Kapitel 78 – Erste Berührungen



Genau das machte beiden aber ziemlich viel Spaß. Holger schlug sich sogar immer besser, aber Philipp konnte er da dann doch noch nichts vormachen. Der war ihm mit der Erfahrung und der Übung einfach voraus.


Sie verbrachten fast zwei Stunden noch auf dem Platz, mümmelten zwischendurch ihre Brötchen, ehe es zurückging. Die Krücken hatten sie komplett umsonst mitgenommen, aber besser so als wenn sie diese gebraucht hätten.


Philipp war gerade dabei seine Sachen wieder im Schließfach zu verstauen als ihm ihre anfängliche Wette wieder einfiel. „Wie ist das jetzt eigentlich? Möchtest du heute noch eine Massage haben oder wann anders?“


Holger wartete geduldig, bis Philipp an seinem Spind fertig hantierte. Seine Frage brachte ihn automatisch zum Lächeln. Er wollte das also wirklich durchziehen, auch wenn der Blonde kurzzeitig Zweifel hegte, ob das wirklich richtig war. Wie das wohl ablaufen würde? Philipps Hände an seinem Rücken, die streichende und feste Berührungen ausübten, während Holger genießen sollte? Entweder er würde es komplett auskosten oder total verkrampfen. Konnte er das überhaupt selber bestimmen oder geschah es willkürlich? Er war da eigentlich willenlos unter ihm ausgeliefert, wenn er sich nicht die Blöße geben wollte peinlich berührt aufzuspringen. Nach all den Überlegungen hätte er wirklich vorher darüber nachdenken sollte, ob das so klug war wegen der Massage extra zu schummeln. „Wie du willst. Ich hab nichts mehr vor“, ließ er dem Älteren die Entscheidung fällen, ob er ihn gleich massieren wollte. Eigentlich wäre es Holger sogar lieber, wenn er das gleich hinter sich hatte. Er würde sowieso kaum an was anderes denken können. Gedanklich ärgerte er sich über sich selber. Warum hatten die Gefühle für den Kapitän nur so Macht über ihn gewinnen können? Wenn Philipp wirklich einwilligen sollte, konnte er gleich mal seine Widerstandskraft konzentrieren, in dem er sich im Sekundentakt einsagen würde, dass es nur eine Massage von einem einfachen Freund und Kollegen war, der ihm etwas gutes tun wollte. Mehr nicht und auch nicht weniger. Das musste doch endlich in Holgers Kopf rein.


„Gut“, Philipp drehte sich zu ihm um und lächelte. „Dann auf zu dir und runter mit den Klamotten.“ Er lachte er leicht, wandte sich wieder zum Spind, schloss ihn zu und griff dann zu den Krücken, die am Nachbarspind gelehnt hatten.


Philipps enthusiastische Aussage trug nicht dazu bei, dass Holger der Massage lockerer und entspannter entgegen blickte. Wusste der überhaupt, was er von sich gab? Runter mit den Klamotten? Eben gerade sprachen sie noch davon, dass Holger auf ihn stand und jetzt hieß es, er sollte sich ausziehen. Aber konnte der Blonde nicht froh darüber sein? Dann schien der Kapitän wirklich keinen Verdacht zu hegen, dass da mehr als nur bloße Freundschaft im Spiel sein könnte.


„Brauchst du die oder soll ich sie zum Auto tragen? Wir können dann nämlich los.“


Sie waren jetzt eine ganze Weile ohne unterwegs gewesen und Holger sollte sein Knie natürlich nicht zu sehr belasten. Es war wichtig, dass er es ruhig und vorsichtig anging, dass ja alles glatt lief.

Holger war froh, dass er kaum Zeit hatte rot anzulaufen, denn die Frage mit den Krücken brachte ihn kurz zum Überlegen. Brauchte er sie? Bisher fühlte sich sein Knie recht gut an und weh tat ihm auch nichts.


Während Philipp ihn so fragend ansah, kam eine weitere Frage in ihm auf. Er wusste gar nicht genau, wie die Massage ablaufen sollte. Es würde anders werden als bei Claudia, das war klar. Er konnte bestimmt auch fester zupacken, bzw. er musste es tun, aber Holgers Rücken um einiges muskulöser war als der seiner Frau. Na ja, das würde sich ja gleich zeigen, deswegen musste er sich ja jetzt nicht verrückt machen oder so was.


