essengehen vorher?“ Das war ja ein Desaster gewesen, umso schöner wäre es, wenn sie es friedlich nachholen könnten.


Philipps Vorschlag mit dem Essen gehen, benickte Holger. Er schämte sich noch für seine Worte und den ganzen Auftritt im Restaurant. Das hätte alles so nicht geschehen müssen, hätte er sich besser unter Kontrolle gehabt.


Philipp ließ seine Hände etwas leichter über Holgers Rücken tänzeln, trug dabei ein Lächeln auf den Lippen. Ob er wohl kitzelig war? Bewusst fuhr er hauchzart seine Seiten entlang, um herauszufinden, ob er ihn so ärgern konnte oder nicht.


Er spürte wie Philipps Druck, den er mit seinen Händen auf seinem Rücken ausübte, nachließ. Stattdessen fühlte er zarte Berührung seine Wirbelsäule entlang. Finger, die sich an seine Seite schmiegten und darüber strichen. Holger interpretierte das gar nicht als Necken oder herausfinden wo er empfindlich war. Er war aber auch so gar nicht empfindlich, nur eine Stelle war seit seiner Kreuzband-Op höchst sensibilisiert. Sein rechter Hüftknochen, mit dessen Material die Bohrkanäle aufgefüllt wurden, machte sich bei jeder Berührung bemerkbar. Es war Zufall, dass Philipp die Stelle dieses mal streifte. Holger zuckte kurz und verkrampfte sich ein paar Sekunden, bevor er sich wieder entspannte.

Philipp spürte, dass Holger zuckte, aber es war nur kurz und dieser sagte auch nichts dazu. Das war es dann wohl. Er war also nicht kitzelig. Na ja, das konnte auch seine Vorteile haben, wenn er so darüber nachdachte.


Wenn du noch ein paar Minuten so weiter machst, werd ich noch einschlafen.“ Die Ruhe und die Massage waren absolut beruhigend.


„Wie?“, er horchte auf und stoppte in seiner Bewegung. Dann waren sie ja wieder da, wo sie gestern waren. Philipp krabbelte von ihm herunter und legte sich neben ihn. „Dann höre ich mal lieber fix auf. Oder willst du schon schlafen?“ Er konnte nicht verhindern, dass eine gewisse Traurigkeit in seiner Stimme mitschwang. Wieso war er es eigentlich, der sich so an Holger und seinen Berührungen klammerte? Es wunderte ihn wirklich. Aber der Jüngere küsste einfach auch so unbeschreiblich gut und Philipp fühlte sich so dermaßen wohl in seiner Nähe, dass er das eben genießen wollte. Das war doch nicht verkehrt, oder?


Holger grinste in sich hinein. Er hatte gehofft die Massage würde enden, sonst wäre er wirklich eingeschlafen und hätte Philipp an dem Tag nicht mehr küssen können. Obwohl in den Schlaf massieren auch seine Vorzüge hatte.


Holger drehte sich zur Seite, damit er den Kapitän direkt ansehen konnte. „Danke“, flüsterte er gegen seine Lippen, bevor er eben jene zu einem Kuss einfing.


Philipp lächelte glücklich gegen Holgers Lippen, ehe er den Kuss selbstverständlich erwiderte. „Habe ich doch gerne gemacht.“ Und das hatte er wirklich.


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Kommentare: 1
  • #1

    Engel (Freitag, 20 März 2015 15:21)

    Hey :)
    Philipp ist so süß ^^
    Er hängt richtig an seinem Holger
    Die beiden können das jetzt so richtig Genießen solange noch Trainingslager ist
    Kurz wurde ja mal das Wort Affäre eingeworfen
    Ich bleibe gespannt wir es weiter geht ;)