„Nein, der Weg zum Auto ist ja nicht sonderlich lang“, winkte Holger ab und ließ Philipp die Krücken tragen, was auch etwas seltsam aussah. Warum trug er sie? Dachte er, sie wären eine Last für Holger? Der Jüngere sagte auch nichts, das Schweigen war ganz gut. So konnte der Kapitän ihm keine Vorlage liefern wegen einer unüberlegten Aussage zu erröten oder sich durch sein nervöses, teilweise auch unsicheres Verhalten zu verraten.


Bei den Parkplätzen zückte Holger den Autoschlüssel und entriegelte sein Auto. Er war froh, dass sein Knie jetzt keine Mucken machte. Nur ungern hätte er Philipp jetzt ans Steuer gelassen.


Sie setzten sich ins Auto und Philipp dachte irgendwie an Vail zurück. Er dachte an den Kuss im Park und an die Momente, an denen er Holgers Hände gehalten hatte. Außerdem waren da die Küsse auf die Stirn oder aufs Haar, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine war. Aber das war nicht alles. Hin und wieder war der Gedanke da gewesen ihn zu küssen. Den Kuss betrunken aus dem Auto zu wiederholen. Aber das war nur vor dem Kuss im Park gewesen, oder? Verspürte er das Verlangen jetzt auch noch? Verspürte Holger es? Hatte er es gespürt? Erinnerte er sich überhaupt noch an den Kuss im Auto? War das überhaupt alles wichtig?


Holger stellte den Motor ab, als er sein Auto in der Einfahrt parkte. Es klappte wirklich erstaunlich gut mit seinem Knie, vor allem das Autofahren verlief problemlos.


Philipp seufzte stumm. Er sollte nicht an so was denken. Aber wenn er an die Massage dachte, verglich er sie mit der, die Claudia die bekam und die begann jedes Mal damit, dass er sich ihre Wirbelsäule entlang küsste. Er lachte leicht auf, dachte gerade gar nicht daran, dass er ja bei Holger im Auto saß, als dieses aber auch schon wieder hielt. Sie waren angekommen.


Gerade als Holger den Schlüssel abziehen wollte, vernahm er ein Lachen und drehte seinen Kopf instinktiv zu Philipp.


„Was denn?“, fragte er und konnte ein Lächeln nicht verbergen. „Hat mein Fahrstil dich zum Lachen gebracht?“ Holger konnte sich zwar nicht an einen groben Fahrfehler erinnern, aber er wusste nicht, was sonst der Grund dafür sein könnte, dass Philipp plötzlich lachte. Lieber war es ihm ja, deshalb rumzurätseln, als darüber nachzudenken, wie er die Massage überstehen sollte. Sollte sowas nicht eigentlich entspannend sein? Eigentlich schon, nur stellte sich dieses Gefühl bei Holger nicht ein.


„Hm?“, Philipp sah verwirrt auf, ehe er registrierte, dass er ja gelacht hatte und Holger sich danach erkundigte.


Nun setzte er aber sein Vorhaben in die Tat um, zog den Zündschlüssel heraus und stieg aus dem Auto. Die Krücken nahm dieses mal er, während sie auf den Aufzug warteten und zu seiner Wohnung hochfuhren. Das Geräusch der Maschine, die den Aufzug betrieb, schaffte es nicht mal sein aufgeregtes Herzklopfen zu überdecken. Konnte der Aufzug nicht einfach stecken bleiben? Dann hätte er noch länger Zeit sich Gedanken zu machen, wie er die Massage am besten überstehen würde.


Schnell folgte Philipp ihm zum Aufzug.
„Nein, dein Fahrstil war nicht der Grund dafür. Ich…“, er zögerte und kratzte sich verlegen am Kopf, so, wie er es in den Interviews auch immer gerne tat. „Ich massiere Claudia ja auch oft und die Massagen beginnen immer damit… also ich küsse mich halt ihre Wirbelsäule hoch.“ Irgendwie war ihm das peinlich das jetzt auszusprechen. Es klang auch komisch in seinen Ohren, wenn er das so hörte. „Das geht halt bei dir schlecht, oder bestehst du darauf, weil ich dir so eine Massage versprochen habe, wie Claudia sie immer bekommt?“ Er lachte leicht, aber immer noch klang es komisch. Philipp rechnete damit, dass Holger verneinte und er hoffte, dass damit dann das Thema auch beendet war. Es war ihm wirklich unangenehm darüber zu reden, deswegen konnte er da gerne drauf verzichten.


Holgers Wunsch, der Aufzug würde stehen bleiben, verstärkte sich, als der Kapitän ihm erklärte, wie so eine Massage a`la Philipp aussah. Er wusste es nicht genau, aber es kam ihm vor, als ob er das auch noch ernsthaft fragte. Oder war es eine Fangfrage und er lauerte nur darauf, dass Holger sie bejahen würde, um ihn dann eiskalt zu enttarnen, dass er doch Gefühle für ihn hegte? Ganz bestimmt sogar, weswegen der Innenverteidiger den Kopf schüttelte. „Ich bestehe auf eine tolle Massage, wie du sie machst, ist mir egal.“ Er hätte einfach klar und deutlich nein sagen sollen, anstatt ihm jetzt freie Wahl zu lassen, ob er seinen Rücken küssen wollte. Bei der Vorstellung wurde Holger wieder ganz heiß und sein Kopf begann zu glühen. Hoffentlich würde er jetzt nicht erröten, er betete sogar dafür, dass es nicht so kam.


Philipp nahm etwas überrascht zur Kenntnis, dass Holger nicht direkt verneinte was die Küsse betraf. Er hatte eigentlich damit gerechnet, aber irgendwie hatte er sich wohl geirrt.


„Die Massage wird toll, keine Sorge“, bestätigte er ihm und entschied für sich, dass er Holger nicht die Wirbelsäule entlang küssen würde. Wo waren sie denn hier? Das wäre ja nun wirklich absurd.


Holger lächelte nur, er hoffte ja auch, dass sie toll wurde. Er glaubte sogar daran, aber würde er sie genießen können? Jedenfalls nicht solange er solche Gedanken, in denen Philipp seinen Rücken küsste und ihm dann die Hose langsam von den Beinen streifte, in seinem Kopf ausführte. Dadurch würde er nur noch mehr versteifen.


Der Aufzug hielt an und Holger stiefelte ruckzuck als erster hinaus, um die Wohnungstür aufzuschließen und die Krücken im Gang an die Wand zu lehnen. Dabei fielen sie ihm aber aus lauter Nervosität wieder zu Boden. Seit wann hatten seine Hände leicht zu zittern begonnen? Er wollte sie wieder an die Wand lehnen, dabei plumpste die andere Krücke zu Boden. Fluchend bückte er sich ein zweites Mal. Diesesmal klappte es aber sie ruhig an die Wand zu lehnen.


Während er die Tür hinter sich schloss, hörte er die Krücken zu Boden fallen. Sie wollten wohl nicht so ganz wie sein Besitzer. Philipp sparte sich aber lieber einen dummen Spruch, bevor Holger das wieder in den falschen Hals bekam.


„Gehen wir in dein Schlafzimmer? Dann kannst du dich entspannt hinlegen und das richtig genießen“, schlug der Kapitän vor als ihm noch etwas anderes einfiel. „Hast du denn jetzt eigentlich Massageöl? Sonst müssen wir die Massage doch verschieben.“


Zögerlich nickte Holger und schluckte schwer. Das Schlafzimmer, das Bett, oben ohne, Philipps starken Hände, seine Berührungen... Und schon lief sein Kopf feuerrot an und er suchte sich den Weg ins Badezimmer, um ohne ihm zu antworten, aus der hintersten Ecke eines Schranks ein Massageöl mit Lavendelduft hervorzukramen.


Holger verschwand plötzlich und Philipp ging jetzt einfach mal davon aus, dass er Massageöl holte.

Genau das tat er auch, wie sich wenig später herausstellte.


„Ich hab das noch, weil ich damals meine Freundin manchmal massiert hab“, erklärte er und fand dies eigentlich selber richtig toll. Zwar konnte man im Laufe der Zeit durchaus homosexuell werden, aber trotzdem kam es gut, wenn er von einer ''Freundin'' sprach.


Ihm lag die Frage auf der Zunge, wie lange Holgers letzte Beziehung her war, aber etwas hielt ihn davon ab sich danach zu erkundigen. Es würde doch wieder nur ein Streitthema werden, was er sogar verstehen konnte.


„Okay“, er nickte deswegen nur und schlug schon mal den Weg ins Schlafzimmer ein. Philipp war
da jetzt einfach mal so frei und nachdem er schon zweimal hier geblieben war, kannte er ja auch den Weg.


Erstaunt, aber auch etwas belustigt, schaute er Philipp nach, wie er ungefragt ins Schlafzimmer marschierte. Zweimal hatte sie in diesem Raum schon die Nacht verbracht. Beide waren jeweils eine Steigerung gewesen. Mehr Blamieren hätte Holger sich wirklich auch gar nicht können. Die erste Nacht weinte er sich die Seele aus dem Leib, flüchtete auf die Couch, bevor er doch wieder zu Philipp ins Bett krabbelte. Bei der zweiten bekam er fürchterliche Magenkrämpfe, offenbarte seine kindische Häschenwärmflasche und führte sich auf wie ein kleines Kind, das nicht allein sein wollte und deshalb nach der Aufmerksamkeit seiner Mama gierte, die am Bett über ihn wachen sollte. Als wäre das nicht schon peinlich genug, küsste er ihn am Morgen darauf gleich.

Holger folgte Philipp gespannt, ob er dies noch steigern konnte, ins Schlafzimmer. Er hoffte es wirklich nicht.


„Sag mal, hast du eigentlich Lust noch mal mitzukommen, oder eher nicht? Also zum Golfen jetzt“, fragte er dann. „Thomas hätte bestimmt Spaß daran, aber Claudio war auch mal mit und sogar Tobi, Bastis Bruder haben wir da getroffen. Dem hätte ich das gar nicht zugetraut.“
Lächelnd wandte er sich zu Holger um. „Ach ja und ich würde mich auch freuen.“ Das Wichtigste hätte er fest vergessen. Oder setzte er Holger damit jetzt unter Druck?


Als er unschlüssig vor dem Bett wartete, musste er sich der Frage stellen, ob er nochmal gerne golfen gehen würde. Holger nickte direkt. Zweifelsohne hatte es ihm Spaß gemacht und würde es auch gerne nochmal probieren, wodurch er doch auch automatisch etwas besser spielen würde von Beginn an. Auch wenn es ihm mehr gefallen würde wieder allein mit Philipp zu golfen, würde sich nicht vermeiden lassen, dass Thomas oder auch Claudio mal dabei sein würden. Es war auch nicht so, dass er etwas gegen die beiden hatte. Nur war es mit Philipp schöner und vor allem auch ruhiger.

„Wenn du mich nochmal mitnimmst, komm ich gerne“, lächelte er und setzte sich auf die Bettkante. Er freute sich ehrlich darüber, dass Philipp auch Spaß daran hatte mit ihm zu golfen und somit Zeit zu verbringen. Das meinte er doch irgendwie mit seiner Aussage, dass er sich freuen würde, wenn Holger wieder mitkam, oder? Eine Floskel war das doch sicher nicht, wenn man jemanden nicht dabei haben wollen würde.


„Klar, ich nehm dich gerne wieder mit.“ Sofort bildete sich ein freudiges Strahlen auf seinen Lippen und Philipp nickte zufrieden. Er war froh, dass er etwas gefunden hatte, was beiden gefiel. Bisher hatten sie weniger gemeinsame Hobbys gehabt und Philipp hätte es schade gefunden, wenn sie in Zukunft deswegen weniger Zeit zusammen verbringen würden. Vail und alles, was danach kam, hatte irgendwie zusammengeschweißt. Zumindest sah er das so. Holger war ihm wirklich wichtig geworden und er wollte nur das Beste für ihn und seine Zukunft.


So wurde es zur abgemachten Sache, dass Philipp und Holger wieder gemeinsam zum Golfen gingen. Aber erstmal musste er die Massage überstehen, mit der er hoffentlich nicht den Gipfel aller Peinlichkeiten erreichen würde.


Jetzt gerade wollte Philipp auch nur die beste Massage für ihn. „Dann leg dich hin und zieh am besten dein Shirt aus. Hast du was dagegen, wenn ich mich auf deinen Hintern setze?“, er grinste leicht. Holger würde doch sicher nichts dagegen haben, oder? Zumindest wäre es so für ihn am einfachsten.


Die Aufforderung hatte Holger erwartet und doch verunsicherte sie ihn, was womöglich daran lag, dass Philipp sich wirklich auf ihn setzen wollte. Nicht, dass es ihn störte, aber… das Gefühl wäre sicher seltsam. Bloß was würde der wiederum denken, wenn er verneinte? Würde er damit nicht wieder den Anschein erwecken, dass er doch mehr empfand und nicht ganz so viel Körperkontakt wollte?

„Nein“, schüttelte er deshalb den Kopf und entledigte sich noch leicht zögerlich seines Shirts, das er achtlos aufs Bett legte. Danach griff er ein Kissen, auf das er sein Knie betten konnte, bevor er sich selber auf den Bauch legte und ein weiteres Kissen für seinen Kopf heranzog. Es fühlte sich sogar jetzt schon komisch an, wie er hier lag und darauf wartete, dass Philipp ihn endlich anfasste. Dass er nervös war, stand mittlerweile außer Frage. Die Nervosität ließ ihn natürlich verkrampfen, wofür er sich am liebsten ohrfeigen wollte. Naja, Philipp war kein professioneller Physiotherapeut, vielleicht stellte er es gar nicht erst fest.


Philipp wartete also ab bis Holger gemütlich auf dem Bett lag, streifte sich dann die Schuhe von den Füßen und krabbelte über ihn. „Wenn das doch wegen dem Knie nicht geht oder so, sag Bescheid“, bat er und ließ sich auf dem recht ansehnlichen Hintern nieder. Also… wenn er das so als Mann beurteilen müsste.


„Mach ich“, versprach er, konnte sich aber im nächsten Moment gar nicht mehr darauf konzentrieren. Sein Knie war an seinem Körper im Augenblick das kleinste Problem, als der Kapitän sich auf ihm niederließ. Er spürte sein Gewicht auf seinem Hintern und räusperte sich, da es ihm so glatt die Sprache verschlug. Gut, dass er nicht sehen konnte, wie diese Stellung gerade aussah und noch besser, dass Philipp kein Blick auf sein knallrotes Gesicht gewährt wurde. Das war es nämlich. Als würde eine Tomate sein Gesicht darstellen.


Philipp griff nach dem Massageöl und tröpfelte etwas davon auf Holgers Rücken. Damit hatte sich auch die Frage erledigt, ob er ihn vorher die Wirbelsäule entlang küssen würde. Er schmunzelte bei diesem absurden Gedanken. Doch nicht bei Holger. Lieber rieb er seine Hände aneinander, damit sie nicht so kalt waren und verteilte dann das Öl sanft auf dessen Haut.


Kurz zuckte Holger zusammen, als er das kalte Öl auf seiner nackten Haut spürte, seufzte dann aber wohlig als die Wärme von Philipps Händen sich auf seinen Rücken übertrug.


„Und sag, wenn dir was nicht passt oder ich dir wehtue“, merkte der Kapitän auch noch an und begann dann vorsichtig an den Schultern. Die Haut war ziemlich stark und fest, das spürte er. Ganz anders als bei Claudia. So richtig verspannt schien der Innenverteidiger zwar nicht zu sein, aber vielleicht kam ihm das auch nur so vor. Er übte leichten Druck aus während er die Schultern massierte. „Gut so?“


Philipp schien damit anzufangen seine Schultern zu kneten, was er auch richtig gut machte. Er intensivierte den Druck, ließ wieder locker und rieb seine Finger schön an die Haut. Er bekam fast dessen Frage nicht mit, da er zwischen total entspannt und total verkrampft hin und her pendelte. „Ja… sehr sogar“, seufzte er, was aber in Holgers Ohren fast wie ein Stöhnen klang. Panisch riss er seine halbgeschlossenen Augen auf und zog seine Hände verschüchtert etwas näher zusammen. Er durfte sich auf keinen Fall jetzt gehen lassen…


Philipp schmunzelte über den Laut, den Holger da von sich gab. Das klang doch nun wirklich so als würde er das genießen. Das freute ihn, denn immerhin war das ja Sinn der Sache gewesen.


„Du machst das echt gut, sogar ohne Küsse“, witzelte er ablenkend, schmälerte seine Anspannung nur leider nicht. „Kein Wunder, dass deine Frau sie toll findet.“


Allerdings wunderte Philipp sich über den Witz wegen der Küsse. Oder sollte das kein Witz sein? Warum betonte er das überhaupt so? Hätte er doch gerne welche gehabt? Oder war es einfach nur so gemeint und ohne irgendwelche Hintergedanken? Der Kapitän ließ kurz etwas lockerer, ehe ihm auffiel, dass er völlig in Gedanken Holger etwas vernachlässigte. Schnell nahm er die Arbeit wieder konzentrierter auf.
„Aber wehe, du kommst jetzt auch immer an und willst eine haben. Bei dir mache ich das nicht einfach so“, warnte er und versuchte ebenso einen Witz daraus zu machen. „Immerhin sind wir nicht verheiratet, sonst sehe das etwas anders aus.“


Holger wollte etwas erwidern, bis er enttäuscht feststellte, wie gemein die Aussage Philipps eigentlich klang und welch traurigen Beigeschmack sie beinhaltete. Es war dem Blonden schon von vornherein klar, dass es nicht zum Alltag gehörte ihn zu massieren, trotzdem hätte er es anders formulieren können. Aber für Philipp ging es hier nur um das Einlösen der Wettschulden und um sonst nichts. Er wusste nichts von der Bedeutung, die es für Holger hatte, weswegen er sich auch einzureden versuchte, dass es besser so war. Würde Philipp von seinen Gefühlen wissen, war sich Holger im Klaren darüber, dass es niemals zu dieser Massage gekommen wäre, also musste sich der Blonde jetzt auch damit abfinden, dass Philipp diese Berührungen eigentlich egal waren und sie nichts damit zu tun hatten ihn unbedingt zu verwöhnen.

Traurig seufzend starrte er geradeaus und hatte auch nur bedingt wahrgenommen, dass die Griffe des Kapitäns kurzzeitig an Stärke verloren.


Wenn wären sie wohl eh nur zusammen und nicht gleich verheiratet. Philipp kam wieder seine Vermutung in den Sinn und er konnte sich den nächsten Satz einfach nicht verkneifen. „Es sei denn, wir hätten eine Affäre, aber das ist ja auch nicht der Fall.“


„An mir liegts nicht“, murmelte er geistesabwesend zu dessen Kommentar über die Affäre. Wäre das toll, wenn sie eine hätten. Dann konnte er Philipps Anwesenheit genießen, ihn berühren, ihn überall anfassen und ihm einfach Nahe sein. Ohne die Angst, er würde ihn entlarven, da es dem Kapitän ja dann genauso ergehen würde. Alles ein Wunschtraum, der nie genug Potenzial haben würde, um in Erfüllung zu gehen.


Holgers Aussage irritierte ihn etwas. Wie jetzt? An ihm lag es nicht? Er bezog das jetzt aber schon auf die Affäre, oder? Philipp war etwas verwirrt. Damit hatte er dann doch nicht gerechnet. Aber wenn Holger ihm das schon so offen da legte, dann konnte das ja gar nicht stimmen, oder? Als würde er jetzt hier zugeben, dass er in ihn verliebt wäre.


Als Stille einkehrte, fragte Holger sich, was sein Satz jetzt eigentlich sollte. Mit so einer Aussage schnitt er sich doch ins eigene Fleisch!


Philipp ließ von Holgers Schultern ab und strich andächtig seine Seiten hinab, ehe er mit Nachdruck den Rücken wieder rauf strich. Das wiederholte er einige Male, während Holger seine Aussage wohl präzisieren wollte.


„Hm, vielleicht sollte ich mich doch einfach in dich verlieben, dann beginnen wir eine Affäre und ich bekomme immer die Massagen.“

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